Osterzeit

Christi Himmelfahrt

1.Lesung

Apg 1,1-11

Im ersten Buch, lieber Theophilus, habe ich über alles berichtet, was Jesus getan und gelehrt hat, bis zu dem Tag, an dem er (in den Himmel) aufgenommen wurde. Vorher hat er durch den Heiligen Geist den Aposteln, die er sich erwählt hatte, Anweisungen gegeben. Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen.
Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt. Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft.
Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?
Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.
Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.

2.Lesung

Eph 1,17-23

Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihr ihn erkennt. Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt und wie überragend groß seine Macht sich an uns, den Gläubigen, erweist durch das Wirken seiner Kraft und Stärke.
Er hat sie an Christus erwiesen, den er von den Toten auferweckt und im Himmel auf den Platz zu seiner Rechten erhoben hat, hoch über alle Fürsten und Gewalten, Mächte und Herrschaften und über jeden Namen, der nicht nur in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen genannt wird.
Alles hat er ihm zu Füßen gelegt und ihn, der als Haupt alles überragt, über die Kirche gesetzt. Sie ist sein Leib und wird von ihm erfüllt, der das All ganz und gar beherrscht.

Evangelium A

Mt 28,16-20

In jener Zeit gingen die elf Jünger nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel.
Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde.
Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss:
Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

Evangelium B

Mk 16,15-20

Dann sagte er zu ihnen: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.
Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden.
Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.
Sie aber zogen aus und predigten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte die Verkündigung durch die Zeichen, die er geschehen ließ.

Evangelium C

Lk 24,46-53

Er sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden.
Ihr seid Zeugen dafür.
Und ich werde die Gabe, die mein Vater verheißen hat, zu euch herabsenden. Bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet.
Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor ihm nieder.
Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück.
Und sie waren immer im Tempel und priesen Gott.
Himmelfahrt

