Österliches Triduum

Osterevangelien

Evangelium A

Mt 28,1-10

Nach dem Sabbat kamen in der Morgendämmerung des ersten Tages der Woche Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Plötzlich entstand ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Gestalt leuchtete wie ein Blitz, und sein Gewand war weiß wie Schnee. Die Wächter begannen vor Angst zu zittern und fielen wie tot zu Boden.
Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier, denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag. Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden. Er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Ich habe es euch gesagt.
Sogleich verließen sie das Grab und eilten voll Furcht und großer Freude zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden.
Plötzlich kam ihnen Jesus entgegen und sagte: Seid gegrüßt! Sie gingen auf ihn zu, warfen sich vor ihm nieder und umfassten seine Füße. Da sagte Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen, und dort werden sie mich sehen.

Evangelium B

Mk 16,1-7

Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben. Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging. Sie sagten zueinander: Wer könnte uns den Stein vom Eingang wegwälzen? Doch als sie hinblickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war; er war sehr groß.
Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war; da erschraken sie sehr. Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte. Nun aber geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.
Den Osterbericht des Evangelisten Johannes (Joh 20, 1-18) hören wir am Ostersonntag.

Evangelium C

Lk 24,1-12

Am ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab. Da sahen sie, dass der Stein vom Grab weggewälzt war; sie gingen hinein, aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht.
Während sie ratlos dastanden, traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen. Die Frauen erschraken und blickten zu Boden. Die Männer aber sagten zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden. Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muss den Sündern ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen.
Da erinnerten sie sich an seine Worte. Und sie kehrten vom Grab in die Stadt zurück und berichteten alles den Elf und den anderen Jüngern. Es waren Maria Magdalene, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus; auch die übrigen Frauen, die bei ihnen waren, erzählten es den Aposteln.
Doch die Apostel hielten das alles für Geschwätz und glaubten ihnen nicht. Petrus aber stand auf und lief zum Grab. Er beugte sich vor, sah aber nur die Leinenbinden dort liegen. Dann ging er nach Hause, voll Verwunderung über das, was geschehen war.
Ostern

Matthäus - Auferstehung konkret

Bei Matthäus sind es nur zwei Frauen, die kommen, um nach dem Grab Jesu zu sehen. Maria aus Magdala und die andere Maria waren bereits bei der Beisetzung Jesu zugegen und haben beobachtet, wie Josef von Arimathäa das Grab mit einem Stein verschlossen hat. Dann kamen die von den Hohenpriestern bei Pilatus angeforderten Wachen. Als Maria von Magdala und die andere Maria am dritten Tag wieder zum Grab kommen, ist der Stein immer noch dort. Das Grab ist also äußerlich unversehrt. Es ist gänzlich ausgeschlossen, dass in der Zwischenzeit irgendjemand heimlich den Leichnam Jesu hätte stehlen können. Wahrscheinlich kursierten bereits damals Gerüchte, dass die Sache mit der Auferstehung ein gut ausgedachter Betrug der Jesusanhänger gewesen sein könnte. Doch es gibt Beweise, Augenzeugen. Die Auferstehung Jesu ist somit eine historisch belegbare Tatsache.
Der Stein lag also noch vor dem Grab, als die beiden Frauen gekommen sind. Doch dann geschah etwas Außergewöhnliches. Ein gewaltiges Erdbeben entstand und ein Engel mit einem himmlisch-weißen Gewand erschien und plötzlich war das Grab offen, der Stein weggewälzt. Ein Erdbeben gab es bereits bei Jesu Tod. Mit seinem Tod und seiner Auferstehung bringt Jesus die Unterwelt ins Wanken. Nach altem jüdischem und antikem Glauben war die Unterwelt der Ort der Toten, das Totenreich, aus dem es kein Entrinnen gab.
Auch Jesus musste den Weg aller Verstorbenen gehen, den Weg, vor dem sich bis heute viele fürchten, weil er für uns Menschen ganz im Dunkeln liegt und noch keiner von ihm zurückgekehrt ist. Doch Jesu Eintritt erschüttert die Festung des Todes. Er reißt die Tore des Hades heraus, er öffnet einen Weg, auf dem die Gefangenen diesen schaurigen Ort verlassen können. Von jetzt an ist der Weg der Verstorbenen keine Sackgasse mehr, die Unterwelt kann die Toten nicht länger gefangen halten. Es wird ein Durchgang frei in die lichte Weite der Auferstehung. Jesus ist als erster diesen Weg gegangen. Er nimmt alle mit, die hier so lange ausharren mussten. Ab sofort ist der Tod der Durchgang zu neuem Leben.
Was der Engel zu den Frauen sagt, ist unfassbar. Jesus ist nicht mehr da. Obwohl das Grab verschlossen und bewacht war, hat Jesus es verlassen. Er ist auferstanden. Noch wissen die Frauen nicht so recht, was das bedeutet. Die Frauen empfinden Furcht und Freude zugleich, ein heiliger Schauder hat sie ergriffen angesichts der Macht Gottes, die hier am Wirken ist. Doch der Engel nimmt ihnen die Furcht und sendet sie zu den Aposteln.

