
Die Erscheinungen des Auferstandenen
Jerusalem und Galiläa
Noch einmal hören wir heute in den Evangelien von Erscheinungen des Auferstandenen. Bei Lukas ist es die Erscheinung des Auferstandenen vor den Jüngern, die in Jerusalem versammelt sind, bei Johannes aus dem sogenannten Nachtrag zum Evangelium die Erscheinung in Galiläa am See von Tiberias. Zuvor hatte auch Johannes von einer Erscheinung des Auferstandenen in Jerusalem berichtet - wir haben sie vergangenen Sonntag gehört -, die der Schilderung des Lukas sehr ähnlich ist.
Wenn wir die Osterberichte des Johannes lesen, so können wir daraus schließen, dass Johannes mehrere Traditionslinien vorgefunden hat. Das ist zum einen die Erscheinung des Auferstandenen vor den Frauen in Jerusalem. Davon berichten uns alle Evangelisten. Was aber die Erscheinung des Auferstandenen vor den Jüngern betrifft, so berichtet nur Lukas von einer Erscheinung in Jerusalem, während bei Matthäus die Jünger dem Auferstandenen in Galiläa begegnen.
Für Lukas ist Jerusalem von zentraler Bedeutung für das Erlösungswerk Christi und er möchte die Kontinuität zwischen Jesu Tod und dem Entstehen der Kirche am Pfingsttag aufzeigen. Daher finden alle wichtigen Ereignisse in Jerusalem statt, das so zum Zentrum des neuen Gottesvolkes wird. Er blendet die Überlieferung von einer Erscheinung des Auferstandenen in Galiläa aus, weil dies den Leser wohl eher verwirren würde. Das Entscheidende ist ja, dass Jesus den Jüngern erschienen ist, ihnen gezeigt hat, dass er lebt, und ihre Sendung in die Welt bekräftigt hat.
Johannes scheint zunächst ähnlich wie Lukas gedacht zu haben, es gab dann aber doch gewichtige Gründe, dass man in seinem Evangelium die Überlieferung einer Erscheinung in Galiläa nicht übergangen wissen wollte. So ist der grandiose Nachtrag zum Evangelium entstanden, der uns zeigt, wie Jesus seine verschreckten Jünger erneut dort abholt, wo sie stehen.

Am See von Tiberias
Sieben Jünger, Petrus, Thomas, Natanael, Jakobus, Johannes und zwei ungenannte sind nach Galiläa gegangen. Nach Jesu Tod fehlt ihnen zunächst die Perspektive. Wahrscheinlich war es auch die Angst vor der Verfolgung durch die jüdische Obrigkeit, die sie nach Galiläa fliehen ließ. Und sie müssen ja von irgendetwas leben. Warum daher nicht bei dem bleiben, was man gut kann: Fischen. Zumindest von Petrus, Jakobus und Johannes wissen wir sicher, dass sie vor ihrer Berufung Fischer gewesen sind. Da Fischer ein durchaus ehrenwerter Beruf ist, bedeutet es für sie keinerlei Komplikationen, ihn wieder auszuüben. Ihre Familien werden sich ja weiterhin dieser Arbeit gewidmet haben, so dass es auch am nötigen Arbeitszeug nicht mangelt.
Sie sind die ganze Nacht auf dem See, doch ohne Erfolg. Als es Morgen wird, steht jemand am Ufer, ruft ihnen zu, ermuntert sie, es noch einmal zu versuchen und nicht aufzugeben. Das Netz wird übervoll. Da erkennen sie ihn:
Es ist der Herr!
Die Jünger erkannten Jesus zunächst nicht - wie so oft, als der Auferstandene ihnen erschien. Es brauchte Zeichen dafür, dass er es ist, das Brechen des Brotes oder die Erinnerung an ein früheres Erlebnis mit Jesus. Hier ist es die Weisung Jesu, auf sein Wort hin die Netze auszuwerfen - wie damals, am Anfang, als Jesus sie zu Jüngern berufen hat nach jener Nacht, als sie mit leeren Händen von ihrer Arbeit ans Land gerudert sind.