Das Fest Christi Himmelfahrt

Christi Himmelfahrt ist bei näherem Betrachten ein verwirrendes Fest. Diese Aussage mag viele verwundern. Lukas berichtet uns doch in der Apostelgeschichte davon, dass Jesus vierzig Tage nach seiner Auferstehung in den Himmel aufgefahren ist. Doch bereits bei Lukas finden wir zwei verschiedene Darstellungen dieses Ereignisses, eine im Evangelium und eine in der Apostelgeschichte. Nur in der Apostelgeschichte berichtet er von Engeln, die den verdutzen Jüngern einen Zuspruch erteilen.
Bei Lukas findet die Himmelfahrt in nächster Umgebung zu Jerusalem statt, auf dem Weg nach Betanien, wie es im Evangelium heißt, bzw. am Ölberg nach der Schilderung der Apostelgeschichte. Das ist kein Widerspruch, der Weg nach Betanien führt über den Ölberg. Wenn wir genau hinsehen, erkennen wir, dass Lukas alle Ereignisse um die Auferstehung Jesu in Jerusalem und dessen nächster Umgebung ansiedelt. Hier ist Jesus gestorben und begraben worden, hier ist er auferstanden und den Jüngern erschienen. Lukas zeichnet eine kontinuierliche Linie, die vom Abendmahlssaal, in dem Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendendmahl gefeiert hat, hin zur Entstehung der Kirche führt. In eben diesem Abendmahlssaal versammeln sich die Jünger nach Jesu Tod und Auferstehung, hier beten sie gemeinsam mit Maria und bereiten sich auf die Sendung des Heiligen Geistes an Pfingsten vor.
Anders bei Matthäus. Hier erscheint Jesus den Jüngern in Galiläa. Dorthin sind sie nach Jesu Tod geflohen, bzw. auf ausdrücklichen Wunsch Jesu hingegangen. Er sagt zu den Frauen am leeren Grab, dass er den Jüngern vorausgeht nach Galiläa und sie ihn dort sehen werden. Auf einem Berg in Galiläa, der genau so wenig wie das nach Lukas bei Jerusalem gelegene Emmaus genau lokalisiert werden kann, findet dann die letzte Erscheinung des Auferstandenen statt. Johannes kennt beide Traditionen bezüglich der Erscheinungen des Auferstandenen. Er erscheint den Jüngern in Jerusalem und in Galiläa am See von Tiberias. Von einem Ereignis, das der Himmelfahrt Jesu entspricht, berichtet Johannes nicht.
Wir finden hier also mehrere Überlieferungslinien vor, mündliche Erzählungen, die die Evangelisten nicht eigenmächtig harmonisieren wollten. Da die Berichte des Lukas in seinem Evangelium und in der Apostelgeschichte ausführlicher sind, wird oft der Ölberg als Ort der Himmelfahrt Jesu genannt. Dorthin fanden im 4. Jahrhundert von Jerusalem aus auch Prozessionen statt, als man anfing, das Fest Christi Himmelfahrt als eigenständigen Festtag zu begehen.
Doch mit der eindeutigen Lokalisierung und historisierenden Feier dieses Tages traten auch erste Missverständnisse zutage. Hat man bis ins 4. Jahrhundert hinein der Himmelfahrt Jesu am Pfingsttag gedacht und sie in engem Zusammenhang mit der Sendung des Heiligen Geistes gesehen, so bildete die Feier von Christi Himmelfahrt am 40. Tag nach Ostern einen Einschnitt in die fünfzigtägige Feier der Osterzeit. Sollte diese Osterzeit ursprünglich wie ein festlicher Tag in der Freude über die Auferstehung des Herrn gefeiert werden, so wurde diese Feier der Auferstehung fortan auf vierzig Tage begrenzt und die Tage zwischen Himmelfahrt und Pfingsten wurden als Tage der Vorbereitung auf die Herabkunft des Heiligen Geistes am Pfingstfest gesehen.
Bald entstand ein reiches Brauchtum zum Fest Christi Himmelfahrt. Prozessionen wurden an diesem Festtag abgehalten und in vielen Kirchen entschwindet die Statue des Auferstandenen vor den Augen der Gläubigen in die Höhe des Kirchenraumes. Vor allem im ländlichen Bereich haben sich bis heute die Bittprozessionen an den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt erhalten. Die Tradition der Bittprozessionen ist sehr alt. Sie ist im fünften Jahrhundert in Gallien entstanden, wo die Prozessionen zur Bitte um Schutz vor Naturkatastrophen und Missernten abgehalten wurden. Zu Beginn des achten Jahrhunderts führte man sie in Rom ein. In einem vatikanischen Text heißt es: "An den Bitt- und Quatembertagen betet die Kirche für die mannigfachen menschlichen Anliegen, besonders für die Früchte der Erde und das menschliche Schaffen."
Heute ist vielen das Fest Christi Himmelfahrt verweltlicht nur mehr als Vatertag bekannt. Der Feiertag beschert einen freien Tag unter der Woche (und wenn man Glück hat sogar ein langes Wochenende) und ist zu einem beliebten Tag für Ausflüge geworden.
Vor allem im Westen hat man das Fest Christi Himmelfahrt oft als Feier des Heimgangs Jesu zum Vater missverstanden. Jesus entzieht sich den Blicken der Jünger, wie die barocke Figur des Auferstandenen, die im Kirchendach verschwindet. Aber warum sollten die Jünger fröhlich sein, wenn Jesus sie verlässt? Nicht so sehr der Weggang Jesu steht also im Zentrum dieses Festes, sondern dessen bleibende Gegenwart, die er den Jüngern verheißen hat. Es ist auch das Fest der Erhöhung der menschlichen Natur, denn Jesus Christus kehrt anders zum Vater zurück, als er von dort ausgegangen ist. Er kehrt zurück als Gott und Mensch.

Was ist nun das für ein Fest? Es ist ein großes und herrliches Fest, meine Geliebten, das den menschlichen Verstand übersteigt, würdig der großen Freigebigkeit dessen, der es geschaffen hat. Denn heute ist das Menschengeschlecht mit Gott ausgesöhnt, heute die lange Feindschaft beendigt worden und der langwierige Krieg zum Abschluss gekommen; ein bewunderungswürdiger Friede, ein Friede, den wir früher nie zu hoffen gewagt, ist wiedergekehrt. Denn wer hätte wohl Hoffnung gehabt, dass sich Gott je mit dem Menschen wieder versöhne? ... Unser Geschlecht wandelte früher so schlimm, dass es selbst die Erde zu verlieren in Gefahr stand; und dennoch wurden wir, die wir der Erde unwürdig waren, heute in den Himmel erhoben; die wir nicht einmal der Herrschaft hienieden wert sind, steigen heute zum Himmel empor, ja selbst über den Himmel hinauf und nehmen dort den Herrscherthron ein, und die Kreatur, um derentwillen die Cherubim das Paradies bewachten, sitzt heute über dem Cherubim. (Johannes Chrysostomus)

In einem Gebet der Ostkirche heißt es:

Auf zum Vater steigt Christus empor
stellt vor ihn unsere menschliche Natur
die er annahm für uns.

