
Elija
um 912-850 v.Chr.
Prophet

Der Prophet Elija
Der Prophet Elija wurde um das Jahr 910 v.Chr. in Tischbe in Gilead, einer Stadt im Ostjordanland, geboren. Sein Name, der in der Langform auch Elijahu heißt, bedeutet „Mein Gott ist Jahwe“. Seinem Heimatort nach wird er auch oft der Tischbiter genannt. Sein Wirken fällt in die Zeit der Könige Ahab (873-853) und Ahas (853-852), die im Nordreich Israel regierten. Beide wandten sich vom Gott Israels ab und förderten, vor allem unter dem Einfluss von Ahabs Frau Isebel, den unter den Nachbarvölkern verbreiteten Kult des Baal. Durch die Anziehungskraft, die dieser Kult auf das Volk ausübte, war der Glaube an den einen Gott Israels bedroht. Elija bietet dem König die Stirn und tritt ein für den Glauben an den Gott Israels.
Über die Jugendzeit des Elija und seine Berufung zum Propheten berichtet uns die Hl. Schrift nichts. Eine christliche Schrift aus dem 11. Jahrhundert liefert uns eine legendarische Notiz zur Geburt des Propheten:
„Dieser aber, der heilige Mann Gottes, gehörte zum Stamme Aarons und war in Arabien geboren. Im Augenblick seiner Geburt, da er begann hervorzukommen in das Licht, schaute sein Vater weißgekleidete Männer, die ihn in feurige Windeln wickelten und ihm eine Feuerflamme zu essen gaben. Als er dieses den Priestern erzählte, antworteten sie ihm: 'Das Kind wird groß werden für Gott, wird immer von Licht erfüllt sein, und er wird Israel richten mit dem Schwert und dem Feuer.' Und sie nannten ihn den Tischbiter, da Tischbe die Stadt war, die bei der Teilung den Priestern zugefallen war. Dort also lebte er und übte die Tugend von Kindheit an und ließ seine Seele durch die brennende Gnade des Geistes einer Flamme ähnlich werden. Niemand konnte bestreiten, dass dieser Mann so machtvoll wurde wie eine Flamme, ein Schwert, das Feuer und das Wasser und all die anderen Wundertaten; für sich konnte er sie erlangen, und anderen konnte er sie senden nach seinem Wohlgefallen.“
Auch wenn diese Worte reine Legende sind, zeigen sie doch, was Elija auszeichnet: er war wie eine Flamme, er brannte vor Eifer für seinen Gott. Dieser Eifer kommt schon in den ersten Worten zum Ausdruck, die uns die Hl. Schrift über Elija berichtet. Ganz unvermittelt heißt es da:
„Der Prophet Elija aus Tischbe in Gilead sprach zu Ahab: So wahr der Herr, der Gott Israels, lebt, in dessen Dienst ich stehe: in diesen Jahren sollen weder Tau noch Regen fallen, es sei denn auf mein Wort hin.“ (1Kön 17,1)
Elija aber bekam dem Auftrag, sich am Bach Kerit östlich des Jordan zu verbergen. Er trankt vom Wasser des Bachs und wurde durch einen Raben zweimal am Tag mit Brot und Fleisch versorgt, eine recht üppige Ernährung. Doch bald sind auch hier die Folgen der Dürre zu spüren, der Bach vertrocknet und Elija erhält ging auf Gottes Wort hin nach Sarepta, einer kleinen Stadt am Mittelmeer, die zu Sidon gehört, das im Norden an Israel angrenzt und nicht mehr zum Herrschaftsbereich des Königs Ahab gehört. Elija verlässt den vertrauten Boden des Landes Israel, um im Heidenland zu leben. Nun ist er ein Ausländer, ein Fremder, den niemand kennt.

