Die Heiligen

16.9. Cyprian v. Karthago

Cyprian von Karthago

Cyprian von Karthago
um 200-258
Bischof
Märtyrer

Cyprian von Karthago

Cyprian und die Cyprianische Pest

Die Corona-Pandemie hat nun bereits seit Monaten drastische Auswirkungen auf unser Leben, unsere Gesellschaft und die Menschen in der ganzen Welt. Auch die Kirche bleibt davon nicht verschont und bis heute sind Gottesdienste nur unter bestimmten Einschränkungen möglich. Wenn auch bei uns die Zahl der Todesfälle aufgrund der Pandemie glücklicherweise relativ gering ist, dürfen wir doch das große Leid, das diese über die gesamte Menschheit bringt, nicht verharmlosen. Viele sind erkrankt, viele leiden unter den psychischen Folgen der Pandemie, viele haben starke materielle Einbußen erlitten.
Es ist das erste Mal seit vielen Jahrzehnten, dass eine Pandemie unsere Gesellschaft derart massiv beeinflusst. Zwar gab es in den letzten Jahren schon mehrere Seuchen wie Ebola oder die Vogelgrippe, aber keine davon hat zu solch massiven Einschränkungen für jeden einzelnen geführt, wie wir es jetzt durch Corona erleben. Diese Neuartigkeit führt auch dazu, dass viele die Existenz der Pandemie leugnen und gegen die Einschränkungen protestieren.
Ein Blick in die Geschichte zeigt uns aber, dass immer wieder Seuchen große Teile der Weltbevölkerung heimgesucht haben. Nur weil wir in den letzten Jahrzehnten in der glücklichen Lage waren, dass wir von solchen großen Ausbrüchen einer Seuche verschont geblieben sind, heißt das nicht, dass diese Gefahr für immer gebannt ist. Zwar können wir aufgrund unseres medizinischen Wissens Seuchen heute weit wirksamer entgegentreten als die Menschen früherer Zeiten, aber gefährlich bleiben sie trotzdem. Auch für die fortschrittlichste Medizin bedeutet es viel Arbeit, die immer neuen Formen von Viren zu entschlüsseln und Medikamente dagegen zu entwickeln.
Was uns von Menschen früherer Zeiten am meisten unterscheidet ist die Tatsache, dass wir heute wissen, welcher Erreger eine Seuche auslöst und wie er sich verbreitet. Mit unseren modernen Mikroskopen können wir uns ein Bild vom Feind machen. Jeder kennt heute das ungefähre Aussehen des Corona-Virus. Wir können uns über dessen Wirkungsweise informieren. Überall gibt es Informationen, wie wir uns vor einer Infektion schützen können.
Das war früher anders. Da kam eine Seuche aus heiterem Himmel über eine Stadt und breitete sich im ganzen Land oder gar auf dem gesamten Kontinent aus. Niemand wusste genau, was diese Krankheit verursacht, niemand wusste, wie man sich davor schützen kann. Niemand wusste von einer Inkubationszeit, bei der ein scheinbar gesunder Mensch die Krankheit bereits in sich trägt und weiterverbreitet. Daher wurden oft religiöse Erklärungen für eine Seuche gesucht. Zwar war der Tod in früheren Gesellschaften mit hoher Kindersterblichkeit und geringer Lebenserwartung weit mehr gegenwärtig als heute, aber wir können uns wohl nicht vorstellen, was es für die Menschen bedeutet hat, wenn beispielsweise durch die Pest über die Hälfte oder gar mehr als dreiviertel der Gesellschaft gestorben sind.
