Die Heiligen

13.1. Hilarius v. Poitiers

Hilarius von Poitiers

Hilarius
von Poitiers
um 310-367
Bischof
Kirchenvater

Hilarius von Poitiers

Hilarius wurde um das Jahr 310 in Poitiers geboren. Er stammte aus einer Familie wohlhabender Grundbesitzer. Neben der Sorge um das Wohl seines Landgutes fand er Zeit, sich umfangreich weiterzubilden, doch im Großen und Ganzen wird sich sein Leben – dazu gehörten auch eine Frau und eine Tochter – nicht groß von dem anderer Männer der Oberschicht unterschieden haben, bis er entschloss, sich taufen zu lassen.
Die Gemeinde der Christen in Poitiers war damals noch relativ klein und ihr gehörten auch noch kaum Menschen aus der Oberschicht an. Es war also keineswegs selbstverständlich und wird wohl einiges an Aufsehen erregt haben, als Hilarius sich vermutlich im Jahr 345 unter die Taufbewerber einreihen ließ und in der Osternacht getauft wurde. Nach seinen eigenen Worten war es die Faszination über die Offenbarung Gottes vor Mose im Dornbusch (Ex 3,14), die ihn zu diesem Schritt veranlasst hat.

Ich bin, der ich bin. - Ich bewunderte diese vollkommene Definition, die den unbegreiflichen Gottesgedanken durch diese dem menschlichen Verstand angepassten Worte zu übersetzen gestattet. Es gibt in der Tat kein Attribut, das Gott besser entspricht als das Sein.

Als der Bischof von Poitier starb, wurde Hilarius um das Jahr 354 zum Bischof seiner Heimatstadt gewählt. Seine erste Tätigkeit war die Predigt. Schritt für Schritt legte er der Gemeinde das Matthäusevangelium aus, das er selbst in den letzten Jahren intensiv studiert hatte. Sein Kommentar ist bis heute erhalten und ist der älteste Kommentar in lateinischer Sprache, der uns zu diesem Evangelium überliefert ist.

Bald wird Hilarius in die Auseinandersetzungen um den Arianismus hineingezogen. Es ging damals um die Definition des Verhältnisses von Gottheit und Menschheit in Christus. Auf dem Konzil von Nicäa (325) wurde der bis heute geltende Glaubenssatz definiert, dass Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist - „wesensgleich dem Vater“ (im Griechischen steht das Wort homoousios). Damit sollten andere Lehren, insbesondere der Arianismus, abgewehrt werden. Die Arianer bekennen nicht die Wesensgleichheit von Vater und Sohn. Der Sohn ist dem Vater nur ähnlich, ist nicht gleich ewig wie der Vater, sondern wurde erst später quasi vergöttlicht.
Das Thema ist zu komplex, um es hier im Einzelnen darzulegen. Wenn wir uns aber genauer damit beschäftigen, erkennen wir, wie verführerisch der Arianismus ist. Auch heute haben viele Menschen ein Problem damit zu glauben, dass Gottes Sohn aus der Ewigkeit des Vaters auf die Welt kam und die Menschheit angenommen hat. Viel leichter ist es da, in Jesus einen besonderen Menschen zu sehen, den Gott sich erwählt hat. Vielleicht erkennen heute viele nicht einmal mehr den tiefgreifenden Unterschied, der in beiden Aussagen liegt. Doch nur wenn wirklich Gott Mensch geworden ist, zeigt das seine grenzenlose Liebe zu uns Menschen, die ihn das Menschsein vollkommen annehmen ließ, zeigt, dass Gott sich ganz in die Hände von uns Menschen gibt. Sonst bleibt Gott immer der Ferne, der auf seinem himmlischen Thron letztlich unberührt vom Geschick der Menschen sein Wirken vollzieht.

Gott vermag es aber nicht, irgendwann einmal etwas anderes als die Liebe zu sein, noch auch etwas anderes als der Vater zu sein. Wer liebt, neidet nicht; und wer Vater ist, lässt es nicht daran fehlen, es ganz zu sein. Dieser Name lässt nämlich keine Teilung zu, dass er in einer Hinsicht Vater und es in anderer Hinsicht nicht sei. (Hilarius)

Es sollte lange dauern, bis sich der Glaube von Nicäa in der christlichen Welt durchgesetzt hat. Zunächst einmal gewannen die Arianer trotz ihrer Verurteilung auf dem Konzil die Oberhand. Vor allem die oströmischen Kaiser favorisierten dieses Bekenntnis. Und in einem Reich, in dem der Glaube über Reichsgesetz festgelegt wurde, hatte das religiöse Bekenntnis auch politische Folgen. Wenn auch der Glaubensstreit um den Arianismus weitgehend im Osten des Reiches tobte - dort war ein Großteil der Christen bereits Arianer - musste doch auch der Westen Stellung beziehen. Nicht zuletzt durch die Verbannung des nicäatreuen Bischofs Athanasius von Alexandrien in Ägypten nach Gallien wurde man auch dort auf die Bedeutung der Auseinandersetzungen aufmerksam. Hilarius wurde zum Sprachrohr der gallischen Kirche, die bis auf wenige Ausnahmen klar für Nicäa und gegen den Arianismus Stellung bezog. Doch einige Bischöfe im Westen, die dem Arianismus anhingen, betrieben beim Kaiser die Verurteilung des Hilarius. Im Jahr 356 musste dieser in die Verbannung ins ferne Phrygien.
Hilarius konnte sich im Exil relativ frei bewegen. Er war überwältigt von der kulturellen Vielfalt des Ostens, der so anders war als das im Vergleich dazu rückständige Gallien. Hilarius hatte Zugang zu einer Welt, die er sich in seiner Heimat wohl nicht hätte träumen lassen. Auch die so andere Form Liturgie zu feiern faszinierte ihn. Er hat selbst begonnen, Hymnen zu schreiben - die ersten christlichen Hymnen in lateinischer Sprache. Sie sind aber wenig bekannt. Erst Ambrosius hat dann kurze Zeit später lateinische Hymnen geschrieben, die zum festen Gebetsschatz der Kirche wurden - bis heute. Hilarius studierte eifrig Schriften, zu denen er im Exil Zugang hatte und begann selbst zu schreiben und den Glauben von Nicäa gegen die Irrlehre des Arianismus zu verteidigen. In dieser Zeit entstand sein Hauptwerk „Über die Dreifaltigkeit“.