Elija und die Witwe von Sarepta
In der fremden Stadt sorgt Gott für seinen Propheten:
"Ich habe dort einer Witwe befohlen, dich zu versorgen." (1Kön 17,9)
Elija kommt in Sarepta an und auch die Witwe ist dort. Sie hat keinen Namen, ein Mensch unter vielen. Sie sammelt Feuerholz zum Kochen, eine mühsame Angelegenheit in einem kargen Land, in dem es nur wenige Bäume gibt. Mühsam ist das Leben der Witwe. Sie ist scheinbar am Ende, ebenso wie Elija, der aus seiner Heimat fliehen musste. Sie hat nichts mehr zu Hause außer einer Handvoll Mehl und einigen Tropfen Öl, das gerade noch reicht für ein letztes karges Mahl. Sie wird mit sich selbst beschäftigt gewesen sein, mit ihren eigenen Sorgen, als da plötzlich der Fremde vor ihr stand:
"Bring mir ein wenig Wasser zum Trinken! Und bring auch noch einen Bissen Brot mit!" (1Kön 17,10f)
Ist das nicht unverschämt? Elija scheint das Gebot der Gastfreundschaft bis aufs letzte auszureizen. Es war der Witwe sicher anzusehen, dass sie arm war und selbst nichts hatte. Warum geht er nicht zu den Reichen, die ihm nur etwas von ihrem Überfluss abzugeben bräuchten? Warum verlangt er von dieser armen Witwe, dass sie mit ihm ihren letzten Bissen teilt?
Die Witwe hat schon abgeschlossen mit sich, mit der Welt, mit dem Leben. Ein letztes Mahl will sie für sich und ihren Sohn zubereiten und dann sterben. Sie sieht keinen Ausweg mehr. Wer soll ihr jetzt noch helfen? Wer weiß wie viele Menschen sie schon um Hilfe gebeten hat - vergeblich. Es ist niemand da, der ihr Elend sieht.
Doch Gott hat ihr Elend gesehen. Er hat schon Hilfe für sie im Sinn. Doch zuvor muss sie eine schwere Entscheidung treffen. Will sie sich in ihr Elend fallen lassen, das letzte Mahl bereiten und alle Hoffnung aufgeben, oder ist sie bereit, ihren letzten Bissen mit dem Fremden zu teilen? Ist sie bereit dafür, dass ihr Leben eine entscheidende Wendung nimmt? Elija sagt ihr:
"Fürchte dich nicht! Tu, was du tun willst, nur bereite mir zuerst eine Kleinigkeit zu. Dann kannst du für dich und deinen Sohn etwas zubereiten." (1Kön 17,13)
Sie soll das letzte hergeben für den Fremden, und dann für sich und ihren Sohn kochen. Aber was, wenn das letzte Häufchen Mehl und der letzte Tropfen Öl weg sind? Kann man den Worten des Fremden trauen:
"So spricht der Herr, der Gott Israels: Der Mehltopf wird nicht leer werden und der Ölkrug nicht versiegen bis zu dem Tag, an dem der Herr wieder Regen auf den Erdboden sendet." (1Kön 17,14)
Was ist das für ein Mann und was ist das für ein Gott? Haben sie nicht in Sidon ihre eigenen Götter? Was haben sie mit dem Gott Israels zu schaffen? Wenn ihre Götter nicht auf sie schauen, warum sollte dann ein fremder Gott für sie sorgen? Ist die Witwe bereit, auf diesen Gott Israels zu vertrauen?
Sie tut, was Elija ihr sagt. Sie wird nicht enttäuscht. Im Teilen erfährt die Witwe einen Reichtum, wie sie ihn bisher nicht kannte. Alle drei - Elija, die Witwe und ihr Sohn haben viele Tage genug zu essen.
Hier könnte die Geschichte von Elija und der Witwe zu Ende sein. Doch ihr Glaube wird noch einmal auf eine harte Probe gestellt. Ihr Sohn wird plötzlich krank, steht kurz vor dem Tod.
"Was habe ich mit dir zu schaffen, Mann Gottes?" (1Kön 17,18)
Wir können die Wut der Frau verstehen. Sie hatte schon abgeschlossen mit dem Leben, dann neue Hoffnung geschöpft und jetzt soll ihr das Kostbarste, das sie besitzt, ihr Kind genommen werden? Dann hätten sie ja gleich beide an Hunger sterben können. Auch Elija versteht Gott nicht.