Ich möchte hier näher auf eine Seuche eingehen, die sich im 3. Jahrhundert im Römischen Reich verbreitet hat und die nach einem Heiligen benannt ist, die Cyprianische Pest. Sicher ist vielen der große Märtyrerbischof Cyprian von Karthago (um 200-258) bekannt. Als gebildeter junger Mann hat er sich zum Christentum bekehrt zu einer Zeit, als es noch gefährlich war, Christ zu sein. Aufgrund seiner Bildung wurde er bald zum Priester und schließlich zum Bischof seiner Heimatstadt Karthago geweiht. Viele seiner Schriften und Predigten sind uns bis heute überliefert und zeichnen das Bild eines Hirten, der sich intensiv um seine Gemeinde gekümmert hat. Als in den Jahren 250 und 257/58 große Verfolgungen über die Christen hereinbrachen, setzte er sich für die Freiheit der Christen ein. Besonders aber trat er dafür ein, dass Christen, die aus Furcht vor der Verfolgung im Jahr 250 dem Glauben abgeschworen hatten, wieder in die Gemeinde aufgenommen wurden. Er selbst ist in Kritik geraten, weil er sich damals aus Karthago an einen sicheren Ort im Umland zurückgezogen hat. Im Jahr 258 ab bewies er seine Standhaftigkeit, indem er dem Martyrium mutig ins Auge blickte.
Wir kennen Cyprian, aber mir war bisher auch nicht bekannt, dass eine große Pandemie, die etwa in der Zeit von 250-270 das gesamte Römische Reich in mehreren Wellen heimsuchte, nach ihm benannt ist. Die Cyprianische Pest trägt den Namen des Heiligen, weil dieser in seinem Buch "Über die Sterblichkeit" (De mortalitate) ausführlich auf diese Seuche eingeht. Es finden sich zu dieser Zeit über das gesamte Römische Reich verteilt Hinweise auf eine Seuche, an der viele Menschen gestorben sind. Da diese Zeugnisse aber allesamt von Nichtmedizinern stammen, fällt es bis heute schwer, den genauen Erreger dieser Seuche zu identifizieren. Kyle Harper trägt in seinem Buch "Fatum - Das Klima und der Untergang des Römischen Reiches" unseren Wissensstand über das damalige Geschehen zusammen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der desaströse Zustand des Römischen Reiches in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts in engem Zusammenhang mit dieser Seuche zu sehen ist. In dieser Zeit wurde der Limes aufgegeben, Germanische Stämme drangen bis Gallien, Spanien und Rom vor, die Goten plünderten Athen, die Perser setzten den östlichen Provinzen stark zu. Es war das Ende der Glanzzeit des Römischen Imperiums im Westen und nur mit Mühe konnte es danach noch für mehrere Jahrzehnte bis zu seinem endgültigen Zusammenbruch bestehen bleiben.
Cyprian will in seinem Buch "Über die Sterblichkeit" den Menschen Sicherheit und Trost geben angesichts der verheerenden Seuche, die sowohl Christen als auch Heiden in gleichem Maße dahinrafft. Erstaunlich ist, dass er nicht wie es oft andere religiöse Autoren tun, die Seuche als eine Strafe Gottes sieht. In seiner Gemeinde in Karthago gibt es keine eklatanten Missstände, die hätten bestraft werden müssen, und die Seuche trifft Christen und Nichtchristen in gleichem Maß. Für ihn ist die Seuche etwas rein Weltliches, das die Christen ebenso trifft wie die Heiden, da beide, so lange sie in der Welt leben, an dem gleichen weltlichen Geschick Anteil haben.

