Weihnachtszeit

25.12. Hirtenmesse

Erste Lesung

Jes 62,11-12

Hört, was der Herr bis ans Ende der Erde bekannt macht: Sagt der Tochter Zion: Sieh her, jetzt kommt deine Rettung. Siehe, er bringt seinen Siegespreis mit: Alle, die er gewonnen hat, gehen vor ihm her. Dann nennt man sie "Das heilige Volk", "Die Erlösten des Herrn". Und dich nennt man "Die begehrte, die nicht mehr verlassene Stadt".

Zweite Lesung

Tit 3,4-7

Als aber die Güte und Menschenliebe Gottes, unseres Retters, erschien, hat er uns gerettet - nicht weil wir Werke vollbracht hätten, die uns gerecht machen können, sondern aufgrund seines Erbarmens - durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung im Heiligen Geist. Ihn hat er in reichem Maß über uns ausgegossen durch Jesus Christus, unseren Retter, damit wir durch seine Gnade gerecht gemacht werden und das ewige Leben erben, das wir erhoffen.

Evangelium

Lk 2,15-20

Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ.
So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten.
Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.
Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.
Gott mit uns

Weihnachten in Betlehem

Wer Weihnachten in Betlehem feiern möchte, der muss erst einmal durch die Mauer, mit der Israel diese Stadt vom Rest der Welt getrennt hat. Wer sie passiert hat, der steht am Rand einer geschäftigen orientalischen Stadt. Reges Treiben herrscht an Weihnachten in Betlehem. Touristen und Einheimische suchen sich ihren Weg durch die Stadt. Wer sich rechtzeitig angemeldet hat und eine der kostenlosen aber limitierten Eintrittskarten in der Hand hält, der darf mit viel Prominenz den großen Weihnachtsgottesdienst der Katharinenkirche neben der Grabeskirche mitfeiern. Viele Pilgergruppen nehmen aber den Weg zu den tiefer gelegenen Hirtenfeldern, wo Gruppen in den einzelnen Grotten ihren Gottesdienst feiern können.
Betlehem ist in dieser Nacht überfüllt von Menschen. In engem Abstand sorgt palästinensische Polizei an den Hauptstraßen für Sicherheit. Aus manchen Lokalen und Geschäften dringen ohrenbetäubend die Klänge der verschiedensten Weihnachtslieder. Manch einer hat sich als Weihnachtsmann verkleidet und meint, die Touristen so erfreuen zu können.
Schon ab Mittag war die Stadt in Volksfeststimmung. Auf dem Manger Square vor der Geburtskirche haben sich die Menschen versammelt. Mit einer Militärparade wurde der Patriarch mit anderen Größen empfangen. Bis zur Nacht wird die Stadt nicht zur Ruhe kommen. Auf den Hirtenfeldern wechseln die Gruppen in den Grotten im Stundentakt. Viele gehen danach noch zur Geburtskirche, um zumindest einen Blick auf den Ort zu werfen, an dem Jesus vor über 2000 Jahren geboren worden ist.
Wer es länger aushält und wartet, bis sich die Menge nach der Mitternachtsmesse langsam verstreut hat, der mag noch eine ruhige Zeit der Andacht in der Geburtskirche finden. Die anderen aber suchen den Weg zurück zum Checkpoint, hindurch durch mehrere vergitterte Gänge und Drehkreuze, bis man dann endlich wieder frische Luft atmen kann.
Betlehem - eine Stadt der Zerrissenheit. Wo ist der Friede, den die Engel bei der Geburt Jesu vor über 2000 Jahren verkündet haben? Papst Benedikt XVI. hat in seiner Weihnachtspredigt dazu aufgerufen, "auch an die konkrete Stadt Bethlehem, an all die Orte, an denen der Herr gelebt, gewirkt und gelitten hat zu denken."

Beten wir in dieser Stunde für die Menschen, die heute dort leben und leiden. Beten wir darum, dass dort Friede sei. Beten wir darum, dass Israelis und Palästinenser im Frieden des einen Gottes und in Freiheit ihr Leben entfalten können. Beten wir auch für die umliegenden Länder, für den Libanon, für Syrien, den Irak und so fort: dass dort Friede werde. Dass die Christen in diesen Ländern des Ursprungs unseres Glaubens dort ihr Zuhause behalten können, dass Christen und Muslime im Frieden Gottes miteinander ihre Länder aufbauen." (Papst Benedikt XVI.)

