Sonntag nach Pfingsten

Dreifaltigkeitssonntag

1.Lesung A

Ex 34,4-9

In jenen Tagen stand Mose am Morgen zeitig auf und ging auf den Sinai hinauf, wie es ihm der Herr aufgetragen hatte. Der Herr aber stieg in der Wolke herab und stellte sich dort neben ihn hin. Er rief den Namen Jahwes aus. Der Herr ging an ihm vorüber und rief: Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue. Sofort verneigte sich Mose bis zur Erde und warf sich zu Boden. Er sagte: Wenn ich deine Gnade gefunden habe, mein Herr, dann ziehe doch mein Herr mit uns. Es ist zwar ein störrisches Volk, doch vergib uns unsere Schuld und Sünde, und lass uns dein Eigentum sein!

1.Lesung B

Dtn 4,32-40

Mose sprach zum Volk; er sagte: Forsche doch einmal in früheren Zeiten nach, die vor dir gewesen sind, seit dem Tag, als Gott den Menschen auf der Erde schuf; forsche nach vom einen Ende des Himmels bis zum andern Ende: Hat sich je etwas so Großes ereignet wie dieses, und hat man je solche Worte gehört? Hat je ein Volk einen Gott mitten aus dem Feuer im Donner sprechen hören, wie du ihn gehört hast, und ist am Leben geblieben? Oder hat je ein Gott es ebenso versucht, zu einer Nation zu kommen und sie mitten aus einer anderen herauszuholen unter Prüfungen, unter Zeichen, Wundern und Krieg, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm und unter großen Schrecken, wie es der Herr, euer Gott, in Ägypten mit euch getan hat, vor deinen Augen?
Heute sollst du erkennen und dir zu Herzen nehmen: Jahwe ist der Gott im Himmel droben und auf der Erde unten, keiner sonst. Daher sollst du auf seine Gesetze und seine Gebote, auf die ich dich heute verpflichte, achten, damit es dir und später deinen Nachkommen gut geht und du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt für alle Zeit.

1.Lesung C

Spr 8,22-31

So spricht die Weisheit Gottes:
Der Herr hat mich geschaffen im Anfang seiner Wege, vor seinen Werken in der Urzeit; in frühester Zeit wurde ich gebildet, am Anfang, beim Ursprung der Erde. Als die Urmeere noch nicht waren, wurde ich geboren, als es die Quellen noch nicht gab, die wasserreichen. Ehe die Berge eingesenkt wurden, vor den Hügeln wurde ich geboren. Noch hatte er die Erde nicht gemacht und die Fluren und alle Schollen des Festlands. Als er den Himmel baute, war ich dabei, als er den Erdkreis abmaß über den Wassern, als er droben die Wolken befestigte und Quellen strömen ließ aus dem Urmeer, als er dem Meer seine Satzung gab und die Wasser nicht seinen Befehl übertreten durften, als er die Fundamente der Erde abmaß, da war ich als geliebtes Kind bei ihm. Ich war seine Freude Tag für Tag und spielte vor ihm allezeit. Ich spielte auf seinem Erdenrund, und meine Freude war es, bei den Menschen zu sein.

2.Lesung A

2Kor 13,11-13

Freut euch, kehrt zur Ordnung zurück, lasst euch ermahnen, seid eines Sinnes, und lebt in Frieden! Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.
Grüßt einander mit dem heiligen Kuss! Es grüßen euch alle Heiligen.
Die Gnade Jesu Christi, des Herrn. die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

2.Lesung B

Röm 8,14-17

Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes. Denn ihr habt nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht, so dass ihr euch immer noch fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater! So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden.

2.Lesung C

Röm 5,1-5

Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. Durch ihn haben wir auch den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. Mehr noch, wir rühmen uns ebenso unserer Bedrängnis; denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.

Evangelium A

Joh 3,16-18

Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat.

Evangelium B

Mt 28,16-20

In jener Zeit gingen die elf Jünger nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel.
Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

Evangelium C

Joh 16,12-15

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird. Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden.
Dreifaltigkeit

Dreifaltigkeitssonntag

Am Sonntag nach Pfingsten feiern wir den Dreifaltigkeitssonntag. Das Geheimnis der Dreifaltigkeit gehört zu den Wesenswerkmalen des Christentums. Wie wir sehen werden, ist der Glaube an den dreifaltigen Gott bereits in den Worten Jesu in den Evangelien grundgelegt und keineswegs das Ergebnis späterer, vom hellenistischen Denken beeinflusster Spekulationen.
Als eigenständiger Festtag ist das Dreifaltigkeitsfest relativ neu. Lange sah die Kirche und allen voran der Papst in Rom keinen Grund dafür, ein solches Fest einzuführen, durchdringt doch die Feier des dreifaltigen Gottes alle Feste des Christentums. Gott offenbart sich als der Dreifaltige sowohl bei der Geburt seines Sohnes, als auch bei Jesu Tod und Auferstehen.
Im 8. Jahrhundert kam im Abendland eine besondere Verehrung der Dreifaltigkeit auf, Kirchen und Altäre wurden der Dreifaltigkeit geweiht und es gab eine eigene Votivmesse zu Ehren der heiligsten Dreifaltigkeit. Doch erst im Jahr 1334 nahm Papst Johannes XXII. den Dreifaltigkeitssonntag in den allgemeinen Kalender der römischen Kirche auf.
Die Feier am Sonntag nach Pfingsten kommt nicht von ungefähr. Pfingsten bildet den Abschluss der 50-tägigen Osterzeit. An Ostern feiern wir die Auferstehung Jesu Christi als zentrales Heilswerk Gottes zu unserer Erlösung. An Pfingsten tritt der Heilige Geist in den Mittelpunkt. Zwar wirkt er bei allen Heilsereignissen mit, aber hier feiert die Kirche ganz besonders seine Herabkunft auf die ersten Jünger und damit die Entstehung der Kirche. Die Sendung des Geistes an Pfingsten schließt somit das Heilswerk Christi ab.
Im Anschluss an das Pfingstfest feiert die Kirche dann die heiligste Dreifaltigkeit. Durch die Taufe auf den dreifaltigen Gott, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, werden von nun an Menschen in die Kirche, die Gemeinschaft der Glaubenden aufgenommen. Somit stehen sowohl Pfingsten als auch der Dreifaltigkeitssonntag in engstem Zusammenhang zum Erlösungswerk Christi, das wir an Ostern feiern. Daher wird der Dreifaltigkeitssonntag auch, auf den ersten Blick verwunderlich, zu den Herrenfesten gezählt.
Wir feiern heute Gottes Heilswirken an uns Menschen. Die Dreifaltigkeit Gottes erschließt sich uns ja letztlich nur durch Gottes Wirken. Wir preisen Gott Vater, der alles erschaffen hat, wir preisen den Sohn, durch den alles geschaffen wurde und der in seine Schöpfung gekommen ist, um sie zu erlösen, wir preisen den Heiligen Geist, der in uns wirkt und uns hinein nimmt in Gottes Liebe.

