Die Heiligen

30.6. Otto v. Bamberg

Otto von Bamberg

Otto von Bamberg
um 1060-1139
Bischof

Otto von Bamberg

Der Weg zum Bischofsamt

Otto wurde um das Jahr 1060 geboren und stammte aus schwäbischem Adel. Über die erste Hälfte seines Lebens ist uns wenig bekannt. Er wurde, wie damals üblich, schon als Kind für den geistlichen Stand bestimmt. Seine Eltern sind früh verstorben, den Großteil des Erbes erhielt sein Bruder. Otto widmete sich dem Studium und ging als Lehrer nach Polen. Dort knüpfte er enge Beziehungen zu den führenden Adelshäusern, die ihm später bei seinen Missionsreisen sehr hilfreich sein werden. Nach seiner Priesterweihe war er Hofkaplan bei Herzog Wladislaus von Polen. Dabei war er auch maßgeblich am Zustandekommen der Hochzeit zwischen Wladislaus und Sophie, der Schwester Heinrichs IV., beteiligt.
Heinrich IV. (1056-1106) erkannte die besondere Begabung Ottos und gewann ihn für seinen Dienst. Wir wissen nicht, wann genau Otto nach Deutschland zurückgekehrt ist. Seine erste große Aufgabe war die Vollendung des Dombaus zu Speyer, der durch Misswirtschaft und Veruntreuung von Geldern ins Stocken geraten war. Bis zum Jahr 1097 konnten die Bauarbeiten durch Ottos tatkräftiges Wirken weitgehend abgeschlossen werden. Im Jahr 1102 setzte Kaiser Heinrich IV. Otto zum Kanzler ein und ernannte ihn noch im selben Jahr zum Bischof von Bamberg. Am Lichtmess-Tag des Jahres 1103 erfolgte die Konsekration durch die Bischöfe von Augsburg und Würzburg. Otto wird nun dieses Bistum bis an sein Lebensende leiten. Es heißt, dass Otto trotz der winterlichen Kälte barfuß in den Dom einzog.
Die Einsetzung Ottos erfolgte zum Höhepunkt des Investiturstreites zwischen Kaiser und Papst. Beide kämpften um das Recht, geistliche Ämter besetzen zu dürfen. Da Bischöfe und Äbte zur damaligen Zeit auch eine große politische Bedeutung hatten, waren die Kaiser an einer Besetzung dieser Ämter durch ihre Günstlinge interessiert. Die Päpste aber erhoben den Anspruch, allein für die Besetzung geistlicher Ämter zuständig zu sein. Kaiser Heinrich IV. war vom Papst exkommuniziert worden, stand also außerhalb der Kirche. Für Otto war daher die Legitimation durch den Papst von existenzieller Bedeutung, wollte er sich als treuer Diener der Kirche erweisen. Wie so oft in seinem Leben will Otto auch hier zwischen den beiden Parteien vermitteln. Noch lange wird er sich um die Schlichtung des Streites zwischen Kaiser und Papst bemühen, bis dieser mit dem Wormser Konkordat 1122, das auch die Unterschrift Ottos trägt, beigelegt werden kann. Es ist ein Brief Ottos an Papst Paschalis II. erhalten. Darin heißt es:

Weil das Fundament aller kirchlichen Würde und Verpflichtung von Christus an seinen Jünger Petrus, dem Felsen, und dessen Nachfolgern übertragen wurde, darum habe ich es für eine Torheit erachtet, von dieser Ordnung und Richtschnur, die allen Reichen, allen Hirtenämtern und Vollmachten in der Kirche zu Grunde gelegt werden muss, irgendwie abzuweichen. Unter Euch, heiligster Vater und unter unserer heiligen Mutter, der römischen Kirche, beuge ich in Demut meinen Nacken. Zu Euch flehe ich um Hilfe und Rat in meinen Angelegenheiten. Mehrere Jahre lebte ich im Dienste meines Herrn, des Kaisers und ich fand Gnade in seinen Augen. Allein die Verleihung eines Bistums durch die Hand des Fürsten schien mir verdächtig, darum habe ich es zweimal ausgeschlagen, als er mir ein Bistum antrug. Nun hat er mich zum dritten Mal für ein Bistum, und zwar das Bistum Bamberg, bestimmt. Allein ich werde es durchaus nicht behalten, wenn es nicht Eurer Heiligkeit gefällt, selbst mich zu investieren und zu weihen. Was Eure Weisheit bezüglich meiner beschließen möge, das wolle mir durch die Botschafter berichtet werden, damit ich die Reise zu Eurer Heiligkeit nicht vergeblich unternehme. Der Allmächtige erhalte Euer Wohlsein!

