Sonntage Jahreskreis C

34. Sonntag Christkönig

Erste Lesung

2Sam 5,1-3

In jenen Tagen kamen alle Stämme Israels zu David nach Hebron und sagten: Wir sind doch dein Fleisch und Bein. Schon früher, als noch Saul unser König war, bist du es gewesen, der Israel in den Kampf und wieder nach Hause geführt hat. Der Herr hat zu dir gesagt: Du sollst der Hirt meines Volkes Israel sein, du sollst Israels Fürst werden. Alle Ältesten Israels kamen zum König nach Hebron; der König David schloss mit ihnen in Hebron einen Vertrag vor dem Herrn, und sie salbten David zum König von Israel.

Zweite Lesung

Kol 1,12-20

Dankt dem Vater mit Freude!
Er hat euch fähig gemacht,
Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind.
Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen
und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes.
Durch ihn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden.
Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes,
der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.
Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden,
das Sichtbare und das Unsichtbare,
Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten;
alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen.
Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand.
Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche.
Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten;
so hat er in allem den Vorrang.
Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen,
um durch ihn alles zu versöhnen.
Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen,
der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.

Evangelium

Lk 23,35-43

Die führenden Männer des Volkes verlachten Jesus und sagten: Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der erwählte Messias Gottes ist.
Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst!
Über ihm war eine Tafel angebracht; auf ihr stand: Das ist der König der Juden.
Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns!
Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.
Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.
Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.
Christkönig

König David

Alle Ältesten Israels kamen zum König nach Hebron; der König David schloss mit ihnen in Hebron einen Vertrag vor dem Herrn, und sie salbten David zum König von Israel. (2Sam 5,3)

Wenn in der Bibel vom Königtum die Rede ist, dann wird immer auch direkt oder indirekt Bezug genommen zum Königtum Davids. Er gilt als das Ideal eines Königs nach dem Willen Gottes für sein Volk. Alle anderen Herrscher in der Geschichte Israels werden an ihm gemessen, keiner von ihnen reicht an ihn heran. Darum erwartet Israel den Messias, der das Königtum Davids wiederaufrichten und in neuer Herrlichkeit erstrahlen lassen wird.
Aus den biblischen Daten lässt sich eine Regierungszeit Davids von 1000-961 v.Chr. ableiten, jedoch können die genannten 40 Regierungsjahre auch nur symbolisch gemeint sein. David wird in der Bibel geschildert als König über ganz Israel. Nach lange dauernden Auseinandersetzungen mit seinem Vorgänger Saul wird David nach dessen Tod vom Volk zum König von ganz Israel eingesetzt. Die Bibel berichtet aber auch davon, dass David bereits zu Lebzeiten Sauls vom Propheten Samuel zum König gesalbt wurde.
In den biblischen Erzählungen wurden viele, teilweise widersprüchliche, Überlieferungen über König David aufgezeichnet, zudem wurde seine Person im Laufe der Zeit immer mehr glorifiziert. Besonders nach dem Untergang des Nordreiches Israel war man im verbliebenen Südreich Juda bestrebt, den Anspruch des Reiches Juda und dessen Hauptstadt Jerusalem zu untermauern, die einzig legitime Repräsentation des Volkes Israel und der einzig legitime Ort der Gottesverehrung zu sein. David kommt als Herrscher über ganz Israel zu, Vorbild dieser Einheit zu sein, bevor die Reiche Israel und Juda nach dem Tod von Davids Sohn Salomo getrennte Wege gegangen sind.
David ist als der große König Israels in die Geschichte eingegangen. Seine Herrschaft brachte Israel eine Zeit der Blüte. Doch er hatte auch seine Schattenseiten. Offen berichtet die Bibel von seinen Vergehen gegen den Willen Gottes. Doch David tut bereitwillig Buße für das, was er falsch gemacht hat. Vielleicht macht das seine Größe aus bis heute. Er war nicht unfehlbar, aber er war bereit, seine Fehler anzuerkennen, dafür gerade zu stehen vor Gott und den Menschen, und soweit es möglich war, diese wiedergutzumachen.
Viele Psalmen werden König David zugeschrieben. In ihnen drückt sich eine tiefe Gottesbeziehung aus. Höhen und Tiefen menschlichen Lebens finden sich darin, Dank, Lobpreis und Bitte, aber auch das zweifelnde Fragen nach einem Gott, der dem Menschen so fern und unverständlich erscheint. Psalm 110, der der Überschrift nach ebenfalls von David stammt, spricht von der Einsetzung eines Priesterkönigs auf dem Zion. Aus christlicher Sicht wird hier mehr als in anderen alttestamentlichen Texten der Bezug zwischen König David und Christus deutlich.

