Osterzeit

Ostermontag

Erste Lesung

Apg 2,14.22-33

Da trat Petrus auf, zusammen mit den Elf; er erhob seine Stimme und begann zu reden:
Ihr Juden und alle Bewohner von Jerusalem! Dies sollt ihr wissen, achtet auf meine Worte! Israeliten, hört diese Worte: Jesus, den Nazoräer, den Gott vor euch beglaubigt hat durch machtvolle Taten, Wunder und Zeichen, die er durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst - ihn, der nach Gottes beschlossenem Willen und Vorauswissen hingegeben wurde, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen und umgebracht.
Gott aber hat ihn von den Wehen des Todes befreit und auferweckt; denn es war unmöglich, dass er vom Tod festgehalten wurde. David nämlich sagt über ihn:
Ich habe den Herrn beständig vor Augen. Er steht mir zur Rechten, ich wanke nicht. Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Zunge, und auch mein Leib wird in sicherer Hoffnung ruhen; denn du gibst mich nicht der Unterwelt preis, noch lässt du deinen Frommen die Verwesung schauen. Du zeigst mir die Wege zum Leben, du erfüllst mich mit Freude vor deinem Angesicht.
Brüder, ich darf freimütig zu euch über den Patriarchen David reden: Er starb und wurde begraben, und sein Grabmal ist bei uns erhalten bis auf den heutigen Tag. Da er ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm den Eid geschworen hatte, einer von seinen Nachkommen werde auf seinem Thron sitzen, sagte er vorausschauend über die Auferstehung des Christus: Er gibt ihn nicht der Unterwelt preis, und sein Leib schaut die Verwesung nicht.
Diesen Jesus hat Gott auferweckt, dafür sind wir alle Zeugen. Nachdem er durch die rechte Hand Gottes erhöht worden war und vom Vater den verheißenen Heiligen Geist empfangen hatte, hat er ihn ausgegossen, wie ihr seht und hört.

Zweite Lesung

1Kor 15,1-8.11

Ich erinnere euch, Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht. Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet, wenn ihr an dem Wortlaut festhaltet, den ich euch verkündet habe. Oder habt ihr den Glauben vielleicht unüberlegt angenommen?
Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe:
Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.
Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln. Als Letztem von allen erschien er auch mir, dem Unerwarteten, der "Missgeburt".
Ob nun ich verkündige oder die anderen: das ist unsere Botschaft, und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt.

Evangelium

Lk 24,13-35

Am ersten Tag der Woche waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte.
Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen. Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten.
Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?
Da blieben sie traurig stehen, und der eine von ihnen - er hieß Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist?
Er fragte sie: Was denn?
Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohenpriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Aber nicht nur das: Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.
Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?
Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.
So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben.
Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr.
Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?
Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie fanden die Elf und die anderen Jünger versammelt. Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen. Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.
1Kor15

Das Zeugnis des Paulus im Ersten Korintherbrief

Christus ist für unsere Sünden gestorben ...

Ein grünes Kreuz - Symbol der Hoffnung. Das Zeichen des Schreckens hat seinen Schrecken verloren. Das Werkzeug des Todes hat dem Tod seine Macht geraubt.
Durch das Kreuz hindurch führt der Weg zum Leben. Durch Christi Tod und Auferstehung wurde das Kreuz zum Zeichen des Lebens.
Wir verehren das Kreuz nicht wegen seines Schreckens, sondern wegen des Heils, das durch die Überwindung seines Schreckens in die Welt gekommen ist.
Seither gibt es kein Kreuz mehr, dessen Schrecken nicht überwunden werden könnte. Das ist die Hoffnung, die das Kreuz in der Hoffnungsfarbe Grün symbolisiert.
Wenn auch unser Leben immer wieder bedroht ist durch den Schrecken des Todes, durch die Angst vor dem Versagen oder die Bedrohung von Krankheiten und Unfällen, wenn uns auch all diese Schrecken treffen können, so haben sie doch keine Macht über unser Leben. Sie können vieles in unserem Leben verändern, aber vernichten können sie es nicht, denn er, der das Leben ist, er ist mit uns und bleibt bei uns.
Für uns - für unsere Sünden - für alles, was uns von Gott und voneinander trennt ist er in den Tod gegangen. Nun kann uns nichts mehr trennen von der lebensspendenden Macht Gottes.
Denken wir Tag und Nacht an diese Liebe, die Gott uns erweist. Für uns. Aus Liebe, unendlicher unvergänglicher Liebe.