Ostern

Als sich die beiden Frauen in aller Eile auf den Weg zu den Aposteln machen, kommt ihnen Jesus entgegen. Sie fallen ihm zu Füßen, Jesus lässt sich von den Frauen berühren. Dar Auferstandene ist keine Fata Morgana, eine Sinnestäuschung oder Ähnliches. Er ist konkret gegenwärtig. Jesu Auferstehung ist ein reales, von Gott gewirktes Geschehen. Jesus hat den Tod besiegt, aber nicht nur für sich, sondern für alle Menschen. Das wird bei Matthäus auch dadurch deutlich, dass er bei Jesu Kreuzigung davon berichtet, dass viele Verstorbene plötzlich in der Stadt erschienen sind. Diese Sichtbarkeit der Auferstehung verwundert uns. Ja, wir glauben an die Auferstehung, aber doch stellen wir es uns eher als ein verborgenes Ereignis vor, etwas, das mit dieser Welt nichts mehr zu tun hat, etwas Jenseitiges.
Aber gibt es diese strenge Trennung von Diesseits und Jenseits? Ist nicht das Reich Gottes mitten unter uns? Ist es nicht ein Reich, das sowohl aus den lebenden Gläubigen besteht als auch aus den Verstorbenen? Die Menschen früherer Zeiten wussten darum. Die Statuen der Heiligen in den Kirchen des Mittelalters sind keine toten Gestalten, sondern sie zeigen uns die konkrete Anwesenheit der Heiligen inmitten der versammelten Gemeinde.
Diesseits und Jenseits sind auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden und diese Verbindung ist konkret erfahrbar. So wie die Frauen Jesus berühren konnten, so kann auch für uns die jenseitige Welt konkret erfahrbar werden. Gewiss, das ist etwas Besonderes, aber es ist nichts Außergewöhnliches.
Die Frauen sind überwältigt von der Begegnung mit dem Auferstandenen. Wie sehr sollte auch uns die Erfahrung der Auferstehung treffen! Wenn Jesus vom Tod erstanden ist, dann ist nichts mehr endgültig, nichts kann uns letztlich Schaden zufügen. In allem besteht die Hoffnung auf eine Wende zum Positiven. Wir brauchen nichts mehr zu fürchten, denn Gott kann alles Leid in Freude, jeden Tod in Leben verwandeln.
Lassen wir uns von Gottes Kraft ergreifen und werden wir zu Zeugen des Auferstanden. Auch wenn wir uns schwach und klein fühlen. Gott kann in uns und durch uns wirken. Werden wir zu Boten der Freude in der Welt.
Aus der Hoffnung der Auferstehung zu leben, das kann konkret bedeuten, nie endgültig einen Schlussstrich zu ziehen in unserer Beziehung zu anderen Menschen. Es liegt an uns zu vergeben, neu die Hand zu reichen, einen neuen Anfang zu machen. Und was für das Leben jedes einzelnen gilt, das gilt noch viel mehr für die ganze Kirche. Wie hat sich die Gemeinschaft der Glaubenden im Laufe der Zeit immer mehr aufgespaltet in einzelne Gruppen, die oft einander Feind sind, die es nicht schaffen, das Fest der Auferstehung des Herrn in gemeinsamer Freude zu feiern.
So lange es nicht wieder die Einheit der an Christus Glaubenden in Frieden und Eintracht gibt, werden sich die Christen schwer tun, die Botschaft des Auferstandenen den Menschen zu verkünden. So lange Christen in Zorn und Verbitterung ihren Glauben leben, wird das Licht dieses Festtages nicht im vollen Glanz erstrahlen.
Lassen wir uns überwältigen von der Erfahrung der Auferstehung, vom Sieg des Lebens über den Tod und vom Triumph des Lichtes über die Finsternis. Werden wir Boten des Auferstandenen, indem wir seine Liebe den Menschen durch unser Leben zeigen.

