Die Heiligen

3.12. Franz Xaver

Franz Xaver

Franz Xaver
1506 - 1552
Ordenspriester

Franz Xaver

Franz Xaver wurde als Sohn des Vorsitzenden des königlichen Rates von Navarra (Spanien) 1506 auf Schloss Javier in Navarra geboren. Als er als Jugendlicher zum Studium nach Paris ging, war seine Lebensplanung eigentlich bereits abgeschlossen, denn eine reiche Pfründe als Domherr wartete auf ihn in seiner Heimat. Doch während des Studiums kommt es zu einer Begegnung, die sein Leben verändern sollte.
Franz Xavier traf in Paris auf Ignatius von Loyola, der mit seinen "Geistlichen Übungen" die Kraft des Glaubens neu belebte und Gefährten für seine Gemeinschaft um sich sammelte. Mit anfänglichem Zögern, doch dann tiefentschlossen, trat Franz Xavier als einer der ersten dieser Gemeinschaft bei und wurde so zu einem der sieben Gründungsmitglieder des Jesuitenordens.

Ich bete dich an, Gottvater, der mich erschaffen hat.
Ich bete dich an, Gottsohn, der mich erlöst hat.
Ich bete dich an, Heiliger Geist, der mich so oft geheiligt hat und mich noch heiligt.

Aus reiner Liebe und zur größeren Ehre Gottes,
des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes,
weihe ich mein kommendes Tagewerk.

Im Jahr 1541 reiste Franz Xavier im Auftrag des portugiesischen Königs und des Papstes in die Länder Ostindiens, um dort die Möglichkeiten der Mission zu erkunden. Die Portugiesen hatten damals in Goa in Indien eine Handelsniederlassung gegründet und Franz Xavier errichtete dort eine Niederlassung der Jesuiten, in der einheimische junge Männer zu Priestern und Missionaren ausgebildet werden sollten. Bis heute ist diese Gegend Indiens stark vom Christentum geprägt, wofür Franz Xavier die Grundlage gelegt hat.
Die Einheimischen kannten die Europäer bisher nur als Ausbeuter, die sich an den Schätzen Asiens bereicherten. Hier aber war einer, der sich der Menschen annahm, ja sie soweit er vermochte sie vor Ausbeutung schütze, der sich um Arme, Kranke und Sterbende kümmerte, der nicht den Reichtum suchte, sondern in Armut und Bescheidenheit lebte, der rastlos darum kämpfte, "den Seelen zu helfen und sie zu retten". Daher hörten sie ihm zu und nahmen schließlich den Glauben an Jesus Christus an und ließen sich taufen.
Zunächst missionierte Franz Xavier an der Küste Indiens, dann zog er mit den portugiesischen Handelsschiffen weiter zu den Molukken, den legendären Gewürzinseln, und nach Indonesien. Dort traf er einen Japaner, der ihm von seiner Heimat erzählte. Als einer der ersten Europäer gelangte er 1549 nach Japan an den Kaiserhof. Er diskutierte mit Gelehrten und Mitgliedern der Oberschicht über den Glauben. Dabei erkannte er die tiefen Unterschiede zwischen den hochentwickelten Kulturkreisen der Europäer und Japaner, die auch ein Hindernis für das gegenseitige Verständnis von Religion darstellten.
In Japan hatte Franz Xavier wenig Erfolg mit der Mission, zu groß waren die kulturellen Unterschiede. Zudem war es schwer, mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen, weil er sich als Fremder nicht frei bewegen durfte. Franz Xavier wollte weiter, nach China, ein Land, das damals für Europäer noch unbekannter war, zudem war Europäern damals der Zutritt verboten. Doch er gab nicht auf. Auf der Insel Sancian bei Kanton, dem chinesischen Festland gegenüber, wartete er auf die Erlaubnis zur Überfahrt. Einsam und verlassen lebte er dort in einer elenden Hütte. Alle Warnungen und selbst den Rat des hl. Ignatius, nach Indien zurückzukehren, ignorierte er, zu stark war seine Sehnsucht, nach China zu gelangen. Im Jahr 1522 erkrankte er an einem heftigen Fieber, an dem er schließlich gestorben ist. Seine Gebeine wurden nach Goa überführt.