Aus Rom erhält Otto eine wohlwollende Antwort. Jedoch verzögert sich seine Reise dorthin um drei Jahre, da im Reich der Sohn Heinrichs IV. sich gegen seinen Vater erhob. Otto wird im Reich dringend benötigt. Schließlich schickt er unmittelbar vor seiner Abreise einen weiteren Brief nach Rom. Darin heißt es:

Endlich hat sich Gott wieder seiner Kirche erbarmt, er leitet das Schiff der Kirche und das Licht der himmlischen Wahrheit leuchtet wieder dem Abendland. Jetzt möchte ich vor allem Eurer Heiligkeit kundtun, dass ich bisher in allen Stücken Eurem Legaten, dem Bischof Gebhard von Konstanz gehorcht und nach seiner Anweisung teils gehandelt habe, teils zu handeln entschlossen bin, wenn mir Gott das Leben schenkt. Zu den Füßen Eurer Heiligkeit hingeworfen, bitte ich um gnädiges Gehör. Die ganze Welt liegt im Argen. Man traut kaum mehr einem Menschen, kaum mehr einem Ort. Darum bin ich in großer Verängstigung bezüglich der bevorstehenden Konsekration. In diesen Zweifeln und Ängsten, in diesem bestürmenden Sorgen einem Schiffbrüchigen vollkommen ähnlich, rufe ich mit dem Apostelfürsten, dessen Stelle Ihr vertretet, zu Euch: "Herr, rette mich!" Denn wahrhaftig, auf Euch allein schauen meine Augen in dieser Stunde und bei dieser Macht der Finsternis. Euch den schuldigen Gehorsam zu leisten bin ich ganz bereit.

Reformer der Kirche

Als Otto endlich in Rom ankam, legte er seine bischöflichen Insignien dem Papst zu Füßen und übergab ihm das Bistum. Der Papst jedoch gab ihm die Insignien zurück und übertrug ihm damit offiziell das Bistum Bamberg. Am Pfingstfest des Jahres 1106 empfing Otto aus den Händen des Heiligen Vaters die bischöfliche Weihe und erhielt zugleich das Pallium. Gegen Ende des Jahres kehrte er über Regensburg, wo er das Weihnachtsfest gefeiert hat, in sein Bistum zurück.
Als Bischof will Otto die Kirche in seinem Bistum aufbauen. Er ist ein begnadeter Redner, dem die Glaubensunterweisung des Volkes am Herzen liegt. Mehr noch zeigte er sich als ein Mann der Tat. Eifrig macht er sich an die Erneuerung der Bamberger Kirchen, vor allem des baufällig gewordenen Doms und des Michaelklosters. Er setzte sich für eine Reform des Klerus und der Klöster ein und siedelte mehrere Reformorden im Bistum an. Er gründete 21 Klöster, reformierte viele, stattete sie reichlich aus und machte sie zu Zentren des Glaubenslebens und der Glaubensverkündigung. Es gab Leute, die nicht begreifen konnten, wozu denn die Klöster nützen sollten und warum der heilige Bischof dafür so unermessliche Summen ausgab. Als man ihn darüber befragte, gab er zur Antwort:

Die ganze Welt ist ein Verbannungsort. So lange wir in der Welt leben, sind wir Wanderer und fern vom Herrn. Da brauchen wir Standquartiere und Herbergen. Leute, die sich über die vielen Herbergen beklagen, oder gar sagen, es gebe deren zu viele, bedenken nicht, dass sie auf Wanderschaft sind. Sie meinen, sie seien zu Hause. Würden sie von Räubern gepackt und ausgeraubt, geschlagen und verwundet und müssten halbtot liegen bleiben, dann könnten sie zu der Einsicht kommen, dass es besser ist, in der Nähe eines solchen Quartiers zu sein, als fern davon. Es gibt eine Menge solcher Verwundeter und Halbtoter an vielen Orten, darum ist es besser, wenn es viele solcher Herbergen gibt. Denn wie sollten wenige Herbergen ausreichen für so viele Fremde und Kranke? Zudem ist jetzt die letzte Stunde und die Welt liegt im Argen. Viele aber wollen sich aus der Welt flüchten und gerettet werden. Um dieser willen, und weil die Welt überhaupt so überfüllt ist von Menschen, ist es ganz in Ordnung, recht viele Klöster zu errichten.
Im Anfang, als noch wenige Menschen auf der Welt lebten, musste für die Fortpflanzung und Vermehrung derselben gesorgt werden. Darum gab es dort keine Ehelosigkeit, sondern sie nahmen zur Ehe und gaben zur Ehe. Jetzt aber, am Ende der Zeiten, da die Menschen sich übermäßig vermehrt haben, ist die Enthaltsamkeit an der Zeit. Jetzt müssen alle, die es können, sich der Ehe enthalten und ganz für Gott leben. Die Enthaltsamkeit und andere Werke der Heiligung können in den Klöstern leichter geübt werden als außerhalb. Dies ist mein Grund, warum ich die Klöster vervielfältige, und dies ist meine Absicht.

Helfer der Armen

Mit großer Sorge nahm sich Otto der Not der Armen an. Er gründete etliche Spitäler zur Versorgung der Armen und Kranken. Sein Wahlspruch war:

Alles zur Ehre Gottes und zum Heil des Nächsten!

Seine Menschenfreundlichkeit bekamen alle zu spüren und er sah in allen, denen er seine Fürsorge und Menschlichkeit erwies, den Herrn gegenwärtig. Selbst lebte er ein einfaches Leben und untersagte allen Luxus, der sonst für das Haus eines Bischofs üblich war. Feine Speisen ließ er an die Armen verteilen und aß selbst nur karge Kost und niemals bis zur Sättigung. Alte und zerrissene Gewänder und Schuhe ließ er flicken, anstatt sich neue zu kaufen. Als sich einige darüber empörten und meinten, solche Armut schicke sich nicht für einen Bischof, antwortete er:

Das Besitztum des Bischofs besteht aus lauter Almosen von den Gläubigen. Es ist uns nicht erlaubt, dasselbe in Eitelkeit zu vergeuden.
Otto von Bamberg

Es soll einmal zur Fastenzeit großer Mangel an Fischen gewesen sein. Der Verwalter bekam dennoch einen sehr kleinen Hecht und bezahlte dafür zwei Solidi. Der Fisch wurde köstlich zubereitet und dem Bischof vorgesetzt, mit der Bemerkung, es wäre dies eine sehr teure Speise. Der Bischof fragte: Wie viel hat sie gekostet? Als man ihm den Preis nannte, nahm er die Schüssel samt dem Fisch, gab sie dem Verwalter und sagte: Fern sei es, dass der arme Otto heute allein so viele Denare verzehrt. Gehe hin und bringe diese teure Speise meinem Heiland, Christus dem Herrn. Du wirst ihn schon in irgendeinem bettlägerigen Kranken finden. Ich bin gesund und kann mich an diesem Brot sättigen.
Als das Land durch Hungersnot und Krankheit heimgesucht wurde, pflegte er selbst die Kranken und begrub die Toten. Er sorgte sich um eine gerechte Verteilung des gelagerten Getreides. Als dann nach der Hungersnot endlich wieder eine gute Ernte auf den Feldern stand, gab er den Armen eine Sichel und erlaubte ihnen, damit so viel Getreide zu ernten, wie sie zum Leben brauchten.

So tat er jedesmal, wenn Teuerung die Not der Armen übergroß gemacht hatte, und so erwarb er sich unablässig Schätze für den Himmel.

