Advent Lesejahr B

3. Adventssonntag

Erste Lesung

Jes 61,1-2a.10-11

Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung, damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.
Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine Seele soll jubeln über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt.
Denn wie die Erde die Saat wachsen lässt und der Garten die Pflanzen hervorbringt, so bringt Gott, der Herr, Gerechtigkeit hervor und Ruhm vor allen Völkern.

Zweite Lesung

1Thess 5,16-24

Freut euch zu jeder Zeit!
Betet ohne Unterlass!
Dankt für alles; denn das will Gott von euch, die ihr Christus Jesus gehört.
Löscht den Geist nicht aus!
Verachtet prophetisches Reden nicht!
Prüft alles, und behaltet das Gute!
Meidet das Böse in jeder Gestalt!
Der Gott des Friedens heilige euch ganz und gar und bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt, damit ihr ohne Tadel seid, wenn Jesus Christus, unser Herr, kommt.
Gott, der euch beruft, ist treu; er wird es tun.

Evangelium

Joh 1,6-8.19-28

Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.
Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
Dies ist das Zeugnis des Johannes: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?, bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias.
Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein.
Da fragten sie ihn: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst?
Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.
Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer. Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija und nicht der Prophet?
Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren.
Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte.
Gesalbter

Vom Geist gesandt (Jes 61)

Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. (Jes 61,1a)
SEIN, meines Herrn, Geist ist auf mir.

So übersetzt Martin Buber Jesaja 61,1a. Wer ist es, der hier spricht? Das Kapitel 61 des Jesajabuches gehört zu Tritojesaja. Hier wurden prophetische Worte aus nachexilischer Zeit unter dem Namen des berühmten Propheten Jesaja gesammelt, um zu zeigen, dass die Worte des Propheten nicht nur für eine ferne Vergangenheit Gültigkeit hatten, sondern sich im Hier und Heute erfüllen. So sehen ja auch die Evangelisten in Jesus Christus die Erfüllung der Verheißungen der Propheten des Alten Bundes.
Es ist von einem Gesalbten die Rede. Die rituelle Salbung ist im Alten Testament ein besonderer Akt der Legitimation. Durch sie wird einem herausgehobenen Menschen Kraft, Stärke, Macht und Einfluss übereignet. Der so Gesalbte bekommt Anteil an Gottes Macht und Stärke und an seinem Geist. So werden Könige, Propheten und Priester gesalbt.
Der hier spricht ist also ein Mensch, der einen besonderen Auftrag von Gott hat. Es kann ein Prophet sein, aber auch ein fiktiver Herrscher, den sich das Volk ersehnt, weil er die Gerechtigkeit neu aufrichtet und das Volk auf den Weg mit seinem Gott führt. In der nachexilischen Zeit, als Israel wieder in seinem Land lebte, stand es immer in Gefahr, seine Eigenständigkeit durch den Einfluss fremder Kulturen, vor allem des Hellenismus, zu verlieren, und seine Regenten ließen sich allzu leicht von der Macht blenden, vergaßen den Gott Israels und beuteten das Volk aus. Dagegen gab es immer wieder religiöse Bewegungen, die sich für die Aufrechterhaltung des überlieferten Glaubens einsetzten.
Das Volk Gottes bedarf der beständigen Erneuerung, der Rückbesinnung auf seine Wurzeln. Dafür braucht es Menschen, die sich in besonderer Weise von Gott gesandt wissen, die mit Gott, ihrem und aller Herrn in einer besonderen Beziehung stehen, die sich von seinem Geist leiten lassen, die nicht ihren, sondern seinen Willen tun. Auch das Christentum kennt die Salbung. In der Firmung empfängt der Gläubige das Siegel des Heiligen Geistes. Somit kommt jedem einzelnen Gläubigen die Aufgabe zu, nach den ihm gegebenen Möglichkeiten zur Vertiefung und Ausbreitung des Glaubens und zur Durchsetzung der Gerechtigkeit Gottes beizutragen. Was das konkret bedeutet, zeigen die nächsten Verse:

Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung, damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe, einen Tag der Vergeltung unseres Gottes, damit ich alle Trauernden tröste, die Trauernden Zions erfreue, ihnen Schmuck bringe anstelle von Schmutz, Freudenöl statt Trauergewand, Jubel statt der Verzweiflung. (Jes 61,1b-3a)