Der Friede kann nur wachsen im Herzen der Menschen. Wo die Gegensätze der verschiedenen Religionen auf engstem Raum zusammentreffen, braucht es Menschen, die nicht der Propaganda verfeindeter Staaten und religiöser Hassprediger folgen, sondern die selbst denken und prüfen, was hinter all dem steckt. Menschen, die ins Herz sehen, die den anderen nicht wegen seiner Religion oder Nationalität verurteilen, die im anderen nicht den Israeli oder Palästinenser, den Juden, Christen oder Muslim, sondern einen ganz konkreten Menschen sehen.
Friede kann dort entstehen, wo es zur Begegnung kommt, wo Menschen einander mit Respekt begegnen. Wir wollen an Weihnachten besonders darum beten, dass diese Begegnung zwischen den Menschen gelingt, dass Versöhnung wachsen und so der Friede reifen kann.
Doch wir Menschen allein können den Frieden nicht machen. Friede kann nur da sein, wo Gott auch heute in die Welt hinein gelassen wird. Damals kam er als Kind zu uns auf die Welt, um uns diesen Frieden zu bringen. Heute sind wir aufgerufen, Gott in unseren Herzen wohnen zu lassen, um zu Boten des Friedens zu werden. Auch wenn so oft im Namen Gottes Menschen so viel Unfrieden gestiftet haben, so sind doch auch - wie Papst Benedikt XVI. in seiner Weihnachtsansprache betont - "von dem Glauben an den Gott, der Mensch wurde, immer wieder Kräfte der Versöhnung und der Güte ausgegangen. In das Dunkel von Sünde und Gewalt hat dieser Glaube einen Lichtstrahl des Friedens und der Güte eingezeichnet, der immerfort weiter leuchtet."

So ist Christus unser Friede und hat Frieden verkündet den Fernen und den Nahen (vgl. Eph 2,14.17). Wie sollten wir nicht in dieser Stunde zu ihm beten: Ja, Herr, künde uns auch heute Frieden, den Fernen und den Nahen. Gib, dass auch heute Schwerter in Pflugscharen umgewandelt werden (Jes 2,4) und dass anstelle von Kriegsrüstung Hilfe für die Leidenden trete. Erleuchte Menschen, die in deinem Namen glauben, Gewalt ausüben zu müssen, dass sie den Widersinn der Gewalt einsehen und dein wahres Antlitz erkennen lernen. Hilf uns, dass wir Menschen deines Wohlgefallens werden - Menschen nach deinem Bild und so Menschen des Friedens." (Papst Benedikt XVI.)
Weihnachten

Weihnachten lässt uns staunen

Weihnachten lässt uns staunen. Wir denken an die glänzenden Augen der Kinder, die sich über den Weihnachtsbaum und die Geschenke darunter freuen, wenn es nach langem Warten endlich Zeit für die Bescherung ist.
Das Staunen gilt aber ganz besonders dem Kind in der Krippe. Engel und Menschen drängen sich um den Stall von Bethlehem, und sie stauen darüber, was dort geschehen ist.
Unscheinbar liegt da ein Kind in einer Krippe und neben ihm ruht seine Mutter Maria. Meist etwas abseits sieht der heilige Josef dem ungewöhnlichen Ereignis zu. Seine Rolle spielt am Rand und doch ist er es, der das Kind und dessen Mutter beschützt.
Wir staunen über die Schönheit des Kindes in der Krippe. Woher kommt diese Schönheit? Es ist der Glanz des Göttlichen, der hier aus dem Menschenkind leuchtet. Leo der Große sagt:

Durch diese wunderbare Geburt hat die gottgeweihte Jungfrau in ihrem Kinde die eine wahrhaft göttliche und zugleich wahrhaft menschliche Person zur Welt gebracht.