"Herr, mein Gott, willst du denn auch über die Witwe, in deren Haus ich wohne, Unheil bringen, und ihren Sohn sterben lassen?" (1Kön 17,20)
Doch Elijas Glaube ist stark. Er weiß sich in jeder Situation von Gott beschützt. Er weiß, dass Gott die Seinen nicht im Stich lässt. Voll Vertrauen betet er flehentlich für den Sohn der Witwe. Und Gott erhört das Gebet Elijas, das Leben kehrt in den Knaben zurück und Elija gibt ihn seiner Mutter wieder. Nun ist auch der Glaube der Witwe gefestigt:
"Jetzt weiß ich, dass du ein Mann Gottes bist und dass das Wort des Herrn wirklich in deinem Mund ist." (1Kön 17,24)
Was König Ahab und seine Frau Isebel nicht erkennen, das wird dieser einfachen namenlosen Witwe offenbar. Gott sorgt für sein Volk. Wer dem Gott Israels vertraut, dem wird es an nichts mangeln. Wer aber den nichtigen Götzen vertraut, der richtet sich und das ganze Land zugrunde.
Wer im Vertrauen auf Gottes Fürsorge mit anderen teilt, der wird nicht ärmer, sondern reicher. Gott gibt der armen Witwe die Möglichkeit, durch ihr freigebiges Schenken, mehr von Gott geschenkt zu bekommen, als sie selbst zu Geben in der Lage ist. Wer loslassen kann, der erhält, was er zu verlieren fürchtet, wer schenkt, der bekommt mehr zurück, als er gibt. Je größer der Verlust auf den ersten Blick erscheint, desto größer wird der Gewinn sein. Dazu braucht es das Vertrauen auf Gott, das Wagnis, dort wo es notwendig ist, eine andere Rechnung zu machen, als wir es sonst gewohnt sind. Gott will nicht nur etwas von unserem Überfluss, sondern er will uns ganz, dass er sich uns auch ganz schenken kann.

Das Gottesurteil am Karmel
Drei Jahre blieb Elija in Sarepta, dann ruft ihn Gott zurück nach Israel. Er soll vor König Ahab treten. Dieser hatte die ganze Zeit vergeblich nach Elija gesucht. Die Dürre hat das Land schwer getroffen und selbst dem Königspalast gingen die Vorräte aus. Elija wird es wieder regnen lassen, doch zunächst wird er dem König und dem Volk zeigen, wer der wahre Gott ist in Israel.
Elija lässt das ganze Volk auf dem Berg Karmel zusammen rufen. Auf dem Berg Karmel, der weit sichtbar das flache Land überragt, war einst ein Altar Jahwes gestanden. Nun wird dort dem Baal geopfert. Elija lässt die Propheten des Baal antreten. Er errichtet zwei Brandopferaltäre. Zwei Stiere werden für das Opfer vorbereitet. Die Baalspriester errichten einen Altar für Baal und Elija einen für Jahwe. Beide Gruppen dürfen das Holz des Brandopferaltars nicht selbst entzünden. Der Gott, der sein Opfer selbst entzündet, ist der wahre Gott.
Lange singen und tanzen die Baalspriester um ihren Altar, sie graten in Trance und ritzen sich wund, aber es entzündet sich kein Feuer an ihrem Altar. Dann tritt Elija auf. Ruhig und gelassen, siegesbewusst, stellt er sich an den Altar Jahwes. Er lässt sogar noch Wasser über das Holz gießen. Er spricht nur ein kurzes Gebet, und schon entflammt das Opfer zu Ehren Jahwes.
Das Volk jubelt. Elija aber gibt sich mit dieser Demonstration von Gottes Stärke nicht zufrieden. Er nutzt die Gunst der Stunde und wiegelt das euphorische Volk auf, die Propheten des Baal zu töten. Es kommt zu einem gewaltigen Gemetzel. Elija aber bleibt auf dem Berg und schaut Richtung Meer. Es dauert nicht lange, dann zeigen sich Wolken und kurze Zeit später ist der so lange erwartete Regen da.