Nie erkennen die Jünger Jesus bei seinen Erscheinungen sofort. Sie halten ihn für den Gärtner, einen Fremden oder einen Geist. Aber sobald eine vertraute Geste ins Spiel kommt - wenn er das Brot bricht, die Jünger auffordert, noch einmal die Netze auszuwerfen, sie mit ihrem Namen anspricht -, wissen seine Freunde, dass er hier bei ihnen ist. Hier rühren Abwesenheit und Anwesenheit aneinander. Den früheren Jesus gibt es nicht mehr. Sie können nicht mehr genau wie früher mit ihm zusammen sein. Der neue Jesus, der auferstandene Herr, ist da, vertraut und nah, näher denn je.
Henri Nouwen
Jesus sorgt sich um die Jünger. Er fragt sie, ob sie etwas zu essen haben. Dabei hat er schon alles, was nötig ist, vorbereitet, ein Feuer, Fisch und Brot. Es ist alles da, und doch will Jesus, dass die Jünger auch selbst etwas beitragen. Ihr überreicher Fang ist ein Geschenk aus Gottes überfließender Gnade.
Kommt her und esst!
Im Mahl entsteht die vertraute Gemeinschaft mit dem Herrn. Doch hier isst er nicht mehr mit ihnen, sondern er teilt aus, gibt sich selbst, wie es von nun an in der Eucharistie geschieht. Wir stehen hier am Übergang von der leiblichen hin zur eucharistischen Mahlgemeinschaft mit dem Herrn. In der Begegnung mit dem Auferstandenen ist nicht mehr seine leibliche und sichtbare Gegenwart entscheidend, sondern seine Gegenwart im Herzen der Glaubenden. Jesus will Herzensgefährte sein, will im Innern eines jeden von uns leben.
Den Jüngern, die sich abmühen und die niedergeschlagen sind, steht Jesus bei. ... Er zeigte sich ihnen aber nicht sofort, sondern wollte zuerst ein Gespräch mit ihnen beginnen und spricht mit ihnen auf menschliche Weise. ... Damit sie aber Ehrfurcht bekämen, gab er ihnen ein Zeichen, durch das sie ihn erkennen sollten. ... Die Jünger aber wagten nicht mehr mit ihm zu sprechen wie zuvor, sondern mit Schweigen und großer Ehrerbietung saßen sie da und blickten auf ihn. Sie sahen auch, dass er eine andere Gestalt hatte, und sie waren dabei so voller Bewunderung und Erstaunen, dass sie ihn nicht fragen wollten. Die Furcht, die aus dem Wissen kam, dass er der Herr war, verbot es ihnen, Fragen zu stellen.
Johannes Chrysostomus
Es ist eine eigenartige Szene, die Johannes uns hier schildert. Und doch geschieht hier etwas ganz Entscheidendes. Die Jünger erkennen den Herrn und sind sich von nun an seiner bleibenden Gegenwart unter ihnen bewusst, einer neuen Gegenwart, die sich von der bisher gewohnten unterscheidet. Das müssen die Jünger realisieren, aber dann gehen sie gestärkt an ihre neue Aufgabe, Zeugen des Auferstandenen zu sein.
Immer, wenn wir Jesus in unser Haus einladen, das heißt in unser Leben mit allen seinen lichten und dunklen Seiten, und ihm den Ehrenplatz bei Tisch zuweisen, nimmt er das Brot und den Becher und gibt sie uns, wobei er sagt: Nehmt und esst, das ist mein Leib. Nehmt und trinkt, das ist mein Blut. Tut dies zu meinem Gedächtnis.
Jesus ist Gott-für-uns, Gott-mit-uns. Jesus ist Gott, der sich selbst vollständig gibt. Jesus hält das, was er besitzt, nicht fest. Er gibt alles, was er geben kann. Esst, trinkt, das ist mein Leib, das ist mein Blut ... das bin ich für euch!
Herr, die Frauen, die den Engel am leeren Grab gesehen haben, eilten in Schrecken und Freude zurück ... Herr, ich weiß nicht, ob ich dich erkennen würde, wie Maria Magdalena, die Apostel und die Emmausjünger dich erkannten. Ist mein Herz fähig, dich zu erkennen? Habe ich Augen zu sehen und Ohren zu hören?
