Die Heiligen

13.9. Joh. Chrysostomus

Chrysostomus

Johannes Chrysostomus
um 345-407
Bischof
Kirchenlehrer

Kreuzerhöhung

Leben und Werk

Johannes Chrysostomus ist einer der ganz großen Heiligen. In der Ostkirche gehört er gemeinsam mit Basilius dem Großen und Gregor von Nazianz zu den Kirchenvätern und die Kirche des Westens ehrt ihn als Kirchenlehrer. Die Chrysostomus-Liturgie, nach deren Ritus die Ostkirche bis heute feiert, geht auf ihn zurück. Johannes war ein glänzender Redner und viele seiner Predigten, Schriftkommentare und Briefe sind bis heute erhalten und wurden zu allen Zeiten gelesen, abgeschrieben und übersetzt. Für sein Redetalent hat er im 6. Jahrhundert den Beinamen Chrysostomus - Goldmund erhalten.
Johannes war ein Kind der Großstadt. Er wurde um 345 in Antiochien, der drittgrößten Stadt im römischen Reich, geboren. Er hatte ein gutes und behütetes Elternhaus. Nach dem frühen Tod seines Vaters gehörte ihm die ganze Fürsorge und Aufmerksamkeit seiner Mutter, die ihrem Sohn eine gute Erziehung zukommen lassen wollte. Doch schon seit seiner Kindheit war Johannes auch dem einfachen Volk zugetan und verstand es, sich unter die Menge zu mischen und den Leuten auf den Mund zu schauen.
Johannes erhielt eine gute Ausbildung als Redner und studierte Theologie. Diodor von Tarsus war seinerzeit das Haupt der berühmten antiochenischen Schule, in der Johannes vor allem die Schriftauslegung nach dem Wortsinn des Textes lernen sollte. Auch das mönchische Ideal sprach ihn an. Gegen den Widerstand seiner Mutter zog er in eine Mönchssiedlung außerhalb der Stadt. Dort lebte er in strenger Askese und hat dabei seine Gesundheit ruiniert.
Um das Jahr 380 holte ihn der Bischof aus der Einsamkeit und weihte ihn zum Diakon. Später wurde er auch zum Priester geweiht. Johannes erkannte, dass er nicht zum Einsiedler berufen war und ging in seiner neuen Aufgabe als Seelsorger voll und ganz auf. Bald war er über die Grenzen der Stadt als großer Prediger bekannt. Die Sorge um die Armen, Kranken und Witwen war ihm ein großes Anliegen und machte ihn vor allem auch beim einfachen Volk beliebt.
In seinen Predigten legt Johannes zunächst den Schrifttext wortgetreu aus. Es folgen meist längere Ermahnungen, wie die Hörer das Wort der Schrift im Leben umsetzen sollen. Er ging mit seinem Lebenswandel mit gutem Beispiel voran. Offen nannte er das Übel der Vergnügungssucht und andere Laster, die beim Volk herrschten, beim Namen. Bekannt sind auch seine Säulenpredigten. Diesen Predigtzyklus hielt er, als die Stadt in großer Not war. Nach einem Tumult, bei dem der Mob Standbilder des Kaisers umgestürzt hatte, drohte damals das Strafgericht des Herrschers, das aber abgewendet werden konnte.

Eine Wende in seinem Leben trat ein, als man ihn im Kaiserhaus von Konstantinopel als neuen Bischof dieser Stadt ausersehen hatte. Der Patriarch war gestorben. Man suchte nach einem fähigen Kleriker, der als unbescholten galt und relativ frei von der Bindung an eine der Parteien war, die um den Bischofsstuhl von Konstantinopel buhlten. Alles geschah mit großer Verschwiegenheit. Eines Tages fuhr die Kutsche des kaiserlichen Gesandten in Antiochia vor, man bat Johannes einzusteigen und erst hier erfuhr er, dass die Reise nach Konstantinopel geht.
397 wird Johannes zum Bischof geweiht. Als Patriarch von Konstantinopel war er vor allem auch der Haus-und Hofprediger des Kaisers und Gastgeber für hohen geistlichen Besuch in der Hauptstadt. Doch anders als sein Vorgänger hielt er keine großen Empfänge und Gastmähler. Vielmehr lebte er konsequent ein einfaches Leben und mahnte auch seine Mitbischöfe zu einem solchen, was ihm nicht aller Freundschaft eingetragen hat.
Auch in Konstantinopel war Johannes ein Freund des Volkes und trug Sorge um die Armen der Stadt. Auch hier hörte man seine Predigten gerne, wenn auch seine strengen sittlichen Forderungen oft auf taube Ohren stießen. Johannes war auch hier ganz Seelsorger. Als Bischof lag ihm auch die Ausbildung und die Sorge um ein würdiges Leben seines Klerus am Herzen. Doch er war nicht an den Machtspielen interessiert, in die der Patriarch der Kaiserstadt oft verwickelt wurde.

