Die Heiligen

9.8. Edith Stein

Hl. Edith Stein

Edith Stein
Teresia Benedicta vom Kreuz
1891-1942
Märtyrin
Patronin Europas

Hl. Edith Stein

Edith Stein wurde 1891 in Breslau als Kind jüdischer Eltern geboren. Die bürgerliche Familie fühlte sich als Deutsche und Juden. Die fromme Mutter konnte den Glauben nicht an ihre Kinder weitergeben, sie wandten sich den atheistischen Strömungen zu, auch Edith Stein distanzierte sich mit 13 Jahren bewusst vom Glauben. "Ich habe mir das Beten ganz bewusst und aus freiem Entschluss abgewöhnt", wird sie später schreiben.
Schon früh wurde die überdurchschnittliche Intelligenz von Edith Stein erkannt und gefördert. Nach dem Abitur entschloss sie sich, Philosophie zu studieren. Besonders fasziniert war sie von Edmund Husserl. Um ihn zu hören, ging sie an die Universität Göttingen und später mit ihm zusammen nach Freiburg. Bei Husserl schloss Edith Stein ihre Promotion mit Auszeichnung ab, doch ließ Husserl sie trotz mehrerer Versuche nicht zur Habilitation zu, weil dies zu damaliger Zeit für Frauen noch nicht üblich war.
Edith Stein war in der Frauenbewegung engagiert. Schien sie nach außen hin ganz in ihren Studien aufzugehen, wurde sie doch innerlich von harten Schlägen getroffen. Zweimal fand eine große Liebe ihrerseits keine Erwiderung bei ihrem Gegenüber. Auch ihre als Frau begrenzten beruflichen Möglichkeiten beschäftigten sie sehr. Sie wurde Assistentin bei Husserl, ein Beruf, bei dem sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten einbringen konnte, der sie aber letztlich nicht weiterbrachte.

In dieser Zeit begann sie sich auch wieder verstärkt für den Glauben zu interessieren. Der Durchbruch kam für sie bei der Lektüre der Schriften von Theresa von Avila. Hier erkannte Edith Stein: "Das ist die Wahrheit." Von hier aus führt ein direkter Weg zu ihrer Taufe im Jahr 1922. Schon damals wollte sie Karmelitin werden, doch ihr geistlicher Führer, der Erzabt des Klosters Beuron, empfahl ihr ein weiteres Wirken in der Welt.
So betätigt sich Edith Stein weiterhin intellektuell, als Übersetzerin, Schriftstellerin, Dozentin und Lehrerin und sie war eine beliebte Vortragsrednerin bei Seminaren der Volkshochschule. In ihren Reden und Schriften setzt sie sich weiterhin für die Emanzipation der Frauen ein. Das bestimmende Moment ihrer Lehre wird aber mehr und mehr der Glaube. "Es ist im Grunde immer eine kleine, einfache Wahrheit, die ich zu sagen habe: wie man es anfangen kann, an der Hand des Herrn zu leben."
Dieser Weg an der Hand des Herrn führt sie dann doch noch in den Orden der Karmelitinnen. Im Jahr 1933 tritt sie in den Kölner Karmel ein und nimmt auf eigenen Wunsch den Namen Sr. Teresia Benedicta vom Kreuz an. Das Kreuz wird nunmehr ihr weiteres Leben immer stärker bestimmen und ihr letztes Werk wird den Titel "Kreuzeswissenschaft" tragen.
"Ich bin jetzt an dem Ort, an den ich längst gehörte," schreibt sie nach ihrem Eintritt in den Karmel.

Es ist unser Beruf, für alle vor Gott zu stehen. - Die Nachfolge auf dem Weg des Kreuzes, Anteil am Kreuz Christi sollte das Leben der Unbeschuhten Karmeliter sein.