1Kor15

... und ist begraben worden

Es mag mehrere Gründe dafür geben, warum ganz ausdrücklich erwähnt wird, dass Christus begraben wurde. Begraben werden nur Menschen, die wirklich tot sind. Das Grab ist die Endstation irdischen Lebens. Im Grab zerfällt der irdische Leib des Menschen. Was danach kommt, wissen wir nicht.
Christus war wirklich tot. Er ist nicht in letzter Sekunde vom Kreuz gestiegen. Die Menschen, die ihn ins Grab gelegt haben, waren sich sicher, dass sein Leben zu Ende war. Nur wer um das Grab Christi weiß, kann über das Wunder der Auferstehung staunen.
Am dritten Tag ist das Grab leer. Jesus war sicher dort hinein gelegt worden, das bezeugt die Schrift, Wachen garantierten dafür, dass niemand seinen Leib aus dem Grab stehlen konnte. Und doch ist das Grab leer. Mehr noch, der im Grab lag, erscheint als Lebender.
Nur Gottes Macht kann solche Wunder wirken. Gott wird die Enge des Grabes, die in dem Bild von Hans Holbein spürbar zum Ausdruck kommt, sprengen.
Gott lässt sich nicht einsperren in die Enge irdischer Kammern, er lässt sich nicht gefangen nehmen vom Tod, er lässt sich nicht einsperren in die Enge unseres Denkens. Gott wird immer wieder hervorbrechen in seiner Macht und Stärke, wie am Ostermorgen. Dort, wo Menschen den Tod Gottes verkünden, werden bald andere der Welt zeigen, dass er lebt.

1Kor15

Er ist am dritten Tage auferweckt worden ...

"Die Wahrheit des Todes Christi und seines Begräbnisses, seine Erscheinungen und das leere Grab: in all dem finden wir die Bestätigung seiner Auferstehung. Als fleischgewordener Sohn Gottes ist Jesus wahrhaft am Kreuz gestorben, um alle Menschen von ihren Sünden zu erlösen. Durch sein Blut hat er Gott mit jedem Menschen versöhnt, damit wir die Versöhnung mit Gott und untereinander leben können.
"Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier" (Mk 16,6). Dieses Zeugnis legt der Engel vor den Frauen ab. Aber die Auferstehung ist ursprünglich das Zeugnis Gottes gegenüber Jesus Christus, ein Zeugnis, das der Apostel Petrus mit folgenden Worten bekräftigt: "Er wurde ans Kreuz geschlagen und getötet, Gott aber hat ihn am dritten Tage auferweckt, dafür sind wir alle Zeugen" (Apg 2,32; 10,38-40). Die Auferstehung Christi ist das Zeugnis für unsere geistliche Auferstehung - durch die Buße - und für unsere leibliche Auferstehung - durch die Auferstehung des Fleisches. Sie ist das Zeugnis für die Wahrheit Christi und die Echtheit seiner Person und seines Sendungsauftrages.
Durch die Auferstehung ist Christus unser Friede geworden, sie ist die Grundlage unserer Gotteskindschaft und der Brüderlichkeit unter den Menschen. Durch Christus sind alle Menschen zu Brüdern und Schwestern geworden und durch ihn, den Sohn des ewigen Gottes, sind alle Gläubigen zu Kindern Gottes geworden. Wir glauben an diese neue Identität, wir verkünden sie und setzen uns für ihre Verwirklichung ein.
Jedes Mal, wenn Christus seinen Jüngern in diesen vierzig Tagen erschien, grüßte er sie mit den Worten: "Friede sei mit euch!" (Joh 20,19 und 26). Mit diesem Gruß schenkte er ihnen Sicherheit und inneren Frieden, er nahm die Angst aus ihren Herzen fort, er wirkte Zeichen und bestärkte sie in ihrer Sendung. Der Friede Christi ist die Kultur, die wir verkünden, die Entscheidung, zu der wir treu stehen, denn die Gotteskindschaft setzt sich in Taten des Friedens um, gemäß den Worten Jesu: "Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden" (Mt 5, 9).
Die Auferstehung Christi von den Toten ist Unterpfand der Auferstehung der Herzen von der Sünde und vom Bösen. Christus ist lebendig: er ist gegenwärtig in der Kirche und wirkt bis zum Ende der Zeiten in der Welt. Er ist gegenwärtig und wirkt durch sein lebendiges Wort, seinen Leib und sein Blut im Sakrament der Eucharistie, durch die Gnade der Sakramente, durch seinen lebendigen und heiligen Geist, der unter den Gläubigen die Früchte der Erlösung und des Heils hervorbringt.
Der von den Toten auferstandene Christus ist jedem Menschen nahe, er ist Zeitgenosse jedes Menschen. Er ist der Herr, "der ist und der war und der kommen wird" (Offb 1,4); er ist derjenige, den die Kirche und alle Gläubigen Tag für Tag mit den Worten anrufen: "Komm, Herr Jesus!" (Offb 22,20). Dir sei Lob und Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen."
Auszug aus einer Predigt von Kardinal Bechara Boutros Rai

