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Herzlich willkommen!

Erfüllung

Ich bin gekommen, um zu erfüllen.

Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. (Mt 5,17)

Erfüllen - Erfüllung - Fülle, es lohnt bei diesem Satz innezuhalten.
Das Gesetz war für die Juden zur Zeit Jesu das Wichtigste überhaupt. In ihm sahen sie den ganzen Willen Gottes zum Ausdruck gebracht. Es bedurfte nach ihrer Ansicht keiner Ergänzung, alles war in ihm enthalten. Auch Jesus akzeptiert das Gesetz und die Propheten, er steht in der Tradition des Alten Bundes.
Aber der Buchstabe des Gesetzes allein ist leer. Es geht Jesus nicht um eine wörtliche Erfüllung des Gesetzes. Es geht ihm darum, den Menschen klarzumachen, was das Gott dem Volk durch das Gesetz geben wollte, eine Lebensweise aufzuzeigen, die das Zusammenleben der Menschen fördert, so dass unter ihnen Friede und Gerechtigkeit herrschen.
Das Gesetz will die Menschen nicht klein machen, sondern groß, es will ihnen nichts nehmen, sondern alles geben. Verzicht auf etwas ist nur dann sinnvoll, wenn dadurch der Besitz von etwas noch Größerem und Wertvollerem ermöglicht wird. Jesus lehrt uns, den Blick auf das zu richten, was wirklich wichtig ist im Leben.
Leben in Fülle will Jesus uns schenken. Doch was bedeutet das? Wir merken immer wieder, dass uns etwas fehlt. Manchmal versuchen wir, die Leere in uns durch Konsum und Spaß zu ersetzen. Doch das hilft nur kurz und wir wollen wieder mehr. So können wir nie zum Ziel kommen.
Was kann uns wirklich erfüllen? Was kann uns wirklich glücklich machen? Das gilt es zu suchen und zu finden. Die Weisung Jesu hilft uns, den Weg dorthin zu finden.

Anselm von Canterbury

Anselm von Canterbury (1033-1109)