Herr, gern schaue ich auf dich und höre dir zu am Ostermorgen:
Wie du deiner lieben Mutter Maria erscheinst, die dein Tod am tiefsten betrübt hat, die am meisten an dein Leben glaubte und am meisten geliebt hat.
Wie du liebevoll Maria aus Magdala ansprichst: "Maria!"
Wie vertraut du dich auf dem Weg nach Emmaus mit zweien deiner Jünger unterhältst, wie du dich mit ihnen niederlässt und bei ihnen bleibst, bis ihr Herz brennt und ihnen die Augen aufgehen.
Wie du immer wieder zu deinen Aposteln kommst, mit ihnen Mahl hältst und sie auf ihre Sendung vorbereitest.
Wie du am Ufer des Sees auf einem kleinen Feuer Brot und gegrillten Fisch bereitest für Petrus, Johannes und fünf andere: wie ein Freund, der mit seinen Freunden zusammen ist.
Herr, du bist doch immer derselbe!
Du erfüllst unser Herz!
Ich liebe dich.

Prosper Monier
Ostern

Markus - Anders als erwartet

Am Ostermorgen, als endlich die Sabbatruhe vorüber ist, brechen drei Frauen in aller Frühe auf, und machen sich auf den Weg zum Grab Jesu. Sie haben Jesu Tod am Kreuz miterlebt und beobachtet, wohin der Leichnam Jesu gelegt wurde. Nun haben sie in aller Eile Salböl gekauft und wollen damit dem Leichnam Jesu die letzte Ehre erweisen. Es ist ungewöhnlich, dass dies erst so viele Stunden nach Jesu Tod geschieht, aber sein Tod kam so überraschend und war wohl so schockierend, dass sie dafür vorher keine Gelegenheit fanden. Außerdem war ja zunächst unklar, wo und wie Jesus überhaupt begraben würde. Erst als Joseph von Arimathäa zu Pilatus ging, zeichnete sich eine Lösung ab, da war es aber schon spät abends, kurz vor Beginn der Sabbatruhe.
Markus betont, dass es nach der Sabbatruhe der frühestmögliche Zeitpunkt ist, an dem die Frauen zum Grab gehen, um den Leichnam Jesu zu salben. Sie müssen sehnsüchtig auf diesen Moment gewartet haben, vielleicht haben sie sogar die ganze Nacht hindurch gewacht, damit sie den ersten Sonnenstrahl nicht verpassen, der ihnen erlaubt, die Sabbatruhe zu beenden.
Doch am Grab ist alles so sonderbar. Sie müssen erkennen, das alles anders läuft, als sie es erwartet hatten, dreimal.

