Die Heiligen

17.10. Ignatius Antiochien

Hl. Ignatius von Antiochien

Ignatius von Antiochien
+ um 110
Bischof
Märtyrer

Hl. Ignatius von Antiochien

Ignatius von Antiochien ist einer der ersten großen Heiligen der frühen Kirche. Zudem ist er der erste Schriftsteller der Kirche, der nicht jüdischer Herkunft war, sondern aus dem Heidentum stammte. Er ist ein Bindeglied zwischen den Aposteln und der nachapostolischen Zeit. Der Tradition nach wird er als ein Schüler des Apostels Johannes gesehen und mag wohl auch andere Apostel noch persönlich gekannt haben. Als dritter Bischof von Antiochien ist er ein Nachfolger des Apostels Petrus, der erster Bischof von Antiochien war, bevor er als Bischof von Rom das Petrusamt begründete. Ignatius hatte das Bischofsamt von Antiochien vom Jahr 70 bis zu seinem Martyrium im Jahr 107 inne.
Antiochien, die Heimatstadt des Ignatius, war neben Rom und Alexandrien in Ägypten eine der drei größten Städte des Römischen Reiches. In der frühen Kirche wurde den Bischöfen dieser drei Städte schon bald eine große Bedeutung zuteil. Heute ist diese einst so mächtige Stadt nur noch ein unscheinbares Dorf an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien.
Ignatius kennen wir vor allem aus seinen Briefen. Über die Zeit vor seiner Bischofsweihe wissen wir nicht viel. Eine Legende sieht in ihm das Kind, das Jesus in Mt 18,2 in die Mitte der Jünger stellte, um ihnen ein Beispiel zu geben, wer im Himmelreich der Größte sei. Ob Ignatius Jesus wirklich begegnet ist, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, er selbst spricht nicht davon. Über den hl. Ignatius berichtet uns der hl. Polykarp von Smyrna und vor allem Eusebius in seiner Kirchengeschichte.
Unter Kaiser Trajan wurde Ignatius festgenommen und zum Tierkampf in der Arena verurteilt. Während seiner Reise als Gefangener auf dem Weg nach Rom hat Ignatius sieben Briefe geschrieben, die uns erhalten geblieben sind. Von Smyrna aus schrieb Ignatius vier Briefe an die Gemeinden von Ephesus, Magnesia, Tralles und Rom. Später schickte Ignatius von Troas aus drei weitere Briefe ab, an die Gemeinden von Philadelphia und Smyrna und an Bischof Polykarp. Über seine Fahrt nach Rom schreibt Eusebius:

Aus Syrien wurde Ignatius nach Rom geschickt und wegen seines Zeugnisses für Christus den wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen. Während seiner Reise durch Kleinasien, unter strengster Bewachung, stärkte er in den einzelnen Städten, wo er haltmachte, durch Predigten und Mahnungen die Gemeinden, vor allem mahnte er sie inständig, sich vor den Häresien zu hüten, die sich damals zu verbreiten begannen. Und er legte ihnen dringend ans Herz, nicht von der Überlieferung der Apostel abzurücken.

Ignatius ist vor allem um den Glauben der Gemeinden besorgt. Wie es bereits in den Paulusbriefen und den anderen Briefen des Neuen Testaments geschieht, warnt auch er vor den Irrlehren, die immer wieder um sich greifen und die mit ihren verführerischen Lehren die Menschen vom wahren Glauben abbringen möchten. Er betont, dass Jesus wahrer Mensch war und wirklich gelitten hat und nur so auch wirklich auferstehen konnte und uns so zur Auferstehung führen kann.

