Die Zeit des Advent

Advent - Eine Zeit ...

Advent

Advent - Zeit der Behaglichkeit

Behaglichkeit ist ein Wort, mit dem wir die Adventszeit charakterisieren können. Wenn es draußen stürmt, regnet oder schneit, nass ist und kalt, wenn wir uns auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken durch überfüllte Innenstädte gedrängt haben, dann sind wir froh, wenn wir nach Hause kommen und es uns gemütlich machen können. Eine Kerze anzünden, eine Tasse Tee kochen, ein feiner Lebkuchen dazu, etwas Musik ...

Gott führt Israel heim in Freude, im Licht seiner Herrlichkeit. (Bar 5,9)

Die Lesung aus dem Buch Baruch will in den Zuhörern ähnliche Empfindungen wachrufen. Das Buch richtet sich an die Juden im Exil in Babylon. Sie wurden aus ihrer Heimat herausgerissen, mussten sich in der Fremde eine neue Existenz aufbauen und fragen sich nun: Wie konnte Gott das zulassen? Wie wird es weitergehen?
Vor allem der Prophet Jesaja ist es, der den Menschen in dieser Zeit Gottes Trost zuspricht, die Hoffnung auf Heimkehr wachhält. Auch am Ende des Buches Baruch hören wir von dieser Hoffnung auf Heimkehr in das gelobte Land, die Gott verheißt.
Während die Menschen im Exil über ihr Schicksal klagten und dabei Trauerkleider trugen und keinen Schmuck anlegten, wird sich das bald ändern, denn ihre Trauer über das Leben in der Fremde wird sich verwandeln in die Freude der Heimkehr.
Nun machen sich die Menschen wieder schön, holen ihre bunten Festgewänder heraus, legen sich Schmuck an. Schmuck nicht nur aus Gold und Silber, sondern auch den Glanz, den Gott verleiht, der von innen her den Menschen schön macht.
Sie sitzen nicht mehr trauernd am Boden, sondern sie stehen auf, weil es etwas Wunderbares zu sehen gibt. Wie eine Fatamorgana erscheint plötzlich eine breite Straße in der Wüste, von Babylon bis nach Jerusalem. Auf ihr Menschen über Menschen, ein prachtvoller Zug, glänzender, als wenn der König von Babylon auf Reisen geht.
Viele der Exilierten werden sich noch erinnern, wie sie damals verschleppt wurden, halb nackt, die wenigen Habseligkeiten in ein Bündel gepackt, angekettet und von den Feinden brutal getrieben. Nun werden sie wie in einer Sänfte getragen. Der beschwerliche Weg durch die Wüste wird zu einem erholsamen Spaziergang durch schattige Wälder.
Es geht nach Hause, wo man wieder in Friede und Freiheit leben darf. Wo jeden das vertraute Heim erwartet, in dem die Familie glücklich ist.

Man könnte jetzt dieses Bild wieder wegwischen, könnte deutlich machen, dass es weder damals noch heute diese Prachtstraße des Lebens gibt und auch das traute Heim nicht frei bleibt von Leid und Kummer. Doch wir wollen heute dieses Bild einmal stehen lassen und uns daran freuen. Wir wollen bewusst auf das Schöne blicken, das Gott uns in unserem Leben schenkt. Wir wollen dankbar sein.
Wenn wir es uns in Kreis lieber Menschen gemütlich gemacht haben, dann wollen wir einmal bewusst über das Schöne reden, das wir in der letzten Zeit erleben durften. Und vielleicht scheint dann die Kerze auf dem Tisch noch etwas heller und spiegelt sich in dem Glanz unserer frohen Gesichter.

Komm

Advent - Zeit des Friedens

In einem lateinamerikanischen Psalm heißt es:

Die Füße der Welt trampeln
auf dem Asphalt der Städte voll von Gewalt,
doch die Herzen der Demütigen und Erniedrigten
sind stärker als Kanonen und Bomben.

Frieden für die Menschheit
wird kein Ereignis sein, das von außen kommt,
noch wird er durch Atomwaffen zu erringen sein,
auch nicht durch Unterzeichnung
von Regierungsabkommen.

Frieden ist gegenwärtig
im Herzen des Universums
und alles bewegt sich auf den Frieden zu
Wie die frische Morgendämmerung
wird er in unserer misshandelten
und erschöpften Welt erscheinen.