Das Kreuz sieht sie in einer ganz besonderen Weise in der Vernichtung des Jüdischen Volkes durch die Nationalsozialisten. Schon 1933 bietet sie sich vor dem Kreuz dem Herrn als Opfer an für das jüdische Volk. "Aber worin das Kreuztragen bestehen sollte, das wusste ich nicht", sagt sie damals. Nach ihrer Ewigen Profess 1938 geht sie in den Karmel von Echt in Holland, um den Nazis zu entkommen.
Erst am 2. August 1942, als sie dort von der Gestapo abgeholt wird, wird ihr angebotenes Opfer Wirklichkeit. "Komm, wir gehen für unser Volk." Sagt sie zu ihrer Schwester. Wenige Tage später, wohl am 9. August 1942 endet ihr Leben wie das unzähliger anderer Juden in dem Vernichtungslager Auschwitz. Sie ist zur Märtyrerin geworden, zur Blutzeugin für Israel und zugleich für Jesus Christus. Sie steht somit für die Versöhnung zwischen dem Glauben des Alten und dem des Neuen Bundes, die unsere Zeit so nötig hat.
Edith Stein wurde 1998 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen und erhielt den Titel Patronin Europas.

Hl. Edith Stein
Die Seele hat ihren letzten und tiefsten Ruhepunkt in Gott gefunden, wenn sie mit all ihren Kräften Gott erkennt, liebt und genießt. In diesem Leben ist das niemals vollkommen der Fall. Wenn sie also durch die Gnade Gottes in ihrem Ruhepunkt ist, so ist es noch nicht der tiefste Ruhepunkt, weil sie immer noch tiefer in Gott eindringen kann. Denn die Kraft, die zu Gott hinzieht, ist die Liebe, und die kann hier immer noch größere Grade erreichen.
Der Mensch ist berufen, in seinem Innersten zu leben und sich selbst so an die Hand zu nehmen, wie es nur von hier aus möglich ist. Nur von hier aus ist die rechte Auseinandersetzung mit der Welt möglich. Nur von hier aus kann er den Platz in der Welt finden, der ihm zugedacht ist.

Edith Stein sagt:

Ein überzeugter Atheist wird in einem religiösen Erlebnis der Existenz Gottes inne. Dem Glauben kann er sich nicht entziehen, aber er stellt sich nicht auf seinen Boden, er lässt ihn nicht in sich wirksam werden, er bleibt unbeirrbar bei seiner wissenschaftlichen Weltanschauung, die durch den Glauben über den Haufen geworfen würde.

Sind nicht auch wir oft solche Menschen, die zwar immer wieder religiöse Erlebnisse haben, aber sich nicht ehrlich den Konsequenzen stellen, die diese fordern? Leben wir nicht lieber unser bequemes Leben weiter, als uns von Jesu Wort aufrütteln zu lassen? Bleiben wir nicht lieber bei dem, was wir sicher haben, als uns auf den verborgenen Grund des Glaubens zu stellen, der nur dem offenbar wird, der den entscheidenden Schritt in die sichere Ungewissheit hinein wagt im Vertrauen auf Gottes Wort?
"Wir können weder Gott noch uns selbst treu sein, wenn wir die Erfahrung, die wir mit Gott machen, nicht mit unserem ganzen Wesen erwidern. Gott ruft uns nicht, damit wir schlafen, sondern damit wir - vom Ewigen Wort als sprechende Wesen erschaffen - wach werden und Ant-Wort geben." (Waltraud Herbstrith)

Es ist im Grunde immer eine kleine, einfache Wahrheit, die ich zu sagen habe: wie man es anfangen kann, an der Hand des Herrn zu leben.

Heilige Schwester Benedicta vom Kreuz,
berufen aus dem Volk des Alten Bundes,
hilf uns, miteinander in Frieden zu leben
und Versöhnung zu stiften
zwischen Völkern und Religionen;
begnadet mit der Freiheit des Geistes.
Sei allen nahe, die nach dem Sinn ihres Lebens suchen,
nach Wahrheit und Erlösung aus aller Unfreiheit;
vollendet in der Wissenschaft des Kreuzes,
begleite uns und alle Menschen in jeder Not
des Leibes und der Seele.
Heilige Edith Stein, bitte für uns.