Die Heiligen

3.9. Gregor d. Große

Gregor der Große

Gregor der Große
um 540-604
Papst
Kirchenlehrer

Gregor der Große

Gregor der Große stammt aus einer vornehmen und frommen römischen Adelsfamilie. Er wird hineingeboren in eine Zeit der Wirren, des Untergangs, aber auch des Neuanfangs. Das einst so mächtige Weströmische Reich ist zusammengebrochen, sein einstiges Gebiet ist besiedelt von germanischen Stämmen. Ostrom kann zwar einige Gebiete, vor allem in Italien, wiedererobern, aber doch ist auf seine Hilfe nicht immer Verlaß. Die Stadt Rom ist mehrmals der Gefahr der Langobarden ausgesetzt und nur mit Mühe gelingt es, diese von der Plünderung der Stadt abzuhalten.
Gregor erhält eine gute Ausbildung, was damals trotz der Wirren in Rom noch möglich war. Er übernimmt das verantwortungsvolle Amt des Stadtpräfekten Roms. Durch dieses hat er entscheidend dazu beigetragen, dass das Leben in Rom weitergehen kann und die langobardische Gefahr abgewendet wird. Einige Jahre ist er auch als Vertreter der Stadt Rom in der Kaiserstadt Konstantinopel tätig.
Er beschließt jedoch, sein hohes Amt aufzugeben und Mönch zu werden. Den Palast seiner Familie wandelt er in ein Kloster um und schart Gleichgesinnte um sich. Das ist in der damaligen Zeit keine ungewöhnliche Sache. Viele Klöster in Rom sind so entstanden und jedes hatte mehr oder weniger seine eigene Regel.
Nach der Zerstörung des vom heiligen Benedikt gegründeten Klosters Montecassino kamen Mönche auf ihrer Flucht nach Rom. Gregor nimmt sich ihrer an. Über diese Mönche hat er vom heiligen Benedikt erfahren und auch dessen Regel erhalten. Gregor schreibt ein vierbändiges Werk über Heilige seiner Heimat Italien. Ein Buch davon handelt vom heiligen Benedikt. Dadurch hat Gregor Leben und Werk dieses großen Ordensgründer für die Nachwelt bekannt gemacht. Gregor legte auch die Grundlagen dafür, dass die Regel des heiligen Benedikt eine so große Verbreitung fand und im Westen alle anderen Klosterregeln mehr oder weniger verdrängte.
Im Jahr 590 wird Gregor überraschend zum Papst gewählt. Er tritt sein Amt in einer schweren Zeit an, als die Stadt Rom neben allen äußeren Bedrohungen zudem unter einer großen Tiber-Überschwemmung und einer darauf folgenden Pest leidet. Die Römer haben sich wohl an sein segensreiches Wirken als Stadtpräfekt erinnert. Nun kann Gregor als Papst sein damals erworbenes Wissen und Können einsetzen und die innere und äußere Not der Stadtbevölkerung lindern.

Gregor der Große

Leicht ist es Gregor nicht gefallen, sein beschauliches Kloster zu verlassen. Doch er hat erkannt, dass die Zeitumstände sein Wirken erforderlich machen. Ganz hat er sein Klosterleben aber nicht aufgegeben. Überall hatte er Mönche aus seinem Kloster um sich und zog sich immer wieder zu Stille und Einkehr in ihre Gemeinschaft zurück. Gregor ist ein Vertreter des geteilten Lebens. Er vermochte es, das tätige Leben, das die Zeit erforderte, mit Stille und Einkehr zu verbinden. Unermüdlich war er um Ordnung und Wohlergehen der Menschen in Rom und Umgebung bemüht, sorgte für die Nahrungsversorgung aber auch für militärische Sicherheit, indem er trotz Widerstand aus Ostrom für ein friedliches Verhältnis zu den Langobarden eintrat.
Daneben fand er auch immer wieder Zeit, geistliche Schriften zu verfassen. Seine Moralia in Job sind eine theologische Grundlagenschrift bis ins Mittelalter hinein. Bedeutend ist auch sein Ezechiel-Kommentar. Grundlage seines Denkens ist die Heilige Schrift, aus der für ihn alle Weisheit und Erkenntnis kommt. Unermüdlich ist dabei, sie selbst zu meditieren und sie anderen auszulegen. Einige seiner Predigten sind uns erhalten geblieben und zeigen uns seine tiefe Kenntnis der Heiligen Schrift und seine Redegabe. Es ist erstaunlich, wie Gregor trotz seiner ständigen Krankheiten all diese Tätigkeiten ausführen konnte.
Obwohl Gregor das Ende der Welt nahe sieht - kein Wunder, wenn man das Rom seiner Zeit mit dessen Glanz einige Jahrhunderte vorher vergleicht - und von einer "vergreisenden Welt" spricht, legt er doch die Grundlage für eine ganz neue Welt, für das christliche Europa des Mittelalters. Als Papst war er ja für die gesamte Kirche des Westens zuständig. Er macht einen Neuanfang, indem er zu den neuen germanischen Königreichen Kontakte knüpft. Viele seiner Briefe sind bis heute erhalten. Viele germanische Königreiche waren damals schon christlich. Gregor legt die Grundlage dafür, dass diese Königreiche auch in Verbindung zu Rom stehen und somit die Einheit im Glauben gewahrt werden kann.