Hl. Ignatius von Antiochien
Die Jungfrauschaft Marias und ihr Gebären blieben dem Fürsten dieser Welt verborgen, ebenso auch der Tod des Herrn, drei laut rufende Geheimnisse, die in der Stille Gottes vollbracht wurden. Wie wurden sie nun den Zeiten kund? Ein Stern strahlte auf am Himmel, heller als alle Sterne, und sein Licht war unbeschreiblich, und seine Neuheit rief Staunen hervor; alle übrigen Sterne aber samt Sonne und Mond führten einen Reigen auf vor diesem Stern, und sein Licht überstrahlte alle und es herrschte Bestürzung darüber, woher diese unter ihnen neue Erscheinung kommt. Infolgedessen löste jegliche Zauberei sich auf, und jede Fessel der Bosheit wurde vernichtet; die Unwissenheit wurde weggenommen, das alte Reich zerstört, da sich Gott in Menschengestalt offenbarte zur Neuschaffung ewigen Lebens. Da nahm seinen Anfang, was bei Gott vorbereitet war. Deshalb kam alles in Bewegung, weil die Vernichtung des Todes betrieben wurde. (Ignatius an die Epheser)
Verstopft eure Ohren, sobald euch einer Lehren bringt ohne Jesus Christus, der aus dem Geschlecht Davids stammt, der wahrhaft aus Maria geboren wurde, der aß und trank, wahrhaft verfolgt wurde unter Pontius Pilatus, wahrhaft gekreuzigt wurde und starb vor den Augen derer, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind, der auch wahrhaft auferweckt wurde von den Toten, da ihn sein Vater auferweckte; denn nach diesem Vorbild wird uns, die wir ihm glauben, sein Vater auch so auferwecken in Christus Jesus, ohne den wir das wahre Leben nicht haben. (Ignatius an die Gemeinde von Tralles)
Dies alles hat er nämlich gelitten unseretwegen, damit wir gerettet werden; und zwar hat er wahrhaft gelitten, wie er sich auch wahrhaft auferweckt hat, nicht wie einige Ungläubige behaupten, er habe nur scheinbar gelitten, da sie selbst nur scheinbar leben; und gemäß ihren Anschauungen wird es ihnen ergehen, wenn sie körperlos und gespensterhaft sind (bei der Auferstehung).
Ich nämlich weiß und vertraue darauf, dass er auch nach der Auferstehung derselbe war im Fleisch. Und als er zu Petrus und den anderen Jüngern kam, sprach er zu ihnen: "Fasst mich an, betastet mich und sehet, dass ich nicht ein körperloser Geist bin." Und sogleich betasteten sie ihn und glaubten, da sie in Fühlung gekommen waren mit seinem Körper und seinem Geist. Deshalb verachteten sie auch den Tod und zeigten sich stärker als der Tod. Nach der Auferstehung aß und trank er mit ihnen wie ein leibhaftiger Mensch, obwohl er dem Geiste nach vereinigt war mit dem Vater. (Ignatius an die Gemeinde von Smyrna)

Das Hauptaugenmerk der Briefe des Ignatius liegt auf der Einheit mit Christus und auf der Einheit in der Kirche. Dafür findet er deutliche Worte:

Wo aber Spaltung herrscht und Erbitterung, da wohnt Gott nicht.
Die Spaltungen flieht als den Anfang der Übel!

Er fordert die Gläubigen auf, innig mit Jesus vereint zu sein und den menschgewordenen Sohn Gottes in ihrem Leben nachzuahmen. Der wahre Glaube an Jesus Christus zeigt sich auch in der Anerkennung der Hierarchie der Kirche und in der Liebe zum Nächsten. Bischof, Presbyterium und Gemeinde sollen wie eine Symphonie zusammenklingen.

Hl. Ignatius von Antiochien
Es ziemt sich für euch, entsprechend dem Denken des Bischofs voranzuschreiten, wie ihr es auch tut. Denn euer zu Recht gerühmtes und seines Gottes würdiges Kollegium der Presbyter ist so harmonisch mit dem Bischof verbunden wie die Saiten mit der Zither. Deshalb wird in eurer Eintracht und in eurer symphonischen Liebe Jesus Christus besungen. Aber auch die einzelnen sollen einen Chor bilden, damit ihr in Eintracht zusammenstimmt, in Einigkeit die Melodie Christi auffasst und mit einer Stimme durch Jesus Christus dem Vater lobsingt, auf dass er euch hört und aus euren guten Werken erkennt und damit ihr Glieder seid seines Sohnes. Es ist also gut, dass ihr in vollendeter Eintracht lebt, damit ihr auch an Gott allezeit Anteil habt. ...
Anfang ist der Glaube, Ende die Liebe. Diese beiden, zur Einheit verbunden, sind Gott! Alles Übrige, was zum rechten Leben gehört, folgt aus diesen. Keiner, der den Glauben bekennt, sündigt, und keiner, der die Liebe besitzt, hasst. Den Baum erkennt man an seinen Früchten. So werden die, welche sich zu Christus bekennen, an ihren Werken erkannt werden. Denn jetzt kommt es nicht an auf das Bekenntnis, sondern darauf, dass einer in der Kraft des Glaubens befunden wird bis ans Ende. ...
Besser schweigen und sein, als reden und nicht sein. Lehren ist gut, wenn man tut, was man sagt. Einer nun ist der Lehrer, der "sprach und es geschah", und das, was er schweigend getan hat, ist des Vaters würdig. Wer das Wort Christi besitzt, der kann wahrhaftig auch sein Schweigen vernehmen, um vollkommen zu sein. So kann er durch sein Wort wirken und durch sein Schweigen erkannt werden. Nichts entgeht dem Herrn, sondern auch unsere Geheimnisse sind nahe bei ihm. Deshalb wollen wir alles tun, als ob er in uns wohnte, damit wir seine Tempel seien und er, unser Gott, in uns wohne, wie es auch ist und sich zeigen wird vor unserem Angesicht. Deshalb sollen wir ihn auch richtig lieben. (Ignatius an die Epheser)

Auch nach außen hin sollen die Gläubigen ein gutes Beispiel geben und die Anfeindungen der Heiden geduldig ertragen.