In Jesus Christus sind Gottheit und Menschheit eins. Das kleine Kind in der Krippe ist Gottes Sohn. So unscheinbar, und doch ist es das größte Wunder, das jemals auf Erden geschehen ist. Johannes Chrysostomus zeigt uns ein Beispiel, das uns hilft, die Größe dieses Wunder besser zu verstehen:

Denn wie würde es uns vorkommen, sähen wir die Sonne vom Himmel herabsteigen, auf der Erde umher wandeln und von hier aus allen Menschen ihre Strahlen zusenden? Würde nicht dieses Ereignis alle Zuschauer mit Staunen erfüllen?

Ja, würde die Sonne plötzlich ihre Position verändern, das würde uns zum Staunen bringen. Aber was hier geschieht, ist ein noch größeres Wunder. Gott, der größer ist als alle Sonnen, kommt auf unsere Erde. Was zeichnet diesen Glanz des Göttlichen aus? Ephräm der Syrer zeigt sein Staunen in folgenden Worten:

Wie demütig bist du und wie gewaltig zugleich, o Kindlein! Dein Gericht ist gewaltig, deine Liebe hold, wer vermag dir zu widerstehen? Dein Vater wohnt im Himmel, deine Mutter auf der Erde, wer kann dein Wesen erklären? ... Wir sind gekommen, dich als Gott zu schauen, und siehe, du bist ein Mensch! Wir kamen, dich als Mensch zu sehen; da schimmerte hell das Licht deiner Gottheit hervor.

Der Glanz göttlicher Schönheit kommt von der absoluten Reinheit. Was Gottes Sohn von den Menschen unterscheidet, ist sein Freisein von der Sünde. Sünde ist Hässlichkeit. Die Sünde trübt den Glanz, den jeder Mensch in sich trägt. Gottes Sohn ist gekommen, um uns göttlichen Glanz zu schenken. Wenn wir im göttlichen Kind den Glanz der Schönheit Gottes erblicken, soll dieser Glanz auch unsere Schönheit leuchtend erstrahlen lassen.

Denn erschienen ist der Herr Jesus Christus, um von uns alle Befleckung zu nehmen, nicht um sich beflecken zu lassen, nicht um unseren Gebrechen zu unterliegen, sondern um sie zu heilen.
Die von der alten Befleckung gereinigte menschliche Natur gewinnt ihre frühere Würde wieder, der Tod wird durch den Tod bezwungen, die Geburt durch die Geburt erneuert; denn gleichzeitig wird durch die Erlösung die Knechtschaft aufgehoben, durch die Wiedergeburt die Geburt geändert und durch den Glauben der Sünder gerechtfertigt.

Diese Worte Leos des Großen zeigen uns, warum Gott Mensch geworden ist. Gott will uns unsere Schönheit wieder geben. Das Kind in der Krippe will uns zu sich ziehen. Es will die Scheu von uns nehmen, dass wir uns bloßstellen könnten, wenn wir uns klein machen vor ihm. Wenn Erwachsene mit Kindern spielen, so werden sie selbst oft lockerer, kindlicher, machen Dinge, die sie sonst nie tun würden. Gottes Sohn verlangt danach, dass wir so mit ihm spielend unsere Schönheit wieder erlangen. Ephräm der Syrer sagt:

Wie bist du, o Kind, so liebevoll munter! Allen überlässt du dich freundlich, lächelst jedem zu, der zu dir kommt, nach jedem, der dich ansieht, verlangst du liebreich. Deine Liebe sehnt sich nach den Menschen. Du unterscheidest deine Eltern nicht von den Fremden. Bringt dies deine kindliche Heiterkeit mit sich oder deine Liebe, o Allliebender? Was regt dich so an, jedem, der dich sieht, frei dich hinzugeben, Reichen sowohl als Armen? Es zieht dich zu ihnen, ohne dass sie dich riefen. Woher kommt es, dass du so nach den Menschen verlangst?
Wer sah je ein Kind, das nach den Nahen sehnsüchtig verlangt und vom Mutterschoß aus den Entfernten sich entgegenstreckt? Lieblicher Anblick: ein Kind, das sinnend so ganz nach jedem hinstrebt, dass alle es sähen! Wen irgendeine Sorge drückt, von dem entflieht, wenn er kommt und dich sieht, seine Sorge. Wer kummervoll nachsinnt, vergisst bei dir seinen Kummer.
Werde ruhig und still, und entlass die Menschen zu ihren Geschäften! Du bist ja ein Sohn von Armen; du weißt, wie den Armen zu Mute ist, die da feiernd kommen! O liebevoller Menschenfreund! Durch deine anziehende Heiterkeit hast du die Menschen zahlreich an dich gezogen.