Psalm 110 - Die Einsetzung des Priester-Königs

1[Ein Psalm Davids.] So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter die Füße.

In poetischen Worten wird hier die Inthronisation eines Königs besungen. Der König thront aber nicht nur vor den Menschen, sondern auch zur Rechten Gottes. Er wird so zum Erfüller Göttlichen Willens. Gott beruft sich seinen König. Die mysteriös anmutende Gottesrede kann als innergöttlicher Dialog verstanden werden, wie beispielsweise das ebenso mysteriöse Wort aus Psalm 42,8 "Flut ruft der Flut zu beim Tosen deiner Wasser" oder die Wendung "ich habe bei mir geschworen" in Gen 22,16 und Jes 45,23. Gott steht mit sich selbst im Dialog und trifft und festigt so seine Entscheidungen.
Der innergöttliche Dialog ist kein Selbstgespräch. Als Christen glauben wir, dass Gott dreifaltig ist, Vater, Sohn und Heiliger Geist, ein Gott in drei Personen. Gott ruft den Menschen in seine Gemeinschaft. Allen Menschen voran hat der König das Vorrecht, in diese Gemeinschaft einzutreten. Er, der auf Erden über allen Menschen steht, sitzt im Himmel zur Rechten Gottes. Hier werden orientalische Königsbilder verwendet, die den König weitgehend der menschlichen Welt entrücken und in die Sphäre des Göttlichen erheben.
Doch kein menschlicher König ist wirklich Gott. Er bleibt ein Mensch und handelt menschlich mit allen menschlichen Fehlern und Schwächen, was uns auch der letzte Vers des Psalms deutlich zeigen wird. Diese Diskrepanz zwischen Ideal und Wirklichkeit war den Gelehrten Israels bewusst. Daher richteten sie ihre Hoffnung auf den Messias-König, der von Gott eingesetzt ist. Dann geschah das Unerhörte, aus jüdischer Sicht unglaubliche, dass Gottes Sohn selbst Mensch wird. Jesus Christus ist der König, den der Vater an seine rechte Seite erhebt, um mit ihm zu herrschen über Himmel und Erde.

2Vom Zion strecke der Herr das Zepter deiner Macht aus: "Herrsche inmitten deiner Feinde!"

Die Evangelien berichten uns vom Königtum des Gottessohnes. Ein König, der mitten unter den Menschen ist, der die Menschen heilt, der die Hungrigen speist und den Nackten Kleidung gibt, der die Kranken und Ausgestoßenen besucht und das Volk eint in der Liebe zu Gott und untereinander. So sieht es aus, wenn Gott sein Zepter erhebt, um in der Welt zu herrschen. Jesus Christus ist ein König, der für sein Volk stirbt, um alle zu befreien von der Macht der Finsternis und des Todes. Sein irdischer Thron ist das Kreuz, aber gerade durch seine Erniedrigung ist er würdig geworden, zur Rechten Gottes erhöht zu werden.
Nicht mit weltlicher Macht gebietet er über seine Feinde. Er hat den Satan besiegt, der ihm zu Füßen liegt und mit diesem Sieg hat er jeder widergöttlichen Macht endgültig die Herrschaft genommen. Auch wenn die Bösen weiter toben, werden sie nie mehr die Oberhand gewinnen. Und Gott herrscht in allen Menschen, die sich zu ihm bekehren, in den Geretteten, die seiner Liebe glauben. Hieronymus sagt:

Es heißt nicht: Töte deine Feinde, sondern: Herrsche inmitten deiner Feinde. Mach, dass deine Feinde, die dir fern waren, anfangen, zu dir zu gehören. ... Diejenigen sind Feinde, die unter einer fremden Herrschaft stehen, jetzt also erbittet der Psalmist, dass Gott seine Feinde beherrscht und sich gnädig herablässt, ihr Herr zu sein.
3Dein ist die Herrschaft am Tage deiner Macht (wenn du erscheinst) in heiligem Schmuck; ich habe dich gezeugt noch vor dem Morgenstern, wie den Tau in der Frühe.

