
Johannes
Apostel und
Evangelist
Johannes der Theologe
Johannes ist der Sohn des Zebedäus und Bruder des Jakobus. Beide waren Fischer am See von Galiläa. Nach den synoptischen Evangelien beruft Jesus Johannes zusammen mit Jakobus am See, unmittelbar nach der Berufung des Petrus und Andreas, die ebenfalls dort als Fischer gearbeitet haben.
Das Johannesevangelium erwähnt Johannes ebenso wenig wie dessen Bruder Jakobus namentlich. Hier sind es zwei Jünger Johannes des Täufers, die als erste Jesus folgen, Andreas und ein nicht namentlich genannter, der aber höchstwahrscheinlich Johannes ist.
Nach den Synoptikern gehört Johannes zusammen mit Petrus und Jakobus zum engeren Kreis der Jünger, die Jesus oft in seine Nähe holt. Er und sein Bruder hatten wohl ein stürmisches Temperament, weshalb Jesus sie Donnersöhne nennt.
Die Tradition identifiziert den Jünger, den Jesus liebt, mit Johannes und sieht somit auch Johannes als Schreiber des Vierten Evangeliums. Doch der Textbefund lässt auch andere Deutungen zu. Ernstzunehmende Exegeten sehen in Andreas den Lieblingsjünger Jesu.
Sicher ist, dass der Jünger, den Jesus liebte im Johannesevangelium die herausragende Stellung hat, die in den Synoptikern den drei Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes zukommt. Er ist der Garant für die Verlässlichkeit der Überlieferung.
Johannes war der Tradition nach der Apostel, der am längsten gelebt hat und auch der einzige, der eines natürlichen Todes gestorben ist. In der Ostkirche wird er "der Theologe" genannt. Die Tradition sieht in ihm den Autor des Johannesevangeliums und der Offenbarung. Diese hat er in hohem Alter in der Verbannung auf Patmos geschrieben.
Bei der Festsetzung des Zeitpunktes der Entstehung des Johannesevangeliums sprechen immer mehr Gründe gegen die von vielen Exegeten vertretene Spätdatierung. Johannes berichtet anders von Jesus, als es die Synoptiker tun. Während diese viele einzelne Begebenheiten aus dem Leben Jesu ordnen und aneinanderreihen, geht Johannes mehr in die Tiefe. Er berichtet nur von wenigen entscheidenden Ereignissen im Leben Jesu, führt diese aber breit aus, indem er auch immer wieder lange Reden Jesu einfügt. Es lohnt sich, diese Texte näher zu betrachten. Wer nicht in die Breite, sondern in die Tiefe gehen möchte, wird den reichen Schatz des Johannesevangeliums entdecken.
Johannes beginnt sein Evangelium mit dem berühmten Prolog. Er sagt uns, dass in diesem Jesus, von dem das Evangelium berichtet, Gott wahrhaft Mensch geworden ist. Das Wort, durch das die Welt erschaffen wurde, wird Fleisch und so spricht der wahre Gott als wahrer Mensch zu uns. "Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht."
Diese Kunde des Sohnes Gottes hat Johannes für uns aufgeschrieben. Doch Johannes hat nicht nur die Worte Jesu mit den Ohren gehört und seine Taten mit den Augen gesehen, sondern die Kunde des Sohnes Gottes ist bei ihm von Herz zu Herz gegangen. Wie der Sohn aus dem Herzen des Vaters spricht, so hat auch Johannes mit seinem Herzen den Zugang zum Wort Gottes gefunden.
Wie schon erwähnt sieht die Tradition in Johannes den Jünger, der beim letzten Abendmahl an der Seite Jesu lag. Diese innige Verbindung zwischen Jesus und seinem Jünger kommt sehr schön in der bekannten Darstellung von Johannes an der Brust Jesu zum Ausdruck. Doch dieser Platz ist kein Privileg des Johannes. Mit seinem Evangelium will er uns zu diesem Platz führen, er will den Menschen das Herz für die Botschaft Jesu öffnen, dass wir uns ganz diesem Jesus hingeben. Wie Johannes soll jeder von uns ein geliebter Jünger Jesu sein und diesen Jesus im Herzen tragen.
Johannes hatte auch eine tiefe Beziehung zur Gottesmutter. Nach dem Johannesevangelium standen Johannes und Maria unter dem Kreuz Jesu und Jesus vertraut sie einander an.
Wenn wir das Johannesevangelium mit den Synoptikern vergleichen, so wird uns eines deutlich: die Zwölf Apostel waren keine Einheitstruppe. Es gab unter ihnen die verschiedensten Charaktere. Das hat sicher auch zu Spannungen in der Gruppe geführt, aber diese Vielfalt gab der jungen Kirche auch eine Dynamik, die in Verbindung mit dem Wirken des Heiligen Geistes die Botschaft von Jesus Christus in die Welt hinausgetragen hat.
Die Unterschiede zwischen Johannes und den Synoptikern zeigen auch die Vielfalt der Kirche auf. Wenn auch in allen Evangelien die herausragende Stellung des Petrus zur Geltung kommt, haben wir bei Johannes andere Apostel im Vordergrund als bei den Synoptikern. Dies zeigt, dass jeder der Apostel in dem Gebiet, in dem er gewirkt hat, eine einzigartige Stellung einnahm. Diese lokalen Unterschiede in Verbindung mit der einenden Rolle des Petrus sind ein Bild für die Kirche, die der Eigenständigkeit Raum gibt und doch zur Einheit zusammenführt.
Johannes möchte uns zum Denken anregen, dass wir die festgefahrenen Bahnen verlassen, die Tradition hinterfragen und so zum Kern der frohen Botschaft kommen. Der Mittelpunk all unseres Denkens und Tuns muss Jesus Christus sein. Wenn wir mit ihm verbunden sind, sind wir auf dem richtigen Weg. Er ist die Wahrheit die Leben schenkt.

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. Joh 1,14
So lautet die Weihnachtsbotschaft des Johannes. Wenn wir bei ihm auch nichts von einem Kind in der Krippe im Stall vom Betlehem lesen, so erfassen doch diese seine Worte das Geheimnis der Menschwerdung Gottes auf intensivste Weise.
„Der Logos ist im Fleisch gekommen, ist sichtbar geworden und hat bei uns sein Zelt aufgeschlagen. In den folgenden Kapiteln macht Johannes nichts anderes, als die Konsequenzen aus diesem zentralen und provozierenden Vers zu ziehen. Wer Gott sucht, muss das fleischgewordene Wort suchen; in ihm kann er den Vater, das dreifaltige Geheimnis betrachten.“ (Carlo M. Martini)
Einer von den Jüngern lag an der Seite Jesu; es war der, den Jesus liebte. (Joh 13,23)
Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. (Joh 19,25-27)