Verweilen auch wir an der Krippe, Jesu Schönheit betrachtend, lassen wir uns verwandeln und gehen wir so als neue Menschen hinaus in unser Leben. Ich wünsche uns allen, dass wir immer mehr vom Glanz der Schönheit Gottes in uns tragen.

Hirten

Der große Gott wird ein kleines Kind im Stall von Betlehem

Königlich schildert Matthäus die Geburt Jesu Christi. In seinem Stammbaum zeigt er auf, dass Jesus aus dem Königshaus Israels, der Familie Davids, stammt. Doch Jesus ist mehr als ein König, denn seine Legitimation beruht nicht wie bei den anderen Königen auf menschlicher Zeugung, sondern seine Geburt ist auf wunderbare Weise durch Gott gewirkt. Wie es einem König gebührt, wurde seine Geburt vorhergesagt und durch Himmelszeichen bestätigt. Diese wussten die Weisen aus dem Morgenland zu deuten, die als erste kommen, um dem neugeborenen König der Juden zu huldigen.
Bei Lukas sind es nicht große Herren, die mit reichen Geschenken den Christus-König ehren, sondern einfache Hirten, die von ihren Herden zur nahe gelegenen schlichten Krippe eilen, in der Gott ganz klein und arm in diese Welt kommt. Nicht die Sterne weisen ihnen den Weg, sondern Engel, die von dem wunderbaren Ereignis künden, das sich da auf den Feldern von Betlehem ereignet hat.
Wir dürfen diese beiden Bilder nicht gegeneinander ausspielen und fragen, wer denn nun Recht hat. Die Kirche hat in diesen beiden Darstellungen des Weihnachtsfestes auch nie einen Widerspruch gesehen, sondern sie in zeitlicher Folge nacheinander angeordnet. Zuerst kommen in der Heiligen Nacht die Hirten an die Krippe und dann später treffen die Weisen aus dem Morgenland mit ihren Schätzen ein.
Doch die beiden Darstellungen ergänzen sich auch noch in anderer Hinsicht. Während Matthäus das Königliche an der Geburt Jesu herausstellt, weist Lukas besonders auf die Schlichtheit der Geburt Jesu hin. Lukas geht es in seinem Evangelium in besonderer Weise um die Armen, deren Gott sich annimmt. Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. So hat es Maria im Magnifikat gesungen und das wird Jesus in seinen Worten und Taten deutlich machen.
Christus ist ein König, er ist hoch und erhaben, wir verehren und preisen ihn als unseren Herrn und Heiland. Doch Christus kann sich auch ganz klein machen, so dass er auch dem letzten aller Menschen ein Bruder ist. Der über alles erhabene und allmächtige Gott kommt als ein kleines und hilfloses Kind zu uns auf die Erde.
Weihnachten zeigt uns die ganze Bandbreite des göttlichen Wesens. Wenn wir das kleine Kind in der Krippe sehen, sollen wir daran denken, wie groß und mächtig Gott ist und wenn uns Gottes Größe zu erdrücken scheint, dann dürfen wir an das Kind in der Krippe denken, in dem Gott uns nahe sein will. Wir dürfen uns freuen, dass Gott so groß ist, dass er auch so klein sein kann wie wir, ohne dass dies seine Größe verringern würde.

Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade!
Ehre dem höchsten und einzigen Gott
und Friede in unseren Herzen
weil Gott groß ist, auch wenn er klein scheint
und mächtig, wenn er in Schwachheit erscheint.
Darum brauchen wir Gottes Ehre
nicht mit den Waffen der Welt zu erkämpfen
sondern wir machen Gott groß
wenn wir uns niederbeugen zu den Armen und Schwachen
und Frieden schenken den Menschen in unserer Nähe.