Psalm 110 ist im Neuen Testament der meistzitierte alttestamentliche Text. Kein anderer Psalm macht so deutlich, was die Menschen von Jesus Christus glauben. Auch in diesem Vers bekommen die Bilder aus dem altorientalischen Königsritual im Licht Christi eine ganz neue Bedeutung. Die orientalischen Könige waren prächtig gekleidet als Zeichen ihrer Erhabenheit und ihrer Entrücktheit in den Bereich des Göttlichen. Kein gewöhnlicher Mensch durfte ihr Gesicht sehen, der Thron war durch eine Reihe von Schleiern verhüllt, hinter denen der König hervortrat, wenn er sich offenbarte, das heißt dem Volk zeigte.
Doch die Erwähnung prächtiger Kleider allein reicht nicht aus, um die Majestät des Königs ausreichend zu schildern. Es werden Bilder aus der Schöpfung bemüht. Prächtig wie der Morgenstern, der nach der Nacht am Himmel glänzt und der niemals untergeht und der Tau in der Frühe, der sich auf wundersame Weise über die trockene Erde legt und eine wohltuende Erfrischung spendet, ein glitzernd prächtiges Kleid, das sie Schöpfung über Nacht anlegt.
Die frühe Kirche, der anders als uns heute die Pracht orientalischer Könige lebendig vor Augen stand, wusste um die enge Verbindung des Psalms mit Jesus Christus. Am Hochfest Epiphanie, dem ursprünglichen Weihnachtsfest der orientalischen Kirche, verwendet die erste Antiphon der Laudes das Bild dieses Psalms und besingt so Christus den Herrn, der vor aller Zeit vom Vater gezeugt, sich als göttlicher Heiland im ewigen Heute aller Welt offenbart.

Ante luciferum genitus, et ante saecula, Dominus Salvator noster hodie mundo apparuit.
Gezeugt vor dem Morgenstern und vor aller Zeit, ist der Herr, unser Heiland, heute der Welt erschienen.
Christkönig
4Der Herr hat geschworen und nie wird's ihn reuen: "Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks."

Orientalischen Königen kam oft neben ihrer Herrscherrolle auch die Würde des höchsten Priesters zu. Zwar war in Israel diese Rolle streng getrennt, da nur der Stamm Levi den Dienst am Altar verrichten durfte und den Nachkommen Aarons in besonderer Weise das Priestertum zukam. David und seine Nachkommen aber gehörten dem Stamm Juda an. Dennoch wird von David berichtet, dass er Opfer dargebracht hat. Als Psalmendichter kommt ihm die Ehre zu, Lieder für den Gottesdient geschaffen zu haben. Sein Sohn Salomo lässt den Tempel errichten. So trägt auch David priesterliche Züge.
Der Hebräerbrief gibt in den Kapiteln 4-10 eine lange und ausführliche Deutung darüber, wie durch Jesus Christus der alttestamentliche Gottesdienst durch das neue und unvergängliche Priestertum Jesu Christi abgelöst wird. Hierbei spielt die Person des Melchisedek eine entscheidende Rolle und Psalm 110,4 ist eine wichtige Legitimation für das königliche Priestertum, das Jesus Christus nach Gottes Verheißung zukommt.

Dieser Melchisedek, König von Salem und Priester des höchsten Gottes; er, der dem Abraham, als dieser nach dem Sieg über die Könige zurückkam, entgegenging und ihn segnete und welchem Abraham den Zehnten von allem gab; er, dessen Name "König der Gerechtigkeit" bedeutet und der auch König von Salem ist, das heißt "König des Friedens"; er, der ohne Vater, ohne Mutter und ohne Stammbaum ist, ohne Anfang seiner Tage und ohne Ende seines Lebens, ein Abbild des Sohnes Gottes: dieser Melchisedek bleibt Priester für immer. (Hebr 7,1-3)

So deutet der Hebräerbrief Genesis 14, wo die Begegnung zwischen Abraham und Melchisedek geschildert wird. Das Priestertum des Melchisedek wird höherwertiger als das levitische Priestertum gesehen, da durch den Stammvater Abraham auch dessen Nachkomme Levi dem Melchisedek den Zehnten darbrachte und somit dessen unvergängliches Priestertum anerkannte. Melchisedek vereint Königtum und Priestertum in seiner Gestalt und wird so zum Vorbild Jesu Christi. Melchisedek wird zum Zeichen dafür, dass das Priestertum des Neuen Bundes auf rechtmäßige Weise das levitische Priestertum des Alten Bundes abzulösen vermag und zudem auch das jüdische Gesetz seine Bedeutung verliert.