Elija ist über das Ziel hinaus geschossen. Er hat sich von seinem Erfolg hinreißen lassen. Gott hat ihm das ersehnte Zeichen vor dem Volk gegeben. Gott hat sich als der wahre Gott gezeigt. Das allein hätte genügt, um das Volk zu überzeugen und aus seiner Sprachlosigkeit zu befreien. Doch Elija ging weiter. Im Siegesrausch fiel er über seine Gegner her, ist nicht damit zufrieden, dass sie beschämt sind. Er will ihre Niederlage endgültig und seinen Sieg vollkommen machen.
Was hier geschah, war nicht mehr Gottes Wille. Gott hat nicht sein Feuerzeichen gegeben, damit Menschen sterben. Gott ist es genug, sich als Gott zu zeigen. Aber immer wieder verwandeln Menschen Gottes Macht in brutale Grausamkeit. Gottes Stärke tötet nicht. Sie ist die Stärke der Liebe, die bis in den Tod geht, um die unendliche Kraft unendlicher Liebe zu zeigen.
Kein Mensch war dazu fähig, die Kraft der Liebe Gottes zu bezeugen. Immer wieder haben Menschen diese Kraft mit Brutalität verwechselt und im Namen Gottes unbeschreibliches Unheil angerichtet. Daher musste Gott selbst in seinem Sohn Jesus Christus als Mensch unter die Menschen kommen. Jesus Christus hat sich nicht dazu hinreißen lassen, seine Kraft gewalttätig zu missbrauchen. Auch wenn so viele Menschen Gottes Kraft missbraucht haben, sehen wir in ihm, wie Gott wirklich ist.
Wir Menschen sind fehlbar und immer birgt Macht, die einem Menschen zukommt, die Versuchung in sich, diese Macht zu missbrauchen. Aber Gott will auch keine ängstlichen Schwächlinge und feigen Menschen als seine Verkünder. Er will Frauen und Männer des Glaubens, die aus ihrer Überzeugung heraus handeln, die machtvoll auftreten und sich der Versuchung, die Macht in sich birgt, stellen. Und er ist bereit zu verzeihen, wenn Menschen der Versuchung erliegen, aber danach ihre Fehler erkennen und ihr Verhalten ändern. Wer impulsiv handelt, macht Fehler, schlimmer aber ist es, zu verweichlichen und anderen nach dem Mund zu reden, um ja keine Fehler zu machen. Ein angepasster Gutmensch taugt nicht zum Propheten Gottes.
Nach seinem Erfolg ist Elija selbst entsetzt über das, was er getan hat. Nicht weil Ahas ihn töten will, wünscht er sich den Tod. Der König ließ ihn schon lange vorher suchen und wollte ihn aus dem Weg haben. Elija will sterben, weil er seine Schuld als zu groß ansieht, als dass er jemals wieder guten Gewissens vor das Volk hintreten könnte.

Elija in der Wüste
Elija aber ging eine Tagereise weit in die Wüste hinein. Dort setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, Herr. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter. (1Kön 19,4)
An einem Ort völliger Einsamkeit setzte sich Elija unter einen Ginsterstrauch, ein armseliges Gestrüpp, das ihn nur notdürftig vor der prallen Sonne schützt. Er weiß nicht weiter. Wir kennen solche Momente der Erschöpfung und der Resignation. Ein falsches Wort, eine unüberlegte Handlung und plötzlich ist alles anders, eine Freundschaft zerstört, eine Beziehung kaputt, der Arbeitsplatz verloren, der Aufstieg verpasst. Und wir fragen uns: Warum? Warum musste es so kommen und nicht anders? Wie kann es jetzt noch weiter gehen? In solchen Situationen sind wir machtlos, können uns selbst nicht helfen. Auch Elija kann sich nicht selbst aus dieser Not befreien. Doch Gott lässt ihn nicht im Stich. Ein Engel kommt und weckt ihn, hat Brot und Wasser gebracht, Stärkung für den Erschöpften in der Wüste.