Heiliger Gott, heiliger, starker Gott, heiliger, unsterblicher Gott, erbarme dich unser!
Dir sei Lob, dir sei Ehre, dir sei Dank in alle Ewigkeit, heilige Dreifaltigkeit!
Dich, Gott, den ungezeugten Vater, dich, den eingeborenen Sohn, und dich, den Heiligen Geist, den Tröster, die heilige, ungeteilte Dreifaltigkeit, bekennen wir mit ganzem Herzen und mit dem Munde, dich preisen und loben wir. Amen.
Dreifaltigkeit

Lesejahr A - Gottes grenzenlose Liebe

Die Gnade Jesu Christi des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! (2Kor 13,13)

Mit diesem Gruß beendet der Apostel Paulus seinen zweiten Brief an die Korinther. Wir begegnen diesem Vers in der zweiten Lesung am Dreifaltigkeitssonntag im Lesejahr A. In der dreifachen Anrede Gottes kommt das Geheimnis des dreifaltigen Gottes zum Vorschein.
Zunächst wünscht Paulus den Korinthern die Gnade Jesu Christi. Die Gnade Gottes ist seine Liebe. Gott, der die Liebe ist, schenkt sich uns selbst. Dies wurde in Jesus Christus offenbar. Wie anders sollte der Mensch wissen, dass es einen Gott gibt, der ihn grenzenlos liebt, wenn dieser Gott nicht selbst zu den Menschen gekommen wäre, um ihnen seine Liebe zu zeigen?
Menschen stoßen mit ihrer Liebe schnell an Grenzen. Ich liebe dich, aber was du da getan hast, das kann ich dir nicht vergessen. Oder: Ich liebe dich, aber du musst schon auch das tun, was ich will. Gott hat seine Not mit den Menschen, weil er sie eben auch dann liebt, wenn sie nicht das tun, was er von ihnen erwartet. Welchen Schmerz muss diese Liebe erfahren, wenn Gott mit ansehen muss, wie so viele Menschen in ihr Verderben laufen. Ich liebe dich, ich schenke dir Freiheit und das höchste Glück, das es gibt, warum läufst du weg und gibst dich mit Minderwertigem zufrieden?

Du erbarmst dich aller, weil du alles vermagst. (Weish 11,24)

Das ist das Geheimnis von Gottes Liebe. Wir Menschen lieben deshalb unvollkommen, weil wir meinen, wir könnten durch die Liebe etwas verlieren. Wir sprechen von der verlorenen Liebesmüh. Unsere Liebe ist nie ganz selbstlos, sondern wir erwarten immer irgendeine Gegenleistung. Bleibt diese aus, erscheint auch unsere Liebe überflüssig. Gott aber vermag alles. Er braucht keinen Verlust zu fürchten. Daher kann er selbstlos und grenzenlos lieben. Selbst als die Menschen seine Liebe mit Hass beantwortet haben, als sie Jesus Christus gekreuzigt haben, konnte er noch mit Liebe antworten, indem der Tod des Gottessohnes allen Menschen die Erlösung gebracht hat. So heißt es im Johannesevangelium:

Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat. (Joh 3,16-18)

Um Gottes Liebe tiefer verstehen zu können, müssen wir das Wesen Gottes betrachten. Gott ist Liebe. Liebe heißt auch, in Beziehung sein. Gott als der Dreifaltige ist in sich Beziehung. Seine Liebe ist in ihm selbst vollendet, er ist nicht auf eine Bestätigung seiner Liebe außerhalb seiner selbst angewiesen. Daher kann Gott vollkommen lieben. Doch auch wenn Gottes Liebe in sich vollendet ist, öffnet sie sich nach außen hin. Aus Liebe schafft Gott die Schöpfung, aus Liebe will er ihre Erlösung.
Gerade seine Dreipersonalität macht Gottes Liebe offen nach außen hin, auf die Welt und die Menschen. Wäre Gott nur der Vater, würde er der Welt als der vollkommen andere gegenüberstehen, wären Vater und Sohn als vollkommen Liebende allein, würden sie in Liebe verschmelzen und es bliebe kein Platz mehr für die Welt. Der Heilige Geist ist es, der die Liebe Gottes offen hält.
Die Vollendung der Liebe (Consummatio Caritatis, vgl. Richard von St. Viktor) besteht darin, dass zwei Liebende sich in einem Dritten lieben, den sie ebenso geliebt wissen wollen wie sich selbst. Nur in der Dreiheit kann sich die vollkommene Liebe Gottes zeigen. Weil Vater und Sohn sich im Heiligen Geist lieben, bleibt der Raum der Liebe unendlich offen. Gott will uns alle in diese Liebe mit hinein nehmen. In diese Liebe zu gelangen, ist das Ziel unseres Lebens. Liebe kann aber nur in Freiheit sein. Daher muss der Mensch auch in diese Liebe Gottes hineingelangen wollen. Das macht die Liebe so kompliziert.