Wie du selbst es gewollt, wurdest du geboren,
du bist erschienen, wie du selbst es beschlossen hast,
und hast gelitten als Mensch.

Doch als Gott standest du auf,
und stiegst zu den Himmeln in Herrlichkeit empor.
Du führtest der Menschen Natur hinauf,
und schmücktest sie mit Herrlichkeit.

Nachdem du für uns die Heilsordnung erfüllt
und das Irdische mit dem Himmlischen vereint hast,
bist du aufgefahren in Herrlichkeit, Christus, unser Gott.

Ohne uns zu verlassen, ungetrennt,
rufst du denen, die dich lieben zu:
Ich bin mit euch, und niemand kann gegen euch sein!
Himmelfahrt

Die bleibende Nähe des Herrn

Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. (Mt 28,20b)

Diese Zusage des Auferstandenen steht am Schluss des Matthäus-Evangeliums als zentrale Aussage des kurzen Berichtes dieses Evangeliums von der Himmelfahrt Jesu. Jesus kehrt zurück zum Vater, während seine Jünger auf der Erde bleiben, aber dennoch verlässt er sie nicht. Durch seine Auferstehung und Himmelfahrt wird eine neue Form seiner Gegenwart in dieser Welt möglich.

Jesus lebte zu einer bestimmten Zeit in einem ganz bestimmten Gebiet bei ganz bestimmten Menschen. Aber durch seinen Tod hindurch durchbrach er diese Grenzen von Zeit und Raum. Er wurde für alle Menschen der Jesus, der kam, um einen Bund mit der Menschheit zu schließen. Dieser Bundesschluss wurde durch seinen Tod sichtbar. ... Das Geheimnis des Kreuzes und das Kreuz ist der Ort, von dem her alle Energie aufbricht und Jesus zum Liebhaber aller Menschen wird. (Henry Nouwen)

Von daher ist auch das Kreuz zum Kennzeichen der Christen geworden und nicht ein irgendwie geartetes Symbol der Auferstehung. Das Kreuz ist Zeichen des Lebens und Zeichen der bleibenden Gegenwart des Herrn, mit unserer Hand machen wir das Zeichen des Kreuzes über unserem Leib und bekennen so die Gegenwart des Auferstandenen. Das letzte Wort des Herrn aus dem Matthäus-Evangelium soll so zum Leitwort unseres Lebens werden:
Ich bin bei euch - fürchtet euch nicht!

Jesus Christus kehrt zurück in die Herrlichkeit des Vaters und bleibt doch uns Menschen nahe. Er entledigt sich nicht der Menschheit, er streift sie nicht ab, wie ein lästiges Gewand, sondern hebt sie empor zum Vater. So wird die menschliche Natur der göttlichen Herrlichkeit teilhaftig. Hier beginnt, was sich einst am ganzen Kosmos vollenden wird: die Rückführung der von Gott getrennten Schöpfung. Daher empfinden wir keinen traurigen Abschied vom Herrn, sondern stellen uns vielmehr in freudiger Erwartung auf die verheißene Sendung des Heiligen Geistes ein.

Der Herr wurde aufgenommen in den Himmel, damit er der Welt den Tröster Geist sende. Die Himmel haben seinen Thron bereitet, die Engel staunen, da sie einen Menschen über sich sehen. Vom väterlichen Herzen warst du nicht getrennt, liebster Jesus, und hast den Erdenbewohnern dich doch als Mensch zugesellt. Heute wurdest du aufgenommen in Herrlichkeit, und damit hast du auch unsere Natur erhöht. Du sitzt auf gleichem Thron mit dem Vater. Alle Mächte erschraken und preisen deine Liebe zu den Menschen und auch wir preisen dein großes Erbarmen, das uns wiederfahren. (Gebet der Ostkirche)
Himmelfahrt

Die Berichte des Lukas (Lk 24,50-53, Apg 1,9-11)

Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor ihm nieder. (Lk 24,50-52a)