Herr, ich bitte dich, geh nicht achtlos an mir vorüber. Zeige mir dein liebendes Angesicht, lass mich deine tröstende Stimme hören. Komm, Herr, komm, zeige mir dein Angesicht und ziehe mich immer näher hin zu dir. Amen.
Henri Nouwen
Erkennen wir, wie Jesus sich nach uns sehnt, wie er um das Leben eines jeden Sorge trägt? Hören wir seine Stimme, die uns heute wie damals die Jünger einlädt? Wir können ausruhen bei Jesus. Er hat alles vorbereitet, um es uns zu schenken. So selbstverständlich mit Jesus zusammen sein; mich von ihm versorgen zu lassen; einfach beieinander verweilen, keine Worte mehr nötig. Welch ein Glück!
Der überreiche Fischfang
Blicken wir nochmals auf die Jünger im Boot, wie sie plötzlich Jesus am Ufer sehen, ihn aber nicht erkennen. Sie haben nichts gefangen. Wie auch? Wir kennen eine ähnliche Begebenheit, vor ihrer Berufung, als die Jünger schon einmal nichts gefangen hatten, dann Jesus ihr Boot quasi als Predigtkanzel zur Verfügung gestellt hatten und Jesus sie dann nach seiner Rede noch einmal zum Fischen ausgesandt hat (Lk 5,1-11). Damals sind ihre Netze so voll geworden, dass sie zerrissen sind. Doch es sollte nach dem Willen des Herrn ihr letzter Fischfang auf dem Wasser gewesen sein. Von nun an sollten sie Menschenfischer sein. Und was machen sie nun? Sie fahren am Ende doch wieder aufs Wasser. Kein Wunder, dass sie erfolglos sind. Jesus muss ihnen erst wieder zeigen, was ihre eigentliche Aufgabe ist. Jesus weist sie auch diesmal an, ihr Netz nochmals auszuwerfen, und zwar auf der rechten Seite. 153 Fische fangen sie nun und diesmal zerreißt das Netz nicht. Dieser erfolgreiche Fang soll aber nicht zeigen, dass sie doch noch als Fischer taugen, sondern er steht symbolisch für den bevorstehender erfolgreichen Fang als Menschenfischer. 153 soll die Zahl der zur damaligen Zeit bekannten Völker gewesen sein, was dann soviel bedeutet, dass durch die Apostel allen Völkern das Evangelium verkündet wird. Man kann diese Zahl aber auch noch anders deuten. Nimmt man die Zahl Zehn als Symbol der Zehn Gebote des Alten Bundes und die Zahl Sieben als Symbol der Sieben Gaben des Heiligen Geistes im Neuen Bund, so kann man sagen, dass die Zahl 17 all unsere Kraft und unser Handeln vollständig umfasst, weil sie ausdrückt, dass wir als Christen die Gebote des Alten Bundes in der Kraft der Gaben des Heiligen Geistes leben. Die höchsten Tugenden, die alles umfassen, sind aber diese drei: Glaube, Hoffnung und Liebe. Dies zeigt sich in der Zahl 51 (17x3). Dies alles aber geschieht im Glauben an den dreifaltigen Gott, womit wir die Zahl 153 (51x3) erhalten.

Liebst du mich?
Nach dem erfolgreichen Fischfang ist Johannes er erste, der Jesus erkennt. Er sagt es Petrus und dieser zögert nicht, ins Wasser zu springen und zu Jesus zu eilen. Es ist die Liebe, die ihn treibt. Diese Liebe des Petrus, die sich in seinem Sprung ins Wasser und seinem Hineilen zu Jesus zeigt, hinterfragt nun der Herr.
Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?
Dreimal fragt Jesus ihn. Scheint im deutschen Text die Frage dreimal unverändert zu sein, so ist im griechischen Originaltext eine deutliche Veränderung erkennbar. Wir kennen im Deutschen nur ein Wort für Liebe, wir unterscheiden höchstens zwischen einem tiefen Lieben und einem schwächeren lieb haben. Vielleicht kann uns das hier weiterhelfen. Während Jesus Petrus die ersten beiden Male nach dieser tiefen Liebe fragt, kann Petrus immer nur antworten, dass er Jesus lieb hat. Beim dritten Mal geht Jesus auf diese Abschwächung des Petrus ein. Er fragt ihn einfach, ob er ihn lieb hat. Nun kommen Jesus und Petrus in ihren Worten überein.
