Die Heiligen

29.12. König David

David

König
David

David

David war nach Saul der zweite König von Israel. In der Tradition wurde er zum König Israels schlechthin. Sein Königtum war so bedeutend, dass er zum Vorbild für den Messias wurde. Der Messias, den das Volk erwartet hat, sollte sein wie David.
Sehr schön ist die Geschichte von der Erwählung Davids (1 Samuel 16). Der Prophet Samuel kommt in das Haus Isais, des Vaters Davids. Gott hat ihm aufgetragen, einen seiner acht Söhne zum König zu salben. Als Samuel den ältesten der Söhne erblickt, der groß und stark ist, meint er, in ihm den neuen König Israels vor sich zu haben. So war es damals bei der Erwählung Sauls zum König. Der war ein Mann, der alle an Größe und Stärke überragte.
Doch Gott belehrt Samuel eines Besseren. Gott sieht nicht auf das Äußere, er sieht auf das Herz. Sieben seiner Söhne, die Isai dem Samuel vorstellt, hat Gott nicht erwählt. Da bleibt nur noch der Jüngste, an den keiner gedacht hat, und den man erst von den Schafen holen muss. Er ist es, den Gott erwählt hat.
David ist kein Muskelprotz, aber er ist ein Mann mit Köpfchen, der es gerade deshalb auch mit dem stärksten Gegner aufnehmen kann, wie es die Geschichte von David und Goliath zeigt. Er ist von schöner Gestalt und besitzt musikalische Fähigkeiten. David kann wunderschöne Lieder singen. Die Tradition führt viele der Psalmen des Alten Testaments auf die Urheberschaft Davids zurück.
Anfangs muss sich David gegen den noch regierenden, aber von Gott verworfenen König Saul durchsetzen, mit dessen Sohn Jonathan ihn eine enge Freundschaft verbindet. Saul war der gesalbte König Israels, David aber ein Emporkömmling, der Hauptmann einer Räuberbande. Auch das erste Buch Samuel tut sich schwer damit, das Ineinander und Nebeneinander der beiden Könige Saul und David zu beschreiben. Zunächst scheint alles ganz klar zu sein, Saul wird wegen seines Ungehorsams von Gott verworfen und David ist der Auserwählte Gottes, der von Samuel anstelle Sauls zum König gesalbt wird. Aber David tritt nicht unmittelbar die Nachfolge Sauls an. Nach seiner Salbung dauert es lange, bis er sich wirklich als der große König erweist, als der er der Nachwelt im Gedächtnis geblieben ist.

David

David war zunächst am Hofe Sauls tätig. Es heißt, dass David mit seinem Zitherspiel den König Saul beruhigen konnte. Nach seiner Verwerfung durch Samuel war ein böser Geist über Saul gekommen, der ihn bedrückt und niedergeschlagen machte. Aber auch als Krieger erlangte David immer mehr Einfluss in Sauls Heer. Schließlich sangen die Leute: "Saul hat Tausend erschlagen, David aber Zehntausend." (1Sam 18,7)
So wurde Saul allmählich misstrauisch gegenüber David. Als er wieder einmal für Saul auf der Zither spielte, schleuderte Saul seinen Speer gegen David, um ihn zu töten. Doch der Speer verfehlte David und er konnte fliehen. David bringt sich außerhalb des Herrschaftsbereichs Sauls in Sicherheit. Auch seine Familie folgt ihm und eine Schaar von Männern. So hat David schließlich eine starke Truppe um sich, mit der er Raubzüge unternimmt.
Erst nachdem Saul zusammen mit seinem Sohn Jonathan im Kampf gegen die Amalekiter stirbt, wird für David der Weg frei zum Königtum über ganz Israel. Als er dann die Herrschaft fest im Griff hat, macht er sich daran, das Reich Israel zu erweitern. Nie war der Einflussbereich Israels so groß wie unter David und seinem Sohn Salomo.
Doch David war nicht immun gegen die Versuchungen der Macht. Neben seinen großen Taten erzählt die Bibel auch von seinen Fehlern. So hat er einen seiner Soldaten bewusst im Krieg in eine ausweglose Situation hineingestellt, um sich nach dessen Tod seine Frau für sich zu nehmen. Die Geschichte von David und Batseba erzählt von Liebe, Macht und Grausamkeit.
Immer wieder hat David gesündigt, doch immer wieder ist er umgekehrt, um Gott zu suchen. Er wusste, dass seine Herrschaft ohne den Segen Gottes keinen Bestand haben konnte. Demütig hat er immer wieder vor Gott seine Verfehlungen bekannt und Gott hat ihm stets vergeben, hat seine segnende Hand von ihm nicht zurückgezogen. All dieses Ringen mit Gott und seiner Barmherzigkeit kommt in vielen Psalmen zum Ausdruck.
Es ist die Hilfe Gottes, die David Stärke verleiht. „Herr, du bist meine Stärke, mein Erlöser und mein Heil, mein Fels und meine Festung, du bist mein Gott!“ Immer wieder hören wir diesen Lobpreis in den Psalmen. So betet David in Psalm 27:

Der Herr ist mein Licht und mein Heil! Vor wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist die Kraft meines Lebens! Vor wem sollte mir bangen?
Mag ein Heer mich belagern, mein Herz wird nicht verzagen. Mag Krieg gegen mich toben, ich bleibe dennoch voll Zuversicht.
Hoffe auf den Herrn und sei stark! Hab festen Mut und hoffe auf den Herrn!
David

Die Natan-Verheißung (2 Sam 7,1-16)

Natan ist Prophet am Hof Davids. In der heutigen Lesung tritt er zum ersten Mal in Erscheinung. Er wird noch zu anderen entscheidenden Momenten auftreten: Als David sich an Batseba vergangen hat (David lässt daraufhin ihren Mann an die Front abkommandieren, damit er nicht lebend zurückkehrt und kann somit die begehrte Batseba heiraten) stellt Natan David deutlich seine Sünde vor Augen. Natan ist es aber auch, der dafür sorgt, dass Salomo, der Sohn von David und Batseba, die Nachfolge seines Vaters antreten kann.
Natan vermittelt David eine Botschaft von Gott, die eine große Verheißung enthält, aber doch nicht ganz im Sinne des Königs ist. Blicken wir kurz auf die geschichtliche Entwicklung:
David hat sich als Feldherr bewährt. Er konnte sich als König von ganz Israel durchsetzen und die Nachfolge König Sauls antreten. Er hat Jerusalem erobert und zur Königsstadt erhoben. Dort hat er für sich prachtvolle Bauten errichtet und ließ schließlich auch die Bundeslade nach Jerusalem überführen. Seit dem Auszug aus Ägypten ist die Bundeslade das Heiligtum Israels, Zeichen für Gottes Gegenwart inmitten des Volkes.
Die Bundeslade war ein tragbarer Schrein. Dies weist deutlich auf den nomadischen Ursprung der Israeliten hin. Ein Volk, das ständig umherzog, brauchte auch ein transportables Heiligtum. Nun aber ist Israel seit längerer Zeit seßhaft. Spätestens durch die Errichtung des Königtums und die Erhebung Jerusalems zur Hauptstadt ist die Entwicklung zu einem Territorialstaat abgeschlossen. Die Zelte der einstigen Nomaden verwandeln sich in feste Häuser. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch für Gott ein festes Haus entstehen soll.
David zeigt sich ganz als orientalischer Herrscher, der sich mit einem großen Hofstaat umgibt und prunkvoll regiert. Wie viele orientalische Herrscher will er sich nun auch als oberster Herr der Religion erweisen. Er will dem Gott Israels einen Tempel errichten, sicherlich zur Ehre Gottes, aber auch zur eigenen Ehre als Bauherr des Tempels.
Doch Gott macht deutlich, dass er sich nicht in die Verfügbarkeit der Menschen begibt. Gott selbst ist es, der die Initiative ergreift. Er war es, der bisher das Geschick Israels gelenkt hat, von den Vätern über den Auszug aus Ägypten bis zu den Tagen Davids. Er wird auch weiterhin Herr der Geschichte bleiben. Er hat es nicht nötig, dass Menschen ihm ein Haus bauen, vielmehr haben es die Menschen nötig, dass Gott um ihr Haus Sorge trägt. Natan vermittelt David folgende Botschaft von Gott:

Geh zu meinem Knecht David, und sag zu ihm: So spricht der Herr: Du willst mir ein Haus bauen, damit ich darin wohne? ... Nun verkündet dir der Herr, dass der Herr dir ein Haus bauen wird. Ich werde deinen leiblichen Sohn als deinen Nachfolger einsetzen und seinem Königtum Bestand verleihen. Ich will für ihn Vater sein, und er wird für mich Sohn sein. Dein Haus und dein Königtum sollen durch mich auf ewig bestehen bleiben; dein Thron soll auf ewig Bestand haben. (2 Sam 7,5.11-16)

Die Verheißung Gottes an David bezieht sich zunächst auf die direkte Nachfolge im Königtum. Gott sichert David den Bestand seiner Dynastie zu. Über seinen leiblichen Sohn soll der Bestand des Hauses David gesichert sein. Doch wenn wir die Geschichte Israels weiter verfolgen, so erkennen wir, dass die Nachkommen Davids sich oft nicht an Gottes Weisungen gehalten haben. Gott bereut seine Zusage an David, doch er bleibt ihr treu bis zum Untergang Israels in der Verschleppung nach Babylon, mit der auch die davidische Dynastie erlischt.
Doch Gottes Verheißung bleibt bestehen. Bestärkt durch die Verkündigung der Propheten erwacht in Israel die Hoffnung auf eine Wiederherstellung der davidischen Dynastie. Das Volk erwartet einen König aus dem Hause David, der als gerechter Herrscher Israel wieder zu neuem Glanz verhelfen wird und durch den für alle Welt die Gerechtigkeit Gottes sichtbar werden soll. Dieser erhoffte König ist der Messias, der Gesalbte des Herrn.
Als Christen sehen wir diese Verheißung in Jesus Christus erfüllt. Er ist der Gesalbte des Herrn, auf den in ganz besonderer Weise die Worte Gottes an Natan zutreffen: "Ich will für ihn Vater sein, und er wird für mich Sohn sein." Jesus ist wirklich der Sohn Gottes und der König der Welt. Doch er herrscht nicht wie ein orientalischer Despot, er ist nicht König von einem Territorialstaat. Christus ist gekommen, um die Menschen aller Völker zum Glauben an den einen Gott zu führen und um in seinem Reich alle Völker der Erde zu vereinen.
Gott errichtet sich sein Haus unter den Menschen. Er wird selbst Mensch in dieser Welt. Die einstige Verheißung an David erfüllt sich auf eine für Menschen bisher unvorstellbare Weise. Gott hat sich einen Menschen erwählt, um als Mensch in diese Welt zu kommen. Der Schoß der Jungfrau Maria wird zum neuen Tempel Gottes.
Wir erkennen deutlich, wie sich hier die Verheißung an David und an ganz Israel erfüllt, die wir in der ersten Lesung gehört haben. Der Sohn Gottes, den Maria in ihrem Schoß empfangen und gebären soll, ist der Messias, der König aus dem Haus David, auf den das Volk schon so lange wartet.
Gott ist es, der die Initiative ergreift. Er wirkt in der Geschichte, wo Menschen sein Wirken zulassen. Er vermag auch das, was für Menschen unmöglich erscheint. Gott vermag es, im Schoß der Jungfrau Mensch zu werden. Maria spricht ihr Ja zu Gottes Plan: "Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast."
Maria ist so zum Vorbild für alle Menschen geworden - bis heute. Gott wirkt weiter in der Geschichte, immer da, wo Menschen Ja sagen zu seinem Plan. Das Christentum ist mehr als eine Lehre. Es ist die lebendige Begegnung mit Gott, der mitten unter uns Menschen ist.