Die Heiligen

5.1. Joh.Nep. Neumann

Johannes Nepomuk Neumann

Johannes Nepomuk Neumann
1811-1860
Bischof

Johannes Nepomuk Neumann

Johann Nepomuk Neumann wurde am 28. März 1811 als ältestes von sechs Kindern der Familie Neumann in Prachatitz (Prachatice) im Böhmerwald, etwa 45 Kilometer westlich von Budweis (Ceske Budejovice), geboren. Sein Vater war von Beruf Strumpfwirker und erst 1802 aus dem unterfränkischen Obernburg am Main ausgewandert.
Nach dem Besuch der Elementarschule ging er nach Budweis auf das Gymnasium und begann nach dem Abitur das Studium der Theologie in Prag. Sein Ziel war es, Priester zu werden. Damals gab es jedoch in seiner Heimatdiözese genügend Priester, so dass er nicht zur Weihe zugelassen wurde. Über die Leopoldinen-Stiftung in Wien erfuhr er aber, dass in Nordamerika dringend Priester für die vielen deutschen Auswanderer gesucht wurden.
Am 11. Februar 1836 nahm Johann Nepomuk Neumann Abschied von seiner Heimat, reiste zu Fuß nach Frankreich, und bestieg am 20. April in Le Havre ein Schiff nach New York, wo er am 2. Juni ankam. Nur wenige Tage nach seiner Ankunft, am 24. Juni, wurde er zum Diakon und einen Tag später zum Priester geweiht. Seinen Dienst in der Fremde legte er ganz in Gottes Hand:

O mein Gott, der Gang meiner Unternehmungen behält noch immer den Charakter des Unerwarteten, des Misslingens aller meiner Versuche, der getäuschten Hoffnungen. Ich stehe an der Grenze eines weiten gefahrvollen Landes ohne einen anderen Führer als dich, mein Gott. Es kommt mir vor als wäre eine unbekannte Hand im Spiel. Aber mir wird nichts widerfahren, denn ich bin dein ... und du bist allmächtig.

Über seine Briefe wissen wir viel von seiner ersten priesterlichen Tätigkeit in dem damals noch weitgehend unerschlossenen Gebiet bei Buffalo am Eriesee. Er erkannte jedoch, dass die umfangreiche Tätigkeit dort ohne den Rückhalt einer Gemeinschaft für einen einzelnen Priester zu viel war. Im November 1840 trat er bei den Redemptoristen ein, ebenso wie sein Bruder Wenzel, der ihm im Jahr 1839 nach Nordamerika gefolgt war. Es ist eine Zeit des Aufbruchs und noch ungefestigter Strukturen. Die Chronik des Noviziates vermerkt:

Dieser erste Novize unserer amerikanischen Provinz genoss nicht den regelmäßigen Unterricht und die sorgfältige Leitung eines geordneten Noviziates, dennoch ward er sogleich mit den Arbeiten reifer Ordensmänner betraut, und zeichnete sich aus durch treue Beobachtung der Ordensregeln, durch Liebe zur Kongregation und durch große Tugenden.

Seine erste Pfarrstelle nach dem Ablegen der Gelübde war die Seelsorge an der Alfonsus-Kirche in Baltimore, wo es damals 4000 deutsche Katholiken gab. Bald wurde er Stellvertreter des Provinzials und betreute auch die Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau, die von München nach Nordamerika gekommen waren und die ihn heute "als unseren Gründer in Amerika verehren". 1844 wurde er Leiter des Klosters in Pittsburgh, 1847 Visitator aller amerikanischen Niederlassungen des Ordens, 1848 Vizeprovinzial. Er ließ Kirchen bauen und Schulen gründen, er predigte und hörte Beichte in sieben Sprachen, er gab zwei Katechismen heraus und veröffentliche Artikel. Vor allem die Erziehung der Jugend lag ihm am Herzen und er legte mit seinem Wirken den Grundstein für das kirchliche Pfarrschul-System in den heutigen USA.
Diese kurze Aufzählung lässt erahnen, wie umfangreich seine unermüdliche Tätigkeit war. Im Jahr 1852 wurde er schließlich zum Bischof von Philadelphia ernannt. Dabei lebte er in aller Bescheidenheit, kehrte sein Zimmer selbst und putzte sich selbst die Schuhe. Er nahm sich vor allem der einfachen und armen Leute an. Ihnen fühlte er sich verwandt, mit ihnen aß er Kartoffelsuppe, spülte selbst in der Küche. Eine Predigt zur seiner Heiligsprechung begann mit diesen Worten:

Drei Typen von Menschen wird man hoffentlich nie heiligsprechen: die fehlerlosen, die humorlosen und die bequemen.

Johannes Nepomuk Neumann war sich seiner Schwachheit bewusst, hatte Humor und war rastlos tätig. Ein Beispiel für seine Bescheidenheit und zugleich seinen Humor gibt die folgende Anekdote:

Jemand sagte zu ihm: "Herr Bischof, wechseln Sie doch ihre Schuhe, sie sind ja ganz durchgeweicht." - "Die Schuhe wechseln? Da müsste ich ja den linken Schuh über den rechten Fuß anziehen ..." - Er hatte nur ein Paar Schuhe.

Als Wahlspruch für sein Bischofswappen wählte er aus dem Gebet "Anima Christi" den Satz:

Leiden Christi, stärke mich!

Sein rastloser Einsatz zehrte an seiner Gesundheit. Im Alter von 49 Jahren brach er zusammen und starb am 5. Januar 1860. Sein Begräbnis war die größte Feier, die Philadelphia bis dahin erlebt hatte. Bereits wenige Jahre nach seinem Tod wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet. 1963 erfolgte die Selig- und 1977 die Heiligsprechung.