1Kor15

... und erschien dem Kephas, dann den Zwölf

An den ersten drei Sonntagen der Osterzeit hören wir als Evangelium jeweils einen der Berichte über die Erscheinungen des Auferstandenen nach Ostern.
Matthäus berichtet uns von der Erscheinung eines Engels vor den Frauen, die am Ostermorgen das leere Grab entdecken. Als die Frauen zu den Aposteln eilen, um diesen davon zu berichten, erscheint ihnen Jesus und trägt ihnen auf, den Aposteln zu sagen, sie sollen nach Galiläa gehen, wo sie Jesus sehen werden. Ähnlich ist es bei Markus.
Bei Lukas ist jedoch nicht von einer Erscheinung des Auferstandenen in Galiläa die Rede, sondern er lokalisiert die Erscheinungen in und um Jerusalem. So begegnet Jesus zwei Jüngern, als sie auf dem Weg nach Emmaus sind, und den elf Aposteln, die sich in Jerusalem versammelt haben. Lukas möchte damit die Kontinuität zwischen Jesu Tod und dem Entstehen der Kirche am Pfingsttag aufzeigen. Alle diese Ereignisse finden in Jerusalem statt, das so zum Zentrum des neuen Gottesvolkes wird.
Johannes berichtet von beidem. Der Auferstandene erscheint zunächst Maria von Magdala, dann den Aposteln, die in Jerusalem hinter verschlossenen Türen versammelt sind. Im letzten Kapitel des Evangeliums ist dann aber ausführlich von einer Erscheinung am See von Tiberias die Rede und von einer längeren Unterredung des Auferstandenen mit Petrus.
All dies lässt den Schluss zu, dass die Jünger nach den Ereignissen des Karfreitags zunächst aus Jerusalem geflohen sind. Sicher hatten sie Angst, dass sie als engste Anhänger Jesu nun auch vom Hohen Rat verhaften werden könnten. Nur die Frauen blieben. Sie sind bei der Kreuzigung dabei und sie sind es auch, die das leere Grab entdecken. Erst als Jesus den Aposteln durch seine Erscheinungen deutlich macht, dass mit seinem Tod nicht alles zu Ende ist, sondern dass er wirklich bei ihnen bleibt, wie er gesagt hat, überwinden sie ihre Angst und kehren nach Jerusalem zurück.
Für mich immer wieder ein Schlüsselwort ist der Ausruf des Jüngers, den Jesus liebte: "Es ist der Herr!" (Joh 21,7)
Es ist ein Ausruf der tiefsten Erkenntnis, dass Jesus wirklich da ist, dass nicht sein Geist erscheint oder die Phantasie die Jünger täuscht. Es ist wirklich Jesus, der Herr. Er lebt und ist mitten unter seinen Jüngern. Diese Erfahrung verändert das Leben. Wir haben gesehen, wie die Emmausjünger nach dieser Erfahrung schnell nach Jerusalem eilten, Paulus hat sein ganzes Leben umgekrempelt, als ihm Jesus auf dem Weg nach Damaskus erschienen ist. Die Heiligen haben durch diese Erfahrung Kraft und Weisung für ihr Leben erhalten.
Beten auch wir darum, dass uns diese Erfahrung aus tiefstem Herzen zu Teil wird, dass Jesus lebt, dass er Herr ist über Leben und Tod, dass er da ist, mitten unter uns, durch alle Zeiten und Jahrhunderte hindurch, in allen Situationen der Weltgeschichte und unseres Lebens.