Nachdem Jesus als der Auferstandene seinen Jüngern erschienen ist und ihnen alles gesagt hat, was zu sagen war, geht er mit ihnen hinaus zum Ölberg in Richtung Betanien. Diesen Weg sind sie oft gemeinsam gegangen. Nun ist es das letzte Mal, dass Jesus leiblich diesen Weg mit ihnen geht. Dort wird er ihren Blicken entzogen. In der Apostelgeschichte wird Lukas dieses Ereignis durch das Erscheinen von Engeln noch weiter ausschmücken.
Die letzte Geste Jesu ist die des Segens. Segnend hält er seine Hände über den Jüngern, als er zum Himmel erhoben wird. Dieser Segen Jesu wird ein Segen ohne Ende sein, denn seine Segenshände wird er nun von seinem Platz bei Vater im Himmel immer über seine Jünger halten.
Jesus wird vor den Augen der Jünger in den Himmel erhoben. Das bedeutet nicht, dass Jesus als eine Art Superman der Antike in die Lüfte geflogen ist. Sicher, die Jünger haben vor Staunen den Mund nicht mehr zubekommen und mussten erst wieder in die Realität zurückgeholt werden. Aber es ist nicht das Wunder eines fliegenden Jesus, das es heute zu bestaunen gilt.
Was uns an Christi Himmelfahrt auch heute noch zum Staunen bringen kann, ist die Ehre, die Gott dem Menschen erweist. In Jesus Christus ist Gott wirklich als Mensch geboren worden und hat als Mensch gelebt. Bei seiner Himmelfahrt nimmt Jesus nun auch dieses Menschsein von der Erde mit in den Himmel hinauf.
Jesus, Gottes Sohn und Bruder der Menschen, kehrt mit unserer menschlichen Natur in Gottes Herrlichkeit zurück! Nun ist Gott nicht mehr nur der Freund des Menschen aus der Ferne, sondern das Menschliche ist ihm ganz nah, ist direkt am "Herzen Gottes", ist mit Christus in die Mitte der Göttlichkeit erhoben.
Es gibt jetzt keinen Gegensatz mehr zwischen Mensch und Gott. Nun hat Gott endgültig einen Weg geöffnet für die innige Gemeinschaft mit dem Menschen, nach der er sich schon seit der Schöpfung sehnt. Warum zögern wir noch? Staunen wir über die Wunder, die Gott uns bereitet und treten wir ein in die Gemeinschaft mit ihm!

Christus wurde zum Himmel emporgehoben (Lk 24,51). - Mancher wird vielleicht sagen: Was geht das mich an? Es geht dich an, weil auch du in ähnlicher Weise in die Wolken emporgehoben werden wirst, denn dein Leib ist von derselben Natur wie seiner. Es wird also auch dein Leib so beweglich werden, dass er durch die Lüfte gehen kann; denn wir das Haupt, so auch der Leib. Wie der Anfang, so auch das Ende. Sieh aber, wie sehr du geehrt bist durch diesen Anfang. Der Mensch war das niedrigste der geistigen Geschöpfe. Aber die Füße sind Haupt geworden, sie sind erhoben zu königlichem Sitz in ihrem Haupt. (Johannes Chrysostomus)
Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. Und sie waren immer im Tempel und priesen Gott. (Lk 24,52b-53)
Plötzlich ist der Schock überwunden. Die Herzen der Jünger sind aufgegangen. Sie haben erfahren, dass das Entschwinden Jesu nicht das Ende war, sondern der Anbruch einer neuen Zeit, in der es gilt, die Freude und das Glück, das sie mit Jesus erfahren haben, als er noch unter ihnen lebte, weiterzugeben, damit alle Welt es hören kann.
Die Jünger haben eine neue Perspektive erfahren. Jesus ist zwar nicht mehr unter ihnen, er ist aber auch nicht in einen fernen Himmel entschwunden. Jesus lebt, er ist mitten unter uns! Von der Liebe gedrängt, wie er in die Welt hinabgestiegen ist, steigt der wunderbar verherrlichte Sohn hinauf zum Vater, gezogen von dessen allmächtiger Liebe.
Das Zeichen der Erlösung, das Kreuz, das der Engel bei der Menschwerdung zu Maria gebracht hat, bringt der Erstgeborene von den Toten heim zum Vater als Zeichen seines Sieges. Das Evangelium, das Jesus in die Welt getragen hat und vor seiner Himmelfahrt den Aposteln übergab, tragen diese nun in ihrem Herzen. Den Jüngern voran vertraut seine Mutter, allen Glaubenden als Mutter hinterlassen, dem Wort Jesu: "Wenn ich über die Erde erhöht bin, werde ich alle zu mir ziehen" (Joh 12,32). Sie lieben ihn, auch wenn sie ihn nicht mehr sehen, und beten voll Sehnsucht: "Amen. Komm, Herr Jesus!" (Offb 22,20).
(Hans Urs von Balthasar)
Himmelfahrt