Jesus verlangt von uns nicht eine Liebe, die das menschliche Maß übersteigt. Jesus möchte, dass wir ihn gerade so lieben, wie es für uns möglich ist, aber er möchte, dass wir unser Bestes geben. Unsere größte Liebe soll dem Herrn gelten und wenn wir uns an ihm ausrichten, so kann unsere Liebe immer mehr wachsen. Dadurch finden wir immer näher zu Gott, der seinem Wesen nach die vollkommene Liebe ist. Unsere Liebe wird einst ihre Vollendung finden, wenn Gott uns aufnimmt in sein Reich, wo wir immer bei ihm sind und ihn schauen, wie er ist, wo wir seine vollkommene Liebe erkennen. Hier auf Erden gilt es für uns trotz unserer Unvollkommenheit ihm mit all unserer Kraft nachzufolgen und seine Zeugen zu sein - aus Liebe.
Ein drittes Mal fragt er und ein drittes Mal verbindet er damit denselben Auftrag. Dadurch zeigt er, wie wichtig es ihm ist, dass seine Schafe einen haben, der sie führt, und er zeigt, dass das das größte Zeichen der Liebe zu ihm ist.
Johannes Chrysostomus
Nachfolge
Jesus musste seine Jünger ein zweites Mal rufen, obwohl sie drei Jahre bei ihm waren, mussten sie noch einiges lernen. Nun aber verstehen sie immer mehr, worauf es ankommt: Immer mit Jesus zu sein. Als er noch lebte, war das nicht schwer. Nun aber müssen sie lernen, dass er auch als der Auferstandene immer bei ihnen ist und dass sie immer bei ihm sein können, auch wenn sie ihn nicht sehen.
Damals wurden die Netze übervoll. Jesus hat ihnen damals gesagt: Ich mache euch zu Menschenfischern. Nun sollen sie hingehen und die Saat des Evangeliums ausstreuen, die reiche Ernte bringt. Die Erfahrung, dass der Herr bei ihnen ist, gibt ihnen den Mut dazu. Sollte es heute anders sein? Vielleicht sind wir ja oft so kleingläubig und wagen es kaum, unseren Glauben zu bezeugen, weil uns diese Erfahrung fehlt, dass der Herr bei uns ist.
Wie bei den Jüngern so ist es auch unsere Lebensaufgabe, Jesus in unserem Herzen einen Platz zu bereiten. Erst wenn wir gelernt haben, bei Jesus zu sein, können wir hinausgehen und seinen Auftrag der Verkündigung erfüllen. Von Jesus können wir Menschen nicht allein durch Worte überzeugen. Wir müssen sie in die lebendige Begegnung mit ihm einführen. Das ist unser Auftrag und die Sendung, die Jesus uns gegeben hat.
Als Johannes sein Evangelium schrieb, wollte er den Menschen zeigen, wer dieser Jesus ist, von dem alle reden. Er wollte keinen Roman über das Leben Jesu schreiben, den man ganz toll findet, unterhaltsam, den man aber sobald man ihn gelesen hat, zur Seite legt und in das Regal stellt. Johannes wollte mit seinem Evangelium vielmehr die Menschen zur Begegnung mit Jesus Christus führen, und durch alle Zeiten hindurch sind die Evangelien die Hinführung zu dieser Begegnung geblieben - bis heute.
Eine besondere Person des Johannesevangeliums ist der Lieblingsjünger - wahrscheinlich Johannes selbst. Er will das, was er selbst mit Jesus erlebt hat, weitergeben. Er ist es, der die Leserin und den Leser an der Hand nimmt und zu Jesus führt. Im letzten Kapitel des Evangeliums ist er es, der als erster Jesus am Ufer erkennt und einen Sturm der Euphorie bei den anderen Jüngern auslöst. Es ist der Herr! Wie dem Petrus, so will er uns allen Jesus zeigen. Jesus ist da, ganz nah, er lebt, habt keine Angst! Lassen wir uns von Johannes Jesus zeigen.