Denn sobald das Priestertum geändert wird, ändert sich notwendig auch das Gesetz. Der nämlich, von dem das gesagt wird, gehört einem anderen Stamm an, von dem keiner Zutritt zum Altar hat; es ist ja bekannt, dass unser Herr dem Stamm Juda entsprossen ist, und diesem hat Mose keine Priestersatzungen gegeben. Das ist noch viel offenkundiger, wenn nach dem Vorbild Melchisedeks ein anderer Priester eingesetzt wird, der nicht, wie das Gesetz es fordert, aufgrund leiblicher Abstammung Priester geworden ist, sondern durch die Kraft unzerstörbaren Lebens. Denn es wird bezeugt: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks. (Hebr 7,12.17)
5Der Herr steht dir zur Seite; er zerschmettert Könige am Tage seines Zornes.
6Er hält Gericht unter den Völkern, er häuft die Toten, die Häupter zerschmettert er weithin auf Erden.

Nachdem so der Priesterkönig von Gott selbst in sein Amt eingesetzt worden ist, zeigen die folgenden Verse die Taten des Königs. Während die ersten Verse des Psalms sehr erhaben waren, geht es nun recht handfest zu. Der König tut das, was Könige tun, nämlich Krieg führen. Siegreich ist er unter den Völkern, er stürzt fremde Könige und unterwirft deren Gefolge.
Uns mögen diese Verse abstoßend erscheinen. Daher wird Vers 6 auch im deutschen Stundenbuch weggelassen. Hier zeigt sich die Problematik, wenn wir alttestamentliche Texte auf Christus deuten. Der Sieg über die Feinde wird glorifiziert, Das war durch alle Jahrhunderte so. Erst nach der Erfahrung der Grausamkeit zweier Weltkriege kam ein neues Friedensbewusstsein auf. Nie wieder sollen Menschen einander auf so grausame Weise töten. Doch es gibt weiter Krieg und Gewalt in der Welt. Während wir in Westeuropa in den letzten Jahrzehnten in einer Oase des Friedens lebten, gab es in vielen Ländern der Welt grausame Kriege. Und nun rückt der Schauplatz des Krieges scheinbar unausweichlich immer näher auf uns zu, eines Krieges, der nicht mehr wie früher an klaren Fronten geführt wird, sondern der durch den Terrorismus bereits mitten unter uns gegenwärtig ist.
Was können wir tun, um den Frieden zu wahren? Haben wir uns vielleicht doch allzu lange in unserer Oase des Friedens ausgeruht und die Augen verschlossen vor den Konflikten, die sich um uns immer mehr ausgebreitet haben? Wir müssen uns aktiv für den Frieden einsetzen, und das nicht nur, indem wir unsere Abwehrkräfte verstärken. Es gilt, klare Position zu beziehen gegen Menschen, die den Hass predigen. Diese gilt es zu bezwingen, dass sie nicht die Menschen mit ihren Reden vergiften.
Wir haben nach dem zweiten Weltkrieg gesehen, wie schnell es gehen kann, dass verfeindete Mächte Frieden schließen, den Hass überwinden und zu neuer Freundschaft finden. Das kommt nicht von allein. Dazu bedarf es politischen Willens. Es braucht Persönlichkeiten, die glaubwürdig für den Frieden eintreten.

Wer Wind sät wird Sturm ernten.

So heiß es nach einem Zitat aus Hosea 8,7. Im Jakobusbrief 3,18 aber heißt es:

Wo Frieden herrscht, wird (von Gott) für die Menschen, die Frieden stiften, die Saat der Gerechtigkeit ausgestreut.

Jesus hat uns gezeigt, wie ein Friedenskönig regiert. Er helfe uns, seinen Spuren zu folgen.

7Er trinkt aus dem Bach am Weg; so kann er (von neuem) das Haupt erheben.