Christi Himmelfahrt, Zeit des Aufbruchs

Vierzig Tage blieben den Jüngern noch mit dem Herrn, dann hat er sie in seiner leiblichen Präsenz verlassen und ist in den Himmel aufgefahren. Sie schauten unverwandt zum Himmel, bis Engel sie aus ihrer Starre rissen:

Ihr Männer von Galiläa, was schaut ihr zum Himmel empor? Dieser Jesus, der vor euch in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen. Halleluja! (vgl. Apg 1,11)

Die Jünger brauchen diesen Zuspruch. Auch wir brauchen oft jemanden, der uns ein Zeichen gibt, wohin wir gehen können, jemanden, der uns Mut macht. Es ist wunderbar zu sehen, wie Jesus für seine Jünger sorgt, wie er sich sorgt um die Kirche, wie er den Menschen Kraft gibt für ihren Weg, wie es immer weitergeht, auch wenn die Menschen zunächst nicht wissen, wie. Gott hat einen Plan. Das soll uns Mut machen, dass wir nicht verzagen, auch wenn es uns manchmal geht wie den Jüngern am Himmelfahrtstag, als sie noch lange in den Himmel schauten, dorthin, wo Jesus vor ihren Augen aufgefahren war und sich fragten: Wie geht es weiter? Es geht weiter. Wir sehen es. An Pfingsten geschah etwas für die Jünger ganz Unerwartetes. Gott macht mehr für uns, als wir uns vorstellen können, wenn wir nur bereit sind für ihn.
Nicht zum Himmel aufzublicken gilt es jetzt, sondern auf das zu blicken, was der Alltag dieser Welt ist. Nun gilt es, Jesus Christus unter den Menschen zu verkündigen in Wort und Tat. Und doch sind die Jünger dabei nicht allein, Jesus Christus bleibt unter ihnen und sendet ihnen den Heiligen Geist.
In die Ferne blicken, dieser Verführung unterliegen auch wir oft. Wir schauen zurück, wo es vermeintlich bessere Zeiten gab, oder wir schauen in die Zukunft, in der wir alles besser machen wollen. Doch jetzt im Augenblick, da sind wir starr und können nichts tun, lassen an uns geschehen, was ist, lassen uns treiben – Herr sende auch uns den Engel, der uns aufrüttelt!
Die Zeiten ändern sich, heute schneller denn je. Unsere Gesellschaft ist im Umbruch und auch die Kirche. Wir sind mitten in einem Wandel der Generationen. Die Menschen der Nachkriegszeit verlassen langsam die Bühne des Geschehens. Der technische Fortschritt geht rasant voran. Wir bedienen uns ganz selbstverständlich neuer Medien, von denen man vor 25 Jahren nur träumen konnte.
Es ist die Herausforderung an uns, in jeder Zeit so zu leben, wie es die Umstände der Zeit erfordern. Die Jünger konnten nicht ewig mit dem irdischen Jesus zusammen leben. Die junge Kirche hat sich ausgebreitet. Es sind feste Strukturen gewachsen, doch auch diese sind im Wandel. Wir können nicht sagen, dass es ein Idealbild der Kirche gibt, das einmal erreicht, für alle Zeiten unverändert beizubehalten ist.
Neue Zeiten erfordern neue Ideen, neue Strukturen. Das Leben ist immer wieder neu. Das heißt nicht, dass man alles, was alt ist, über Bord werfen soll, jedes Mal das Rad neu erfinden muss. Das Gute soll bleiben. Aber man braucht den Mut, sich von dem zu trennen, was nicht mehr zeitgemäß ist. Sonst läuft man die Gefahr, wie ein Geschäft Pleite zu gehen, das die Modernisierung verpasst hat und nur noch Ladenhüter im Schaufenster hat, für die sich außer einigen Sammlern kein Mensch mehr interessiert.
Natürlich ist es nicht immer leicht, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Vielleicht ist das sogar das schwerste im Leben. Es passieren Fehler, aus denen man aber lernen kann, wenn man den Mut hat, dazu zu stehen. Schlimmer ist es, aus Angst vor Fehlern gar nichts zu tun, wie der Mann im Gleichnis, der sein Talent vergraben hat. Das hat ihm aber nichts genützt, denn es wurde ihm am Ende doch weggenommen.
Christi Himmelfahrt ist für mich das Fest des Aufbruchs. Es ist Zeit für etwas Neues. Doch jeder Aufbruch muss auch gut überlegt sein. Die Apostel sind nicht gleich Hals über Kopf in die Welt hinaus gestürmt. Sie haben sich in Jerusalem versammelt, jedoch nicht, um ein Seminar abzuhalten über Mission mit klugen Sprüchen, an die sich am Ende eh keiner hält. Sie haben vielmehr gebetet, haben sich inspirieren lassen im wahrsten Sinne des Wortes. Sie haben mit Maria im Gebet geduldig ausgeharrt, bis der Heilige Geist über sie kam. Der Heilige Geist hat ihnen den Weg gezeigt, hat sie hinausgeführt, ihnen die passenden Worte eingegeben und die Menschen zu ihnen geführt, die gerettet werden sollten.

