Die Zeit des Advent

24.12. Heiliger Abend

Advent

Heiliger Abend

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Warten

Oft müssen wir in unserem Leben warten. In der Schlange im Supermarkt oder auf den Bus oder Zug, wenn der mal wieder Verspätung hat, da werden wir oft ungeduldig und ärgerlich. Voller Vorfreude warten wir aber auch manchmal auf ein Treffen mit lieben Menschen. Da vergeht oft die Zeit nicht und wird denken voller Ungeduld, wann es endlich soweit ist...
Manchmal sagen wir aber auch über etwas: Das kann noch warten. Wenn wir etwas erledigen müssen, das uns schwer fällt oder wozu wir keine Lust haben, wenn wir uns mit jemanden treffen sollen, den wir eigentlich nicht so mögen...
Wenn wir auf etwas mit Freude warten, dann machen wir uns oft auch bestimmte Vorstellungen davon, wie es dann sein wird, wenn es soweit ist. Das Treffen wird bestimmt ganz toll, zu Weihnachten oder zum Geburtstag bekomme ich endlich das tolle Geschenk. Wenn wir endlich in Urlaub fahren, dann machen wir ganz tolle Sachen...
Das Volk Israel hat lange Zeit auf den Erlöser gewartet und die Menschen haben sich den Messias ganz toll vorgestellt. Doch als Christus dann kam, haben ihn viele nicht erkannt. Er war so anders, als sie es erwartet hatten. Als Kind arm in einem Stall geboren, später gibt er sich mit Sündern ab, sagt viele Dinge, die den Leuten nicht in den Kram passen und dann stirbt er noch den verachtenswertesten Tod,
den es damals gab, am Kreuz.

Weihnachten - Geburt des Herrn. Heute Nacht feiern wir das Kommen des Sohnes Gottes in die Welt. Feiern heißt für uns nicht nur, dass wir uns daran erinnern, was damals geschehen ist, sondern dass es ganz konkret auch HEUTE geschieht.

Weihnachten fällt dieses Jahr aus!

"Weihnachten fällt dieses Jahr aus!" So haben es im Sommer schon Zeitungen und Nachrichtensendungen angekündigt. Ende Oktober fangen wir an, die ersten Folgen davon zu merken, wenn die alljährlichen Lieferungen von Weihnachtsgebäck an die Supermärkte ausbleiben und die Kaufhäuser ihre Auslagen nicht umdekorieren. Die Menschen sind erleichtert. Sie sind jetzt frei von der Sorge, wie sie die zusätzlichen Pfunde von Süßigkeiten und Weihnachtsbraten wieder abgenommen bekommen. Sie brauchen sich nicht mehr wochenlang darüber Gedanken zu machen, was sie ihren mehr oder weniger geliebten Verwandten und Bekannten alles schenken. Die Menschen brauchen sich nicht mehr Samstage lang durch überfüllte Großstädte zu kämpfen. Die Fußgängerzonen bleiben wegen des Wegfalls der Weihnachtsmärkte ganzjährig begehbar. Die Menschen sind endlich die Sorge los, wie sie diesen einen Abend im Jahr, an dem alles so romantisch und liebevoll sein soll, möglichst ohne Familienstreit überstehen. Selbst das Wetter hat ein Nachsehen und liefert statt weißer Weihnacht tristes Alltags-Regen-Grau.
Wer außer den geschädigten Geschäftsleuten würde gegen die Abschaffung des Weihnachtsfestes protestieren? Brauchen wir ein Fest der Liebe und des Friedens, das vielerorts nur noch ein Fest des Konsums und der Langeweile geworden ist? Wer Weihnachten nur noch als ein romantisches Familienfest sieht, der wird vielleicht über seine Abschaffung nicht böse sein. Es gelingt eben nicht, in einen Abend das alles hineinzupacken, was man das ganze Jahr über vernachlässigt hat. Wer Weihnachten ohne den feiert, dem dieses Fest ursächlich gilt, der wird seiner Abschaffung nicht lange nachtrauern.
Doch wenn wir Weihnachten abschaffen wollten, müssten wir den abschaffen, dem dieses Fest gilt. Gott aber bleibt, auch wenn viele nicht mehr an ihn denken. Er hält seine Liebe für die Menschen bereit um alle zu beschenken, auch wenn viele sich ihm gegenüber verschließen. Selbst wenn die Gesellschaft Weihnachten abschaffen würde, so bliebe doch der Grund dieses Festes lebendig. Gott ist Mensch geworden und diese Tatsache lässt sich nicht ändern. Gott hat uns mit der Geburt seines Sohnes unendlich beschenkt. Keine Macht kann dieses Geschenk Gottes zerstören. Gott ist der Garant dafür, dass Weihnachten das Fest der Liebe bleibt, egal was Menschen daraus machen. Mit Gott ist Liebe möglich, weil er sie uns schenkt. Auch heute.