Der heilige Anselm ist "eine der edelsten Gestalten der Kirchengeschichte". Dieser Ehrentitel stammt von P. Franciscus Salesius Schmitt OSB, der das umfangreiche Werk Anselms ins Deutsche übertragen hat und wie kaum ein anderer dieses Werk studiert hat. Anselm gilt als "Vater der Scholastik". In einer Zeit, als sich das wissenschaftliche Studium immer weiter verbreitete, allmählich aus den Schulen der Klöster und Kathedralen heraustrat, und in den neu entstehenden Universitäten einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich wurde, legte er maßgeblich den Grundstein dafür, dass die Theologie zur ersten und bedeutendsten aller Wissenschaften wurde.
Uns heutigen Menschen erscheint das ungewöhnlich, wenn Theologie als Wissenschaft bezeichnet wird. Zwar wird auch heute noch Theologie als Wissenschaft an den Universitäten gelehrt, viele aber sind der Meinung, dass Gott, um den es in der Theologie geht, nicht mehr objektiv zugänglich ist. Theologie ist für viele ebenso wie der mit Gott verbundene Glaube zu etwas rein Subjektivem geworden, das nicht mehr durch rationale Argumente allen vermittelt werden kann.
Hier ist die Denkweise Anselms, die exemplarisch für das vorherrschende Denken des gesamten Mittelalters steht, grundverschieden von unserem heutigen Denken. Für Anselm ist Theologie als Wissenschaft von Gott nicht ein Weg unter vielen, sondern er ist fest davon überzeugt, dass jeder Mensch, der sich um reines wissenschaftliches Denken bemüht, zu dem Schluss kommt, dass Gott, und zwar der Gott, den die christliche Theologie in ihren Lehrsätzen vermittelt, existiert und der einzige und wahre Gott ist.
Das Mittelalter war fasziniert von der Harmonie der Welt. Man war überzeugt davon, dass Gott die Welt in ihrer Vollkommenheit geschaffen hat. Man entdeckte diese Harmonie in der Ordnung auf der Erde, die über die unbelebte Natur, die Pflanzen und Tiere bis hin zum Menschen als der Krone der Schöpfung reichte. Man entdeckte diese Vollkommenheit in den Sphären des Himmels, den Bahnen der Planeten, die man sich als kreisrund und unveränderlich vorstellte. Alles hatte seine Ordnung, und Gott war es, der diese Ordnung geschaffen hat und über allem steht. Daher ist Gott für Anselm auch der "über dem Größeres nicht gedacht werden kann".
Somit verstehen wir auch, warum Theologie als die höchste Wissenschaft galt, weil sie sich mit dem Größten beschäftigt, das menschlichem Denken zugänglich ist. Die Naturwissenschaften waren damals noch kaum entwickelt, ja man hätte zur Zeit Anselms auch nicht verstanden, warum man sich mit so etwas Untergeordnetem wie der Natur überhaupt wissenschaftlich beschäftigen sollte. Philosophie, Logik, Grammatik und andere Disziplinen handelten von Gegenständen, die den Menschen betreffen, das Denken, die Sprache und andere Zusammenhänge. Sie waren wichtig, aber auch sie kamen nicht an die Theologie heran.
Das wohlgefügte Weltbild des Mittelalters geriet mit der Neuzeit erheblich ins Wanken. Die Erde war plötzlich größer, als man sie sich vorgestellt hatte. Schließlich erkannte man auch, dass die Zusammenhänge im Universum viel komplizierter sind, als man dachte. Die vollkommenen Kreisbahnen der Planeten waren reine Illusion. Heute wissen wir, dass die Erde keineswegs der Mittelpunkt der Welt ist, sondern nur ein winziger Planet irgendwo im Universum in einem Winkel einer Galaxie, die auch nur eine unter vielen ist.
Wir haben erkannt, wie komplex die Welt ist, wir sind dabei, die Bausteine der Elemente zu erforschen und versuchen zu ergründen, wie Leben entsteht. Sind wir von Gott geschaffen oder haben wir einfach nur das Glück, auf einem Planeten im Universum zu leben, auf dem die Bedingungen momentan so sind, dass Leben, wie wir es kennen, möglich ist? Gibt es an anderen Orten im Universum Leben, das unserem ähnlich ist?
Wenn Wissenschaftler heute die Geheimnisse des Universums erforschen, so wird deutlich, dass unser Denken noch nicht alles erfasst hat. Die Quantenphysik zeigt uns, dass hinter allem eine Welt existiert, in der sich alles, was wir als fest und statisch wahrnehmen, auflöst in kleinste Teilchen und Energie. Dabei ist das, was wir sehen, noch nicht einmal alles, sondern es muss auch die sogenannte dunkle Materie geben, die zwar existiert, aber mit unseren derzeitigen Methoden nicht erkennbar ist.
Unser Forschen und Denken macht immer wieder Entdeckungen, die früher undenkbar waren. Irgendwann wird es vielleicht möglich sein, die Entstehung von Leben und auch von intelligentem Leben mit seinem Denken und Fühlen zu erklären. Vielleicht werden wir auch eine Antwort darauf finden, warum überhaupt etwas existiert und nicht vielmehr nichts. Existiert die Welt, weil Gott sie geschaffen hat oder einfach nur deshalb, weil es wahrscheinlicher ist, dass etwas existiert, als dass nichts existieren würde?
Wenn wir heute von Gott sprechen, geht es nicht mehr allein darum, zu zeigen, dass der christliche Gott über anderen Göttern steht, wie man beispielsweise früher den Heiden klargemacht hat, dass Gott nicht im Gewitter oder in einem Baum oder Götterbild ist. Es geht heute vielmehr darum zu zeigen, dass es überhaupt einen Gott gibt. Glaube bedeutet, bei all unserer heutigen Erkenntnis der Welt auch sicher zu sein, dass es Gott gibt, dass er existiert und sein Wesen durch den Menschen erkennbar und - in der Wissenschaft der Theologie - objektiv vermittelbar ist.
In seinem Werk Proslogion - Anrede denkt Anselm nicht nur über Gott nach, sondern er wendet sich immer wieder im Gebet an ihn. Er will Gott verstehen, aber nur wenn das Denken eintritt in den Dialog mit Gott kann es etwas von dem ergründen, der letztlich alles Denken übersteigt.