Herr und Gott, lass uns allzeit nach Deiner Liebe streben. Mach uns auf dieser Erde schon zu Liebenden und lass uns in der Ewigkeit vollkommen eins sein in der Liebe mit dir und untereinander.

Den dreifaltigen Gott zu ergründen übersteigt jede menschliche Vorstellungskraft. Wenn auch alle Erklärungsversuche für das Geheimnis der Dreifaltigkeit Stückwerk sind, können wir uns doch diesem Geheimnis nähern. Ich möchte hier Auszüge aus einer Predigt von Basilius dem Großen mit eigenen Worten wiedergeben.
Zunächst muss sich das Denken von der irdischen Begrenztheit lösen:

Willst du über Gott etwas sagen oder hören, dann löse dich von deinem Leib, mach dich frei von den leiblichen Sinnen, verlass die Erde, durcheile die Stunden und der Zeiten Lauf, schwing dich empor über die Wolken bis in den Sternenhimmel und betrachte dort die Wunder des Weltalls, seine Schönheit und unendliche Weite.

Das Weltall lässt uns staunen und zeigt uns in seiner gewaltigen Größe die Begrenztheit menschlichen Seins. Und doch müssen wir Gott noch größer denken als die Weiten des Universums.

Hast du alles im Geist durchdacht, so erhebe dich über das Weltall und hoch über ihm betrachte allein mit dem Geist die Schönheiten der göttlichen Welt und die Scharen der Engel. Und noch über alledem betrachte die göttliche Natur.

Wir müssen den Absprung schaffen vom weltlichen Denken und uns öffnen für eine ganz andere Dimension, die unserem leiblichen Auge verborgen bleibt. Wenn wir unseren Blick in die unendlichen Fernen haben schweifen lassen, so muss er nun gewandelt wieder zu uns zurückkehren, denn wir finden Gott nicht draußen im Weltall, wir finden ihn ganz nahe bei uns.
Wie wir einen Eindruck von unendlicher Schönheit und Weite bekommen, wenn sich unsere Blicke im Sternenhimmel verlieren, so kann unser Herz einen Eindruck von Gott bekommen, wenn wir ihn uns vorstellen als vollkommene Güte und Liebe, Licht ohne Schatten, unbegreifliche Schönheit und unbegrenzte Macht. Wir können so eine Ahnung von Gottes Sein in uns lebendig werden lassen, auch wenn wir diese nicht entsprechend ausdrücken können.

Betrachte Gott, seine Beständigkeit, Unwandelbarkeit, Unveränderlichkeit, die Einheit der drei Personen in unzugänglichem Licht. Betrachte Gottes Güte und unbegreifliche Schönheit, seine Macht und strahlende Herrlichkeit.

Wir dürfen in Gott die Liebe vollendet sehen in der vollkommenen Gemeinschaft der drei Personen. In ihm sind der Vater und der Sohn und der Heilige Geist in unvermischter Dreiheit und ungetrennter Einheit vereinigt.

Der Vater ist der Ursprung aller Wesen, die Ursache allen Seins, die Wurzel alles Lebendigen. Von ihm ausgegangen ist die Quelle des Lebens, die Weisheit, das unvergleichliche Bild des unsichtbaren Gottes, der Sohn, das lebendige Wort, das Gott ist und bei Gott ist. ...
Ein Gedanke, der sich vom sinnlichen Erleben frei macht, wird, wenn er die ganze sinnenhafte Schöpfung verlassen hat und ... in den Bereich der reinen Schöpfung gelangt ist, dort, wo der Vater und der Sohn ist, auch den Heiligen Geist schauen, der eins ist mit dem Vater und dem Sohn.
Wie vom Feuer die Wärme und vom Licht das Leuchten nicht zu trennen sind, so können auch vom Geist die Heiligkeit, das Lebenschaffen, die Güte und die Gerechtigkeit nicht getrennt werden.

Wo Feuer ist, da ist Wärme, wo Licht ist, da ist Leuchten. Wo Gott ist, da ist Heiligkeit, Leben, Güte und Gerechtigkeit. Gott ist immer gleich. Der Sohn hat uns Gottes Heiligkeit, Leben, Güte und Gerechtigkeit in seinem Leben auf Erden gezeigt, der Heilige Geist führt das Werk des Sohnes fort und wirkt Gottes Heiligkeit, Leben, Güte und Gerechtigkeit unter den Menschen. Der Ursprung von all dem ist der Vater.
Der Sohn kann nichts anderes tun, als der Vater, der Heilige Geist nichts anderes als der Vater und der Sohn. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind im Wesen einer und doch ist jeder eine eigenständige Person. Der Sohn hat auf Erden gelebt, nicht der Vater, der Heilige Geist wirkt unter den Menschen, nicht der Sohn und doch ist es ein Gott, der wirkt. "Wer mich sieht, sieht den Vater", hat Jesus zu seinen Jüngern gesagt.
Vater, Sohn und Heiliger Geist sind in ihrem Wesen gleich. Es gibt nicht den "lieben Jesus" und den "zürnenden Vater". Die Barmherzigkeit des Vaters zeigt sich in der Barmherzigkeit des Sohnes und die Gerechtigkeit des Vaters zeigt sich auch im Sohn. In seinem Wirken zeigt auch der Heilige Geist diese eine Barmherzigkeit und Gerechtigkeit.