Emmaus

Die Emmausjünger

Zwei Jünger machen sich auf den Weg, irgendwann am Ostertag sind sie losgegangen. Wir wissen, wohin sie gehen, nach Emmaus. Was sie dort wollen, wissen wir nicht. Nur eines wird deutlich: sie haben es in Jerusalem nicht mehr ausgehalten. Sie sind verwirrt nach den Ereignissen um Jesu Tod. "Wir hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde." Nun ist er tot. Die Hoffnung auf den Falschen gesetzt? Enttäuschung macht sich breit - und Ratlosigkeit. War alles umsonst, wofür sie sich in den letzten Jahren angestrengt hatten? Zwar haben die Frauen etwas von einem leeren Grab erzählt, doch was bedeutet das? Dass Jesus von den Toten auferstanden ist, können sie noch nicht glauben.
Der Weg nach Emmaus ist auf den ersten Blick kein Hoffnungsweg. Traurigkeit und Niedergeschlagenheit quälen die beiden Jünger. Wir kennen das nur allzu gut. Plötzlich werden unsere Hoffnungen enttäuscht, es läuft nicht so, wie wir es erwartet haben und dann ist alles schlecht. Wir können nichts Gutes mehr an unserer Situation erkennen, so wie die beiden auch nicht erkannten, wer sich da ihrem Weg anschloss. Die Finsternis um uns schluckt alles Licht. Gibt es nicht genug Momente in unserem Leben, wo wir denken: "Wir hatten gehofft, dass er es sei ..."
Wie die beiden Jünger sind auch wir dann oft mit Blindheit geschlagen. Jesus tritt zu ihnen hinzu, geht mit ihnen, hört sich ihre Sorgen an, macht ihnen deutlich, dass sie nur die halbe Wirklichkeit sehen. "Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch zu glauben?" Doch sie erkennen in dem Fremden, der bei ihnen ist und mit ihnen redet, Jesus nicht. Er kann noch so viel aus der Schrift zitieren, über das, was mit Jesus geschehen musste. Tatsache ist, Jesus ist gestorben, egal, was die Schrift sagt.
Von Blindheit geschlagen, mit Zweifeln im Herzen, von Angst erfüllt. Sie erkennen Jesus nicht. Er ist bei ihnen, geht mit ihnen, redet ihnen zu, sie verstehen ihn nicht. Eigene Wege, eigene Gedanken, wir gehen nach Emmaus - und Jesus? - wir glauben, er ist tot. Aber ihr habt doch gesehen: Das Grab ist leer! Ach ja, ein leeres Grab, was hat das schon zu bedeuten...
Jesus hat seine Mühe mit uns Menschen. Wie schwer fällt es uns zu glauben, zu begreifen... Wie schwer fällt es uns zu glauben, dass Gott die Kraft hat, Tote zum Leben zu erwecken, zu glauben, dass der Sohn Gottes nicht im Grab bleibt, zu glauben, dass Gott uns so sehr liebt, dass er sein Leben für uns hingibt damit wir durch seinen Tod und seine Auferstehung das Leben haben?
Reden tut gut, die beiden Jünger wollen den Fremden nicht ziehen lassen. Bleib doch noch etwas bei uns, sonst sind wir wieder allein in unserem Schmerz. Liebster Jesus, wie schwer hast du an unserem Unglauben zu tragen. Den ganzen Weg hast du den beiden zugeredet und sie haben nichts verstanden. So viele Zeugnisse haben wir von dir und verstehen doch nichts. Herr, bleibe bei uns, es wird Abend, es wird dunkel, wir sehen nichts, kennen nicht den Weg. Unser Leben - was hat es für einen Sinn?
Doch dann geschieht etwas, das die Situation grundlegend verändert. Der Fremde, der ihnen mit seinen Worten Trost gab und den sie gebeten - ja regelrecht genötigt - haben, bei ihnen zu bleiben, setzt sich zu ihnen an den Tisch und bricht vor ihren Augen das Brot. Das Brotbrechen ist nach dem letzten Abendmahl ein unverkennbares Zeichen für Jesus Christus geworden.

Als er das tut, wissen sie plötzlich mit unerschütterlicher Gewissheit, dass dieser Fremde Jesus ist, der gleiche Jesus, der getötet und in ein Grab gelegt worden war. (Henri Nouwen)

Osterzeit

Brotbrechen, Eucharistie - und sie erkannten ihn. Jesus lebt und er ist da - mitten unter uns. Die Augen gehen auf, Licht in der Finsternis. Er ist es! "Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete." Begreift ihr nun? Ja, Herr ich glaube dass du lebst und dass in dir das Leben ist!
Nach diesem Zeichen seiner Gegenwart "gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr." Er ist nicht mehr da, doch das Zeichen des Brotbrechens hat den Jüngern deutlich gemacht, dass Jesus lebt. Es hat ihre Sichtweise geändert. Plötzlich bricht das Licht in ihre Dunkelheit hinein. Sie brauchen Jesu leibliche Gegenwart nicht mehr. Was sie erfahren haben, bedeutet für sie viel mehr, denn nun wissen sie, dass Jesus mitten unter ihnen ist, auch wenn sie ihn mit ihren leiblichen Augen nicht mehr sehen können.