Apostel der Pommern

Otto wird auch der Apostel der Pommern genannt. Zwei Missionsreisen führten ihn in die Gegenden um das Mündungsgebiet der Oder. Der Wunsch Ottos, in diese Gegenden aufzubrechen, begann, als um das Jahr 1123 ein spanischer Bischof namens Leonhard auf dem Rückweg von einer Missionsreise aus Land der Pommern nach Bamberg kam und von seinem erfolglosen Bemühen, den heidnischen Pommern den christlichen Glauben zu verkünden, berichtete. Etwa zur gleichen Zeit ging auch ein Schreiben von Herzogs Boleslaus, dem Sohn des Herzogs Wladislaus, an dessen Hof Otto einst gedient hatte, bei Bischof Otto ein, mit der Bitte, ihn bei der Missionierung der Pommern zu unterstützen. Otto erbat sich daraufhin von Papst Calixt II. die Erlaubnis, sein Bistum verlassen zu dürfen und wurde vom Papst zum apostolischen Legaten ernannt. Im Frühjahr 1124 trat Otto seine Missionsreise an, begleitet von vielen Priestern und Dienern.
Er konnte auf die Erfahrungen des Bischofs Leonhard zurückgreifen. Zudem prädestinierten ihn seine ausgezeichneten Kontakte nach Polen sowie sein ausgleichendes Wesen in einzigartiger Weise für die Ausbreitung des christlichen Glaubens in diesem Gebiet. Bis heute erinnern Stätten der Verehrung des heiligen Otto in Pommern an seine Verdienste um die Einwurzelung des Christentums in jener Gegend, die auch von der evangelischen Kirche der Region anerkannt sind.
Der Herzog von Pommern hatte bereits den christlichen Glauben angenommen. wagte es aber nicht, diesen öffentlich zu bekennen. Als nun Otto mit seinem Gefolge das Gebiet Pommerns erreichte, zog er ihm entgegen. Anders als Leonhard, der in ärmlichen Gewändern aufgetreten war und daher bei den Pommern nur Verachtung geerntet hat, trat Otto mit seinen Begleitern in vollem Ornat auf. Die Erscheinung des Bischofs und seines Gefolges machte einen großen Eindruck auf die Menge. Otto unterwies die Menschen im Glauben und viele ließen sich daraufhin bereitwillig taufen.
Doch es regte sich auch Widerstand gegen die Mission des Bischofs. Auf dem Weg nach Stettin wurde er von einem heidnischen Bauern überfallen, der ihn mit einem Holzblock zu Boden schlug und in eine Pfütze schleuderte. Otto aber erhob sich aus dem Schlamm, in dem er fast erstickte, dankte dem Herrn und sprach:

Gepriesen sei der Herr! Wenn es auch nicht weiter kommen sollte, so habe ich jetzt doch einen Streich erhalten um des Herrn willen.

Nach der Bekehrung einer vornehmen Frau in der Stadt Stettin war der Grundstein zum Aufbau der Kirche Pommerns gelegt. Die beiden Söhne dieser Frau predigen das Evangelium und viele in der Stadt verließen die Götzen und ließen sich taufen. Zugleich sicherte Herzog Boleslaus den nun bekehrten Pommern ewigen Frieden und eine Verminderung der Abgaben zu. Die Leute erkannten, dass sie diese Vergünstigung der Fürsprache Ottos zu danken hatten und wurden dadurch für das Christentum besser gestimmt. Auch die vielen Heilungen, die durch die Hand des Bischofs gewirkt wurden, ließen die Pommern an die Kraft Christi glauben. Otto sagte zu ihnen:

Wenn ihr glauben und die Taufe empfangen wollt, so werdet ihr nicht allein das volle Heil der Seele, sondern auch die unversehrte Gesundheit des Leibes erhalten.