Dass auch die Christen von der Seuche nicht verschont bleiben, darf nicht wundernehmen, denn nicht irdisches Glück ist das Ziel des Christentums. Hier auf Erden sind vielmehr die Gläubigen den gleichen Naturgesetzen, Leiden und Gefahren unterworfen wie diejenigen, die nicht glauben.

Nicht irdisches Wohlergehen ist der Lohn für die Bekehrung zum Christentum, sondern das Wohlgefallen, das der Mensch bei Gott findet. Dafür führt Cyprian die Bespiele der bekannten alttestamentlichen Dulder Hiob und Tobias an. In seiner Argumentation erwähnt Cyprian nahezu beiläufig, dass nicht nur die Seuche den Menschen damals zugesetzt hat, sondern dass es damals auch zu außergewöhnlicher Trockenheit und Ernteausfällen gekommen ist. Wissenschaftlich ist heute nachgewiesen, dass das sogenannte Römische Klimaoptimum, das im Mittelmeerraum lange Zeit für weit mehr Niederschläge gesorgt hat als heute, auch im Sommer, seinem Ende zugingt, und eine Zeit größerer Trockenheit im Mittelmeerraum und Nordafrika folgte.

Aber freilich, manche stoßen sich daran, dass die Macht der jetzt wütenden Krankheit ebenso wie die Heiden auch die Unsrigen ergreift, gerade als ob der Christ nur deshalb gläubig geworden wäre, um, von der Berührung der Übel verschont, in Glück die Welt und das zeitliche Leben zu genießen, und nicht vielmehr deshalb, um für die künftige Freude aufbewahrt zu werden, nachdem er hier alles Widrige erduldet hat.
Es stoßen sich manche daran, dass uns mit den anderen Menschen diese Sterblichkeit gemeinsam ist. Aber was hätten wir denn in dieser Welt mit den übrigen Menschen nicht gemeinsam, solange uns noch nach dem Gesetz der ersten Geburt dieses Fleisch gemeinsam bleibt? Solange wir hier in der Welt weilen, sind wir mit dem ganzen Menschengeschlecht durch die Gleichheit des Fleisches verbunden und nur dem Geiste nach getrennt. Bis also dieses Verwesliche die Unverweslichkeit annimmt und dieses Sterbliche die Unsterblichkeit empfängt und bis der Geist uns zu Gott dem Vater führt, solange sind uns all die Mängel, die dem Fleische anhaften, mit dem ganzen Menschengeschlecht gemeinsam.
So bleibt ja auch, wenn bei Misswuchs der Boden eine nur magere Ernte liefert, keiner vom Hunger verschont; so trifft, wenn eine Stadt bei einem feindlichen Einfall besetzt worden ist, das Los der Knechtschaft alle zugleich; und wenn ein heiterer Himmel den Regen fernhält, dann haben alle unter der gleichen Trockenheit zu leiden; und wenn das Schiff an einem Felsenriff zerschellt, so ist der Schiffbruch für alle Insassen ohne Ausnahme gemeinsam. Und so haben wir auch die Augenschmerzen, die Fieberanfälle und die allgemeine Gliederschwäche mit den anderen gemeinsam, solange wir in der Welt dieses Fleisch gemeinsam an uns tragen.

Die hier erwähnten Anzeichen der Seuche schildert Cyprian an einer späteren Stelle noch ausführlicher und zeigt uns die schrecklichen Auswirkungen, unter denen die Menschen zu leiden hatten. Zugleich betont er immer wieder, dass solche Leiden nicht im Widerspruch zur Hoffnung unseres Glaubens stehen, sondern dass sie vielmehr den Glauben stärken. Entscheidend ist nicht die Tatsache, ob jemand von der Seuche befallen oder verschont wird, sondern vielmehr ob jemand sie als Glaubender oder Ungläubiger erträgt. Das Leiden an der Seuche wird somit zu einem besonderen Glaubenszeugnis dieser besonderen Zeit.

Dass jetzt beständiger Durchfall die Körperkräfte verzehrt, dass das tief im Inneren lodernde Feuer immer weiter wütet und den wunden Schlund ergreift, dass fortwährendes Erbrechen die Eingeweide erschüttert, dass die Augen durch den Blutandrang sich entzünden, dass manchen die Füße oder irgendwelche anderen Körperteile von zerstörender Fäulnis ergriffen und abgefressen werden, dass infolge der schweren Schädigung des Körpers durch die eintretende Ermattung der Gang gelähmt, das Gehör abgestumpft oder die Sehkraft getrübt wird, all das dient nur dazu, den Glauben zu erweisen. Gegen so viele Anfälle der Verheerung und des Todes mit unerschütterlicher Geisteskraft zu kämpfen, welch großen Mut zeigt das!
Welche Erhabenheit verrät es, inmitten der Vernichtung des Menschengeschlechts aufrecht zu stehen, anstatt mit denen am Boden zu liegen, die keine Hoffnung auf Gott haben! Beglückwünschen dürfen wir uns vielmehr und es als Geschenk der Zeit begrüßen, wenn wir unseren Glauben standhaft zur Schau tragen, wenn wir durch das Erdulden von Leiden auf dem engen Weg Christi zu Christus eilen und so den Lohn dieses Weges und des Glaubens nach seinem Urteil finden.
Der Tod ist allerdings zu fürchten, aber nur für den, der nicht aus Wasser und Geist wiedergeboren, sondern den Flammen der Hölle verfallen ist. Den Tod möge fürchten, wer sich nicht auf Christi Kreuz und Leiden berufen kann. Den Tod möge fürchten, wer aus diesem nur zu einem zweiten Tod übergeht. Den Tod möge der fürchten, den bei seinem Scheiden von der Welt die ewige Flamme mit immerwährender Pein foltern wird. Den Tod möge fürchten, wer von einer längeren Frist wenigstens den Gewinn hat, dass seine Qual und sein Seufzen einstweilen noch aufgeschoben sind.

Der Tod ist nicht zu fürchten! Diesen Trost gibt der Bischof seiner Gemeinde angesichts der Unausweichlichkeit vor den Folgen der Pandemie. Nicht der Tod ist zu fürchten, sondern die ewige Verdammnis, die der Tod für die Ungläubigen mit sich bringt. Das ist der Vorteil des Glaubens angesichts der gegenwärtigen Not und darum gilt es für die Gläubigen, angesichts der zu erduldenden Leiden nicht zu verzweifeln, sondern standhaft zu bleiben.
Doch Cyprian bleibt nicht allein bei dem Hinweis auf den Lohn Gottes nach dem Tod stehen, sondern sieht die Seuche auch als eine Chance für Nächstenliebe und Barmherzigkeit, ja sogar als eine Einübung für das, was den Christen damals als höchster Wert galt: das Martyrium.