Dreifaltigkeit

Lesejahr B - Im Namen des dreieinen Gottes

Macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. ... Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. (Mt 28,19-20)

Das Matthäus-Evangelium schließt mit dem Missionsauftrag Jesu an seine Jünger. Er beinhaltet die Aufforderung, alle Menschen auf den Namen des dreifaltigen Gottes zu taufen. Auch wir haben diese Taufe empfangen. Jedes Mal, wenn wir das Kreuzzeichen machen, erinnern wir uns daran.
Das Kreuzzeichen wollen wir heute näher betrachten, denn geschieht es nicht manchmal, dass wir es mechanisch machen, ohne groß darüber nachzudenken? Es gehört einfach zu unserem Alltag als Christen. In manchen katholischen Ländern erlebt man es auch oft, dass sich Menschen bekreuzigen, wenn sie etwas Böses oder Unheilvolles hören. Das Kreuzzeichen soll Schutz geben, oder ist eine Bitte um Verzeihung, wenn man etwas Schlechtes gesagt hat.
Wir bekreuzigen uns, wenn wir eine Kirche betreten, vielleicht auch noch, wenn wir in unsere Wohnung kommen, wenn wir ein Gebet beginnen oder beenden und noch zu vielen anderen Anlässen. Dabei hat jeder sicher seine eigene Form, dieses Kreuzzeichen würdig zu machen. Mit einigen Gedanken möchte ich die besondere Bedeutung dieses grundlegendsten aller Gebete etwas näher bringen.

Im Namen des Vaters ...

Wir beginnen das Kreuzzeichen an der Stirn. Im Kopf sehen wir das Zentrum menschlichen Denkens und Handelns. Hier laufen alle Informationen zusammen, wir verarbeiten sie, speichern sie ab, können sie wieder aufrufen, kombinieren ... Von hier aus schicken wir die Befehle an unsere Glieder, wie wir handeln möchten.

... und des Sohnes ...

Wir bewegen die Hand hinunter, in die Nähe unseres Bauches. Der Bauch steht für die irdische Existenz des Menschen. Oft wird im Bauch der Sitz der Begierden gesehen. Das eher emotionale Handeln des Bauches scheint im Widerstreit zu liegen mit dem rationalen Denken des Geistes. Doch sagen wir auch oft, dass man aus dem Bauch heraus entscheiden soll, weil zu viel Nachdenken das verfälscht, was wir wirklich wollen.

... und des Heiligen Geistes.

Mit den letzten Worten wird erkennbar, dass wir über uns ein Kreuz zeichnen. Wir zeichnen den Querbalken über unsere Brust. Hier ist das Herz des Menschen. Wie der Verstand weist auch das Herz des Menschen über diese Welt hinaus und zeigt uns, dass wir Anteil haben an Gott. Wir sehen im Herz den Sitz unserer Gefühle und der größten Fähigkeit des Menschen, der Liebe.

Wir können nun versuchen, aus diesen Gedanken eine Analogie zu Gott herzustellen. Gott Vater ist der Ursprung von allem. Durch seinen Willen ist alles entstanden und er erhält alles am Leben. Der Sohn ist vom Vater gezeugt. Man gebraucht diese menschliche Sprache, weil man das Geheimnis nur mit menschlichen Worten ausdrücken kann. Dadurch soll deutlich werden, dass der Sohn kein Geschöpf ist. Alles, was ist, ist entweder Schöpfer oder Schöpfung. Der Sohn gehört zum Schöpfer. Durch ihn hat Gott die Welt erschaffen. Und doch ist der Sohn Mensch geworden. Er wurde aus Maria geboren, hat als Mensch gelebt und blieb doch wahrer Gott.
Christus ist für uns am Kreuz gestorben und auferstanden, um uns neues Leben in Gott zu schenken. Dieses Leben wird wirksam durch den Heiligen Geist. Im Pfingsthymnus heißt es:
Heiliger Geist, erfülle mit Gottes Gnade die Herzen der deinen, die du erschaffen hast.
Diese Gnade ist Gott selbst, der durch seinen Heiligen Geist in uns Wohnung nimmt. Wie der Vater und der Sohn, so ist auch der Heilige Geist Gott, auch er ist Schöpfer. Er ist es, der das Werk des Sohnes auf Erden weiterführt, der die Menschen stärkt und leitet.
Die Einheit der drei göttlichen Personen können wir verständlich machen in Analogie zum Menschen, den wir als Einheit sehen von Verstand, Herz und Körper. Den Menschen nehmen wir immer als ganzen wahr. Er kann uns nicht als ein körperloses Wesen erscheinen und uns auf irgendeine geistige Weise seinen Willen oder seine Liebe vermitteln. Verstand und Herz sind immer darauf angewiesen, sich durch den Körper auszudrücken. Eine gesunde Persönlichkeit erkennen wir daran, dass ein Mensch Verstand, Herz und Körper in Einklang bringt.
Auch Gott müssen wir immer als den einen sehen. Wenn wir vom Sohn in den Evangelien lesen, so sehen wir den Sohn im Heiligen Geist den Willen des Vaters tun. Es ist der dreifaltige Gott, der in der Gestalt des Sohnes handelt, und nicht der Sohn allein. Vater, Sohn und Heiliger Geist bilden eine Einheit, die nicht in weitere Teile zerlegt werden kann. Das, was dem Sohn gehört, gehört in gleicher Weise dem Vater und der Heilige Geist schöpft aus der gleichen Fülle, wenn er Gottes Gaben an uns schenkt.