Aufgabe des von Gott Gesandten ist es, Freudenbote zu sein. Eine frohe Botschaft für die Armen soll er verkünden. Wir denken hier an die Bergpredigt, in der Jesus die Armen seligpreist. Wer sind diese Armen? Das können Menschen sein, die alles verloren haben, die nicht weiter wissen im Leben, für die unserer Gesellschaft keinen Platz hat. Zu allen Zeiten werden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer. Reichtum konzentriert sich in den Händen weniger und je mehr Reichtum sich die Reichen anhäufen, desto größer wird die Armut der Vielen. Obwohl genug für alle da ist, sind die Schätze der Erde ungerecht verteilt.
Eine frohe Botschaft für die Armen. Das heißt, Teilen konkret werden lassen. Nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten dem Armen beistehen. Nicht nur ein kleines Almosen geben, sondern den Armen wirklich ernst nehmen, annehmen, ihm eine Heimat geben. In unserer Gesellschaft entsteht Armut oft auch durch schwierige Verhältnisse, Kinder wachsen in zerrütteten Familien auf, bekommen zu wenig Zuwendung und schaffen daher keinen guten Schulabschluss. Armut gebiert oft neue Armut.
Die Wunden heilen in den Herzen der Menschen. Zuwendung schenken, Liebe und Geborgenheit. Menschen neue Hoffnung geben und sie befreien aus den Fesseln der Unfreiheit und der Schuld. Menschen die Möglichkeit geben, sich zu verändern, sich zu bessern, ein neues Leben beginnen. Neue Perspektiven schenken.
Schmuck, Freudenöl, Jubel, die Gemeinde des Herrn ist keine Gruppe von Trübseligen, die missmutig mit schwarzen Gewändern und ausdruckslosem Gesicht brav in den Kirchenbänken sitzt. Mit Gott sind wir immer auf der Siegerseite, wir dürfen jubeln und uns freuen. Glauben heißt, Hoffnung haben, gerade auch dort wo es keine Hoffnung zu geben scheint. Gott ist mit uns, er hat uns befreit, er schenkt uns Kraft, er zeigt uns den Weg. Erheben wir uns und gehen wir den Weg mit unserem Gott, den Weg aus der Finsternis des Todes in das Licht des Lebens.

Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine Seele soll jubeln über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt. Denn wie die Erde die Saat wachsen lässt und der Garten die Pflanzen hervorbringt, so bringt Gott, der Herr, Gerechtigkeit hervor und Ruhm vor allen Völkern. (Jes 61,10-11)

Freude wie bei einer Hochzeit, die Menschen festlich geschmückt, eine Saat die aufgeht, ein Evangelium, das sich in der Welt verbreitet. Wie soll das geschehen? Woher soll diese Freude kommen? Zerbrochene Herzen, Gefangenschaft und das Gefesselt-Sein von den Zwängen dieser Welt, all das kennen wir auch heute. Es hat sich nicht viel geändert in zweitausend Jahren Menschheitsgeschichte. Immer sind Menschen auf der Flucht, haben kaum das Nötigste zum Leben, werden unterdrückt, ihrer Freiheit beraubt, haben keinen Raum, um sich zu entfalten.
Wie soll ich da helfen, angesichts dieser unermesslichen Not? Millionen von Flüchtlingen, Tausende auch hier bei uns und einige davon vielleicht sogar in meiner unmittelbaren Nachbarschaft. Alte Menschen, um die sich niemand kümmert, Arme und Kranke. Dabei bin ich selbst nicht wirklich frei, eingespannt in die Zwänge des Lebens, habe Verpflichtungen, die mir kaum Freiraum lassen.
Gottes Geist Raum geben in mir. Platz machen für sein Wirken. In all dem, womit mein Leben voll ist, einen kleinen Spalt frei machen, dass sein Licht zu mir kommen kann. Ich muss nicht mein ganzes Leben umkrempeln, alles umräumen. Es genügt ein kleines Fenster, das offen ist für Gott, damit der Strahl der göttlichen Gnade zu mir dringen kann.
Wenn ich es schaffe, in meinem Leben diesen freien Spalt für Gottes Licht frei zu machen, dann wird sich so manches verändern, langsam aber stetig. Dann werde von der Freude Gottes durchdrungen und fange selbst an zu leuchten, so wie der Prophet es im Bild der prächtigen Gewänder von Braut und Bräutigam ausdrückt.
Wenn Gottes Licht in mich dringt, dann geht die Saat auf, kann aus dem kleinen Korn, das jeder Mensch in sich trägt, Korn in Fülle werden für den Hunger der Welt. Dann kann die Welt staunen über das, was in uns steckt und was Gott durch uns Menschen vollbringen kann. Denken wir daran, wenn wir im Advent die vielen Lichter sehen und bei uns zu Hause die Kerzen anzünden. Gott will mit seinem Licht nicht nur zu uns herüber leuchten sondern uns ganz mit seinem Glanz erfüllen.