Wohlan, jetzt also, Du mein Herr-Gott, lehre mein Herz,
wo und wie es Dich suche,
wo und wie es Dich finde.
Herr, wenn Du hier nicht bist,
wo soll ich suchen Dich Abwesenden?
Wenn Du aber überall bist,
warum sehe ich nicht den Anwesenden?
Doch gewiss "wohnst Du in einem unzugänglichen Lichte".
Und wo ist das unzugängliche Licht?
Oder wie werde ich zu dem unzugänglichen Lichte gelangen?
Oder wer wird mich führen und in es hineinführen,
damit ich Dich in ihm sehe?

Für Anselm ist klar, dass Gott nicht an einem bestimmten Ort zu finden ist, sondern dass er allgegenwärtig ist. Aber doch bleibt er verborgen. Ist er deshalb nur eine Illusion unseres Denkens? Anselm nähert sich Gott im Glauben. In seinem Herzen erfährt er eine Liebe, die nur von Gott kommen kann. Weil er dieser Liebe glaubt, kann er im Denken weiter gehen und immer tiefer nach Gott forschen.

Ich versuche nicht, Herr, Deine Tiefe zu durchdringen, denn auf keine Weise stelle ich ihr meinen Verstand gleich; aber mich verlangt, Deine Wahrheit einigermaßen einzusehen, die mein Herz glaubt und liebt.
Ich suche ja auch nicht einzusehen, um zu glauben, sondern ich glaube, um einzusehen. Denn auch das glaube ich: wenn ich nicht glaube, werde ich nicht einsehen.

Der Weg zu Gott führt nicht über das Denken, mit Nachdenken allein kommt der Mensch nicht zu Gott, sondern das Denken ist dem Glauben an Gott nachgeordnet. An erster Stelle steht die Begegnung mit Gott, die Erfahrung der Liebe Gottes. Anselm steht bereits in dieser Beziehung zu Gott. Aber Anselm ist auch klar, dass diese Beziehung mit Gott nicht nur etwas Subjektives ist, sondern dass dieser Gott, den sein Herz glaubt und liebt, auch existiert und damit objektiv vermittelbar ist. Daher ist der Glaube nicht, wie viele heute denken, reine Privatsache. Wenn wir an Gott glauben, dann deshalb, weil Gott wirklich existiert, und wenn Gott existiert, dann können wir uns ihm auch mit wissenschaftlichem Denken nähern, wie wir uns auch anderem, das existiert, auf wissenschaftliche Weise nähern. Auch wenn die Wissenschaft uns eine immer komplexere Welt vor Augen führt, kann sie letztlich nicht widerlegen, dass Gott wirklich existiert.

Herr, lehre mich Dich suchen und
zeige Dich dem Suchenden;
denn ich kann Dich weder suchen,
wenn Du es nicht lehrst,
noch finden, wenn Du Dich nicht zeigst.
Lass mich Dich verlangend suchen,
suchend verlangen.
Lass mich liebend finden,
findend lieben.
Amen.
Guter Hirte

Jesus, der Gute Hirt (Joh 10)

Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. (Joh 10,14-15)