Wo können wir ihn heute erkennen? Die Evangelien führen uns zu Jesus. Wenn wir im stillen Gebet die Worte der Evangelien betrachten, können wir Jesus immer näher kommen, ihm immer ähnlicher werden. Jesus begegnet uns in der Kirche, in der Gemeinschaft der Gläubigen, in der Heiligen Messe. Er begegnet uns aber auch in unserem Alltag, in den Menschen um uns, von denen wir Gutes erfahren, die aber auch unsere Hilfe brauchen. In vielen Ereignissen des Alltags kann ich erkennen, dass der Herr da ist, dass er eine Situation oder Begegnung verwandelt durch seine Gegenwart. Halten wir unsere Augen offen und seien wir wachsam für seine Gegenwart in unserem Leben.
Herr Jesus, öffne unsere Herzen, für Deine Gegenwart. Du bist die Wahrheit. Durch dich ist uns die Wahrheit zum Weg geworden, den wir gehen können und der uns zum Leben führt. Ohne dich sind wir im Dunkel über die wesentlichen Fragen unseres Lebens. Ohne dich sind wir wie Schafe ohne Hirten. Du aber hast uns bei deiner Auffahrt in den Himmel nicht als Waisen zurückgelassen. Deinen Jüngern hast du nicht nur den Auftrag erteilt, die Menschen den rechten Weg zu lehren. Du hast ihnen für alle Zeiten den Heiligen Geist verheißen, der Generation um Generation in die ganze Wahrheit führt. Vom Heiligen Geist geleitet trägt die Gemeinschaft der Jünger - die Kirche - dein Wort durch die Zeiten. In ihr lebt dein Wort; in ihr bleibt es immer Gegenwart und öffnet Zukunft. Hilf uns, dass wir durch das Verkündigungswort der Kirche lernen, alles zu halten, was du geboten hast. Hilf uns, im Wort des Glaubens dich selber zu finden, dich kennen und lieben zu lernen. Hilf uns, Freunde der Wahrheit - deine Freunde, Freunde Gottes zu werden.
Der auferstandene Christus braucht Zeugen, die ihm begegnet sind, Menschen, die ihn durch die Kraft des Heiligen Geistes zutiefst kennen gelernt haben. Menschen, die von ihm Zeugnis geben können, weil sie ihn sozusagen mit eigenen Händen berührt haben.
Benedikt XVI.

Die Leiblichkeit der Auferstehung
Jesus ist den Jüngern nach seiner Auferstehung nicht als Geist erschienen, sondern in einem Leib. Das machen die Berichte über die Erscheinungen des Auferstandenen deutlich. Die Jünger konnten Jesus berühren und er hat vor ihren Augen gegessen. Und doch haben sie Jesus zunächst nicht erkannt. Sein Aussehen muss sich also verändert haben.
Was ist der Leib des Menschen? Er ist zu unterscheiden vom Körper. Als Körper des Menschen können wir seine rein materiellen Bestandteile bezeichnen. Dieser Körper besteht aus verschiedenen Zellen und Stoffen, die von Naturwissenschaft und Medizin eindeutig zu bestimmen sind. Dieser Körper wächst und erneuert sich, wird alt und verwest schließlich einmal im Grab.
Wir können aber über das rein Materielle hinaus auch noch etwas anderes am Menschen erkennen. Oft sagen seine Gesichtszüge sehr viel darüber aus, wie ein Mensch ist, Güte und Herzlichkeit hinterlassen am Aussehen ebenso ihre Spuren wie Hass und Gewalttätigkeit. Auch wenn man einem Menschen in die Augen blickt, kann man darin vieles über das Innere dieses Menschen sehen.
Dies sind nur einige wenige Beispiele dafür, die zeigen, dass der Leib eines Menschen mehr ist als ein biologischer Organismus.
Man kann ihn vielmehr verstehen als den in die menschliche Biographie hineingezogenen 'Körper', der also vom Charakter und der Lebensgeschichte eines Menschen sichtbar geprägt ist.
Medard Kehl
Der Auferstehungsleib ist somit Ausdruck des Wesen eines Menschen in seiner Reinform, unabhängig von allen Einschränkungen und Gebrechen der Körperlichkeit. In ihm ist alles Gute bewahrt, was das Leben eines Menschen geprägt hat. Gott wird das, was Liebe war im Leben eines Menschen, in seiner Güte vollenden. Alles aber, was der Liebe Gottes im Leben eines Menschen nicht gerecht wurde, wird Gott vom Menschen nehmen, wenn er zu dieser Versöhnung mit Gott bereit ist.