Der letzte Vers des Psalms stellt uns ein schönes Bild vor Augen. Der Held ist ermattet vom Kampf. Das zeigt die menschliche Seite des Königs. Doch seine körperliche Schwäche wird rasch gestärkt durch einen kühlen Trunk von einem Brunnen oder aus dem Bach am Wegesrand. Vielleicht hat kein anderer poesievoller beschrieben, was eine solche Erquickung bedeutet, als Friedrich von Schiller in seinem Gedicht "Die Bürgschaft". Seinen Worten will ich deshalb ganz die Deutung dieses Psalmverses überlassen:

Und die Sonne versendet glühenden Brand,
Und vor der unendlichen Mühe
Ermattet sinken die Knie:
"O hast du mich gnädig aus Räuberhand,
Aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land,
Und soll hier verschmachtend verderben,
Und der Freund mir, der liebende, sterben!"

Und horch! da sprudelt es silberhell
Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen,
Und stille hält er, zu lauschen;
Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell,
Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell,
Und freudig bückt er sich nieder
Und erfrischet die brennenden Glieder.

Beten wir mit Papst Franziskus für den Frieden:

Herr, Gott des Friedens, erhöre unser Flehen!
Viele Male und über viele Jahre hin haben wir versucht, unsere Konflikte mit unseren Kräften und auch mit unseren Waffen zu lösen; so viele Momente der Feindseligkeit und der Dunkelheit; so viel vergossenes Blut; so viele zerbrochene Leben; so viele begrabene Hoffnungen... Doch unsere Anstrengungen waren vergeblich.
Nun, Herr, hilf Du uns! Schenke Du uns den Frieden, lehre Du uns den Frieden, führe Du uns zum Frieden! ... Flöße uns den Mut ein, konkrete Taten zu vollbringen, um den Frieden aufzubauen.
Herr, Gott Abrahams und der Propheten, du Gott der Liebe, der du uns erschaffen hast und uns rufst, als Brüder zu leben, schenke uns die Kraft, jeden Tag Baumeister des Friedens zu sein; schenke uns die Fähigkeit, alle Mitmenschen, denen wir auf unserem Weg begegnen, mit wohlwollenden Augen zu sehen. ... Herr, entwaffne die Zunge und die Hände, erneuere Herzen und Geist, damit das Wort, das uns einander begegnen lässt, immer "Bruder" laute und unser Leben seinen Ausdruck finde in "Shalom, Frieden, Salam"! Amen.
Christkönig

König auf dem Kreuzesthron

Der Hohe Rat der Juden hat Jesus mit der Anklage zu Pilatus gebracht, Jesus gebe sich als König aus. Das war die einzige Möglichkeit, um den Vertreter des Römischen Reiches dazu zu bringen, das Todesurteil auszusprechen. Mit Anklagen den jüdischen Glauben betreffend hätte er sich nicht zufrieden gegeben und den Juden war es selbst nicht gestattet, einen Menschen hinzurichten.
Der Leidensweg Jesu folgt diesem Urteil. Die Soldaten und alle, die nichts weiter von Jesus wussten, konnten gar nicht anders, als diesen Mann zu verspotten, der sich da selbst einen König nennt und doch so armselig daher kommt, scheinbar ohne jegliche Macht. Wenn nun Jesus inmitten zweier Verbrecher gekreuzigt wird, so folgt auch dies diesem Schema. Wie ein König inmitten seines Thronrates auftritt, so hängt nun Jesus inmitten der Verbrecher. Welch lausiger Thronrat, welch eine letzte Demütigung für den, der sich da als König ausgegeben hat.
Groß ist die Verachtung der Umstehenden für diesen Mann am Kreuz. Gaffer sind da und auch Spötter. Manche erinnern sich an die Geschichten, die man über Jesus erzählt, als großen Wunderheiler. Was sie schon immer gedacht haben, scheint sich nun zu bewahrheiten: Dieser Mann taugt nichts, alles, was über ihn erzählt wird, ist Lüge. Nun sieht man doch, dass er machtlos ist und nichts tun kann.
Die Tafel am Kreuz gibt seine Schuld an: Das ist der König der Juden. Wieder die Verhöhnung Jesu als König. Was für ein König! Leidend hängt er am Kreuz. Man sieht in ihm noch nicht wie bei manch mittelalterlicher Darstellung den König am Kreuzesthron. Seine Macht ist verborgen. Aber doch ist Jesus ein König und seine Königsmacht wird bald offenbar werden.
Da geschieht etwas Außergewöhnliches. Während einer der beiden mit Jesus gekreuzigten Verbrecher in den Hohn der Umstehenden einstimmt, weist der andere ihn zurecht und wendet sich an Jesus. Nur Lukas berichtet dieses Ereignis.

Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. (Lk 23,39-43)

Der gute Verbrecher, wie wir ihn im Gegensatz zu dem anderen nennen können, glaubt daran, dass Jesus ein König ist. Wir wissen nicht, woher er diesen Glauben nimmt, ob er schon vorher von Jesus gehört hat oder ob ihn etwas an diesem Fremden, der da mit ihm hingerichtet wird, beeindruckt. Vielleicht zeigt ihm Jesu Verhalten dass er doch so ganz anders ist als normale Verbrecher. Er sagt zu Jesus voller Vertrauen:

Jesus denk an mich, wenn du mit deiner Königsmacht kommst.

Und Jesus antwortet ihm:

Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

Ist es ihnen schon einmal aufgefallen, dass Jesus davon spricht, dass das heute geschieht? Jesus hätte ja sagen können, in drei Tagen werde ich auferstehen und dann wecke ich auch dich auf von den Toten. Aber Jesus spricht explizit von heute.

Wir sehen also, dass Gott andere Zeitvorstellungen hat als wir. Gott vergibt uns, bevor wir sündigen, und Jesus verspricht, diesen Dieb ins Paradies zu bringen, bevor er selbst von den Toten auferstanden ist. Der Grund liegt darin, dass Gott im Heute der Ewigkeit lebt. Gottes Ewigkeit bricht jetzt in unser Leben ein. Ewigkeit ist nicht, was am Ende der Zeiten passiert, wenn wir gestorben sind. Immer wenn wir lieben und vergeben, setzen wir einen Fuß in die Ewigkeit, in das Leben Gottes. Und deshalb können wir selbst am Karfreitag voller Freude sein, selbst im Angesicht von Leid und Tod.

Timothy Radcliffe

Wir sollten immer wieder an diesen Verbrecher denken, der mit Jesus am Kreuz hing, wenn wir in unserer Kleinlichkeit Urteile fällen, die Gottes Größe nicht gerecht werden. Selbst die Kirche denkt da manchmal zu kleinlich, wenn sie den Gerechten des Alten Bundes das Paradies verweigern wollte oder einen Limbus geschaffen hat, in dem die Seelen ungetaufter Kinder warten müssen, bis Gott sich vielleicht irgendwann einmal ihrer erbarmt. Solche Vorstellungen kommen daher, dass wir Gottes Ewigkeit nicht denken können. Aber nicht der Verstand des Menschen ist die höchste Instanz sondern das für diesen unbegreifliche Wesen Gottes.
Der Schächer am Kreuz zeigt uns auch die Größe der Barmherzigkeit Gottes. Er hat nichts getan, außer in den letzten Stunden seines Lebens daran zu glauben, dass Jesus wirklich König ist. Dieser Glaube hat ihm das Tor zum Paradies geöffnet. Das ist ein Zeichen dafür, wie viel Gott uns schenken möchte. Wir müssen nur lernen, wie man Geschenke annimmt.
Vergessen wir nie den Schächer am Kreuz und was Jesus zu ihm gesagt hat. Denken wir an das Heute seiner Verheißung, gerade in schweren Stunden. Vielleicht kann uns dieses Wort Jesu dann helfen, dass wir einen Ausweg sehen, den unser begrenzter Verstand nicht erkennen kann, den aber Gottes Größe zu wirken vermag.

Geliebter, wunderbarer Gott,
Quelle des Lebens, ewiger Strom der Liebe.
Öffne mit deiner Liebe die Herzen der Menschen.
Löse auf in deinem Licht die Gefühle von Angst, Hass und Ohnmacht.
Schenke uns allen die Einsicht, dass Frieden in uns selbst beginnt
und dass nur Gedanken der Liebe und Versöhnung den Weltfrieden
und das Überleben der Erde sichern.
Erfülle unser Denken, Fühlen und Handeln mit deiner Liebe
und dem Vertrauen in deine machtvolle Gegenwart.
Wir danken Dir, geliebter, ewiger Gott.
Amen.

Hier finden Sie weitere Gedanken zum Christkönigsfest.