Nach einem Jahr der Mission kehrte Otto im Frühjahr 1125 nach Bamberg zurück. Seine Präsenz war dort dringend nötig. Die Stadt war durch einen furchtbaren Brand verwüstet worden. Nur die prachtvolle Domkirche und andere Kirchen waren verschont geblieben. Zudem litt das Land unter Hungersnot und Krankheit. Als im Jahr 1128 sich die Lage besserte und die Hungersnot ein Ende hatte, entschloss sich Otto zu einer weiteren Missionsreise ins Land der Pommern. Er hatte gehört, dass die Heiden wieder die Oberhand bekommen hatten und neue Tempel errichteten. Der Bestand seines Werkes war zutiefst bedroht.
Als Otto in Pommern angekommen war, berief der Herzog einen Landtag nach Usedom ein. Die Vornehmen des Landes, die hier zusammen kamen, waren teils Heiden, teils abgefallene Christen. Der Herzog stellte ihnen den heiligen Bischof vor und forderte sie auf, ihn zu hören, und den von ihm mit so großer Liebe und mit so vielen Opfern verkündeten Glauben anzunehmen. Es waren eben die Tage des Pfingstfestes. Otto sprach nun selbst zu den Versammelten. Er verkündete ihnen die Lehre vom heiligen Geist und seiner Herabkunft, von der Vergebung der Sünden und den verschiedenen Gnadengaben. Seine Rede machte einen solchen Eindruck auf die Versammlung, dass die Abgefallenen sogleich wieder um Aufnahme in die Kirche baten und viele der Heiden sich taufen ließen. In dieser Versammlung wurde zugleich beschlossen, dass in ganz Pommern das Evangelium ungehindert verkündet werden sollte.
In Stettin aber kam es noch einmal zu einer harten Auseinandersetzung mit den Gegnern der Mission. Als er im bischöflichen Ornat vor dem Volk eine Rede hielt, wollten die Heiden ihn töten. Es standen Männer bereit, die ihn mit der Lanze durchbohren sollten, als sie aber den Mord verüben wollten, erstarrten ihre Arme. Dieses Wunder erschreckte viele und die Abgefallenen baten reumütig um Wiederaufnahme. Daraufhin konnte Otto es wagen, einen dem Götzendienst geweihten Baum zu fällen. Auch in anderen Städten hatte Otto Erfolg. Das Heidentum sollte sich nicht mehr erholen und Otto konnte schließlich wieder nach Bamberg zurückkehren.

Ein vollendetes Leben

Die letzten Jahre in Bamberg nutzte Bischof Otto, um weitere Klöster zu gründen und er verwendete alle seine Kräfte auf die Förderung der Kirche Gottes in seiner Diözese. Der heilige Otto führte ein spannendes Leben: Als Bischof kümmerte er sich um Seelsorge und Mission und als Reichsfürst um den Ausbau seines Territoriums sowie die Vermittlung zwischen weltlicher und geistlicher Macht während des Investiturstreites. Otto schlichtete zeitlebens zwischen beiden Parteien - und hatte Erfolg. Als er am Festtag der heiligen Petrus und Paulus seinen Tod nahen sah, sprach er:

Heute ist der himmlische Geburtstag meines Herrn, des Apostelfürsten Petrus. Ich bitte euch, bringt ihm alles, was mir Gott geschenkt hat, als Opfer dar, dass er und sein Mitapostel Paulus, der Lehrer der Heiden, mir die Pforten den Himmels öffnen und mich recht bald in die himmlische Stadt einführen mögen. Um den Ort meiner Ruhe, den Berg meines Patrons, des heiligen Erzengels Michael, nehmt euch als um meinen Lieblingsort mit Liebe an, sorgt in allen Dingen für sein geistiges und für sein zeitliches Wohl zum Trost für meine Seele. Ihr wisst, wie armselig und elend und so ganz von allem klösterlichen Leben verlassen dieser Berg war, als ich ankam. Ihr wisst, welche geistigen Fortschritte derselbe durch Gottes Gnade unter meiner Dienstleistung gewonnen hat, so dass er jetzt unter allen Klöstern der Nachbarschaft allgemein als das Muster und als die Perle gilt. Möge Gott geben, dass ihm dieser Name bis ans Ende unversehrt erhalten bleibt! Möge allen, die ihm in Treue und Ehrfurcht zugetan bleiben, Friede und Segen werden vom Herrn hier und in Ewigkeit. Übrigens empfehle ich euch und die ganze Herde, die mir übergeben ward, dem obersten Hirten. Er möge euch unversehrt bewahren und mich ihn schauen lassen in der Ruhe ewiger Klarheit.

Nach einem tatenreichen Leben starb Bischof Otto am 30. Juni 1139 und wurde auf seinen Wunsch hin in der Kirche seines Lieblingsklosters auf dem Michelsberg in Bamberg beigesetzt. An seinem Grab geschehen viele Wunder und Heilungen. Bereits 50 Jahre nach seinem Tod wurde Bischof Otto 1189 durch Papst Clemens III. heiliggesprochen. Otto ist der achte Bischof von Bamberg und neben dem Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde Patron des Bistums. Er zählt zu den großen Gestalten des Mittelalters.