Die erste Sorge der Frauen war, wie sie in das Grab kommen können. Der Stein, der es verschloss, war so schwer, dass sie es selbst zu dritt nicht geschafft hätten. Doch als sie ans Grab kommen, sehen sie, dass der Stein bereits weggewälzt ist.
Sind auch wir bereit, für die Überraschungen in unserem Leben? Vertrauen wir darauf, dass der Gott, der die Toten lebendig machen kann, auch so kleines vermag, wie einen Stein aus dem Weg zu räumen, der uns den Weg in eine erfüllte Zukunft verschließt? Vertrauen wir darauf, dass Gott uns eine Tür öffnen kann, eine Ausweg, den wir nicht erwartet hätten?
Was versperrt mir den Weg? Woran hänge ich fest, wo komme ich nicht weiter? Herr, befreie mich von den Steinen, die mir den Weg versperren und zeige mir das Ziel, das vor mir liegt, wenn ich auf dich vertraue.

Ostern

Die Frauen kamen zum Grab, um dort dem Leichnam Jesu die letzte Ehre zu erweisen. Doch der Leichnam Jesu ist weg, das Grab ist leer. Stattdessen sitzt da ein Engel, der bereits auf sie zu warten scheint. Diese Begegnung erschreckt sie. Damit haben sie nicht gerechnet. und einem Engel begegnet man ja nicht alle Tage. Jesus ist nicht mehr da, der Engel sagt ihnen, dass er auferstanden ist. Sie verstehen nicht, was das zu bedeuten hat.
Diese Botschaft des Engels aber ist das Entscheidende, das Markus jedem Leser seines Evangeliums ans Herz legt. Das Grab Jesu ist leer. Der gekreuzigte ist Auferstanden. Das bedeutet, er lebt! Der Tod ist überwunden, er hat keine Macht mehr über die Menschen. Alle Bosheiten und Anfeindungen der Menschen, alle Drohungen und Hinrichtungen können den Glauben an diesen Jesus nicht erschüttern. Jesus lebt und jeder, der glaubt, lebt mit ihm. Alles Irdische ist vergänglich, alle irdische Macht begrenzt. Die Kraft des Glaubens aber ist unbegrenzt und Gott ist ewig. Wer sich an ihn hält, braucht sich nicht zu fürchten, nicht einmal vor dem Tod.

Christus ist von den Toten erweckt,
der Erstling der Entschlafenen.
Der Erstgeborene der Schöpfung,
der Schöpfer all dessen, was ist,
hat die verdorbene Natur unseres Geschlechts
in sich erneuert.
Nicht mehr der Tod übt die Herrschaft aus,
sondern der Gebieter über das All
hat seine Macht vernichtet.
(Gebet der Ostkirche)

An Ostern geht es nicht nur um den Menschen, sondern um die ganze Schöpfung. Die Schöpfung wird durch den Menschen geheiligt, denn sie ist dem Menschen anvertraut. Das Urbild der Schöpfung ist ein vertrautes Verhältnis zwischen Gott, Mensch und Natur. Durch die Auferstehung Jesu wird dieses Urbild der Schöpfung wiederhergestellt.
Der leere Grab und der Auferstandene, das ist nicht nur etwas, das sich vor langer Zeit ereignet hat. Jesu Auferstehung betrifft auch konkret mein Leben heute. Glaube ich daran, dass Gott uns in Jesus Christus neues Leben geschenkt hat? Bin ich bereit, mich auf dieses neue Leben einzulassen? Bin ich bereit, für die Veränderungen, die Jesu Auferstehung auch für mein Leben bedeuten kann?
Die Frauen wollten Jesus salben, wollten dem Toten die letzte Ehre erweisen, und haben scheinbar vergessen, dass diese Salbung bereits in Betanien vollzogen wurde (14,3-9) Sie wollten den Weg mit Jesus zu einem würdigen Abschluss bringen, doch dieser Weg fängt nun ganz neu an: Los, sagt seinen Jüngern und dem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen.
Doch die Frauen stehen erst einmal verwundert da und wissen nicht, wie es weitergeht. Sie müssen die neue Situation erst realisieren. Das dauert. Sie brauchen Zeit, um zu verstehen, was der Engel ihnen gesagt hat. dass Jesus lebt ist für sie keine Selbstverständlichkeit, sondern eine gänzlich unerwartete Veränderung. Auch für uns sollte die Auferstehung Jesu keine Selbstverständlichkeit sein und wir sollten uns immer neu überwältigen lassen von der Größe dieses Ereignisses.

Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemandem etwas davon; denn sie fürchteten sich. (Mk 16,8)

Mit diesen Worten endete ursprünglich das Markusevangelium. Ein Ende mit Schrecken, könnte man denken. Voller Furcht fliehen die Frauen vom Grab. Niemand erfährt von der Botschaft des Engels, der die Auferstehung Jesu verkündet. Warum lässt Markus sein Evangelium so enden? Die Frauen, die aus Furcht vom Grab fliehen, können doch nicht das letzte Zeichen christlicher Hoffnung sein.
Allein aber die Tatsache, dass Markus sein Evangelium geschrieben hat und dass es Leser gefunden hat zeigt, dass Flucht und Furcht nicht die letzten Ereignisse in Verbindung mit Jesu Leben waren. Die Botschaft des Auferstandenen wurde weiter erzählt und viele, die sie gehört haben, haben sie im Glauben angenommen. Die Jünger sind dem Auferstandenen in Galiläa begegnet. In Galiläa hat der Weg begonnen, den Jesus mit den Seinen gegangen ist. In Galiläa beginnt nun ein neuer Weg mit Jesus, ein Weg, den alle Menschen zu allen Zeiten mit Jesus gehen können.
Auf ihrem Weg mit Jesus haben die Jünger immer mehr gelernt, wer dieser Jesus ist und sie haben gelernt, so zu leben wie er. Nun ist der Leser aufgefordert, seinen eigenen Weg mit Jesus zu gehen. Die Fortsetzung des Evangeliums ist die Glaubensgeschichte jedes einzelnen Menschen, die Geschichte der Begegnung und Freundschaft mit Jesus. Jeder Mensch ist dazu berufen, von Jesus Zeugnis zu geben. Der Auftrag des Engels an die Frauen ist an jeden Menschen gerichtet: Los geh und verkünde den Menschen von Jesus Christus. Der Glaubende ist dabei nicht allein, sondern er steht in der Gemeinschaft aller Glaubenden. Und Jesus, der Auferstandene, ist mit ihm.

Osterzeit

Lukas - Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?

Die Frauen um Maria kamen dem Tagesanbruch zuvor, fanden den Stein vom Grabe weggewälzt, und sie hörten vom Engel: ihn, der wohnt in ewigem Lichte, was sucht ihr ihn bei den Toten wie einen Menschen? Seht doch die Leichentücher. Lauft und verkündet der Welt, dass erstanden ist der Herr, dass er getötet den Tod. Denn er ist der Sohn Gottes, der die Menschheit errettet.
Gebet der Ostkirche