Nachfolge
Wie bedeutungsvoll, wie wichtig und wie notwendig ist sodann die Wirkung, dass diese Pest und Seuche, die so schrecklich und verderblich erscheint, die Gerechtigkeit jedes einzelnen erforscht und die Herzen des Menschengeschlechtes daraufhin prüft, ob die Gesunden den Kranken dienen, ob die Verwandten ihre Angehörigen innig lieben, ob die Herren sich ihrer leidenden Diener erbarmen, ob die Ärzte die um Hilfe flehenden Kranken nicht im Stich lassen, ob die Trotzigen ihr Ungestüm unterdrücken, ob die Habgierigen die stets unersättliche Glut ihrer Habsucht wenigstens in der Furcht vor dem Tod löschen, ob die Stolzen ihren Nacken beugen, ob die Ruchlosen ihre Keckheit mäßigen, ob die Reichen wenigstens jetzt bei dem Tod ihrer Lieben etwas hergeben und spenden, da sie doch ohne Erben dahingehen werden! Selbst wenn diese Sterblichkeit nichts weiter genützt hätte, so hat sie uns Christen und Dienern Gottes schon damit einen großen Dienst erwiesen, dass wir jetzt begonnen haben, mit Freuden nach dem Märtyrertum zu verlangen, indem wir lernen, uns vor dem Tod nicht zu fürchten. Nur Übungen sind das für uns, nicht Heimsuchungen, sie verleihen dem Herzen den Ruhm der Tapferkeit, und durch die Verachtung des Todes bereiten sie zur Märtyrerkrone vor.

Herr, dein Wille geschehe, diese Bitte aus dem Vater Unser erfüllt sich auch angesichts der Pandemie, wenn die Pläne der Menschen durchkreuzt werden, wenn viele einen vorzeitigen Tod erleiden und nicht mehr das ausführen können, was sie sich für ihr weiteres Leben vorgenommen haben. Die Pandemie führt dem Menschen seine Gebrechlichkeit vor Augen, damals wie heute.
Der tiefere Blick auf das Leben Cyprians und die Zeitumstände dieses Lebens kann ihn in besonderer Weise zu einem Gefährten unserer Zeit machen. Auch wenn uns Jahrhunderte von ihm trennen, haben unsere Zeiten einiges gemeinsam. Cyprian ist in einer Zeit aufgewachsen, als das römische Nordafrika einen Höhepunkt seiner kulturellen und wirtschaftlichen Blüte erlebte, die für viele Menschen Wohlstand und Sicherheit bedeutete. Die Natur schien dem Menschen wohlgesonnen und sorgte für einen geregelten Wechsel der Jahreszeiten.
Er musste dann aber erfahren, wir brüchig dieses weltliche Geschick war. Die letzten Jahre seines Lebens waren geprägt von einer Zeit der politischen Instabilität, wirtschaftlicher Notlagen, Dürren, Hungersnöten und nicht zuletzt einer Pandemie, die unzählige Menschen auf grausamste Weise dahinraffte. Viele glaubten damals an das Ende der Zeiten, und doch hat sich die Welt wieder erholt, eine neue Zeit brach an, Menschen bauten das Zerstörte wieder auf, das Klima wurde wieder freundlicher. Der Glaube Cyprians an Jesus Christus blieb unerschütterlich. Unser Heil ist nicht abhängig von irdischem Wohlergehen, sondern allein von unserem Glauben an den, der die Welt in seinen Händen hält in guten wie in schlechten Zeiten. Sein sind Anfang und Ende. Er ist das Ziel unseres Lebens.