Von einfachen, demütigen und armen Menschen
auf Erden wird er ausgehen.
Die Stimmen der Kinder werden von ihm Kunde geben,
in den bewegenden Tönen
junger Menschen wird er erklingen.

Die Menschen haben Gottes Kommen als das eines machtvollen Herrschers erwartet - und doch hätten sie es besser wissen müssen. Nicht das Starke erwählt Gott, sondern das Schwache. Nicht den ältesten und stärksten von Isais Söhnen sollte Samuel zum König salben, sondern den jüngsten unter ihnen hatte Gott erwählt. Nicht eine mächtige und stolze Frau erwählt sich Gott zur Mutter seines Sohnes, sondern ein einfaches Mädchen namens Maria. Sie singt im Magnifikat:

Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.

So kommt Gott selbst als Kind zur Welt im Stall von Betlehem, arm und gering. Hätten wir ihn damals erkannt?
Wir stellen in unseren Kirchen und Häusern Krippen auf, die uns das kleine Jesuskind zeigen. Doch haben wir daraus etwas gelernt?
Erkennen wir Jesus heute in den armen und geringen Menschen?
Der Friede, den Gott uns mit seiner Geburt bringen wollte, ist heute ebenso weit entfernt wie damals.
Noch immer schauen wir mehr auf das Große als auf das Kleine, beschenken die Reichen und beuten die Schwachen aus.
Wann werden wir endlich klug, dass Frieden werden kann in unserer zerrissenen Welt?

Friede

Advent - Zeit des Teilens

Johannes der Täufer fordert die Menschen auf zu teilen. Wer so wohlhabend ist, dass er zwei Gewänder hat, soll eines davon jemandem geben, der keines hat und wer zu essen hat soll ebenso mit anderen teilen. So sollen die Güter der Erde gerecht verteilt werden, damit nicht einige wenige aus purem Luxus überflüssige Dinge horten, während andere nicht einmal das Nötigste zum Leben haben.
Zöllner waren bekannt dafür, dass sie maßlos in die eigene Tasche wirtschafteten - und das ganz legal, denn solange sie die festgesetzte Summe an die Obrigkeit ablieferten, interessierte sich niemand dafür, welchen Zoll sie tatsächlich von den Leuten erhoben. Die Forderung des Johannes, auf diese Bereicherung zu verzichten, macht den Beruf des Zöllners sicher uninteressant, denn die Aussicht auf hohen Gewinn war ja wohl der Anreiz für diesen in der Gesellschaft verachteten Beruf. Auch Soldaten hatten ihre "legalen" Methoden, um ihren niedrigen Sold aufzubessern.
Johannes fordert nichts Außergewöhnliches, nichts was dem Menschen schaden könnte. Wer gibt oder auf etwas verzichtet, der braucht nur auf das zu verzichten, was er zu viel hat und eigentlich nicht wirklich braucht. Doch selbst das kostet große Überwindung - wir kennen das sicher von uns selbst. Ein paar Euro spenden, das tut uns nicht weh. Aber die Hälfte von dem abzugeben, was am Ende des Monats noch übrig ist, dazu sind sicher nur wenige bereit.
Von Klara von Assisi wird berichtet, dass sie das, was sie den Armen schenkte, sich vom eigenen Mund absparte, nicht etwas vom großen Vermögen der Familie, über das sie letztlich ja nicht verfügen durfte, sondern von der Portion, die ihr zugemessen war. Solches Teilen macht reicht, aber das vergessen wir allzu oft. Der Advent bietet uns eine Gelegenheit, mit anderen zu teilen und anderen mit dem, was wir geben, eine Freude machen. Nutzen wir sie!

Advent

Advent - Zeit der Erwartung

Der Advent ist eine Zeit der Erwartung. Zum einen ist es die Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, die Erwartung des Kommens des Herrn in unsere Welt, in unser Fleisch. Aber der Advent steht auch schon immer unter dem Aspekt der Erwartung der Wiederkehr des Herrn am Jüngsten Tag. Das machen uns die Lesungen des ersten Adventsonntages im Lesejahr C besonders deutlich.
Jesus redet heute im Evangelium von seinem Kommen. Wir wollen diese Texte näher betrachten, die Bilder, die wir vielleicht schon so oft gehört haben, neu auf uns wirken lassen.

Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.