Das Grab ist offen, leer, aber doch ist der Ort erfüllt von der frohen Botschaft: Christus lebt. Er ist auferstanden. Der Ort des Todes gibt Zeugnis vom Leben. Er, der tot ins Grab gelegt wurde, lebt wieder. Wie muss das damals gewesen sein. Nach der Verwirrung und Trauer des Karfreitags die neue Hoffnung des Ostermorgens! Den Frauen begegnet ein Engel - nach Lukas sind es sogar zwei, die den Frauen zurufen: "Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten!" Dann begegnet ihnen auch Jesus selbst. So wird die Hoffnung zur Gewissheit, an der es keinen Zweifel mehr gibt. Jesus hat die Seinen nicht verlassen, sondern er bleibt bei ihnen, wie er es versprochen hat.
Frauen, deren Zeugnis in der damaligen Zeit praktisch nichts galt, macht der Herr zu den ersten Zeuginnen seiner Auferstehung. Wo aber sind die Zwölf? Schon sonderbar. Wenn wir in den Evangelien zwischen den Zeilen lesen, müssen wir wohl davon ausgehen, dass zumindest einige der Apostel aus Jerusalem geflohen sind in ihre Heimat Galiläa. Sie mussten damit rechnen, dass die jüdischen Anführer auch nach ihnen fahnden werden. Hätten sie sich in die Nähe des zudem noch bewachten Grabes begeben, hätte ihnen sicher eine Verhaftung gedroht.
Bei Lukas heißt es am Ende des Abschnitts über das leere Grab, dass Petrus nach dem Bericht der Frauen auch dorthin gegangen ist, aber außer dem leeren Grab nichts gesehen hat. Erst in Lk 24,24 sagt einer der Jünger: "Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen." Bei Markus und Matthäus lesen wir, dass die Jünger nach Galiläa gehen sollen, wo sie den Auferstandenen sehen werden. Johannes berichtet von einer Erscheinung in Jerusalem, aber im Anhang zum Evangelium ist von einer Erscheinung am See von Tiberias die Rede. Gerhard Lohfink schreibt:

Wir können mit guten Gründen davon ausgehen: Petrus, der mit dem engeren Jüngerkreis nach Galiläa geflohen war, hatte dort eine Erscheinung des Auferstandenen. Diese zerstöre alle Zweifel und machte Petrus zu einem der ersten Osterzeugen. Offensichtlich gingen das hohe Ansehen und die führende Rolle des Petrus in der Urkirche unter anderem auf diese Erscheinung zurück. An die Erscheinung vor Petrus schlossen sich dann andere Erscheinungsphänomene an, auch in Jerusalem.
Osterzeit

Warum aber verschweigt Lukas im Gegensatz zu seiner Vorlage bei Markus, die er sicher gekannt hat, die Erscheinung in Galiläa? Für ihn war Jerusalem von zentraler Bedeutung für Gottes Königsherrschaft. Jerusalem ist die Stadt der Könige und Propheten Israels und daher errichtet Gott hier seine Herrschaft durch die Inthronisation des Messias am Kreuz. Hier müssen sich alle wichtigen Ereignisse abspielen und wir werden dann ja auch sehen, wie nach der wohl sehr schnellen Rückkehr der Apostel hier an Pfingsten die Kirche als Volk Gottes entstanden ist.
Entscheidend ist, dass durch die Erscheinungen des Auferstandenen die Apostel in ihrem Glauben gefestigt wurden und durch die Kraft, die in diesen Begegnungen lag, bereit waren, zu Grundsteinen des neuen Gottesvolkes zu werden. Aus dieser Begegnung mit dem Auferstandenen haben seine Zeugen die Kraft, das Evangelium zu verkünden, bis heute. Paulus berichtet davon, wie sehr ihn die Begegnung mit dem Auferstandenen vor Damaskus verändert hat. Jesus begegnet den Menschen - auch heute!

Obgleich du ins Grab gestiegen bist, Christus, Herr, Unsterblicher, hast du doch der Unterwelt Kraft gebrochen und bist auferstanden als Sieger.
Die Himmel mögen sich freuen, die Erde jubeln
und feiern die ganze Welt,
die sichtbare und die unsichtbare,
denn Christus ist erwacht. Ewige Freude!
Christus erstand von den Toten!
(Gebet der Ostkirche)
Tag der Auferstehung!
Licht lasst uns werden am Festtag
und einander umarmen.
Lasst uns auch, Brüder, sprechen
zu denen, die uns hassen:
Wir wollen alles verzeihen
wegen der Auferstehung!
Und so lasst uns rufen:
Christus erstand von den Toten!
Durch seinen Tod hat er
den Tod vernichtet und denen,
die in den Gräbern ruhen,
das Leben geschenkt.

Gebet der Ostkirche