Ein Engel rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! (1Kön 19,5)
Der Prophet Elija ist am Ende, er kann nicht mehr, er ist verzweifelt,
an sich, an den Menschen und an diesem Gott, dessen Prophet er ist.
Niedergeschlagen, verzweifelt, am Ende,
auch wir kennen solche Situationen.
Gott schickt Elija einen Engel, der ihm aufhilft und Stärkung gibt.
Auch uns will Gott nicht liegen lassen, auch uns schickt er einen Engel,
der uns sanft berührt und der leise zu uns spricht.
Lassen wir dann nicht die negativen Gedanken Macht über uns gewinnen,
sondern hören wir auf die leise Stimme des Engels,
der uns neuen Mut geben will.
Das Leben geht weiter, vielleicht anders, als wir es uns gedacht haben,
aber vielleicht auch viel schöner, als wir es uns je erträumt hätten.
Doch das können wir nur erfahren, wenn wir bereit sind, aufzustehen
und weiter zu gehen.
Doch es reicht noch nicht, dass der Engel ihn einmal ruft. Elija kann noch nicht weiter, legt sich wieder hin. Ein zweites Mal weckt ihn der Engel: "Steh auf und iss!" Vielleicht ist es wirklich so, dass es niemals einen Augenblick gibt, an dem uns Gott ganz allein lassen würde, egal wie viel wir gesündigt haben und an allem "selber schuld" sind. Wir müssen aber offen sein für das, was uns der Engel Gottes zur Stärkung bringt, es sehen und annehmen. Es kann dauern, bis wir wieder aufstehen können, doch irgendwann dürfen auch wir dann wieder die Erfahrung machen, die auch Elija gemacht hat:
Er stand auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb. (1Kön 19,8)
Und die Wüste fängt an zu blühen. Gott verzeiht seinem Propheten. Das heißt nicht, dass Gott seine Tat gutheißt. Gott schätzt den Mut seines Propheten, auch wenn dieser im Namen Gottes über das Ziel hinaus geschossen ist. Gott gibt die Gelegenheit zur Einsicht. Er schenkt seinem Propheten die wohl tiefste Schau seines Wesens, die je ein Mensch erfahren durfte. Und Elija erfährt Gott neu in seiner ganzen Größe.
Ich finde, das diese Erfahrung, die Elija hier wie viele Gottesstreiter hier macht, sehr schön in dem Gedicht „Der Schauende“ von Rainer Maria Rilke beschrieben ist:
Ich sehe den Bäumen die Stürme an,
die aus laugewordenen Tagen
an meine ängstlichen Fenster schlagen.
...
Wie ist das klein, womit wir ringen,
was mit uns ringt, wie ist das groß;
ließen wir, ähnlicher den Dingen,
uns so vom großen Sturm bezwingen, -
wir würden weit und namenlos.
Was wir besiegen, ist das Kleine,
und der Erfolg selbst macht uns klein.
Das Ewige und Ungemeine
will nicht von uns gebogen sein.
Das ist der Engel, der den Ringern
des Alten Testaments erschien:
...
Wen dieser Engel überwand,
welcher so oft auf Kampf verzichtet,
der geht gerecht und aufgerichtet
und groß aus jener harten Hand,
die sich, wie formend, an ihn schmiegte.
Die Siege laden ihn nicht ein.
Sein Wachstum ist: der Tiefbesiegte
von immer Größerem zu sein.

Gottesschau
Nach Tagen der Einsamkeit hat Gott den Elija zum Horeb gerufen. Dort will er sich ihm zeigen. Gott zieht an Elija vorüber, während dieser in einem Felsspalt steht und sein Gesicht verbirgt, um nicht das Angesicht Gottes zu sehen. Die Erfahrung, die Elija nun von Gott macht, bringt uns auch heute noch zum Nachdenken.
Wir sehen Elija in der Einsamkeit des Horeb vor einer Höhle stehen. Gott zieht an Elija vorüber. Da kommt plötzlich ein heftiger Sturm auf, der den Berg umtost, die Erde bebt und flammendes Feuer verbreitet seinen beängstigenden Schein. So liebte es Elija, er selbst hatte Feuer heraufbefohlen gegen die Baalspriester und meinte, dass Gott seine Freude hätte an dem Gemetzel. Doch nun muss er erkennen: In all diesen gewaltigen Zeichen ist Gott nicht.