Zeichen werden sein am Himmel und auf der Erde. Im Himmel wird die feste Ordnung der Gestirne in Unordnung geraten. Seit ältesten Zeiten hat man ja die Bahnen der Sterne beobachtet und in ihnen einen Garant gesehen für Verlässlichkeit und Beständigkeit. Jede Veränderung wies auf ein außergewöhnliches Ereignis hin. Wie schon die Geburt des Herrn durch den Stern von Betlehem angekündigt wurde, so wird auch sein zweites Kommen durch außergewöhnliche Himmelsbilder angekündigt werden.
Auf Erden wird es das Meer sein, das in Unordnung gerät. Wir wissen ja heute, dass der feste Ablauf der Gezeiten von Himmelskräften beeinflusst wird. Wenn der Kosmos in Unordnung gerät, dann folglich auch das Meer. Aus der lateinischen Vulgata lässt sich der Text etwas anderes übersetzten. Dort heißt es:

Das Geräusch des Meeres und der Flüsse wird in Unordnung geraten.

Zu diesem Text habe ich eine alte Auslegung von Eusebius gefunden (in: Thomas von Aquin, Cantena Aurea, hrsg. von Marianne Schlosser und Florian Kolbinger):

Es hat den Anschein, als wollten uns diese Worte darüber belehren, dass die Umwandlung des Universums ihren Anfang damit nehmen wird, dass es keine Feuchtigkeit oder kein Wasser mehr gibt. Wenn das Wasser aufgezehrt oder zu Eis geworden ist, dann verstummt der vertraute Klang des Meeres, das trockene Land wird nicht mehr von Wasserfluten berührt, und weil wegen der übermäßigen Trockenheit auch die übrigen Teile der Erde keine Feuchtigkeit mehr bekommen, so erleiden sie eine Umwandlung.

Wassermangel, Ausbreitung der Wüsten, diese Themen sind heute aktueller denn je. Ohne Wasser gibt es kein Leben. Es gibt aber auch noch eine andere Form der Trockenheit, die innere Trockenheit des Menschen, die ihm jede Lebenskraft und Lebensfreude raubt, die ihm Hoffnung und Zuversicht nimmt und die ihn verschließt für den Glauben an die rettende Wiederkunft des Herrn. Eusebius schreibt weiter:

Die Menschen werden austrocknen vor Angst - das heißt, sie werden dahinschwinden, in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen werden.

Die Glaubenden aber, die ihren Durst an der Quelle des lebendigen Wassers stillen, werden keine Angst haben, sondern sehen in alledem Zeichen für ihre Rettung, denn es wird der Menschensohn erscheinen in großer Macht und Herrlichkeit. Wenn dies geschieht, brauchen sie sich nicht voller Angst von diesem Anblick abwenden, sondern können ihn ansehen voller Erwartung, wie man auf etwas schaut, auf das man sich freut.
Hierzu habe ich einen schönen Text von Klaus Berger gefunden:

Plötzlich, lautlos und dezent, wie ein Sonnenstrahl oder Regenbogen nach dem Unwetter, vollzieht sich Christi Wiederkunft. Wie er da sein wird, das erinnert nicht zufällig an den Regenbogen nach der Sintflut. Herr Jesus Christus, nach dem schrecklichen Unwetter mit Chaos und Finsternis wirst du da sein wie der Regenbogen. Aber mit menschlichem Antlitz. ... Dann wird einer dem anderen sagen: Schau mal, wie schön.

Was dann geschieht, wird all unsere Vorstellungen übersteigen. Aber es wird schön sein, wunderschön, eine unbeschreibliche Freude. Doch stets gilt auch die Mahnung, bereit zu sein, für dieses Kommen des Herrn.

Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt.
Hoffnung

Advent - Zeit der Hoffnung

Der Beginn des Advent fällt in die Zeit des Spätherbst. Die Bäume sind kahl, es ist oft trüb und nass draußen und meist müssen wir lange darauf warten, bis die kahle Erde in ein schönes weißes Kleid aus Schnee gehüllt wird.
Das Kahle und Trübe kann leicht eine bedrückte Stimmung in uns wachrufen. Es kann aber auch ein Bild der Hoffnung sein, wenn wir daran denken, wie das Frühjahr all dies wieder in neues Grün und neues Leben verwandeln wird.