Mit seinen sittenstrengen Forderungen hat Johannes sich viele Feinde gemacht und auch die mächtige Kaiserin ließ sich nicht gerne ihren prunkvollen Lebenswandel zum Vorwurf machen. Verhängnisvoll wirkte sich der Konflikt mit Bischof Theophilus von Alexandrien aus. Schon immer konkurrierten Alexandrien und Antiochien um die Macht, schon immer gab es zwischen den Bischofsstühlen der beiden Städte theologische Auseinandersetzungen. Dem Alexandriner Theophilus war der Antiochener Johannes als Patriarch von Konstantinopel ein Dorn im Auge. Hinter dessen Rücken zog er die Fäden, verschaffte sich Einfluss, brachte Johannes mit leicht gefälschten Zitaten aus Predigten auch beim Kaiserhaus in Misskredit.
Als Johannes 402 einer Gruppe von Mönchen, die Theophilus exkommunizieren wollte, Asyl gewährte und die Angelegenheit vor einer kirchlichen Versammlung regeln lassen wollte, war die Stunde für Theophilus gekommen. Er, der sich eigentlich verantworten sollte, trat nun als Ankläger gegen Johannes auf. Geschickt konnte er seine Parteigänger ins Spiel bringen, es kam zu einer Verbannung des Johannes. Doch diese währte nicht lange, denn das Kaiserhaus ließ ihn nach wenigen Tagen zurückholen. Doch das Verhältnis war zerrüttet, die Gegner des Johannes wirkten im Hintergrund weiter gegen ihn. Johannes selbst setzte dem nichts entgegen, sondern blieb seinem bisherigen geraden Lebenswandel treu, nannte Unrecht offen beim Namen und war nicht bereit, dem Kaiserhaus zu schmeicheln.
404 kam es zu einem Tumult während der Osterfeierlichkeiten in der Kathedrale, Johannes wurde festgenommen und an die Ostgrenze des Reiches in die Verbannung geführt. Doch Johannes hatte dort weiterhin regen Briefkontakt mit seinen Freunden, die seine Rehabilitierung anstrebten. Besonders in Rom hat man die Absetzung des Johannes nie als rechtens angesehen. Doch seine Gegner waren stärker. Johannes sollte noch mehr isoliert werden. Soldaten trieben ihn bei Wind und Wetter, durch Sonnenglut und strömenden Regen auf einem langen Fußmarsch durch unwirtliche Gegenden bis an den hintersten Winkel des Schwarzen Meeres. Johannes war diesen Strapazen nicht gewachsen. Er starb während des Marsches am 14. September 407 in dem Städtchen Komana. Seine letzten Worte waren: "Gott sei gelobt für alles!"
Im Jahr 438 wurden die Gebeine des Johannes feierlich in die Apostelkirche von Konstantinopel übertragen. 1204 wurden sie von Kreuzfahrern geraubt. 2004 hat Papst Johannes Paul II. sie als Akt der Versöhnung feierlich an den Patriarchen von Konstantinopel zurückgegeben.

Kreuzerhöhung

Worte

Johannes Chrysostomus als Exeget

In einer Anekdote aus dem Leben des heiligen Thomas von Aquin heißt es, dass dieser einmal mit einigen Studenten auf dem Weg von Saint-Denis zurück nach Paris war. Der Weg führt über den Montmartre und jeder, der Paris kennt, weiß, welch atemberaubenden Blick man von dort oben über die prächtige Stadt hat. Das war schon damals so und die Studenten fragten den heiligen Thomas von Aquin: "Meister, seht ihr, wie schön die Stadt Paris ist? Möchtet ihr nicht Herr dieser Stadt sein?" Der Heilige aber antwortete: "Lieber möchte ich die Predigten des hl. Johannes Chrysostomus über das Matthäusevangelium haben."
Die Kommentare des hl. Johannes Chrysostomus zu den Büchern der Heiligen Schrift sind in der Tat wahrhaftige Schätze, die auch ich des Öfteren in meinen Texten zu den Sonntagslesungen zitiere. Es würde zu weit führen, all diese Zitate hier zu sammeln. Sie werden ihnen aber immer wieder begegnen, wenn Sie auf den verschiedenen Seiten etwas schmökern.