Plötzlich tritt Stille ein. Elija lässt sich von dieser Stille ergreifen. Mitten in dieser Stille hört er die Stimme des Schweigens. Nun weiß Elija: Gott ist da. Er verhüllt sein Gesicht, weil ein Mensch, der Gottes Angesicht sähe, sterben würde. So tritt er hinaus, um mit Gott zu reden.
Eine Stimme verschwebenden Schweigens
so übersetzt Martin Buber nach dem Urtext das, wofür die Einheitsübersetzung den Begriff des leisen Säuselns verwendet. Eine Stimme des Schweigens, das geht doch nicht, werden wir sagen. Schweigen bedeutet doch gerade das Fehlen jeder stimmlichen Äußerung. Doch Gotteserfahrungen lassen sich nicht adäquat vermitteln. Jeder muss selbst diese Erfahrung machen. Wer hören will, was Gott redet, der muss lernen zu schweigen. Menschen, die Gott suchen, gehen immer wieder ins Schweigen, weil sie da die Gottes Stimme am deutlichsten hören können.
Das ist auch die Erfahrung, die Elija gemacht hat. Nicht sein brutaler Eifer lässt ihn Gott erkennen, sondern erst, als er in der Einsamkeit des Horeb ins Schweigen tritt, kann Gott zu ihm sprechen. Wer Gott begegnen möchte, muss auch bereit sein anzuerkennen, dass Gott immer anderes ist, als wir ihn uns vorstellen. Elija hat seine Lektion gelernt. Und Gott gibt seinem Propheten neue Aufträge.

Elija salbt zwei Könige, die das abtrünnige Haus Ahabs vernichten sollen. Zudem beruft er Elischa als seinen Nachfolger. In der Geschichte von Nabots Weinberg kommt es nochmals zur Begegnung mit König Ahab. Im zweiten Buch der Könige wird kurz von der Begegnung Elijas mit dem abtrünnigen König Ahasja berichtet.
Dann wird Elija in den Himmel entrückt. Vor den erstaunten Augen seines Nachfolgers Elischa fährt er im Feuerwagen gen Himmel. In christlicher Zeit wurde viel darüber diskutiert, ob die Entrückung des Elija eine Vorwegnahme der Auferstehung bedeutet oder ob Elija zusammen mit den anderen Gerechten an einem bestimmten Ort auf die Auferstehung wartet. Irenäus von Lyon schreibt:
Elija wurde in seiner leiblichen Wesenheit hinweggenommen, prophetisch hinzeigend auf die Himmelfahrt der Geistigen.
Die Entrückung machte Elija zum Schutzherrn für sein Volk. Er wird stets für Israel eintreten und am Ende der Zeiten vor dem Messias erscheinen. Daher auch die Annahme, dass Johannes der Täufer der wiedergekommene Elija sei, was aber weder von Johannes selbst noch von Jesus eindeutig bestätigt wird. Bei der Verklärung erscheint Elija zusammen mit Mose und redet mit Jesus.
Während im Westen Elija einfach nur ein großer Prophet aus dem Alten Bund ist, wird er seit jeher in der Ostkirche als Helfer und Beistand der Gläubigen angerufen:
ELIAS, den Thesbiter,
hast Du,
Barmherziger,
von der Erde hinweggenommen,
auf dem Feuerwagen,
o Logos.
Auf seine Bitten
errette uns,
die wir
gläubig Dich lobpreisen
und in Freude begehen
sein gotterfülltes und
ehrwürdiges Gedächtnis.
Nicht im Beben der Erde,
sondern im linden Hauche,
hast du geschaut
das Kommen Gottes,
gottseligster ELIAS,
das einstens dich hat erleuchtet.
Auf dem Wagen aber bist du
vierspännig einhergefahren
und hast den Himmel durchquert
auf ungekannte Weise.
Gottbegeisterter,
mit Staunen betrachtet.
Gebet der Ostkirche