Daher zeigt sich Jesus nach seiner Auferstehung den Jüngern in einer verwandelten Gestalt. Viele rein irdische Züge sind an ihm nicht mehr zu erkennen. Alles strahlt von seiner göttlichen Reinheit. Und doch behält er die Wundmale, denn seine Wunden sind Ausdruck seines tiefsten Wesens, sind Zeichen für eine Liebe, die sich selbst treu bleibt bis in den Tod und damit den Tod überwindet.
Auferstehung ist also kein rein geistiges Geschehen. Dies zeigt das leere Grab Jesu ganz deutlich. Jesus hätte den Jüngern nicht als der Auferstandene in einem neuen Leib erscheinen können, wenn gleichzeitig sein alter Leib noch im Grab gelegen hätte. Alles, was vom irdischen Leib noch übrig ist, wird hineinverwandelt werden in den himmlischen Leib.
Jesus ist der Erste der Auferstandenen. Wir Menschen werden ihm folgen, wenn er wiederkommen wird in Herrlichkeit. Dann werden alle Verstorbenen mit dem Auferstehungsleib bekleidet werden. Alles, was von einem Menschen bis dahin noch übrig ist, wird in diesen neuen Leib hineinverwandelt - aber auch wenn keine organische Spur von einem Menschen mehr da ist, kann dieser natürlich auch auferstehen. Alle aber, die an jenem Tage noch leben, werden direkt aus dem irdischen Leib in den himmlischen verwandelt. So schreibt auch der Apostel Paulus, der die baldige Wiederkunft des Herrn erwartet:
Wir werden nicht alle entschlafen, aber wir werden alle verwandelt werden. (1Kor 15,51)
Dann erfüllt sich die Hoffnung des Menschen auf die endgültige Überwindung von Vergänglichkeit und Sterblichkeit, von Begrenztheit und Gebrechlichkeit. Dann werden wir in einem neuen Leib in ewiger Freude vor Gottes Angesicht leben. Die Auferstehung Jesu ist Garant dafür, dass diese Hoffnung kein trügerischer Schein sondern reale Gewissheit ist.

Petrusbrief - Erfahrung des Heils
Und wenn ihr den als Vater anruft, der jeden ohne Ansehen der Person nach seinem Tun beurteilt, dann führt auch, solange ihr in der Fremde seid, ein Leben in Gottesfurcht. Ihr wisst, dass ihr aus eurer sinnlosen, von den Vätern ererbten Lebensweise nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft wurdet, nicht um Silber oder Gold, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel. Er war schon vor der Erschaffung der Welt dazu ausersehen und euretwegen ist er am Ende der Zeiten erschienen. Durch ihn seid ihr zum Glauben an Gott gekommen, der ihn von den Toten auferweckt und ihm die Herrlichkeit gegeben hat, sodass ihr an Gott glauben und auf ihn hoffen könnt. (1Petr 1,17-21)
Der Erste Petrusbrief möchte die Gläubigen dazu ermutigen, in der sie umgebenden Bedrängnis ein Leben aus der Freude der Auferstehung zu führen. Versuchen wir uns einmal, in diese Situation hineinzuversetzen. Es war für die Gläubigen damals ein großer Schritt, Christen zu werden. Was christliches Leben bedeutet, war damals dem Großteil der Bevölkerung ziemlich unbekannt. Zudem war der Zutritt zu den christlichen Gottesdiensten nur den Getauften gestattet. Wir können uns gut vorstellen, dass damals viele unschöne Gerüchte über die Christen im Umlauf waren.
Und dann schließt sich einer dieser verdächtigen Gemeinschaft an. Was hat die Menschen damals dazu bewogen, Christen zu werden? Christ werden, das bedeutete damals auch, Außenseiter zu sein, nicht mehr an den großen öffentlichen Festlichkeiten teilnehmen zu dürfen, ein weitgehend enthaltsames Leben zu führen. Wer möchte so etwas freiwillig tun?