Die Kunst des Schenkens

Johannes Chrysostomus hat als Bischof von Konstantinopel die Unterschiede zwischen Arm und Reich beim Namen genannt, ungeachtet dessen, dass er sich damit viele Feinde gemacht hat. Er zeigt anschaulich, dass Christus selbst uns in den Armen begegnet und legt ihm die Worte in den Mund:

Ich könnte mich selbst ernähren, aber ich irre lieber als Bettler umher und strecke meine Hand an deiner Tür aus, um von dir ernährt zu werden. Aus Liebe zu dir handle ich so.

Jeder kann Gutes tun, sagt uns Johannes Chrysostomus.

Zu den Werken der Barmherzigkeit brauchen wir nichts anderes als nur die gute Absicht. Auch wenn du noch so arm, ja selbst ein Bettler bist, wenn du nur ein paar kleine Münzen oder etwas Brot hast und davon gibst, so bist du zum Gipfel dieser Kunst aufgestiegen. Diese Wissenschaft also wollen wir erlernen und in die Tat umsetzen, denn sie zu verstehen ist besser, als König zu sein und sich mit einem Diadem zu schmücken.

Der lästige Bettler vor der Tür wird für uns zum Lehrer höchster Lebenskunst. Wie können wir den verachten, der uns mehr beibringen kann, als viele gelehrte Bücher? Warum fällt es uns oft so schwer, das Einfachste zu tun?

Über das Fasten

Das Fasten ist die Speise der Seele.
Wie die körperliche Speise stärkt,
so macht das Fasten die Seele kräftiger
und verschafft ihr bewegliche Flügel,
hebt sie empor und
lässt sie über himmlische Dinge nachdenken.

Niemand schäme sich des ehrwürdigen Zeichens unserer Erlösung, der größten aller Wohl- taten, durch die wir leben, durch die wir sind. Wir wollen vielmehr das Kreuz Christi wie eine Krone tragen. Denn durch das Kreuz wird ja unser ganzes Heil vollbracht.
So oft jemand wiedergeboren wird, ist das Kreuz dabei, so oft er genährt wird mit jener geheimnis- vollen Speise, so oft jemand geweiht wird, so oft irgendeine andere Handlung vorgenommen wird, überall steht dieses Zeichen des Sieges uns zur Seite.
Deshalb zeichnen wir es voll Eifer auf die Häuser, Wände und Fenster, auf die Stirn und auf das Herz. Ist es ja doch das Sinnbild unserer Erlösung, unserer gemeinsamen Befreiung, sowie der Güte unseres Herrn.
So oft du dich also mit dem Kreuz bezeichnest, beherzige alles, was im Kreuz liegt, dämpfe den Zorn und alle übrigen Leidenschaften. Wenn du dich bekreuzigst, erfülle deine Stirn mit großer Zuversicht, mache deine Seele frei.
Man darf das Kreuz aber nicht einfach nur mit dem Finger machen, sondern zuerst mit dem Herzen, voll innigen Glaubens. Wenn du es in dieser Weise auf deine Stirn zeichnest, dann wird dir kein unreiner Geist nahen, weil er die Waffe sieht, die ihm die Wunde geschlagen hat, das Schwert, das ihm den tödlichen Streich versetzt hat.
Schäme dich also nicht eines so großen Gutes, damit auch Christus sich deiner nicht schäme, wenn er in seiner Herrlichkeit kommt und wenn vor ihm sein Zeichen erscheinen wird, leuchtender als die Strahlen der Sonne.
Präge dir diese Wahrheit tief ins Gedächtnis ein und drücke das Heil unserer Seelen an dein Herz. Denn dieses Kreuz hat die Welt erlöst und bekehrt, hat den Irrtum verscheucht, die Wahrheit gebracht, die Erde in einen Himmel verwandelt, aus Menschen Engel gemacht.