Kreuzzeichen und Dreifaltigkeit

Wie oft haben wir schon gedankenlos das Kreuzzeichen gemacht und dabei den Namen des Dreieinigen Gottes angerufen? Von seinem ursprünglichen Sinn her ist dies jedes Mal Tauferneuerung, Aufnehmen der Worte, mit denen wir zu Christen gemacht wurden, und Aneignung dessen, was uns in der Taufe ohne unser Zutun und Nachdenken geschenkt wurde, in unser persönliches Leben hinein. Denn damals wurde über uns Wasser ausgegossen und dabei das Wort gesprochen: "Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Die Kirche macht den Menschen zum Christen, indem sie den Dreifaltigen Gott nennt. Sie drückt auf diese Weise seit ihren Ursprüngen aus, was sie für das eigentlich Entscheidende am Christsein ansieht: den Glauben an den Dreieinigen Gott.
Im Christentum geht es nicht zuerst um die Kirche oder um den Menschen, sondern um Gott. Seine eigentliche Orientierung geht nicht auf unsere Hoffnungen, Befürchtungen und Wünsche, sondern auf Gott, auf seine Hoheit und Macht. Der erste Satz christlichen Glaubens, die Grundorientierung christlicher Bekehrung lautet: Gott ist. Gott ist - christlicher Glaube fügt hinzu: Gott ist als Vater, Sohn und Heiliger Geist - dreifaltig-eins.
Was aber bedeutet das? Beginnen wir an der Stelle, an der auch Gott begonnen hat. Er nennt sich Vater. Menschliche Vaterschaft darf eine Ahnung geben von dem, was er ist. Aber allein von Gott selbst her wissen wir, dass Vaterschaft verlässliche Güte ist, dass Gott allem Anschein zum Trotz nicht spielt mit der Welt, sondern sie zuverlässig liebt. Dazu musste Gott selber sich zeigen, die Bilder umstürzen und ein neues Maß aufrichten. Dies geschieht im Sohn, in Christus.
Im Gebet Jesu wird uns das Innere Gottes selbst sichtbar. Sein ganzes Leben ist betend hineingehalten in den Abgrund der Wahrheit und der Güte, der Gott ist. Erst von diesem Sohn her erfahren wir wirklich, was Vater ist. In seinem Gebet ist es aufgeleuchtet, und dieses Gebet gehört gründend zu ihm. Ein Jesus ohne das ständige Hineinversenktsein in den Vater, ohne die ständige innerste Kommunikation mit ihm, wäre ein völlig anderes Wesen als der Jesus der Bibel, der wirkliche Jesus der Geschichte. Er hat aus der Mitte des Gebets gelebt, von da aus Gott und die Welt und die Menschen verstanden. Mit den Augen Gottes die Welt anschauen und so leben: das heißt ihm nachfolgen. Von ihm her wird sichtbar, was es heißt, ganz aus dem Satz zu leben: Gott ist. Er hat dieser Mitte Sinn gegeben.
Zum Vater gehört genauso das Sohnsagen wie zu Jesus das Vatersagen. Er wäre ohne diese Anrede ebenfalls nicht der gleiche. Jesus rührt nicht nur von außen an ihn, er gehört zum Gottsein Gottes, als Sohn. Bevor noch die Welt geschaffen wird, ist Gott schon Liebe von Vater und Sohn. Er kann deshalb unser Vater und Maß aller Vaterschaft werden, weil er seit ewig selbst Vater ist.
Glaube an den Dreieinigen Gott ist nichts anderes als Auslegung dessen, was im Gebet Jesu geschieht. In seinem Gebet leuchtet Dreieinigkeit auf. Aber wieso Dreieinigkeit, wird man jetzt fragen. Zweieinigkeit, das haben wir begriffen, das ist nach dem Gesagten einsichtig. Aber woher kommt plötzlich der Dritte?
Bloße Zweieinigkeit, darf man sagen, gibt es gar nicht, weil entweder das Gegenüber, die Zweiheit, verbleibt und dann keine wirkliche Einheit wird oder die beiden verschmelzen und so die Zweiheit zurückgenommen ist. Vater und Sohn werden nicht so eins, dass sie sich wieder ineinander auflösen. Sie bleiben gegenüber, denn die Liebe gründet im Gegenüber, das nicht aufgehoben wird. Wenn sie so jeder er selbst bleiben und sich nicht gegenseitig aufheben, dann kann ihr Einssein nicht in jedem Einzelnen für sich bestehen, sondern in der Fruchtbarkeit, in der jeder sich selber schenkt und jeder er selber ist. Sie sind eins dadurch, dass ihre Liebe fruchtbar ist, dass sie über sie hinausgeht. Im Dritten, in dem sie sich selbst verschenken, im Geschenk, sind sie je selbst und sind sie eins.
Der Name der dritten göttlichen Person ist ja - anders als "Vater" und "Sohn" - kein Ausdruck für etwas Spezifisches, sondern er benennt ja gerade das Gemeinsame Gottes überhaupt. Darin klingt aber nun doch das "Eigene" der dritten Person auf: er ist das Gemeinsame, die Einheit von Vater und Sohn, Einheit in Person.
Wir wurden auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft. Christwerden heißt von da aus: mit Christus Vater sagen und so Kind, Sohn Gottes werden, in der Einheit des Geistes, der uns selber sein lässt und uns gerade so einbezieht in die Einheit Gottes. Christsein heißt: aus dieser Mitte die Welt ansehen und von da aus frei werden, hoffend, entschieden und getrost.

(Benedikt XVI., "Der Gott Jesu Christi")
Dreifaltigkeit
Heiliger Dreifaltiger Gott,
Geheimnis der Einheit, Geheimnis der Liebe!
Wir beten Dich an!
Lass uns Deiner Liebe folgen,
schenke Deiner Kirche Einheit und Frieden!
Lass uns alle in Liebe verbunden sein
mit dir und untereinander
und lass uns in Deiner Liebe bleiben in Ewigkeit.
Amen.