Worauf es hier ankommt, ist, dass in dem Augenblick, als Kleopas und sein Freund Jesus am Brotbrechen erkannten, seine leibhaftige Gegenwart nicht mehr als Bedingung dafür notwendig war, dass sie mit einer neuen Hoffnung leben konnten. (Henri Nouwen)

Die Begegnung mit dem Auferstandenen hat das Leben der beiden Jünger verändert. Sie haben erkannt und glauben, dass Jesus lebt, auch wenn sie ihn jetzt nicht mehr sehen. Nichts hält sie mehr. Auf nach Jerusalem! Wir haben den Herrn gesehen! Er lebt! Er ist bei uns, er ist immer bei uns, zu allen Zeiten, auch wenn wir ihn nicht sehen. Aus den Worten werden Taten. Jetzt brauchen wir niemand mehr, der uns zuredet, und den wir doch nicht verstehen. Wir glauben, dass Jesus lebt! Er gibt unserem Leben Sinn! Er leuchtet uns in der Dunkelheit und zeigt uns den Weg!
Immer wieder haben Menschen diese Gegenwart Jesu erfahren. Jesus will auch uns begegnen, er will, dass wir ihr erkennen am Brechen des Brotes, er will, dass bis in die letzten Winkel unseres Herzens der Strahl der Ostersonne scheint und wir in der Zuversicht leben, dass Jesus immer und überall bei uns ist.

Das Dorf Emmaus ist nicht mit Sicherheit identifiziert worden. Es gibt verschiedene Hypothesen, und dieser Tatbestand ist gewiss interessant, da er uns erkennen lässt, dass Emmaus in Wirklichkeit jeden Ort verkörpert: Die Straße, die dorthin führt, ist der Weg jedes Christen - ja, mehr noch: jedes Menschen! Auf unseren Straßen wird der auferstandene Jesus zum Reisegefährten, um in unseren Herzen die Wärme des Glaubens und der Hoffnung neu brennen zu lassen und das Brot des ewigen Lebens zu brechen. ...
Durch die Fürsprache der allerseligsten Maria bitten wir darum, dass jeder Christ und jede Gemeinschaft von neuem die Erfahrung der Emmausjünger mache und so die Gnade der verwandelnden Begegnung mit dem auferstandenen Herrn wiederentdecke. (Benedikt XVI.)

Da gingen ihnen die Augen auf ... Irgendwoher kennen wir doch diesen Ausdruck. Ja genau. Ganz am Anfang der Bibel, bei der Geschichte von Adam und Eva. Als sie die verbotene Frucht aßen, da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren.
Haben die beiden Stellen wirklich etwas miteinander zu tun? Ich denke ja. Im Menschen liegt eine Sehnsucht nach dem Unerreichbaren, nach dem Unendlichen, nach Gott. Adam und Eva wollten diese Sehnsucht stillen, aber nicht so, wie es Gottes Wille war. Sie wollten sich selbst etwas nehmen, das ihnen nicht zustand. Das Ergebnis war bedauerlich. Anstatt großer Erkenntnis sahen sie nur ihre eigene Armseligkeit, sie erkannten, dass sie nackt waren.
In Jesus Christus will Gott den Menschen das schenken, was sie bisher vergeblich zu erlangen suchten. Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat Jesus Christus den Weg zu Gott neu aufgetan, nun steht der Weg offen in das bisher Unerreichbare, in das Paradies. Dies erkannten die Emmausjünger, als Jesus das Brot brach. Die Eucharistie ist das Erkennungszeichen, dass Jesus mitten unter uns ist und dass wir durch ihn zum Leben kommen.
Herr Jesus, lass auch unsere Herzen brennen und öffne unsere Augen, dass wir dich erkennen und mit dir zum Leben gelangen. Amen.

Emmaus
Zwei geh'n
den Weg nach Emmaus,
einsam und betrübt,
und einer der geht mit.

Zwei wissen
nicht mehr weiter,
wollen einfach weg,
und einer der geht mit.

Zwei reden
ohne Hoffnung, geh'n
mit müdem Schritt,
und einer der geht mit.

Sie bitten
ihn zu bleiben,
suchen bei ihm Trost,
und der Fremde bleibt.

Er bricht für sie
das Brot,
nimmt sie ins Gebet,
es strahlen ihre Augen.

Ja, es ist der Herr,
er ist da, er lebt,
ist mitten unter uns.

Schnell eilen sie weiter,
nach Jerusalem zurück,
und einer der geht mit.

Nun sind sie
voller Hoffnung,
sind nicht mehr betrübt,
der Herr ist da, er lebt!