Darin stellt Hilarius seinen eigenen Weg zur Gotteserkenntnis dar und bemüht sich aufzuzeigen, dass die Schrift eindeutig die Gottheit des Sohnes und seine Gleichheit mit dem Vater bestätigt - und zwar nicht nur im Neuen, sondern auch in zahlreichen Abschnitten des Alten Testaments. ... Vater und Sohn sind von derselben Natur. Und wenn einige Abschnitte des Alten Testaments nahelegen könnten, der Sohn unterstehe dem Vater, so bietet Hilarius genaue Regeln an, um irreführende Interpretationen zu verhindern: einige Schrifttexte bezeichnen Jesus als Gott, andere hingegen heben seine Menschheit hervor. Einige beziehen sich auf ihn während seiner Präexistenz beim Vater; andere lenken den Blick auf den Zustand seiner Erniedrigung (kenosis), seinen Abstieg bis zum Tod; wieder andere schließlich betrachten ihn in der Herrlichkeit der Auferstehung. (Benedikt XVI.)

Hilarius mischte sich so stark in die Diskussionen ein, dass die Arianer selbst seine Rückkehr nach Gallien veranlassten. Um das Jahr 360 sah er seine Heimat wieder und er übte sein Bischofsamt wieder aus. Neben der Sorge um seine Diözese ging sein Wirken aber weit darüber hinaus und er blieb eine der Säulen des Widerstandes gegen den Arianismus im Westen. Vielleicht war das Wirken des Hilarius vor allem deshalb so erfolgreich, weil ihn seine Festigkeit im Glauben nie zum Fanatiker werden ließ, sondern er stets einen guten menschlichen Umgang mit Andersdenkenden gepflegt hat und ihre Position angehört hat, was ihm die Kritik mancher Gleichgesinnten eingetragen hat. Doch seine Position war klar und er hinterließ überall, wo er hinkam, einen tiefen Eindruck, weil er Vertrauen und Achtung einflößte.

Gegen Ende seines Lebens ließen die Auseinandersetzungen nach, der Glaube von Nicäa begann sich immer mehr durchzusetzen. Hilarius fand nun auch wieder die Zeit, sich intensiver der Schriftauslegung zuzuwenden. Sein Psalmenkommentar, der aus seinen letzten Lebensjahren stammt, uns aber nur teilweise erhalten geblieben ist, gibt Zeugnis davon. Im Jahr 367 ist Hilarius gestorben. 1851 wurde er von Papst Pius IX. zum Kirchenvater erklärt.


Lucis largitor splendide,
cuius sereno lumine
post lapsa noctis tempora
dies refusus panditur.

Tu verus mundi lucifer,
non is qui parvi sideris
venturae lucis nuntius
angusto fulget lumine.

Sed toto sole clarior,
lux ipse totus et dies,
interna nostri pectoris
illuminans praecordia.

Adesto, rerum Conditor,
Paternae lucis gloria,
cuius admota gratia
nostra patescunt pectora.

Evincat mentis castitas
quae caro cupit arrogans,
sanctumque puri corporis
delubrum servet Spiritus.

Sit, Christe, rex piisime,
tibi Patrique gloria
cum Spiritu Paraclito
in semptierna saecula. Amen.


Des Lichtes Spender voll der Pracht
dessen lieblichen Lichtes Schein
nun nach dem Ende langer Nacht
den anbrechenden Tag durchströmt.

Du wahrer Morgenstern der Welt
du bist nicht nur ein winz'ger Stern
der als der Bote komm'den Lichts
im Kleinen nur sein Licht ausstrahlt.

Heller als aller Sonnen Glanz
bist du vollkommen Licht und Tag,
erhellst die Tiefen uns'res Seins
durchflutest uns'ren ganzen Geist.

Komm aller Dinge Schöpfer Du,
Licht aus des Vaters Herrlichkeit
für Deinen reichen Gnadenstrahl
öffnen sich unsre Herzen weit.

Besonn'nes Denken siege stets
über des Fleisches eitle Gier
und als ein reines Heiligtum
erhalte der Geist uns'ren Leib.

Ehre Dir Christus, König, Herr,
Ehre dem Vater reich an Macht
zusammen mit dem Tröster Geist
jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.