Die Heiligen

27.8. Caesarius von Arles

Caesarius von Arles

Caesarius von Arles
470-542
Bischof

Caesarius wurde in eine unstete Zeit hinein geboren. Er stammte aus einer adligen gallo-römischen Familie und gehört somit zu den letzten großen Repräsentanten einer vergangenen Zeit. Wenige Jahre nach seiner Geburt, im Jahr 476, ist das Weströmische Reich endgültig am Ende. Der Niedergang hatte sich lange zuvor angekündigt. Unaufhaltsam drangen mit der Völkerwanderung immer wieder umherziehende Stämme in römisches Territorium ein, die Macht Roms schwand zusehends. Aber doch überdauerte die römische Kultur den Untergang des Reiches. Sie behielt ihre Anziehungskraft für die neuen Herrscher und vor allem die Kirche bewahrte viele ihrer Elemente. Zwar ging es durch die neue Herrschaft der barbarischen Völker mit der Kultur innerhalb kürzester Zeit rapide abwärts, aber in den Städten konnten sich Reste der römischen Bevölkerung halten und alte römische Adelsgeschlechter stellten in dieser Zeit mehrere bedeutende Bischöfe. Boetius, der im Jahr 524 starb und das Werk "De consolatione philosophiae" verfasst hat, gilt als der letzte Römer.
Doch in all den Wirren, die so viel an alter Tradition zerstörten, und in einer Zeit, in der nicht mehr die alten Gesetze galten, sondern überwiegend das Recht des Stärkeren, kam es auch zu neuen Aufbrüchen. Der auf lange Sicht hin bedeutendste ist die Klostergründung des Heiligen Benedikt in Montecassino im Jahr 529, aus der der Benediktinerorden hervorging. Die Mönche wurden zu Trägern der Kultur, und als schließlich auch in den Städten die Reste römischer Tradition verschwunden waren, bewahrten sie altes Wissen und trugen entscheidend bei zum Aufbau eines neuen christlichen Abendlandes, das mit seiner Bindung an den Bischof von Rom weiterhin ein römisches Abendland war.
Der Heilige Benedikt gilt zwar als Vater des abendländischen Mönchtums und seine Regel war lange Zeit hindurch die bedeutendste Mönchsregel, jedoch war monastisches Leben bereits vor seiner Zeit lebendig, entstanden ist das Mönchtum bereits im 3. Jahrhundert in Ägypten, der hl. Martin von Tours hat im Jahr 375 das erste Kloster im Abendland gegründet und der hl. Augustinus hat eine Regel für Kleriker verfasst, die in seiner Bischofsstadt Hippo in Gemeinschaft lebten.
Im Alter von 18 Jahren wurde Caesarius in den Klerus seiner Heimatstadt Chalon-sur-Saône aufgenommen. Diese Stadt, zwischen Lyon und Dijon gelegen, hatte bereits in römischer Zeit eine große Bedeutung. Sie wurde im Jahr 471 burgundisch und später zur Residenz des Reiches von Burgund. Caesarius verließ jedoch im Jahr 490 seine Heimat und wurde Mönch in dem um das Jahr 410 vom hl. Honoratus gegründeten Kloster auf einer der südlich von Cannes im Mittelmeer gelegenen Lerins-Inseln. Aus der Zelle des hl. Honoratus ist in kurzer Zeit ein blühendes Kloster entstanden, das viel Wissen und kirchliche Überlieferungen aus römischer Zeit bewahrt hat und so zur Schule vieler bedeutender Kleriker und Bischöfe wurde.
In den Zeiten des Niedergangs galt es, das Überlieferte zu bewahren. Vor allem der große Kirchenvater Augustinus (354-430) hatte der Kirche des Abendlandes ein umfangreiches Werk hinterlassen, das bis über das Mittelalter hinaus die Grundlage der Theologie bildete. Mit diesem Werk hat sich auch Caesarius eingehend beschäftigt. Jedoch zehrten karges Klosterleben und raues Klima an seiner Gesundheit, so dass er sich nach Arles begab. Diese Stadt hatte als Hauptstadt Galliens in römischer Zeit eine große Bedeutung, die sie auch durch die Zeit der Völkerwanderung hindurch bewahren konnte. Auch kirchlich war sie als Sitz eines Erzbischofs von großer Bedeutung. Caesarius wurde dort im Jahr 499 zum Priester geweiht und 503 Bischof von Arles.