In der Spiritualität von Arnold Janssen, dem Gründer der Steyler-Missionare, hat die Verehrung der heiligsten Dreifaltigkeit einen ganz besonderen Stellenwert. Sie bedeutet für ihn nicht nur die Anbetung des dreifaltigen Gottes, sondern stellt vielmehr eine Lebensform dar.
Wir glauben an den dreifaltigen Gott, das bedeutet ja, dass wir an einen Gott glauben, der zwar einer ist, der aber in dieser Einheit zugleich auch Beziehung ist. In Gott ist von allem Anfang an die Bewegung von sich selbst weg zum anderen hin, ist schon immer auch das "Du". Daher ist er offen für eine Beziehung zu seiner Schöpfung und somit auch zum Menschen. Durch Jesus Christus, der unser Menschsein angenommen hat, treten wir ein in die Beziehung zum Vater im Heiligen Geist.

Je tiefer ein Mensch in Christus ruht, desto klarer schaut er ihn als die zweite göttliche Person, eins mit dem Vater und dem Heiligen Geist; denn der Blick auf den Gottmenschen Jesus Christus öffnet die Sicht auf die heiligste Dreifaltigkeit. (Arnold Janssen)

Unsere Heimat ist bei Gott, in ihm sind wir geborgen und geliebt. Wer das erfahren hat, findet zu jener Gelassenheit, die ausstrahlen kann in diese Welt. Er glaubt an die Liebe. Das ist sozusagen das Leben der Dreifaltigkeit in uns. Dreifaltigkeit bedeutet Beziehung und das meint immer auch ein Sich-Schenken. Wir können Gott nicht denken ohne diese Bewegung, die sich schenkt, die annimmt und verbindet. Somit kann ein Denken, das von der Dreifaltigkeit ausgeht, nur zu einer Leidenschaft für die anderen und zu einem Sein mit den anderen führen.

Unser Leben soll zu einer Antwort werden auf Seine Liebe und auf Seinen Heilswillen, der uns geoffenbart wurde durch Jesus Christus, das fleischgewordene Wort, in dessen Geist wir Zugang zum Vater haben.

So schreibt Arnold Janssen in seiner Ordensregel. In seinen Worten entdecken wir, dass der Glaube an den dreifaltigen Gott, der zunächst so unverständlich und vom Alltag abgehoben erscheinen mag, eine immens praktische Bedeutung hat. Wir leben den Glauben, indem wir mit den Menschen um uns in eine Beziehung treten, die geprägt ist von der Liebe, die Gott schon immer in sich selbst ist und in die er uns hinein genommen hat.

Wie drei Bestandteile im Wort zu erkennen sind,
so ist die Dreifaltigkeit in einer Gottheit zu betrachten.
Im Wort ist Klang, Kraft und Hauch.
Klang, damit man es hört,
Kraft, damit man es versteht und
Hauch, damit es ans Ziel gelangt.

Im Klang aber nimm den Vater wahr, der alles
in unermesslicher Stärke offenbart.
In der Kraft den Sohn, der wunderbar
aus dem Vater gezeugt ist.
Im Hauch aber den Heiligen Geist,
der lieblich in ihnen erglüht.

Wo man aber keinen Klang hört, dort wirkt
auch keine Kraft, noch erhebt sich ein Hauch,
und deshalb versteht man dort auch das Wort nicht.

Hl. Hildegard von Bingen (1098-1179)
Dreifaltigkeit

Lesejahr C - Dreifaltigkeit, Heimat und Licht

In den Evangelien spricht Jesus von seinem Vater im Himmel und vom Heiligen Geist, den er den Jüngern senden wird. Bei der Taufe im Jordan kommt der Geist auf Jesus herab und die Stimme des Vaters ertönt aus den Wolken. Am Ende des Matthäusevangeliums trägt Jesus den Jüngern auf, in die Welt hinauszugehen und die Menschen zu taufen "auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Mt 28,19).
Die Lehre vom dreifaltigen Gott hat ihre feste Grundlage in der Heiligen Schrift, aber es hat lange gedauert, bis sie auch theologisch ausformuliert wurde. Dies war nötig, nachdem verschiedene Irrlehrer, allen voran Arius, die Auffassung vertreten haben, dass Jesus Christus nicht Gott gleich ist. Wenn Menschen etwas nicht verstehen, dann versuchen sie oft, es verständlich zu machen. Anstatt Gottes Geheimnis stauend zu betrachten, versuchte man, Gott verstehbar zu machen. Gottes Sohn wurde degradiert zu einem Menschen, den Gott in besonderer Weise erwählt hat, sehr verständlich, aber eben total an der Wirklichkeit vorbei.
Die Dreifaltigkeit Gottes ist ein Geheimnis, das menschliches Denken übersteigt und das wir daher nur annähernd erfassen können. Es gibt viele Bilder, die uns helfen wollen zu verstehen, aber wir müssen dabei immer bedenken, dass es Bilder sind, die nicht absolut betrachtet werden dürfen, sondern nur Hinweise sind auf etwas Größeres. So werden vielfältige Dreiheiten genannt, die uns im alltäglichen Leben begegnen, wie die zeitliche Dreiheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, oder die Dreifaltigkeit der Liebe in den Gestalten von Liebendem, Geliebten und dem Band der Liebe, das beide verbindet.
Besonders im Mittelalter war der sogenannte Gnadenstuhl eine verbreitete Darstellung der Dreifaltigkeit. Gott Vater thront in der Mitte, vor ihm der Sohn am Kreuz und über beiden schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Man sieht hier deutlich die drei Personen der göttlichen Dreifaltigkeit, jedoch ist deren Einheit zu wenig erkennbar. Oder man stellt die Dreifaltigkeit dar als einen Kopf mit drei Gesichtern. Hier wird die Einheit deutlicher, aber das Ganze wirkt irgendwie unnatürlich.
Eine der bekanntesten Darstellungen der Heiligsten Dreifaltigkeit ist die Dreifaltigkeitsikone von Andrej Rublev. Sie ist eine Einladung, hineinzutreten in den heiligen Kreis der Dreifaltigkeit. Das Vorbild der Ikone ist der Besuch der drei Engel bei Abraham an der Eiche von Mamre (Gen 18). Diese Stelle wird seit jeher als alttestamentliche Offenbarung der Dreifaltigkeit gedeutet. Dazu sagt Henri Nouwen:

Das Erscheinen der Engel ist das Vorbild der göttlichen Sendung, dass Gott uns seinen einzigen Sohn schickt, um ihn für unsere Sünden hinzugeben, und uns neues Leben durch den Geist verleiht. ... Das Kalb, das Abraham den Engeln vorsetzte, wird zum Opferlamm, von Gott erwählt vor der Erschaffung der Welt. ... Dieses Opferlamm ist die Mitte der Ikone.