Über das Gebet

Welch reiche Fülle der Gnade und Güte Gottes gegen uns zeigt sich darin, dass der Herr nicht nur wünschte, wir sollten unser Gebet im Angesicht Gottes in der Weise verrichten, dass wir Gott unseren Vater nennen, sondern dass auch wir ebenso gut Söhne Gottes heißen, wie Christus Gottes Sohn ist! Diese Bezeichnung würde keiner von uns beim Gebet in den Mund zu nehmen wagen, hätte nicht er selbst uns gestattet, so zu beten. Darum sollen wir stets daran denken und uns dessen bewusst bleiben: wenn wir Gott unseren Vater nennen, dann müssen wir auch als Söhne Gottes leben, damit ebenso, wie wir uns darin gefallen, Gott zum Vater zu haben, auch er an uns sein Gefallen hat. Lasst uns wandeln als Tempel Gottes, damit man sieht, dass Gott in uns wohnt! Lasst uns in unserem ganzen Handeln den Geist nicht verleugnen, und wollen wir, die wir geistlich und himmlisch geworden sind, auch nur Geistliches und Himmlisches denken und tun!
Ein willkommenes und trautes Gebet ist es, wenn man zu Gott in seinen eigenen Worten flehen kann! ... Wenn wir aber beten, so sollen unsere Worte und unser Flehen in aller Zucht Ruhe und Ehrerbietung vereinigen. Wir müssen bedenken, dass wir vor Gottes Angesicht stehen. Zu gefallen gilt es da den Augen Gottes nicht nur in der Haltung unseres Körpers, sondern auch durch den Ton unserer Stimme. Denn während es die Art eines Unverschämten ist, laut zu schreien und zu lärmen, ziemt es hingegen dem Ehrerbietigen, mit aller Bescheidenheit zu bitten und zu beten. ...
Denn Gott horcht nicht auf die Stimme, sondern auf das Herz, und es ist nicht nötig, ihn, der die Gedanken sieht, erst durch lautes Geschrei zu mahnen. Wir sollen wissen, dass Gott überall gegenwärtig ist, dass er alle Menschen hört und sieht und kraft der Fülle seiner Majestät auch in die geheimste Verborgenheit eindringt. ...
Wenn wir aber dastehen und beten, so müssen wir wachsam und mit ganzem Herzen auf das Gebet bedacht sein. Jeder fleischliche und weltliche Gedanke sei dann fern, und der Geist denke an nichts als allein an das, um was er betet!
Cyprian von Karthago

Cyprian stammte aus einer vornehmen und vermögenden heidnischen Familie von Karthago, damals eine Großstadt in Nordafrika. Er wurde um 200 geboren, genoss eine gute Ausbildung, erlernte die Kunst der Rhetorik und wurde ein glänzender Redner und erfolgreicher Advokat.
Über einen Freund lernte er das Christentum kennen und ließ sich 246 taufen. Natürlich wurde die Bekehrung des großen heidnischen Redners zum Stadtgespräch. Seine Bekehrung war radikal. Er verwarf die heidnischen Schriftsteller, die ihm bisher lieb waren, und verschenkte einen Großteil seines Besitzes. Bald wurde er zum Priester geweiht und schon im Jahr 248/49 Bischof von Karthago und damit Oberhaupt der Kirche Nordafrikas. Er gilt als großer Seelenführer und Hirte, dem das Wohl der ihm anvertrauten Herde am Herzen lag.

Als im Jahr 250 unter Kaiser Decius eine schwere Christenverfolgung hereinbrach, verließ Cyprian Karthago und entzog sich so der Verhaftung. Aus der Ferne konnte er den verfolgten Christen durch Briefe Weisung und Hilfe geben. Viele kreideten ihn aber später seine Fluch als Feigheit vor dem Martyrium an.
Nach dem Ende der Verfolgung kam es zu einem Streit in der Kirche, wie mit jenen Christen zu verfahren sei, die sich der Verhaftung dadurch entzogen hatten, dass sie ihr Christentum verleugnet und den heidnischen Götter geopfert hatten oder sich zumindest Bescheinigungen heidnischer Religionszugehörigkeit beschafft hatten. Cyprian trat hier wie auch Papst Cornelius in Rom für Milde ein und nahm die Abgefallenen nach einer angemessenen strengen Buße wieder in die Gemeinschaft der Kirche auf.
Weitere Streitigkeiten erschütterten die Kirche. Es ging um die Frage der Gültigkeit der Taufe durch Häretiker, die Christen waren aber nicht in Einheit mit der Kirche standen. Während Rom auch deren Taufe als gültig ansah, trat Cyprian für eine erneute Taufe für solche ein, die von den Häretikern zur Kirche wechselten. Dieser Streit wurde erst nach dem Tod Cyprians endgültig entschieden, wobei die Position Roms von der Kirche übernommen wurde.

Cyprian lag stets die Einheit der Kirche am Herzen.

Niemand kann Gott zum Vater haben, der nicht die Kirche zur Mutter hat.

So lautet ein bekannter Ausspruch Cyprians. Viele Schriften hat der große Kirchenmann der Nachwelt hinterlassen. Auch die Ehre des Martyriums sollte ihm noch zu Teil werden. Als im Jahr 257 unter Kaiser Valerian erneut eine Christenverfolgung hereinbrach, wurde auch Cyprian verhaftet. Er weigerte sich, den heidnischen Göttern zu opfern. Zunächst wurde er verbannt, dann aber nach Karthago zurück gerufen. Standhaft schritt er seiner Hinrichtung entgegen.