Es war die Sehnsucht nach dem Heil, das viele dazu veranlasst hat, Christen zu werden. Sie haben erkannt, dass irdischer Reichtum nicht glücklich macht, dass die heidnischen Götter und auch die modernen Kulte letztlich kein Heil bringen können. Sie waren enttäuscht von dem ausschweifenden Leben der Großstädte, von der Oberflächlichkeit und Verschwendung, aber auch von der Gier und der Brutalität, die dort herrschten.
Die Christen waren anders. Sie bildeten eine wirkliche Gemeinschaft, in der soziale Unterschiede nicht zählten, in der man sich aufeinander verlassen konnte und die vor allem auch eines kannte: einen Gott, der die Menschen liebt, der die Menschen von Schuld befreit, der dafür aber keine Opfer verlangt, wie andere Götter, sondern der sich selbst geopfert hat für das Heil der Menschen. Einen Gott, der sich "Vater" nennen lässt, nicht ein Vater wie Zeus, der launisch und brutal ist, sondern ein liebender Vater, der für seine Kinder sorgt.
Und dieser Vater hat in seiner Liebe seinen Sohn auf die Erde gesandt, der sich geopfert hat für das Heil der Menschen, der sich geopfert hat, wie ein Lamm, nicht wie ein mächtiger Stier. Gottes Sohn kam friedlich wie ein Lamm auf die Welt, ein Lamm, das keinem etwas zuleide tut, ein Lamm, rein und ohne Makel, ein Lamm, das in seinem ganzen Sein die Liebe verkörpert, Liebe ohne Machtgelüste, ohne Falschheit, ohne Lüge. Die Heiligkeit und Liebe dieses Gottes hat die Menschen dazu veranlasst, sich denen anzuschließen, die an diesen Gott glauben und selbst ein neues Leben anzufangen, ein Leben, in dem sie selbst bereit sind, diese unverfälschte Liebe zu leben.
Der Wahrheit gehorsam, habt ihr euer Herz rein gemacht für eine aufrichtige Bruderliebe; darum hört nicht auf, einander von Herzen zu lieben. Ihr seid neu geboren worden, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen: aus Gottes Wort, das lebt und das bleibt. Denn alles Sterbliche ist wie Gras und all seine Schönheit ist wie die Blume im Gras. Das Gras verdorrt und die Blume verwelkt, doch das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit. Dieses Wort ist das Evangelium, das euch verkündet worden ist. (1Petr 1,22-25)
Die unverfälschte Liebe soll das Kennzeichen der Christen sein. Das hat Jesus Christus verkündet. Die Liebe ist die Botschaft Gottes an uns Menschen und diese Liebe ist unvergänglich. Alles Irdische vergeht, wie Gras, das verdorrt. Irdischer Reichtum vergeht, irdische Freuden sind begrenzt. Worauf also kann ich mein Leben bauen? Was ist der Sinn des Lebens? Ist das Leben nicht doch letztlich sinnlos? Soll ich dann nicht doch die irdischen Freuden genießen, solange ich kann? Soll ich irdischen Reichtum anhäufen, soviel wie mir möglich ist?
Oder gib es diesen Gott, der das unvergängliche Glück für mich bereithält, ein Glück, das ich nie erreichen kann, selbst wenn ich alle irdischen Freuden maximal auskoste? Gibt es etwas Unvergängliches, für das es sich lohnt, auf das Vergängliche zu verzichten, eine unvergängliche Freude, um derentwillen ich die vergänglichen Freuden gering achte, ein ewiges Heil, für das ich jetzt sogar Bedrängnisse auf mich nehme?
Die Erfahrung, diesem Gott begegnet zu sein, ihn nicht nur von den Erzählungen anderer zu kennen, sondern selbst die Erfahrung zu machen: ja, es gibt diesen Gott, der mich liebt, der mich erlöst hat, der mir das Heil schenkt und mich in seine Nähe ruft, das war die Kraft, die die Menschen damals veranlasst hat, Christen zu werden und im Namen Jesu Christi auch Leiden und Bedrängnisse auf sich zu nehmen. Diese Erfahrung ist auch heute möglich.
Mein Vater,
ich überlasse mich dir,
mach mit mir, was dir gefällt.
Was du auch mit mir tun magst, ich danke dir.
Zu allem bin ich bereit, alles nehme ich an.