Die drei göttlichen Engel der Ikone sind nach einer verbreiteten Interpretation in ein ewiges Gespräch vertieft, das nur eines zum Inhalt hat: die Erlösung des Menschen. Wir können den dreifaltigen Gott in seinem Gott-Sein nie vollkommen erkennen. Was wir von ihm sehen, ist sein Heilswirken an den Menschen, durch das er sich als ein Gott der Liebe offenbart. Die Liebe Gottes wird am deutlichsten sichtbar durch das Erlösungswerk Jesu Christi, sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung zu unserem Heil. Wie Jesus Christus es verheißen hat, wirkt der Heilige Geist sein Werk auf Erden fort.
So erkennen wir auch das Heilszeichen der Christen, das Kreuz, in dieser Ikone wieder. Lebensbaum, Gottes Sohn (mittlerer Engel), Schale mit Lamm und die rechteckige Vertiefung im Tisch, die Symbol für die Welt ist, stellen den Längsbalken dar, das Wirken Gottes hin zu uns Menschen. Die Köpfe von Vater und Heiligem Geist (linker und rechter Engel) bilden den Querbalken. Gott ruht in sich und doch geht sein Heilswirken aus dieser Ruhe hinaus auf uns Menschen zu. Zugleich werden wir durch Gottes Heilswirken hinein genommen in den Kreis der Ruhe, die die göttlichen Personen umgibt. Gott nimmt uns hinein in seine Liebe und schützt uns vor allen Ängsten der Welt und der Macht der Finsternis.

Im Haus Gottes leben ist jedoch nicht nur ein Schutz vor einer Welt voller Ängste, sondern auch die Offenbarung der verborgenen Schönheit Gottes. Rublevs Ikone lässt uns einen ersten ahnenden Blick auf diese unsagbare Schönheit tun. (Henri Nouwen)

Untersuchungen haben ergeben, dass der Ikone Rublevs in der Ikonostase der Kirche, in der jede Ikone ihren festen Platz hat, der Platz der Pfingstikone zugedacht war. Es ist der Heilige Geist, der uns hinein nimmt in das Wirken der Dreifaltigkeit und uns Gottes Liebe offenbart. Mit der Taufe erhalten wir Anteil an Gottes Erlösungswerk. Der Heilige Geist ist es, der uns an alles erinnert, was Jesus Christus getan und gelehrt hat.
So können wir die enge Verbindung herstellen zwischen dem Pfingstfest und dem Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit. Wenn wir so das Wesen des dreifaltigen Gottes bedenken, können wir auch erkennen, dass es sich dabei nicht um weltfremde theologische Spekulationen handelt, sondern dass die Lehre von einem dreifaltigen Gott zutiefst praktisch fundiert ist. Nur der drei-eine Gott ist der Gott, von dem wir vollkommene Liebe und ewiges Heil erhoffen dürfen.
Die selige Elisabeth von der Heiligsten Dreifaltigkeit bringt unsere Sehnsucht nach dem vollkommenen Eintreten in den Kreis des göttlichen Heils in einem Gebet zum Ausdruck:

O mein Gott, Dreifaltigkeit die ich anbete! Hilf mir, mich selbst ganz zu vergessen, um mich ganz in dir zu gründen, unwandelbar und friedvoll, so als wäre meine Seele bereits in der Ewigkeit. Nichts soll meinen Frieden stören können, nichts mich dazu bringen können, dich zu verlassen, o du mein unwandelbarer Gott. Vielmehr soll jede Minute mich weiter in die Tiefe deines Geheimnisses hineinführen! Schenke meiner Seele Frieden, mache sie zu deinem Himmel, zu deiner geliebten Wohnung und zum Ort deiner Ruhe. Möge ich dich dort nie verlassen, sondern voll und ganz dort sein, ganz wach in meinem Glauben, ganz anbetend und ganz mich hingebend an dein schöpferisches Handeln.
Dreifaltigkeit

O lux beata trinitas

So lautet ein bekannter Hymnus zur Dreifaltigkeit. Dreifaltigkeit und Licht stehen hier nahe beieinander. Licht wird in der Bibel oft als Symbol für Gott gebraucht. Jesus nennt sich das "Licht der Welt". Gott erleuchtet den Menschen mit seiner Gnade und Liebe. Das Licht ist das erste Schöpfungswerk Gottes. Wo Gottes Liebe konkret wird, da scheint Licht in die Finsternis.
Das Phänomen des Lichtes kann von der Wissenschaft bis heute nicht eindeutig erklärt werden. Es ist erstaunlich, wie schnell sich Licht ausbreitet. Entfernungen im Weltall bestimmen wir mit Lichtjahren. Die Sonne ist von der Erde etwa 8,3 Lichtminuten entfernt.
Wir staunen über die Farben des Lichtes, wenn es sich bricht und beispielsweise am Himmel ein Regenbogen erscheint. Durch ein Prisma lässt sich diese Brechung des Lichtes demonstrieren. Der helle Lichtschein teilt sich in die Farben des Regenbogens.
Mit den Farben stoßen wir auf ein weiteres Phänomen, das mit dem Licht verbunden ist, denn ohne Licht gibt es auch keine Farben. Es ist erstaunlich, dass sich durch die Mischung von nur drei Grundfarben alle möglichen Farben erzeugen lassen. Diese Technik kennen wir im Alltag beispielsweise von Druckern und Monitoren.

