
Jakobus der Ältere
Apostel
Vom "Donnersohn" zum "Maurentöter"
Jakobus war Fischer. Zusammen mit seinem Bruder Johannes arbeitete er auf dem See Gennesaret im Boot seines Vaters Zebedäus. Wahrscheinlich betrieb die Familie den Fischfang in größerem Umfang, weil sie sich auch Tagelöhner leisten konnte.
Von der Berufung des Jakobus berichten uns die drei synoptischen Evangelien (Mk 1,16-20 par). Jesus ging am Ufer des Sees entlang, rief zuerst die Brüder Petrus und Andreas, ebenfalls Fischer, dann Jakobus und Johannes.
Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen! (Mk 1,17)
Sie haben sofort alles stehen und liegen gelassen und sind Jesus gefolgt.
Das Johannesevangelium hingegen erwähnt weder die Berufung des Jakobus, noch wird Jakobus sonst im Evangelium namentlich genannt. Es ist verwunderlich, dass das Evangelium, das die Tradition seit alters her dem Bruder des Jakobus zuschreibt, Jakobus selbst nicht erwähnt.
In den drei synoptischen Evangelien gehört Jakobus neben Petrus und Johannes zu den wichtigsten Jüngern, denen Jesus mehr zeigt, als den anderen. Sie sind dabei, als Jesus die Tochter des Jairus zum Leben erweckt, sie dürfen den Herrn in seiner Verklärung sehen und Jesus lässt sie teilhaben an seiner Angst in Getsemani.
Doch es dauert lange, bis sie verstehen, was Jesus wirklich will. Erst nach Pfingsten erfassen sie, was sie am Berg der Verklärung gesehen haben. Auf Getsemani sind sie Jesus keine wirklichen Helfer. Anstatt mit ihm zu beten, schlafen sie ein.
Auch was friedliche Verkündigung des Evangeliums bedeutet, muss Jakobus erst lernen. Als die Jünger in einem samaritischen Dorf keine Aufnahme finden, fordert er Jesus auf, die Menschen dort mit Feuer vom Himmel zu vernichten, ein Ansinnen, das Jesus entschieden zurückweist (vgl. Lk 9,51-56). Auch ist Jakobus daran interessiert, genau zu wissen, wann sich die Prophezeiungen Jesu über den Untergang Jerusalems erfüllen werden.
Donnersöhne, "Boanerges" (Mk 3,17) werden Jakobus und sein Bruder Johannes von Jesus genannt. Vielleicht haben sie ihr Temperament von ihrer Mutter Maria geerbt. Von ihr berichtet Matthäus, dass sie eines Tages mit ihren Söhnen vor Jesus hintritt mit der Bitte: "Versprich, dass meine beiden Söhne in deinem Reich rechts und links neben dir sitzen dürfen." (Mt 20,21) Bei Markus sind es Jakobus und Johannes selbst, die mit der Bitte um die beiden Ehrenplätze im Reich Gottes an Jesus herantreten und damit den Unmut der anderen Jünger wecken.
Bei aller mütterlichen Sorge um ihre Söhne ging diese Bitte doch entschieden zu weit und mit Recht sind die anderen Apostel darüber sehr ärgerlich. Jesus antwortet diplomatisch und verhindert so einen größeren Streit unter den Zwölf. Zunächst weist er die beiden darauf hin, dass es kein leichter Weg sein wird, in den Himmel zu gelangen. Jesus prophezeit ihnen:
Ihr werdet meinen Kelch trinken, doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben, dort werden die sitzen, für die mein Vater diese Plätze bestimmt hat. (Mt 20,23)
Über die Tätigkeit des Jakobus nach Pfingsten erfahren wir wenig. Wahrscheinlich blieb sein Wirken auf den Umkreis Jerusalems beschränkt. Legenden berichten von einer Missionsreise nach Spanien. Sicheres wissen wir von seinem Tod. Er hat wahrhaft den Kelch des Herrn getrunken. Als erster der zwölf Apostel erlitt er das Martyrium im Jahr 44 unter König Herodes Agrippa I. Knapp berichtet die Apostelgeschichte:
Um jene Zeit ließ der König Herodes einige aus der Gemeinde verhaften und misshandeln. Jakobus, den Bruder des Johannes, ließ er mit dem Schwert hinrichten. (Apg 12,1-2)
Jakobus ist der einzige Apostel, dessen Martyrium in der Heiligen Schrift geschildert wird. Über den Tod der anderen Apostel berichten uns nur außerbiblische Quellen. Am Ort seines Martyriums in Jerusalem wurde später die Jakobskirche errichtet.

Die Gebeine des Jakobus sollen nach Spanien in Sicherheit gebracht worden sein. Dort waren sie lange vergessen, bis Anfang des 9. Jahrhunderts eine Vision das Apostelgrab auf dem "Sternenfeld" (campus stellae - Compostela) offenbarte. Bald wurde mit dem Bau eines Wallfahrtzentrums begonnen und am 25. Juli 816 der Leichnam des Jakobus in der neuen Kirche beigesetzt.
Große Bedeutung gewann der Apostel im Kampf der Christen gegen die Mauren um die Rückeroberung der iberischen Halbinsel. Jakobus erschien dem christlichen Heer als Kämpfer hoch zu Ross und erwirkte den Sieg. Jakobus erhielt daraufhin den Beinamen "Matamoros", der "Maurentöter".
Bald setzte auch die Wallfahrt zu seinem Grab ein. Daher wird Jakobus auch oft als Pilger dargestellt mit der Jakobsmuschel als Symbol der Wallfahrt nach Santiago de Compostela. Im Mittelalter durchzogen die Pilgerwege nach Santiago ganz Europa. Immer ist diese Wallfahrt an das Grab des Apostels lebendig geblieben und auch heute erfreut sich das Pilgern auf dem Jakobsweg wieder größter Beliebtheit.
Damals wie heute sind die Gründe für eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg unterschiedlich. Schon im Mittelalter lockte oft der Weg ins Unbekannte, der einen die stickige Luft des eigenen Dorfes vergessen ließ. Das dichte Netz der Pilgerherbergen machte es damals schon vielen Menschen möglich, auch mit wenig Geld diese Reise auf sich zu nehmen. Allerlei Gewerbe, die sich am Rande des Weges ansiedelten, ließen den Weg nicht nur für fromme Pilger interessant erscheinen.
Sicher aber wird damals wie heute bei Vielen der ernste Wunsch nach einer Begegnung mit sich selbst und mit Gott hinter der Entscheidung gestanden haben, diesen Weg zu gehen. Bitten wir den heiligen Jakobus, dass er auch heute die Pilger beschützt, sie sicher auf dem Weg geleitet und ihre Herzen hinführt zu einer Offenheit und Begegnung mit dem lebendigen Gott.