Ich habe ein schönes Gebet gefunden, in dem dieser Gedanke des Aufbruchs zum Ausdruck kommt:

Es wachse in dir der Mut,
dich einzulassen auf dieses Leben
mit all seinen Widersprüchen und
mit all seiner Unvollkommenheit.

Dass du beides vermagst,
kämpfen und geschehen lassen,
ausharren und aufbrechen,
nehmen und entbehren.

Es wachse dir der Mut,
dich liebevoll wahrzunehmen,
dich einzulassen auf andere Menschen,
und sie teilhaben zu lassen,
an dem, was du bist und hast.

Sei gesegnet, du und
mit dir die Menschen, die zu dir gehören,
dass ihr inmitten dieser unbegreiflichen Welt
den Reichtum des Lebens erfahrt.

Amen.

Himmelfahrt

Gottes machtvolle Gegenwart (Eph 1,17-23)

17Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihr ihn erkennt.

Paulus schließt das erste Kapitel des Briefes an die Epheser mit einem Gebet. Darin zeigt er uns Christus als den erhöhten Herrn, der zur Rechten des Vaters thront. Als Glaubende haben wir Anteil daran und sind erfüllt von Gottes Gegenwart. Die Kirche hat diesen Text als Lesung zum Fest Christi Himmelfahrt ausgewählt, weil darin das Geheimnis, das wir an diesem Tag feiern, deutlich wird.
Zunächst bittet Paulus für die Gläubigen um den Heiligen Geist. Nur im Heiligen Geist können wir dieses Geheimnis erkennen. Er lehrt die Glaubenden, führt sie in die Wahrheit ein und öffnet ihre Herzen für die Erkenntnis Jesu Christi, die alle Einsicht des Verstandes übersteigt. So hat schon Christus selbst seine Jünger gelehrt, dass er ihnen den Heiligen Geist senden wird, wenn er zurück zum Vater geht.

Großer und unaussprechlicher Geheimnisse hat Gott uns teilhaftig gemacht, und diese können wir nicht anders begreifen lernen als durch die Mitteilung des Heiligen Geistes und die Verleihung reichlicher Gnade. (Johannes Chrysostomus)

Mit dem Kommen des Heiligen Geistes beginnt etwas Neues. Mit seinem Kommen am Pfingsttag feiern wir den Geburtstag der Kirche. Es ist die Zeit der bleibenden Gegenwart Gottes unter den Menschen. Gott hat sein Zelt unter den Menschen errichtet, nicht mehr in einem Tempel aus toten Steinen, sondern in seiner lebendigen Gegenwart in jedem Menschen, der sich öffnet für sein Wirken.

18Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt 19und wie überragend groß seine Macht sich an uns, den Gläubigen, erweist durch das Wirken seiner Kraft und Stärke.

Der Glaube an Gott ist etwas außerordentlich Schönes. Welch eine Freude ist es zu wissen, einen Gott zu haben, der sich in Liebe um uns sorgt. Wir können alles vertrauensvoll in seine Hände legen. Wir können alle Angst und alle Sorgen ablegen und dürfen mit großer Zuversicht durchs Leben gehen.
Vielleicht haben wir noch nicht verlernt, darüber zu staunen, dass im Frühjahr die kahle Natur wieder frisches Grün hervorbringt. So kann Gott auch unserer Starre und Trockenheit neues Leben einhauchen. Es gibt keine ausweglosen Situationen. Es gibt keine absoluten Sackgassen im Leben. Es gibt immer und überall das Wunder eines neuen Anfangs.