Dreifaltigkeit

Man unterscheidet die additive und subtraktive Farbmischung. Bei der subtraktiven Farbmischung verwendet man als Grundfarben Cyan, Magenta und Gelb. Mit ihnen lassen sich alle anderen Farben darstellen, mischt man diese drei Farben zusammen, ergibt sich ein Grauschwarz.
Die additive Farbmischung verwendet rotes, grünes und blaues Licht, das in verschiedener Intensität übereinander geblendet, alle möglichen Farben aufscheinen lässt. Richtet man alle drei Lichtstrahlen auf einen Punkt, so entsteht weißes Licht.
Licht und Farben. Ein Lichtstrahl enthält alle Farben in sich. Alle Farben entstehen aus drei Grundfarben und diese ergeben gemeinsam wiederum die hell-weiße Farbe des Lichtes. Diese Dreiheit des Lichtes finde ich, kann uns auch als Bild für die Dreifaltigkeit dienen.
Die drei göttlichen Personen können wir uns in sich vereint denken wie die drei Grundfarben im weißen Lichtstrahl. Wir sehen nur den hellen weißen Strahl und nicht die Vielfalt der Farben in ihm. Und doch ist in dieser Einheit Gottes seine Dreifaltigkeit enthalten. Wie das Licht in unterschiedlichen Farben aufscheinen kann, so zeigt sich Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Wie die Farben des Lichtes zwar unterschiedlich aufscheinen, aber doch untrennbar mit dem einen Lichtstrahl verbunden sind, so sind die drei göttlichen Personen zwar verschieden in ihrem Wirken, aber doch eins in ihrem Wesen.

Wenn auch das Bild des Lichtes uns vielleicht etwas näher an das Geheimnis der Dreifaltigkeit heranbringen kann, so wird uns doch das Wesen der Dreifaltigkeit in seiner ganzen Tiefe stets unergründlich bleiben. Doch Jesus selbst hat uns Einblicke darin gewährt. An vielen Stellen der Bibel versucht Jesus, den tiefen Zusammenhang der drei göttlichen Personen zu beschreiben. Im Evangelium des heutigen Tages sagt er:

Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird. Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden. (Joh 16,13-15)

Alles, was der Vater hat, hat in gleicher Weise der Sohn, und der Geist schöpft aus dieser Fülle und kündet davon den Jüngern. Alles, was der Vater hat, ist mein, sagt Jesus. Was ist es, das der Vater hat und ganz dem Sohn schenkt? Es ist die Liebe. Der Vater ist der Ursprung der Liebe uns schenkt seine Liebe ganz dem Sohn. Der Heilige Geist ist das Band der Liebe, die Vater und Sohn vereint. Der Heilige Geist ist es auch, der uns Menschen hineinnimmt in diese Liebe.
Die Liebe, die vom Vater ausgeht, hat der Sohn uns auf Erden offenbart. Er hat uns Menschen das Heil gebracht, das uns der Vater schenken will. Wenn wir an den Sohn glauben, wird uns der Heilige Geist hineinführen in die Liebe Gottes, in der alle eins sind untereinander und mit Gott. Die Verkündigung dieser Liebe bringt der ganzen Welt Freude.

Freude entsteht, wenn der Strahl der göttlichen Liebe das Herz des Menschen trifft. Von dieser Freude berichtet uns besonders der Evangelist Lukas. Er erzählt von den Hirten, die voller Freude die Botschaft des Engels von der Geburt Jesu vernehmen, oder von Maria und Elisabeth, die voller Freude über das sind, was Gott an ihnen wirkt. Von Lukas stammen auch die Worte Jesu:

In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiß, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. (Lk 10,21f.)

Jesus freut sich, dass der Vater sich durch ihn der Welt offenbaren will. Der Heilige Geist ist der Mittler dieser Freude. Die Freude breitet sich aus, wo Gottes Wort den Menschen trifft. Über die Freude, die Gottes Offenbarung bewirkt, schreibt Papst Franziskus:

Hier bricht sich die innere Freude der Dreifaltigkeit Bahn, die sich, wenn sie sich den Menschen kundtut, auch in ihren Herzen regt. ... Diese Freude verleiht Tapferkeit und sie drängt uns, denn wer sie erfährt, kann über das, was er gesehen und gehört hat, unmöglich schweigen. ... Es ist eine Freude, die alle menschlichen, übernatürlichen und sogar wundersamen Erfolge übersteigt. Und die Fülle dieser Freude besteht darin, dass die Namen der Menschen, denen sie zu Teil wird, im Himmel eingeschrieben sind. ...
Wer Jesu Stimme hört, wird von Freude erfüllt. Doch diese Freude hat eine endzeitliche Dimension. Wie Jesus voll Freude und vom Heiligen Geist erfüllt war, so wird auch unsere Freude mit der Hilfe desselben Geistes lernen, über die Zeit hinauszublicken. Durch die Freude erhält die Geschichte unserer Erlösung Zugang zur Herrlichkeit Gottes. ...
Das ist die Herrlichkeit, die Christus offenbart, von der er geradezu überquillt, die Herrlichkeit, die uns jetzt in der Hoffnung erleuchtet weil sie Fülle des Lichtes ist: die Hoffnung, Gottes Herrlichkeit einst auf ewig schauen zu dürfen. ...
Am Ende wird die Offenbarung Gottes ganz Licht sein, Licht auf immer, und das nicht nur für jeden einzelnen von uns, sondern für die ganze Welt.

Das Licht des dreifaltigen Gottes, das jetzt schon in unserer Zeit leuchtet, wird dann alles in sich erfüllen. Dann werden wir Gott schauen wie er ist und dieses Schauen wird uns eine ganze Ewigkeit lang die Quelle unvergänglicher Freude sein.