Geist

Geist der Freude (1Thess 5)

Freut euch zu jeder Zeit! (1Thess 5,16)

Gaudete! Freut euch! Das ist nach alter Tradition der Name des dritten Adventssonntags und als Ausdruck dieser Freude wird die Bußfarbe Violett durch das freudige Rosa ersetzt.
Die Freude soll eine Grundeinstellung jedes Christen sein. Wir sind erlöst und dürfen sicher sein, dass Gott uns in jeder Situation nahe ist. Im festen Vertrauen auf Gottes liebevolle und helfende Zuwendung bräuchten wir uns eigentlich nicht mehr zu fürchten, sondern könnten jeder Situation siegessicher und freudig ins Auge sehen. Gott selbst ist Mensch geworden und hat die Mühen menschlichen Lebens auf sich genommen. Wir können sicher sein, dass er unsere Sorgen und Nöte kennt.

Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das will Gott von euch, die ihr Christus Jesus gehört. (1Thess 5,17-18)

Durch das Gebet sind wir mit Gott verbunden. Wer betet, ist bereit, auf Gottes Stimme zu hören und seiner Weisung zu folgen. Alles Gute kommt letztlich von Gott. So dürfen wir bei all unseren Bitten den Dank nicht vergessen. Und auch, wenn wir viele unserer Wünsche unerfüllt sehen, so sollten wir doch nicht die Augen verschließen für all das Gute, das Gott uns schon geschenkt hat und immer wieder schenkt.

Gott allezeit danken, das ist gut und weise. Ist dir etwas Schlimmes zugestoßen? Sobald du nur willst, hat es aufgehört, ein Übel zu sein. (Johannes Chrysostomus)

Wenn wir Widerwärtigkeiten annehmen können, verlieren sie ihre Macht über uns, sie verwandeln sich und wir finden neue Perspektiven. Alles vor Gott hinhalten, in seine Hände legen, uns selbst in seine Hände legen. "Herr, wie du es willst." Und er will das Gute für uns, auch wenn wir selbst seine Wege nicht immer verstehen können.

Geist
Löscht den Geist nicht aus! (1Thess 5,19)

Ein Wort, das unser ganzes Leben bestimmen muss. Wir sehnen uns nach dem Feuer des Heiligen Geistes, wenn wir es noch nicht kennen. Der Heilige Geist ist Gottes Kraft in uns, der Atem Gottes, der uns belebt. Er führt uns in das Geheimnis Gottes ein und lehrt uns. Wir erinnern uns an Pfingsten, als der Feuerhauch des Geistes lebendig in der Welt sichtbar wurde und die ersten Christen entzündet hat. Seitdem brennt jenes Feuer in den Herzen der Gläubigen. Wenn wir von Gott reden, sollen unsere Worte nicht nur aus dem Kopf kommen, sondern von diesem Feuer inspiriert sein.
Wir hören dieses Wort des Paulus in der Lesung am dritten Adventssonntag. Da zünden wir die dritte Kerze am Kranz an, und auch wenn es schon drei Kerzen sind, ist es doch nur ein schwaches Licht, das da leuchtet. Der Geist aber ist wie ein heller Feuersturm, der unsere Finsternis vertreibt, und doch ist er empfindlich wie eine Kerze. Wir müssen seine Flamme in uns hegen und pflegen, was vor allem dadurch geschieht, dass wir uns fernhalten von allem Bösen und gegen die Versuchungen kämpfen.

