Die Heiligen

9.6. Columban von Iona

Columban von Iona

Columban von Iona
um 521-597
Glaubensbote

Columban von Iona, auch der Ältere genannt (um ihn von Columban von Luxeuil, dem Jüngeren zu unterscheiden), gehört neben Patrick und Brigida zu den drei Nationalheiligen Irlands. Er wurde um das Jahr 521 nahe dem heutigen Ort Glencolumbcille im Nordwesten Irlands geboren. Beide Elternteile entstammten großen Familien des irischen Hochadels, der Vater gehörte dem mächtigen Clan der O´Neills an. Somit wuchs Columban behütet auf und erhielt eine gute Ausbildung. Sein ursprünglicher Name war Crimthann (Fuchs). Columban wurde dann sein Klostername (von Columba - Taube, eine andere irische Form seines Namens lautet Columcille - Taube der Kirche).
Wahrscheinlich trat Columban wie damals üblich im Alter von 15 oder 16 Jahren in ein Kloster ein. Seine Ausbildung erhielt er in der Klosterschule von Moville bei St. Finnian (+579). Ganz Irland war damals mit Klöstern übersät, das Christentum blühte, viele Klöster hatten hervorragende Schulen. Nach Abschluss seiner Ausbildung im Alter von etwa 20 Jahren lebte Columban in verschiedenen Klöstern und gründete bald auch eigene Klöster, eines der bekanntesten davon ist das Kloster Derry.
Im Jahr 561, Columban war etwa 40 Jahre alt, kam es zu einem Zwischenfall, der sein Leben entscheidend veränderte. Columban war zu seinem einstigen Lehrer St. Finnian in das Kloster Moville zurückgekehrt. Während seines Aufenthaltes dort schrieb er (oder Mönche, die ihn begleiteten in seinem Auftrag) heimlich einen reich verzierten Psalter ab und nahm die Kopie mit sich. Finnian sah das als Diebstahl an (wir sehen uns erinnert an heutige Streitigkeiten um das Copyright), Columban war jedoch nicht bereit, seine Abschrift an Finnian zu übergeben.
Der Streit nahm politische Dimensionen an, weil beide Heilige aus mächtigen Clans stammten. Columbans Clan der O'Neills kämpfte gegen die Truppen des Hochkönigs Dermot, der hinter Finnian stand. Es kam zu einer Schlacht mit vielen Toten, am Ende unterlagen die O'Neills. Columban drohte der Ausschluss aus der Kirche, jedoch hatte Columban mächtige Fürsprecher, die für ihn eintraten. In Irland konnte er jedoch nicht bleiben und nahm freiwillig das Exil auf sich, indem er sich auf Pilgerschaft begab. Mit zwölf Schülern segelte zur Insel Iona an der Westküste Schottalands.
Die Peregrinatio, die Pilgerschaft ins Ausland, war damals ein Charakteristikum der irischen Mönche. Sie wurde auch "weißes Martyrium" genannt. Welche Entbehrung diese Peregrinatio bedeutete, können wir nur dann verstehen, wenn wir wissen, dass die Klöster Irlands eng mit den einzelnen Familien und Clans verbunden waren. Ins Kloster gehen bedeutete damals keinen Abschied von der Familie, sondern viele Mitglieder des gleichen Clans waren oft in einem Kloster beisammen. Der Teil der Familie, der außerhalb des Kloster lebte, und die Mönche aus der Familie blieben weiterhin eng miteinander verbunden und unterstützten sich gegenseitig. Wer aber die Heimat verließ, brach auch mit dieser für die Menschen der damaligen Zeit so wichtigen Bindung an die Familie. Er hatte nun keinen Schutz mehr außer Gott selbst.
Columban war der erste große irische Heilige, der diese Peregrinatio auf sich nahm. Viele folgten ihm. Bis heute sind die iro-schottischen Mönche bekannt, die im Frühmittelalter aufs Festland kamen, in die Gebiete Galliens und Germaniens, und dort einen wichtigen Beitrag zur Festigung des christlichen Glaubens und beim Aufbau der Kirchenstruktur leisteten. Gerade weil die Kultur ihrer irischen Heimat mehr Gemeinsamkeiten mit der Kultur der germanischen Stämme der Völkerwanderung hatte als die alte römische Stadtkultur, gelang es ihnen, hier eine neue Art der Mission zu entwickeln. Auch hier waren es dann vor allem Klöster, die zu Zentren des Glaubens wurden.
Iona, das Ziel der Peregrinatio Columbans, ist eine kleine Insel an der Westküste Schottlands im atlantischen Ozean. Sie ist bis heute bekannt als ein mystischer Ort. In vorchristlicher Zeit lebten dort viele Druiden. Columban gründete auf der Insel sein größtes und bedeutendstes Kloster, in dem er auch seine letzte Ruhe finden sollte. Es wurde zu einem Zentrum der Missionierung des damals noch heidnischen Keltenstammes der Pikten in den schottischen Highlands und weiter Gebiete Nordenglands. Im Jahr 573 erhielt Columban die gesamte Insel zum Eigentum.
Columban stand ganz in der Tradition der alten keltischen Gilde der Barden. Diese besonders ausgebildeten Sänger konnten mit ihrem nahezu unerschöpflichen Repertoire an Liedern und Geschichten die Menschen bei unterschiedlichstes Zusammenkünften unterhalten. Columban selbst ist bekannt als Verfasser von Liedern und Gedichten. Auch die bis heute bekannte Geschichte vom Ungeheuer von Loch Ness geht auf seine Schilderung von Erlebnissen während einer Missionsreise in der dortigen Gegend zurück.
Das Wirken Columbans führte zu einer engen Verbindung zwischen der irischen, der schottischen und der englischen Kirche. Das Leben der Kirche war auf die Klöster konzentriert. Sie waren Zentren der Ausbildung und der Seelsorge. Die irische Kirche hatte sich weitgehend unabhängig von Rom entwickelt, es sind vielmehr starke Einflüsse aus dem Osten erkennbar. Erst nach Columbans Tod vergrößerte sich die Macht der römischen Kirche und es wurden viele irische Bräuche und Gewohnheiten an den Usus der römischen Kirche angepasst.
Im Jahr 575 kehrte Columban nach Irland zurück, um an einer Konferenz der Könige teilzunehmen. Durch die Schlichtung Columbans konnten die Konflikte zwischen den einzelnen Herrschern beigelegt werden. Es zeigt sich auch, dass Columban nach seinem Weggang weiterhin als bedeutende Persönlichkeit in Irland angesehen wurde, ja sein Wort hatte nun mehr Gewicht als je zuvor.
In den Klöstern Irlands herrschte eine strenge Regel, Verstöße wurden hart bestraft. So war auch Columban ein strenger Abt seiner Klöster, aber zugleich wird berichtet, dass er von großer Milde und Herzlichkeit war. Strenge ist sicher nötig, um andere auf den rechten Weg zu weisen, doch nur der Heilige kann ein solcher Führer seiner Schüler sein. Damit aber die Weisung die Herzen berührt, bedarf es auch der Liebe und Barmherzigkeit, und diese hat Columban vorbildlich gelebt. In hohem Alter starb der Heilige am am 9. Juni 597 auf seiner Insel Iona. Bald nach seinem Tod verbreitete sich seine Verehrung und etwa 100 Jahre später verfasste Adomnan, ein Abt von Iona, die Lebensgeschichte Columbans (Vita Sancti Columbae).