Wer Gott in der richtigen Weise erkannt hat, der wird an nichts mehr zweifeln.

So sagt Johannes Chrysostomus. Wir brauchen dabei nicht nur an irgendwelche Glaubenssätze denken. Schwerer als der Zweifel an Glaubenssätzen wiegt der Zweifel daran, dass Gott es nicht wirklich gut meint mit uns. Am Anfang des Glaubensweges steht die fundamentale Überzeugung, dass ich auf Gott vertrauen kann. Daraus erschließen sich dann alle anderen Glaubenssätze.
Uns fällt es oft schwer, an diese fundamentale Wahrheit zu glauben. Gerade deshalb wird der Geist auch Tröster und Beistand genannt. Gerade dann, wenn es das Leben nicht so gut meint mit uns, soll er uns Gottes Nähe und Zärtlichkeit vermitteln. Er will uns immer tiefer in die Zuversicht des Glaubens führen, damit die Stürme des Lebens uns nicht so leicht aus der Bahn werfen können.

20Er hat sie an Christus erwiesen, den er von den Toten auferweckt und im Himmel auf den Platz zu seiner Rechten erhoben hat, 21hoch über alle Fürsten und Gewalten, Mächte und Herrschaften und über jeden Namen, der nicht nur in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen genannt wird.

Die Auferweckung Christi ist das machtvolle Zeichen, an dem wir Gottes Stärke erkennen können. Gott hat die Macht, die Toten zum Leben zu rufen. Das hat er an Christus gezeigt, aber auch durch die vielen Wunder wie die Auferweckung des Lazarus. Gott ist ein Gott, der Tote lebendig machen und dem Verdorrten neues Leben einhauchen kann. Nicht nur irgendwann einmal, sondern jetzt, hier und heute.
Der Vater hat den Sohn zu seiner Rechten erhoben. Der Sohn, ewig von Gott gezeugt, ist ein Mensch geworden. Er hat sich erniedrigt, um uns Menschen zu erhöhen. Gott hat seinen menschgewordenen Sohn zu sich zurück in den Himmel geholt, an seine Seite, erhoben über alles, was im Himmel und auf Erden ist.

Was immer im Himmel existiert, er steht höher als alles. Dies bezieht sich auf den von den Toten Erweckten, und darum eben ist es staunenswert; wäre es vom Wort Gottes gesprochen, würde es nicht wunderbar sein. ... Nicht vom göttlichen Wort gilt diese Stelle, sondern von dem, der wie einer aus uns geworden ist; das ist in der Tat großartig und wunderbar. Denn von den Tiefen der Erde hat er ihn erhöht. (Johannes Chrysostomus)

Versuchen wir am Fest Christi Himmelfahrt und angesichts dieser Worte des hl. Paulus unsere Herzen mit Hilfe des Heiligen Geistes in diese Zuversicht des Glaubens einzustimmen. Gottes Sohn ist im Himmel. Er, der ein Mensch war wie wir, thront zur Rechten des Vaters. Jesus, der so viele Wunder auf Erden getan hat, um die Menschen zu heilen und zu retten, er herrscht vom Himmel her über alles. Es gibt keine Macht und Kraft, die stärker ist als er. So kann er auch heute seine Wunder wirken, wenn Menschen in der Zuversicht des Glaubens seine Macht auf Erden Wirklichkeit werden lassen.
Als Glaubende sind wir keine Einzelkämpfer, sondern eingebunden in die Gemeinschaft der Kirche. Nur durch die Kirche bekommen wir Anteil an Gottes Macht. Die Sakramente vermitteln uns das Heil Gottes. Zugleich muss die Kirche aber stets darauf bedacht sein, die Gemeinschaft mit ihrem Haupt, das Jesus Christus ist, unverfälscht die bewahren.

22Alles hat er ihm zu Füßen gelegt und ihn, der als Haupt alles überragt, über die Kirche gesetzt. 23Sie ist sein Leib und wird von ihm erfüllt, der das All ganz und gar beherrscht.