"Ich bin der gute Hirt." So sagt Jesus von sich selbst. Bereits wenige Verse zuvor hat er sich so bezeichnet und gezeigt, was das bedeutet. Der gute Hirt ist bereit, für seine Schafe sein Leben hinzugeben, und er läuft nicht davon, wenn es brenzlig wird. Hier macht Jesus noch etwas deutlich: der gute Hirt kennt seine Schafe, er kennt diejenigen, die zu ihm gehören.
Kennen, das bedeutet, er weiß um die Bedürfnisse jedes Einzelnen, kennt dessen Stärken und Schwächen und auch dessen Geheimnisse. Können wir selbst vor irgendjemand sagen, dass wir ihn wirklich kennen? Selbst enge Freunde und Ehepartner haben oft Geheimnisse voreinander, geben nicht alles von sich preis.
Jesus aber sagt, dass er die Seinen kennt, so wie er den Vater kennt und der Vater ihn kennt. Ein tieferes Kennen als das zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn gibt es nicht, wenn wir der Theologie des Johannesevangeliums folgen. An einer anderen Stelle sagt Jesus: "Ich und der Vater sind eins." (Joh 10,30) Oder auch: "Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht. Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weise der Sohn." (Joh 5,19) Vater und Sohn sind untereinander vollkommen eins und sie kennen sich so tief, dass alles Wollen und Tun bei ihnen vollkommen zusammen geht.
Aber da ist noch mehr. Alle, die zu Jesus gehören, sind in diese tiefe Beziehung zwischen Vater und Sohn mit hinein genommen. "Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich." Das Kennen ist also nicht nur einseitig, so dass Gott zwar vollkommen in uns hineinsehen kann, er von sich selbst aber nichts preisgibt. Es ist vielmehr so, dass Gott selbst sich uns so zu erkennen gibt, wie er ist, uns sein innerstes Selbst offenbart, und alle, die zu Jesus gehören, ebenso viel von Gott wissen, wie Gott von den Menschen.
Es ist erstaunlich, wie nahe Gott uns gekommen ist. Das sind nicht nur fromme Sprüche, sondern das ist erfahrbare Wirklichkeit. Doch um das zu erfahren, müssen wir bereit sein, uns auf Gott einzulassen, müssen wir zu ihm gehören wollen. Das bedeutet konkret, Jesus nachzufolgen und so zu leben, wie er es vorgelebt und gelehrt hat. Wir sind dazu fähig, Jesus zeigt uns den Weg, er selbst ist dieser Weg, und wenn wir bereit sind, es zuzulassen, führt er uns in die Mitte Gottes hinein.

Wenn Jesus, der gute Hirte, von sich sagt, dass er die Seinen kennt, so scheint das als etwas Geringes und ist doch das Allergrößte. Das ermessen wir, wenn wir bedenken, was es hieße, wenn Jesus uns nicht kennte. ... Das wäre unser Ende, unsere Verdammnis, unsere ewige Trennung von ihm. Darum bedeutet von Jesus erkannt sein, unsere Seligkeit und Gemeinschaft mit ihm. ...
Es ist die Seligkeit des Vaters, wenn er den Sohn als Sohn erkennt, und es ist die Seligkeit des Sohnes, dass er den Vater als Vater erkennt. Dieses gegenseitige Erkennen ist Liebe und Gemeinschaft. So ist es die Seligkeit des Heilandes, wenn er den Sünder als sein erworbenes Eigentum erkennt, und es ist die Seligkeit des Sünders, wenn er Jesus als seinen Heiland erkennt. Weil Jesus mit dem Vater (und den Seinen) in solcher Gemeinschaft der Liebe und des gegenseitigen Erkennens verbunden ist, darum kann der gute Hirte sein Leben lassen für die Schafe ... und sich so die Herde zum ewigen Eigentum erwerben. (Dietrich Bonhoeffer)
Jesus, guter Hirt,
du kennst mich
und du weißt von mir.
In dieser Zuversicht
darf ich leben
an allen Orten
dieser Welt.

Jesus, guter Hirt,
ich will dich
immer tiefer erkennen
will ganz
zu dir gehören
und mein Leben
dir schenken.

Jesus, guter Hirt,
führe mich,
hin zu dir
leite mich
auf deinem Weg
und lass mich
ewig bei dir sein.
Amen.