Mit seiner vornehmen Herkunft und seiner für damalige Zeit umfangreichen Bildung besaß Caesarius die notwendigen Voraussetzungen dafür, in einer Zeit des Zusammenbruchs und der Orientierungslosigkeit anderen Richtung und Führung zu geben. Durch sein Amt wurde er aber auch in die politischen Auseinandersetzungen seiner Zeit verwickelt. Unberechenbar waren die Entscheidungen der neuen barbarischen Herrscher, die einerseits bestimmt waren von der Hochachtung gegenüber einer gebildeten Persönlichkeit aus altem Adel wie sie Caesarius war und andererseits von der Furcht, dass eine solche Persönlichkeit ihnen gefährlich werden könnte. Der Westgotenkönig Alarich II. hat ihn im Jahr 505 aufgrund falscher Verdächtigungen verbannt, als sich im Jahr 512 der Ostgotenkönig Theoderich der Große für ihn einsetzte, hatte er einen mächtigen Verbündeten gefunden.
Im Jahr 513 reiste Caesarius nach Rom zu Papst Symmachus. Dieser bestätigte die von Caesarius vorgetragene kirchliche Lehrmeinung, übergab ihm das Pallium und ernannte ihn zum Primas von Gallien und Spanien. Als solcher hielt Caesarius in den folgenden Jahren fünf Synoden ab, in denen es vor allem um Themen der Kirchendisziplin ging. Die Synode von Orange im Jahre 529 hat bis heute Bedeutung für die Gnadenlehre der Kirche. Durch die Verurteilung des Semi-Pelagianismus wurde dort als kirchliche Lehre, fußend auf der Heiligen Schrift und der Lehre des hl. Augustinus, festgelegt, dass auf Grund der Sünde Adams alle Menschen Sünder sind und allein durch die Gnade Gottes und nicht durch eigene Anstrengung das Heil erlangen können. Außerdem wurde die Lehre, dass Gott Menschen zum Bösen vorherbestimmt, verurteilt.
Durch eine umfangreiche Predigttätigkeit bemühte sich Caesarius um die Vertiefung und Festigung des christlichen Glaubens im Volk. Er war mildtätig und setzte sich besonders für den Freikauf von Gefangenen ein, die in den Wirren der Völkerwanderung zwischen die Fronten geraten sind. Besonders lag ihm auch die würdige Feier der Liturgie am Herzen. In seinen Schriften findet sich eine Sammlung von Hymnen und auch eine Überlieferung des Te Deum und des Glaubensbekenntnisses. So hat Caesarius diese liturgisch besonders wertvollen Texte durch die Wirren seiner Zeit hindurch bewahrt.
Das im Jahr 512 von ihm in Arles gegründete Frauenkloster St. Jean lag Caesarius besonders am Herzen. Es ist eines der ersten Frauenklöster im Abendland. Caesarius verfasste die Regel für dieses Kloster und setzte seine Schwester Caesaria zur Äbtissin ein. Auch die Männerklöster förderte er und schrieb für sie eine eigene Regel, die jedoch bald von der weit bedeutenderen Regel des hl. Benedikt verdrängt wurde. Die letzte Zeit seines Lebens verbrachte Caesarius in seinem geliebten Frauenkloster, wo er am 27. August des Jahres 542 verstorben ist. Caesarius ist ein Licht in der dunklen Zeit der Völkerwanderung und ein wichtiges Bindeglied zwischen der Kirche der Spätantike und des Mittelalters, einer der Pfeiler, auf denen das christliche Abendland errichtet wurde.