Auch für die anderen Menschen betet ohne Unterlass. Denn auch in ihnen lebt die Hoffnung auf Umkehr, damit sie zu Gott gelangen. Gestattet ihnen daher wenigstens so viel, dass sie aus euren Werken lernen. Gegen die Ausbrüche ihres Zornes seid milde, gegen ihre prahlerischen Reden bescheiden, ihren Lästerungen stellt euer Gebet gegenüber, gegen ihre Verirrungen seid stark im Glauben, gegen ihr ungestümes Auftreten seid sanft und hütet euch, sie nachzuahmen. Als ihre Brüder sollen wir erfunden werden durch unsere Nachgiebigkeit, wir wollen uns befleißen, Nachahmer des Herrn zu sein. Wer wurde mehr beleidigt, mehr beraubt, mehr missachtet als er? (Ignatius an die Epheser)
Hl. Ignatius von Antiochien

Ignatius selbst ist erfüllt von dem Wunsch nach tiefer Vereinigung mit Jesus Christus, als deren vollkommenste Form er das Martyrium sieht, das er mit ganzer Kraft ersehnt. Von dieser Sehnsucht schreibt er der Gemeinde von Rom und bittet sie, keine Schritte in die Wege leiten, um sein Martyrium zu verhindern.

Ich schreibe an alle Kirchen und teile allen mit, dass ich gerne für Gott sterbe, wenn ihr es nicht verhindert. Ich flehe zu euch, dass euer Wohlwollen mir keine Schwierigkeit bereiten möge. Lasst mich eine Speise der wilden Tiere werden; durch sie ist es mir möglich, zu Gott zu kommen. Weizenkorn Gottes bin ich, und durch die Zähne der Tiere werde ich gemahlen, damit ich reines Brot Christi werde. Lieber schmeichelt den Tieren, damit sie mir zum Grab werden, und nichts von meinem Körper übrig lassen, auf dass ich niemand lästig falle, wenn ich entschlafen bin. Dann werde ich wahrhaft Jesu Christi Jünger sein, wenn die Welt auch meinen Leib nicht mehr sieht. Betet für mich zu Christus, dass ich durch diese Werkzeuge als Opfer für Gott erfunden werde. Nicht wie Petrus und Paulus befehle ich euch. Jene waren Apostel, ich bin ein Verurteilter; jene waren frei, ich bin bis zur Stunde ein Sklave. Aber wenn ich gelitten habe, werde ich Freigelassener Jesu Christi sein und werde in ihm auferstehen, ein Freier. Jetzt lerne ich, in den Fesseln wunschlos zu sein. ...
Die Enden der Erde und die Königreiche dieser Welt werden mir kein Gewinn sein. Für mich ist es besser, durch den Tod zu Christus Jesus zu kommen, als König zu sein bis an die Grenzen der Erde. Ihn suche ich, der für uns gestorben ist; ihn will ich, der unseretwegen auferstanden ist. Mir steht die Geburt bevor. Verzeiht mir, Brüder; hindert mich nicht, das Leben zu gewinnen, wollt nicht meinen Tod, gönnt mir vielmehr, dass ich Gottes Eigen sein will, nicht der Welt und täuscht mich nicht mit Irdischem; lasst mich reines Licht empfangen. Wenn ich dort angelangt bin, werde ich ein Mensch sein. Gönnt mir, ein Nachahmer des Leidens meines Gottes zu sein. Wenn ihn jemand in sich hat, so bedenke er, was ich will, und leide mit mir, da er meine Bedrängnis kennt. (Ignatius an die Römer)

Im Amphitheater des Flavian in Rom, später Kolosseum genannt, wurde Ignatius von Löwen zerfleischt und starb den Märtyrertod.

Nichts gewinne euer Wohlgefallen außer ihm, für den ich die Fesseln an mir trage, als geistige Edelsteine, in denen mir die Auferstehung zukommen möge durch euer Gebet, dessen ich immer teilhaftig sein möchte, damit ich erfunden werde in den Reihen der Epheser, der Christen, die auch mit den Aposteln immer zusammengestimmt haben in der Kraft Jesu Christi. (Ignatius an die Epheser)
Lerne die Zeiten kennen. Den erwarte, der über der Zeit ist, den Zeitlosen, den Unsichtbaren, der unseretwegen sichtbar geworden, den Unbetastbaren, den Leidenlosen, der unseretwegen gelitten hat, der auf alle Arten unseretwegen geduldet hat. (Ignatius an Polykarp)