Die Lichtsymbolik prägt das religiöse Brauchtum des Advent. Jeden Sonntag entzünden wir ein neues Licht an unserem Kranz. Die Texte des Advent sprechen von der Sehnsucht nach dem, der von sich sagt, dass er das Licht der Welt ist, Jesus Christus. Er hat Licht und Heil in die Welt gebracht hat, er will das Licht und das Heil meines Lebens sein.
Beten wir darum, dass in dieser Adventszeit das Licht Jesu Christi wieder neu in uns hell wird und dass dieses Licht auch für andere scheint, damit die Adventszeit eine segensreiche Zeit werde für uns und alle Menschen.

Advent - Zeit des Heiles

Eindrucksvoll ist das Auftreten Johannes des Täufers am Jordan "und alle überlegten im stillen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Messias sei". Doch Johannes will sich nicht mit fremdem Ruhm schmücken und gibt den Menschen deutlich zu verstehen, dass er nur Bote und Wegbereiter für einen anderen ist, der stärker ist als er.
Findet Johannes schon sehr deutliche Worte, um den Menschen ins Gewissen zu reden, so verkündet er einen Messias, der mit den Menschen noch schärfer ins Gericht geht:

Friede
Er hält die Schaufel in der Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen und den Weizen in seine Scheune zu bringen;
die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.

Doch Jesus kam ganz anders, als Johannes ihn angekündigt hat. Er kam nicht als strenger Bote von Gottes Gericht, sondern als Bote der Liebe Gottes. Jesus wird seinen Worten nicht mit Drohungen des Gerichts Nachdruck verleihen, sondern indem er den Menschen Heilung schenkt.
Als Johannes später aus dem Gefängnis Boten zu Jesus schickt, um sich Gewissheit darüber zu verschaffen, ob Jesus wirklich "der ist der kommen soll", antwortet Jesus nicht etwa so, dass er sagt: Ja, schau doch, das Gericht ist in vollem Gang, Donner und Blitz fallen auf die sündige Menschheit herab und vernichten die Frevler, wie einst Sodom und Gomorra zugrunde gegangen ist. Nein, die Antwort Jesu ist eine andere:

Blinde sehen wieder, lahme gehen und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet. (Lk 7,22)

Mit Jesus bricht die Zeit des Heiles an, die der Prophet Zefanja angekündigt hat:

Juble, Tochter Zion! Freu dich, und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem! Der Herr hat das Urteil gegen dich aufgehoben, ... der Herr ist in deiner Mitte; du hast kein Unheil mehr zu fürchten. ... Lass die Hände nicht sinken! Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt. Er freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir.
Freude

Advent - Zeit der Freude

Das Thema Freude durchzieht den gesamten Philipperbrief. Zu Beginn des Briefes macht Paulus deutlich, wie sehr er sich über die Gemeinde freut. In der Gemeinde herrscht Einigkeit, und diese gibt die Kraft, den Glauben in der Welt zu bezeugen. In Philippi gibt es nicht wie in manch anderen Gemeinden innere Streitigkeiten um Macht und Rechtgläubigkeit. Solche Kämpfe zerstören den Frieden der Gemeinde, bringen das Evangelium in Verruf und lassen keine Freude aufkommen.
Wir kennen das ja auch im Alltag. Wenn am Arbeitsplatz eine gute Stimmung herrscht, gehen wir viel lieber dorthin. Ein nörgelnder Chef oder griesgrämige Kollegen können uns den Alltag zur Qual werden lassen. Oder in der Verwandtschaft, wie viele Geschichten gibt es da zum Thema böse Schwiegermutter oder anstrengende Familienfeiern. Ich denke jeder von uns weiß, was es bedeutet, wenn er immer wieder Menschen begegnen muss, mit denen scheinbar kein Frieden möglich ist.
Aber warum ist das so? Schwierig ist es, wenn wirklich eine böse Absicht, krankhafte Machtsucht oder tiefgehende Antipathie die Ursache des Unfriedens ist. Da kann man sich wohl nur aus dem Weg gehen oder kämpfen oder muss versuchen, einander irgendwie zu ertragen. Es ist jedoch sehr wichtig, nicht gleich jedem, mit dem wir nicht so gut können, eine böse Absicht zu unterstellen. Ein offenes Gespräch, der Versuch, einander besser zu verstehen, der gute Wille auf beiden Seiten können hier helfen. Und auch wenn die Fronten schon verhärtet sind, kann es immer wieder passieren, dass meinst durch ein besonderes Ereignis zwei verfeindete Menschen wieder zusammen finden.
Vielleicht merken viele Menschen nicht, wie sie nach außen hin wirken und es ist auch niemand da, der sie ehrlich aber behutsam darauf hinweist, womit sie andere verärgern. Ich denke, viel Unfriede entsteht nicht aus einer bösen Absicht heraus, sondern aus Unverständnis. Dann schaukelt sich die gegenseitige Abneigung hoch und dann ist es schwer, etwas zu ändern. Hier können wir ansetzen, indem wir nicht von anderen erwarten, dass sie genau so sind und denken wie wir. Es gibt unterschiedliche Menschentypen, die einfach von ihrer Art her ganz verschieden sind. Wenn wir verstehen, warum jemand so reagiert und nicht anders oder sich in gewissen Situationen einfach so verhält, macht das den Umgang miteinander leichter.
Die Freude, zu der Paulus uns aufruft, geht aber noch tiefer als „nur“ ein friedliches Miteinander unter Menschen, auch wenn das natürlich schon sehr viel wert ist. Freude soll zu einer Grundhaltung werden, die aus unserem Ruhen in Gottes Herz heraus entspringt. Jesus Christus ist die Mitte unseres Glaubens. Er hat uns durch seinen Tod und seine Auferstehung gerecht gemacht vor Gott. Durch ihn sind wir hinein genommen in Gottes liebendes Herz. Aus dieser Liebe heraus sollen wir leben in der Freiheit der Kinder Gottes, die sich stets von Gottes Fülle beschenkt wissen.

Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe. (Phil 4,4-5)

Im Eröffnungsvers der Messe am dritten Adventssonntag findet dieser Text eine herrliche Vertonung. Dies zeigt, dass die Worte der Heiligen Schrift nicht nur trockene Buchstaben sind, die wir lesen. Es sind Worte der Freude, die wir singen und zu denen wir auch tanzen können. Und wenn gregorianischer Choral für die meisten nicht Ausdruck eines freudigen Gesanges ist, warum es dann nicht mit einem neuen Lied für unsere Zeit versuchen?
Ein Freudentanz über die Worte des Glaubens - warum nicht? Dann verschwindet auch der Befehlston, den wir vielleicht aus den Worten des Paulus heraus hören. Der Aufruf „Freut euch!“ wird zu einer Ermunterung, aus uns heraus zu gehen und die Freude in die Welt zu tragen, durch Singen und Tanzen und das absichtslose Schenken von Liebe. Denn was sonst meint Güte, als das wir schenken ohne Absicht, selbst etwas dafür zurück zu bekommen.
Die nach oben geöffneten Hände können vieles zeigen. Sie sind lebendiger Ausdruck unserer Hingabe an den Herrn im Freudentanz. Zugleich zeigen sie unsere Offenheit, von Gott das Geschenk seiner übergroßen Liebe zu empfangen. Diese Liebe aber lässt unsere geöffneten Hände zu einer Schale werden, in der Köstlichkeiten bereit liegen, die wir anderen schenken möchten.
Christliche Freude kann nicht verordnet werden. Mit seinem Aufruf zur Freude will Paulus nicht an die organisierten Massenveranstaltungen anknüpfen, in denen das Volk seine Freude am Herrscher zum Ausdruck bringt, wie wir es von Jubelaufmärschen zu Ehren von Diktatoren kennen, die es auch zu Ehren der Kaiser im alten Rom gab. Die Freude, die Paulus meint, ist auch keine aufgesetzte Freundlichkeit, wie wir sie von manchen Verkäufern kennen und die oft nur so lange anhält, wie eine gewisse Kaufbereitschaft des Kunden zu erwarten ist.
Paulus will, dass die Philipper sich freuen, weil sie allen Grund zur Freude haben. Nun gibt es viele Gründe, sich zu freuen, die meisten sind vergänglich und nach einer gewissen Zeit ist dann auch die Freude wieder verflogen. Aber den Grund, den Paulus zur Freude sieht, ist ein unvergänglicher. Es ist die Freude im Herrn, der immer da ist, der den Menschen nahe ist.
Jesus Christus ist den Menschen nahe gekommen, indem er als Mensch auf Erden gelebt hat zu unserem Heil. Das feiern wir an Weihnachten. Der Advent ist die Vorbereitungszeit auf dieses Fest. Aber wir bereiten uns nicht nur darauf vor, die Ankunft des Herrn, die sich einmal in der Geschichte ereignet hat, als etwas Vergangenes zu feiern. Wir schauen auch nicht allein auf die Wiederkunft des Herrn am Ende der Zeiten, die man in der Anfangszeit des Christentums als nahe bevorstehend gesehen hat, heute aber meist nicht mehr so konkret vor Augen hat. Advent ist vor allem eine Zeit der Einübung darin, dass der Herr uns nahe IST. Er ist nicht nur einmal gekommen und wird einmal wieder kommen, sondern der Herr ist immer bei uns. Durch die Taufe sind wir zu einem Glied am Leib Christi geworden. Wir gehören zu ihm. Wir stehen ihm nicht gegenüber, sondern sind lebendig mit ihm verbunden.
Die Nähe Jesu Christi ist der tiefste Grund unserer Freude. Und dieser Grund ist unvergänglich. Das bedeutet zwar nicht, dass diese Freude in jedem Augenblick spürbar wäre, aber sie kann immer wieder aufflammen als dieselbe Freude und sie wechselt sich nicht einfach ab mit unerfreulichen Erlebnissen. Sie hat vielmehr die Kraft, sich gegen Widerwärtigkeiten aller Art durchzusetzen und sie zu verwandeln, indem sie Glück ermöglicht, auch wenn wir, was einzelne Glückserlebnisse betrifft, zu kurz kommen. Sie kann unserem ganzen Leben und Lebensgefühl eine positive Grundstimmung geben, weil sie unsere Freude nicht von vergänglichen Glückserfahrungen abhängig macht, sondern sie auf einen unvergänglichen Grund stellt. Nicht mehr die Sorgen des Alltags sollen im Mittelpunkt stehen, sondern die rettende Gegenwart des Herrn.
Paulus will nicht die alltägliche Not der Menschen einfach weg wischen. Sie ist weiterhin da und wird auch bleiben. Aber die Menschen sollen darüber hinaussehen. Neben jeder Bitte soll auch ein Dank stehen. Das Leben ist nicht nur Not und Armseligkeit. In jedem Leben - wirklich in jedem! - gibt es etwas, das auch des Dankes und der Freude würdig ist. Das gilt es zu entdecken, dafür gilt es offen zu sein.