Gregor der Große

Die Missionierung der Angelsachsen geht ganz auf seine Initiative zurück. Die auf die Britischen Inseln eingewanderten Stämme lebten noch ganz in ihrem heidnischen Glauben. Gregor entsendet Missionare - Mönche aus seinem Kloster - dorthin. Trotz mancher Rückschläge gelingt ihnen die Christianisierung der Angelsachsen und es entsteht dort eine kirchliche Struktur. Es gibt die schöne Legende, dass Gregor eines Tags auf dem Sklavenmarkt junge Männer dieses Volkes sah und von ihrer Schönheit beeindruckt war. "Wie schade, dass die Gnade Gottes noch nicht unter so schönen Häuptern wohnt" soll er gesagt haben. Als er hörte, dass sie aus dem Stamm der Angeln sind, meinte er, sie hätten tatsächlich die Gestalt von Engeln. Als er dann noch hörte, dass ihr König Aelle heißt, soll Gregor gerufen haben: "Halleluja! Es ist an der Zeit, dass in diesen Gebieten das Lob des Schöpfers gesungen wird!" Nicht zuletzt waren es dann wenige Jahrzehnte später Mönche von den britischen Inseln, die den christliche Glauben auf dem europäischen Festland und ganz besonders auch in unserer germanischen Heimat gefestigt haben. So ist es Gregor gelungen, obwohl er selbst das Ende nahe sah, die Grundlage für einen Neuanfang zu legen.
Gregor war ein brillanter Redner. Noch heute kann man seine Predigten mit Gewinn lesen. Als Prophet in einer "vergreisenden Welt" wurde er gesehen, einer alten Welt, die im Untergang begriffen war. "Wer die Stelle des Predigers einnimmt," sagt Gregor in einer seiner Homilien, "muss hinaufsteigen durch die Übung des Guten. Er muss sich mit erhabenen Dingen beschäftigen und in seinem Tun die ihm Anvertrauten übertreffen, damit er ihr Leben in den Blick nehmen kann, und zwar um so schärfer, je mehr er die irdischen Güter verschmäht und nicht sein Herz an sie verliert."

Wenn Gregor auch seine eigene Schwachheit erkennt und bekennt, dass er hinter diesem hohen Anspruch selbst zurückbleibt, so muss er doch reden: "Das Wort Gottes nötigt mich, vom Leben des Wächters zu sprechen. Schweigen kann ich nicht, und dennoch habe ich, wenn ich spreche, große Angst, mich zu verletzen. Ich werde sprechen. ich werde sprechen, damit das Schwert des Gotteswortes - auch durch mich - das Herz des Nächsten durchbohren kann. Ich streite nicht ab, schuldig zu sein, ich sehe meine Trägheit und Nachlässigkeit. Vielleicht ist es ja gerade das Eingeständnis der Schuld, das den guten Richter zur Vergebung bewegt."
Gott hat durch diesen wahrhaft großen und heiligen Papst gewirkt. Gregor hat das Ziel seiner Reise erreicht und sicher seinen Platz im Himmel. Über die Auferstehung schreibt Gregor selbst: "Wir, die wir die ewigen Wege kennengelernt haben, die zum himmlischen Vaterland führen, müssen möglichst schnell dahin eilen. Wir sollten uns wünschen, schneller zu gehen, auf kürzerem Wege dorthin zu gelangen. Denn was ist das sterbliche Leben anderes als eine Reise? Denkt über diese Inkonsequenz einmal aufmerksam nach, Brüder: Man ist durch die Mühen der Reise erschöpft und möchte dennoch nicht, dass diese Reise je endet."
Gregor glaubt an die Auferstehung des Leibes und der Seele: Nach der Auferstehung "wird unser Fleisch zugleich dasselbe und doch ein anderes sein: dasselbe seiner Natur nach, verschieden in seinen Fähigkeiten. Es wird ganz flüchtig sein, weil es unverweslich ist; es wird greifbar sein, weil es nicht das Wesen seiner wahren Natur verliert."
Bitten wir Gott darum, dass auch wir auf dieser Welt so leben, dass wir jenes ewigen Lebens im himmlischen Vaterhaus würdig werden.

Die Bibel ist wie ein Strom,
der so flach ist, dass ein
Lamm daraus trinken kann,
und so tief, dass ein
Elefant darin baden kann.

Besser, es gibt Skandale, als dass die Wahrheit zu kurz kommt.