Die Heiligen

15.8. Tarcisius

Tarcisius

Tarcisius
+um 300
Märtyrer

Der 15. August ist der große Festtag der Aufnahme Mariens in den Himmel. Aber wir gedenken an diesem Tag auch noch mehrerer anderer Heiliger. Unter ihnen ist der heilige Tarcisius, der Patron der Messdiener. Sein Lebensopfer gibt uns ein tiefes Zeugnis von der Heiligkeit der Eucharistie, vielleicht mehr, als es viele fromme Texte vermögen.
Die Eltern des Tarcisius waren früh verstorben und der Junge wuchs in Rom bei seinem Onkel, einem vornehmen Heiden, auf. Er selbst aber war Christ und nahm so oft es ihm möglich war an den Versammlungen der Christen teil. Tarcisius lebte im 3. Jahrhundert, zu einer Zeit, als es noch gefährlich war, sich als Christ zu bekennen. Viele Christen wurden damals im Circus der Metropole unter den neugierigen Blicken der Menge den wilden Tieren zum Fraß gegeben oder auf andere Weise brutal ermordet.
Viele Christen, die damals das Martyrium erlitten haben, sind uns heute noch dem Namen nach bekannt und ihr Gedächtnis wird von der Kirche bis heute in Ehren gehalten. Es bedurfte großen Mutes und eines festen Glaubens an das Reich Gottes, um den Schritt des Martyriums zu tun. Wir können uns heute wohl nicht mehr die Qualen vorstellen, die diese Menschen erdulden mussten, als sie gefangen in die Verliese der großen Arenen geführt wurden und ihr schreckliches Ende vor Augen hatten.
In den Katakomben, den heimlichen Versammlungsorten der Christen in der damaligen Zeit, haben sich ihre Brüder uns Schwestern im Glauben versammelt, um für die Gefangenen zu beten, dass sie standhaft bleiben und die Kraft haben, die Angst vor dem Tod zu überwinden. Besonders in der Feier der Eucharistie beteten sie füreinander und sie wollten auch den Gefangenen am Leib des Herrn Anteil geben, damit er ihnen Stärkung sei in den schweren Stunden.
Es brauchte mutige Christen, die bereit waren, zu den Gefangenen zu gehen, um ihnen die heilige Eucharistie zubringen, die aber auch nicht gleich als Christen erkannt wurden. Der zwölfjährige Tarcisius meldete sich freiwillig für diese Aufgabe. Nach der Feier der Eucharistie in den Katakomben erhielt er vom Priester den heiligen Leib des Herrn, gut verpackt in einem Döschen und umschlungen von einem Tuch. Als kostbaren Schatz trug er dieses Bündel und eilte damit in die Stadt.
Auf dem Weg in die Stadt begegnet er einigen gleichaltrigen Jungen, die ihn kennen. Sie halten ihn auf. "Hallo Tarcisius! Wohin so eilig? Komm warte, wir brauchen noch jemanden für unser Spiel!" Doch Tarcisius lehnt ab: "Jetzt nicht, ein andermal wieder. Ich habe jetzt wirklich keine Zeit!" Da entdecken die anderen Jungen das Bündel, das er trägt. "Was hast du denn da? Zeig mal her! Du hast da doch etwas Wertvolles versteckt!" Tarcisius will schnell weiterlaufen, doch die anderen halten ihn auf, wollen ihm das Bündel aus der Hand reißen, Tarcisius aber hält es mit aller Kraft fest.
Immer mehr Menschen laufen zusammen, plötzlich ruft einer: "Der Junge ist Christ. Er trägt das Geheimnis der Christen mit sich!" Es hagelt Schläge und Steine auf Tarcisius, ein Stein trifft ihn an der Schläfe, Tarcisius sinkt zu Boden. Da kommt ein Soldat vorbei, treibt die Menschenmenge auseinander. Er ist auch Christ und kennt Tarcisius aus den Katakomben. Schnell bringt er den Jungen in Sicherheit, doch die Hilfe kommt zu spät. Tarcisius stirbt an den Verletzungen. Das Bündel mit der heiligen Eucharistie aber hält er unversehrt in seinen Händen.

In einem Epigramm vergleicht Papst Damasus das Lebensopfer des heiligen Tarcisius mit dem Martyrium des heiligen Stephanus:

Par meritum, quicumque legis,
cognosce duorum,
quis Damasus rector titulos
post praemia reddit.

Judaicus populus Stephanum
meliora monentem
perculerat saxis, tulerat
qui ex hoste tropaeum,
martyrium primus rapuit
levita fidelis.

Tarsicium sanctum Christi
sacramenta gerentem
cum male sana manus
premeret vulgare profanis,
ipse animam potius voluit
dimittere caesus
prodere quam canibus
rabidis caelestia membra.
Das Volk der Juden, das Stephanus
vortrefflich ermahnt hat,
steinigte ihn, er jedoch
empfing durch den Feind den Siegespreis
und der treue Diakon errang
das erste Martyrium.

Der heilige Tarcisius, der das heilige Sakrament
des Leibes Christi in reinen Händen trug,
und den die tobende Schar der Bösen bedrängte,
das Heiligste allen zur Schau zu stellen,
zog es vor, sterbend
sein Leben hinzugeben,
als den himmlischen Leib
den raffenden Hunden preiszugeben.

Herr Jesus, wir bitten dich, gib uns allen den Mut und die Kraft, wie Tarcisius sie hatte, damit auch wir uns furchtlos zu Jesus Christus bekennen und das Geheimnis unseres Glaubens in Ehren halten.