Es liegt ein großer Unterschied
im Gottvertrauen eines Menschen,
der alles hat, was er braucht,
und in dem Vertrauen jenes Menschen,
der, nichts besitzend,
freiwillig auch noch die nötigen Dinge hingibt,
auf dass er Christus ähnlicher werde.
Franz Xaver

Franz Xavier hat das Ziel seiner Sehnsucht nicht erreicht, China blieb ihm verschlossen. Hätte er "vernünftig" sein sollen und die Aktion rechtzeitig abbrechen sollen? In China ist das Christentum bis heute fremd geblieben. Auch wenn später die Jesuiten in China eine einflussreiche Stellung am Kaiserhof erhalten haben, war eine umfangreiche Missionierung des Landes nicht möglich. Zu stark waren zu allen Zeiten die Kräfte, die an den traditionellen Riten festgehalten haben. Dann hat der Kommunismus die zarten Wurzeln des Christentums zertreten, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhundert gepflanzt werden konnten. Die Kirche in China ist bis heute eine Untergrundkirche. Es zeigt sich aber, dass heute die Zahl der Christen in China steigt. Beten wir für die Bekehrung Chinas und für Kirche in China!
Advent, eine Zeit des Wartens, Franz Xavier hat geduldig gewartet, sein Ziel vor Augen. Auch wenn er es nicht erreicht hat, war sein Warten nicht umsonst. Leben lässt sich nicht am Erfolg des Augenblicks messen. Dem Leben der Heiligen wohnt immer auch ein Scheitern inne. Nicht derjenige ist der größte Heilige, der ein langes Leben hatte und dabei möglichst viele Menschen bekehrt und geheilt hat. Auch Jesus hat sich auf dem Höhepunkt seines Lebens als Opfer für die Menschen hingegeben. Viele Heilige sind für ihre Überzeugungen in den Tod gegangen. Das Opfer des Lebens ist mehr wert als ein langes, wirkungsvolles Leben.
Diese Sicht ist uns heute vielleicht fremd geworden, da unsere Gesellschaft mehr auf den schnellen Profit als auf nachhaltigen Nutzen schaut. Wir gehen nach messbarem Erfolg, Gewinn muss sich in Zahlen niederschlagen, sonst ist er nichts wert. Für diesen kurzfristigen Gewinn nehmen wir in Kauf, dass wir den nachfolgenden Generationen eine zerstörte Erde und einen riesigen Schuldenberg mit Altlasten hinterlassen.
Das scheinbar nutzlose Warten des Franz Xavier kann uns die Augen für das öffnen, worauf es wirklich ankommt. Er hat sich als Opfer hingegeben für die Bekehrung Chinas. Diese ist bis heute nur in kleinen Ansätzen Realität geworden. Dennoch lohnt es sich, für dieses Ziel auch heute zu beten, auch wenn dieses Vorhaben heute noch aussichtsloser erscheint als zu den Zeiten Franz Xaviers. Es braucht auch heute Menschen, die wie Franz Xavier fasziniert sind vom Glauben an Jesus Christus und bereit sind, für diesen Glauben in die Welt zu gehen und den Menschen die Liebe zu zeigen, mit der Gott die Welt liebt. Der leidenschaftliche Appell des hl. Franz Xavier an die jungen Menschen seiner Zeit hat auch heute nichts von seiner Aktualität verloren:

Wie viele Bekehrungen bleiben aus wegen des Mangels an Helfern, die sich des heiligen Werkes annehmen, das in diesen Ländern noch zu wirken ist! Es packt mich, wie oft, das Verlangen, in die Universitäten Europas zu stürmen, schreiend mit lauter Stimme, wie einer, der nicht mehr bei Sinnen ist ... wollte ich es ihnen zurufen: wie viele Seelen vom Weg des Heils abkommen durch ihre Schuld, wie viele Seelen verloren gehen durch ihre Gleichgültigkeit! Wenn sie mit dem gleichen Eifer, den sie den Studien zuwenden, auch jene Rechenschaft überdenken würden, die Gott, unser Herr, dereinst von ihnen fordern wird; wenn sie mit der nämlichen Wachsamkeit die ihnen vom Herrn verliehenen Talente prüfen wollten - wie viele von ihnen müssten erschüttert sein! ... Und sie würden sich dem göttlichen Willen fortan bereitwilliger als ihren eigenen Neigungen hingeben, indem sie sagen: "Herr! Siehe, hier bin ich. Was willst du, dass ich tun soll? Sende mich, wohin du willst, und wenn es gut ist, selbst bis nach Indien!" Wie viel glücklicher könnten sie alle sein, wie würde sie die selige Hoffnung beflügeln, dereinst in der Todesstunde des göttlichen Erbarmens teilhaft zu werden. (Franz Xaver)