Dichte Finsternis, Nacht und Dunkel bedeckt die ganze Erde. ... Weil es nun, wenn ich so sagen soll, stockfinstere, mondlose Nacht ist, und wir in dieser Nacht wandeln müssen, so hat uns Gott ein hellstrahlendes Licht gegeben, indem er unsere Herzen durch die Gnade des Heiligen Geistes erleuchtete. ... Diese Gnade wird aber ausgelöscht durch ein unreines Leben. Denn wie man das Licht einer Lampe auslöscht, wenn man Wasser darauf gießt oder Erde darauf schüttet oder auch nur das Öl herausnimmt, so verhält es sich auch mit der Gnade. Wenn du sie mit Irdischem oder mit den Sorgen um vergängliche Dinge überschüttest, so löschst du den Geist aus. Wenn du aber auch nichts solches tust, so wird sie, wenn von irgendeiner Seite her der raue Wind einer Versuchung weht, dennoch erlöschen, wenn die Flamme nicht sehr stark, der Vorrat an Öl nicht sehr groß, das Fenster nicht versperrt und die Tür nicht verschlossen ist.
Was ist aber hier unter dem Fenster zu verstehen? Was für die Lampe das Fenster ist, das sind für den Menschen das Auge und das Ohr. Lass durch diese nicht die scharfe Zugluft der Sünde eindringen, sonst löscht sie die Lampe aus. Verschließe sie mit der Furcht Gottes! Die Tür ist der Mund. Verschließe diese Tür fest und verriegle sie, damit sie zwar Licht einlasse, aber doch jeden Wind von außen abhalte! Wenn dich beispielsweise jemand beschimpft oder schmäht, so schließe deinen Mund, denn wenn du ihn öffnest, vergrößerst du nur den Sturm. ...
Lasst also die Gnade in euch nicht erlöschen! Oft erlischt aber die Flamme ohne ein äußeres Zutun, beispielsweise wenn das Öl ausgeht. Das heißt, die Gnade des Geistes kann erlöschen, wenn wir nicht Barmherzigkeit üben. Denn durch Gottes Barmherzigkeit ist er zu dir gekommen, findet er nun bei dir nicht die Frucht der Barmherzigkeit, so entweicht er, denn in der Seele, die keine Barmherzigkeit kennt, kann er nicht bleiben. Wie es aber dann geht, wenn das Licht des Geistes ausgelöscht ist, das wisst ihr, wenn ihr schon einmal in mondloser Nacht auf der Reise gewesen seid. Wenn es schon schwierig ist, bei Nacht von einem Land ins andere zu wandern, wie kann man dann mit Sicherheit den Pfad wandeln, der von der Erde zum Himmel führt! Und wisst ihr nicht, wie viele böse Geister sich in diesen Gegenden herumtreiben? Wie viele Raubtiere, wie viele Geschöpfe der Bosheit? Besitzen wir nun jenes Licht, so können sie uns nicht schaden, löschen wir es aber aus, so fallen sie sogleich über uns her und entreißen uns alles, was wir haben. (Johannes Chrysostomus)

Lassen wir uns von den Kerzen des Adventskranzes immer wieder neu erinnern an jenes Licht, das Gott in uns gelegt hat. Es sind ganz kleine, praktische Dinge, mit denen wir dieses Licht in uns am Leben halten. Wenn wir im Kleinen treu sind in den Geboten Gottes, wird dieses Licht immer heller und stärker. Wir brauchen also nicht auf ein großes Ereignis zu warten, das unser Leben plötzlich verändert, sondern es ist an uns, die kleinen Schritte zu gehen, täglich neues Öl zu sammeln, damit die Flamme immer heller wird. Pflegen wir dieses Licht, damit es immer größer wird und wir so unseren Weg finden und hineinleuchten in diese Welt.

Johannes der Täufer

Johannes - Gottes Bote (Joh 1)

Dies ist das Zeugnis des Johannes: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?, bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias. Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein. Da fragten sie ihn: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst? Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. (Joh 1,19-23)

Wer ist dieser Johannes der Täufer? Diese Frage haben sich die religiösen Führer der Juden gestellt. Er ist einer, der den Menschen die Vergebung ihrer Sünden verspricht und zwar durch eine Wassertaufe im Jordan und nicht durch ein Opfer im Tempel, wie es nach dem Gesetz der Juden üblich war. Damit verlor die offizielle Priesterschaft sowohl an Ansehen als auch einen Teil ihrer Einnahmen. Daher war Johannes ihnen höchst verdächtig.
Wahrscheinlich wollten sie ihn mit ihrer Frage in eine Falle locken, um ihn wegen Gotteslästerung anklagen zu können. Aber Johannes reagiert bescheiden. Er ist nicht der Messias und auch nicht Prophet Elija, dessen Wiederkunft man für die Tage der Endzeit erwartete. Sicher, es gab im Volk Stimmen, die in Johannes Elija oder gar den Messias sahen. Aber Johannes gibt sich nicht als einer von diesen aus. Er will sich nicht einmal Prophet nennen lassen.
Aber wer ist Johannes dann? Und vor allem, warum tauft er und mit welchem Recht nimmt er sich die Vollmacht, Sünden zu vergeben? Johannes nennt sich einen von Gott Gesandten, er sieht sich als Boten Gottes, der das Volk für die Ankunft eines Größeren vorbereitet. Mit seiner Predigt und seiner Taufe zur Vergebung der Sünden tut er den Dienst, den Gott ihm aufgetragen hat.
Johannes sieht seine Berufung in einem streng asketischen Lebensstil, ein raues und wüstes Aussehen, einfachste Kleidung und karge Ernährung sind das, was er sich gewählt hat. In der Wüste lebt er ganz in der Nähe Gottes. So ist er der erste, der weiß, dass eine neue Zeit angebrochen ist. Er ist der einzige Prophet, der den sieht, den er verkündet.

Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer. Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija und nicht der Prophet? Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte. (Joh 1,24-28)

Nicht nur Johannes ist den Pharisäern fremd, sondern noch viel mehr der, auf den er hinweist. Sie können Johannes nicht verstehen, umso weniger werden sie Jesus verstehen. Sie hören nicht auf den Ruf des Johannes zur Umkehr, stellen sich dem Weg entgegen, den er für Gottes Kommen vorbereitet. So verhindern sie, dass Gott bei seinem Volk so ankommt, wie er es will. Sie verhindern, dass Gott mit seinem Kommen bereits das grenzenlose Heil für sein Volk Wirklichkeit werden lässt. Wegen ihrem Widerstand wird Gott einen anderen Weg wählen, um die Menschen zu retten, einen schmerzhafteren Weg. Aber doch wird Gott seinen Plan ausführen.

Mitten unter euch steht er, den ihr nicht kennt.

Kennen wir Jesus? Wir wissen von ihm durch die Evangelien und die Verkündigung der Kirche. Vieles wird uns von Jesus erzählt. Aber kennen wir ihn dadurch schon? Die Begegnung mit ihm ist anders als die mit gewöhnlichen Menschen. Wir können ihn nicht leiblich sehen. Aber doch haben wir die Möglichkeit, ihn in unserem Innersten zu erfahren.

Mitten unter euch steht er, den ihr nicht kennt.

Selbst viele Menschen, die mit Jesus gelebt haben, haben ihn nicht erkannt. Wen wundert es da, dass er auch heute vielfach nicht erkannt, ja sogar verkannt wird. Der Unglaube bringt viele Argumente gegen Gott vor. Religion als Illusion, Vertröstung, Schwindel, eines denkenden Menschen unwürdig. Doch wird der Mensch wirklich mehr Mensch, wenn man ihm Gott nimmt? Braucht es nicht vielmehr heute, in einer vielleicht immer gottloser werdenden Welt, wieder Rufer wie Johannes, Menschen, die mit Gott leben und die Menschen auf den Gott hinweisen, der oft unerkannt mitten unter uns ist, der die Menschen liebt und der selbst ein Mensch unter Menschen geworden ist? Es braucht Menschen, die in der Wüste von seichter Unterhaltung, von Kommerzialisierung und Habgier zeigen, was wahres Menschsein bedeutet.

Mitten unter euch steht er, den ihr nicht kennt.

Gott ist uns Menschen nahe gekommen, damit wir ihn erkennen, ihn immer mehr kennenlernen. Gewähren wir ihm Einlass in unsere Herzen, damit er sich uns zeigen kann. Haben wir Sehnsucht nach der Begegnung mit Gott und wecken wir immer mehr diese Sehnsucht nach dem, der uns Leben und Freude schenkt. Freuen wir uns, dass wir einen Gott haben, der mitten unter uns ist und danken wir ihm für dieses Geschenk.

Licht
Licht, heller als die Nacht, leuchte in mir!
Geist Gottes, heilige Glut
mach mich zu deiner Wohnstatt.
Lass mich ein Nährboden sein
für dein heiliges Feuer,
dass es nie in mir erlischt.
Ich will stets das Böse meiden
und Gutes tun und Barmherzigkeit üben.
Meine Augen sollen nichts Unreines ansehen,
mein Mund soll kein böses Wort sprechen.
Meine Hände seinen stets bereit sein zu helfen.
In meinem Herzen will ich keinen Hass tragen,
keine Vorurteile und keine Verurteilung,
sondern nur Liebe und Aufrichtigkeit.
Heiliger Geist, lass dein Feuer in mir brennen
und lass mich hell werden und leuchten in der Nacht.