Advent

Advent - Zeit der Festigung

Jesus ruft uns im Evangelium zur Wachsamkeit. Da bedeutet auch, dass wir unsere Herzen immer wieder neu festmachen in Gott. Das geschieht nicht so sehr durch unser Tun, sondern vielmehr, indem wir uns selbst immer mehr zurücknehmen und Gott immer mehr an uns wirken lassen. Das ist eine Kunst, die vielleicht schwerer ist, als unser eigenes Tun. Wenn Gott uns eine Liste von Dingen gäbe, die wir tagtäglich erfüllen sollten, dann würden wir das wohl tun. Aber Gott macht es uns nicht so leicht. Er will, dass wir mit offenen Augen durchs Leben gehen und selbst erkennen, wo wir gerade gebraucht werden und was gerade zu tun ist.

Der Herr lasse euch wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen", wünscht sich der Apostel Paulus für seine Gemeinde, "damit euer Herz gefestigt wird und ihr ohne Tadel seid, geheiligt vor Gott, unserem Vater, wenn Jesus, unser Herr, mit allen seinen Heiligen kommt.

Liebe lässt sich nicht in Formeln pressen. Liebe zeigt sich nicht darin, dass sie dem Geliebten jeden Tag die gleichen Worte sagt. Liebe ist erfinderisch. Liebe nimmt sich Zeit für den anderen und lässt das Herz immer neue Worte der Liebe finden.
Liebe ist bereit zu schenken. Sie klammert sich nicht ängstlich an das eigene Selbst, sondern schenkt sich dem anderen und wenn beide sich einander schenken, dann kann daraus Neues erwachsen, eine Partnerschaft, die beide bereichert und die Herzen in der Liebe festigt.
So können wir unsere Herzen in Gott festmachen, wenn wir bereit sind, ihn in unser Leben einzulassen. Franz Xaver sagt:

Es liegt ein großer Unterschied im Gottvertrauen eines Menschen, der alles hat, was er braucht, und in dem Vertrauen jenes Menschen, der, nichts besitzend, freiwillig auch noch die nötigen Dinge hingibt, auf dass er Christus ähnlicher werde.
Ich bitte sie: Geben sie sich ohne Grenzen Gott, unserem Herrn, hin, legen sie all das ihre in seine Hand .... dann werden sie wohl bereitet sein, auch die größten Prüfungen an Leib und Seele zu bestehen, denn Gott tröstet und stärkt die Demütigen.