Das Bild der Kirche als Leib Christi, das uns Paulus hier und auch an anderen Stellen vor Augen stellt, zeigt die enge Verbundenheit zwischen der Kirche und Jesus Christus und dadurch auch jedes einzelnen Gläubigen mit ihm.

Wie hoch hat Christus die Kirche erhoben! Wie mittels eines Hebegerätes zog er sie zu großer Höhe empor und setzte sie auf jenen Thron. Denn wo das Haupt, da ist auch der Leib. Das Haupt wird vom Leib durch keinen Zwischenraum getrennt. Würden sie aber getrennt, dann könnte man nicht mehr von einem Leib, nicht mehr von einem Haupt sprechen. (Johannes Chrysostomus)

Haupt und Leib gehören zusammen. Wir können vom unserem Haupt aus mit unserem Denken und Fühlen alle unsere Glieder durchdringen. So ist auch Christus in jedem Einzelnen, der ein Glied an seinem Leib, der Kirche, ist. Die Gemeinschaft mit Christus wird uns über die Kirche vermittelt, aber wer durch die Kirche ein Glied am Leib Christi geworden ist, der hat dadurch zugleich eine direkte Verbindung mit Jesus Christus, so wie die Blutbahnen den ganzen Leib verbinden und jede einzelne Zelle des Körpers versorgen.
Wenn das Haupt des Leibes zur Rechten des Vaters thront, zugleich aber zwischen Haupt und Leib eine untrennbare Beziehung besteht, dann sind auch wir als Glaubende schon jetzt mit Christus beim Vater!

Siehst du den "Reichtum der Herrlichkeit seiner Erbschaft?" Siehst du "die überschwängliche Größe seiner Kraft an den Gläubigen?" Siehst du "die Hoffnung seiner Berufung?" So lasst uns denn Ehrfurcht haben vor unserem Haupt! Lasst uns bedenken, dass wir der Leib eines Hauptes sind, dem alles unterworfen ist! (Johannes Chrysostomus)

Herrlich erweist sich Gottes Macht an uns. Gott ist uns nahe. Unser Erdenleben ist kein leidvoller Zustand der Gottesferne, den es zu durchschreiten gilt, sondern ist Ort der Gottesbegegnung. Das ist unser Glaube und es ist unsere Berufung, durch unser Leben freudig Gottes Gegenwart erfahrbar zu machen.

Komm, Heiliger Geist! Zeige uns Gottes Gegenwart in deiner Kirche und in uns! Schenke uns die Zuversicht, dass wir stets mit Gott und seiner Macht verbunden sind.
Christus thront zur Rechten des Vaters, erhoben über alle Mächte und Gewalten. Mit ihm sind auch wir erhoben, wenn wir mit ihm verbunden bleiben.
Heiliger Geist, lass nicht zu, dass wir von Christus getrennt werden. Rufe uns, führe uns, heilige uns! Amen.
Himmelfahrt
O du Feuergeist und Tröstergeist, Leben des Lebens von allen Geschöpfen, heilig bist du, der du lebendig machst die Gestalten.
O du Heiliger, mit deiner Salbe rettest du die Verletzten, heilig bist du, durch deine Reinigung heilst du die eitrigen Wunden.
O du Hauch der Heiligkeit, o du Feuer der Liebe, du süßer Geschmack in der Brust, du hauchst in die Herzen den Wohlgeruch deiner Kräfte.
O du lauterster Brunnen, in dem wir erkennen, wie Gott die Fremden versammelt und die Verlorenen sucht.
O du Schutzwall des Lebens, du Hoffnung auf Vereinigung aller Glieder, du Gürtel der Ehrbarkeit, heile die Seligen. Beschütze alle, die vom Feind in die Kerker geworfen wurden, befreie, die in Banden liegen, mit göttlicher Kraft willst du sie ja retten.
O du machtvoller Weg, der alles durchdringt, der in die Höhen, in die Erdtiefen, in die Abgründe vorstößt, füge und führe alles zusammen. Durch dich ziehen die Wolken, fliegen die Lüfte, haben die Steine ihren Saft, treiben die Quellen das Wasser hervor, durch dich fördert die Erde die Grünkraft zutage. Du bringst auch immer wieder die Menschen zur Einsicht, beglückst sie durch den Anhauch der Weisheit. Deshalb sei dir Lob gesagt, du bist ja der Lobklang, du Freude des Lebens, du Hoffnung und mächtige Ehre, du Schenker des Lichts. (Hildegard von Bingen)