Um der Liebe willen - propter caritatem (Phlm 9)

Als vor einiger Zeit in der Hl. Messe ein Abschnitt aus dem sehr kurzen und eher unscheinbaren Brief des Apostels Paulus an Philemon gelesen wurde, ist bei mir ein Satz besonders hängen geblieben: "Obwohl ich", schreibt Paulus an Philemon, "durch Christus die volle Freiheit habe, dir zu befehlen, was du tun sollst, ziehe ich es um der Liebe willen vor, dich zu bitten." (Phlm 8f) - Um der Liebe willen.
Paulus geht es in dem Brief um den Sklaven des Philemon, Onesimus, den er gerne als Helfer hätte. Als Sklave bedarf Onesimus dazu der Zustimmung seines Herrn. Es scheint, dass Paulus dem Haus des Philemon viel Gutes erwiesen hat. Eigentlich hätte er durch sein Apostelamt das Recht, Onesimus von Philemon einzufordern. Doch Paulus will nicht auf sein Recht pochen. Er möchte keinen Streit. Er appelliert an die Großzügigkeit des Philemon. Er bittet um Onesimus und weiß, dass Philemon ihn aus freien Stücken freilassen wird, denn als Christ ist er nicht mehr Sklave, sondern er ist dem Paulus wie ein Sohn geworden.
In vielen Situationen denke ich seither daran, wo es besser ist, um der Liebe willen nicht auf das eigene Recht zu pochen, wo es besser ist, um der Liebe willen einmal über den Fehler eines anderen hinweg zu sehen. Damit meine ich nicht, dass man andere nicht auf ihre Fehler aufmerksam machen sollte oder sich alles gefallen lassen sollte. Es kommt sicher immer auf die Situation an und bedarf einer weisen Unterscheidung.
Es gibt aber Situationen, wo man einen anderen Menschen kränken würde, wenn man ihm etwas vorhalten würde, das er falsch gemacht hat. Vielleicht wollte er einem sogar eine Freude machen und hat dann doch gerade das Falsche getan. Um der Liebe willen einfach einmal lächeln anstatt grimmig zu schauen. Kleinigkeiten können oft einen großen Streit hervorrufen über den man hinterher vielleicht selbst unglücklich ist. Da ist es gut, im entscheidenden Moment gelassen zu bleiben und so für alle ein angenehmeres Klima zu schaffen - um der Liebe willen.

Heute sollt ihr wissen, dass der Herr kommt, und morgen werdet ihr schauen seine Herrlichkeit!

So heißt es in einem Vers des heutigen Morgengebetes.
Heilig Abend, ein Tag, der ganz auf seinen Abend hin ausgerichtet ist. Die letzten Vorbereitungen werden getroffen, damit zum Fest auch alles in Ordnung ist.
Heute ist auch der Tag, an dem Maria und Joseph in Betlehem ankamen und vergeblich durch die Gassen zogen, um eine Unterkunft zu finden. Nach vielen verschlossenen Türen finden sie endlich einen Platz in einem Stall bei Ochs und Esel, einen Platz, wo Maria ausruhen kann, einen Ort, an dem Gott in dieser Welt Mensch wird.
Jesus sucht auch heute einen Ort, um in diese Welt zu kommen. Er klopft an die Herzen der Menschen, ob er Einlass findet, ob jemand da ist, der seinem Wort glaubt und der sich von seiner Liebe beschenken lassen möchte. Haben wir bei allen Vorbereitungen für das Weihnachtsfest auch daran gedacht, dass wir den nicht draußen lassen, dessen Fest wir heute Abend feiern?