Wenn nur dein Wille sich an mir erfüllt
und an allen deinen Geschöpfen,
so ersehne ich weiter nichts, mein Gott.
In deine Hände lege ich meine Seele.
Ich gebe sie dir, mein Gott,
mit der ganze Liebe meines Herzens,
weil ich dich liebe,
und weil diese Liebe mich treibt,
mich dir hinzugeben,
mich in deine Hände zu legen,
ohne Maß,
mit einem grenzenlosen Vertrauen;
denn du bist mein Vater.
(Charles de Foucauld)

Handfeste Beweise
Die Berichte über die Erscheinungen des Auferstandenen sollen vor allem eines deutlich machen: Die Auferstehung Jesu ist keine klug ausgedachte Geschichte der Jünger, damit die "Sache Jesu" irgendwie weiter geht. Sie ist tatsächlich geschehen. Mehrere voneinander unabhängige Zeugen haben an verschiedenen Orten den auferstandenen Herrn gesehen und haben ihn zweifelsfrei erkannt.
Für die Jünger war es zunächst nicht klar, wie es nach Jesu Tod weitergehen wird, für sie war die Auferstehung nicht selbstverständlich. Sie verkrochen sich ängstlich hinter verschlossen Türen und waren zunächst einmal überrascht, als plötzlich der Auferstandene vor ihnen stand. Sie konnten es erst nicht glauben, aber dann lieferte ihnen Jesus handfeste Beweise dafür, dass er es ist und dass er lebt.
Jesus macht den Jüngern deutlich: Ich bin es wirklich, ich bin kein Geist. Lasst keine Zweifel aufkommen, fasst mich an und begreift, kein Geist hat Fleisch und Knochen wie ihr es bei mir seht! Und als sie immer noch zweifeln, isst er vor ihren Augen. Die Jünger sollen greifen und be-greifen: Ja, es ist der Herr! Jesus will sie von einem ungläubigen Schauen zu einem gläubigen Nicht-schauen führen, denn erst wer die Auferstehung begriffen hat, kann Jesu verborgene Gegenwart durch alle Zeiten hindurch erkennen.
Jesus will den Jüngern helfen, ihre Zweifel zu überwinden. Sie können sagen: Jesus lebt wirklich, wir haben ihn berührt, er hat vor unseren Augen gegessen. Nur wer wirklich erfahren hat, dass Jesus lebt, kann seinen Auftrag erfüllen, Zeuge der Auferstehung zu sein. Oder sagen wir es anders: Wer Jesus als dem Auferstandenen begegnet ist, kann nicht mehr leben, wie bisher. Die Gewissheit, dass Jesus lebt und dass in ihm das Leben ist, treibt uns an, diese Freude allen Menschen zu verkünden.
Herr Jesus, lass auch mich begreifen, dass du lebst. Lass mich ganz von dem Glauben an deine Auferstehung ergriffen sein und lass mich anderen davon voller Freude berichten. Lass mein ganzes Leben ein Zeugnis dafür sein, dass du lebst!

Nach dem Abstieg in das Totenreich und der Auferstehung von den Toten, kehrten die Jünger zu ihrer Tätigkeit zurück, zurück zu ihren Schiffen und Netzen. Sie waren traurig ob deines Weggehens, Christus, was verständlich ist. Doch sie taten keinen Fang. Du aber, Heiland, erscheinst als Gebieter des Alls und befiehlst, die Netze nach der rechten Seide auszuwerfen. Das Wort wurde befolgt und groß war die Menge der Fische, unerwartet aber das Mahl, das ihnen bereitet am Land. Wie die Jünger daran teilnahmen, so würdige auch uns jetzt teilzuhaben in geistlicher Freude, menschenliebender Herr!
Du zeigtest dich deinen Jüngern, Erlöser, nach Deiner Auferstehung, und hast den Simon beauftragt, deine Schafe zu weiden. Von seiner Liebe hast du die Sorge um die Herde gefordert. Deshalb sagtest du: Wenn du mich liebst, Petrus, weide meine Lämmer, weide meine Schafe! Dieser bewies sogleich seine Liebe und fragte wegen des anderen Jüngers. Auf ihre Fürbitten, Christus, bewahre Deine Herde vor den Wölfen, die sie verderben wollen.
Gebet der Ostkirche