Die Heiligen

15.6. Prophet Amos

Amos

Prophet Amos
Mitte 8.Jhd.v.Chr.

Der Prophet, der hier besorgt ins Tal blickt und dessen Worte in einem Buch des Zwölfprophetenbuches überliefert sind, sagt im 7. Kapitel dieses Buches von sich selbst: "Ich bin kein Prophet und kein Prophetenschüler, sondern ich bin ein Viehzüchter und ich ziehe Maulbeerfeigen. Aber der Herr hat mich von meiner Herde weggeholt und zu mir gesagt: Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel!" Das ist der Auftrag Gottes an den Propheten Amos. Amos ist der Prophet der Gerechtigkeit. Ein markanter Satz seiner Botschaft lautet:

Sucht das Gute, dann werdet ihr leben!

Amos trat in der Mitte des 8. Jahrhunderts vor Christus im Nordreich Israel auf. Er ruft seine Worte einer Gesellschaft zu, die meint in höchster Blüte zu stehen und nicht merkt, daß sie fast tot ist.
Nach dem Tod König Salomos wurde Israel in das Südreich Juda und das Nordreich Israel geteilt. Beide litten unter den Angriffen ihrer Nachbarvölker. Unter Jerobeam II. war es im Nordreich nach einer langen Periode kriegerischer Auseinandersetzungen wieder zu Ruhe, Frieden und wirtschaftlichem Aufschwung gekommen. Doch davon profitierte nur eine kleine Oberschicht. Die einfache Bevölkerung geriet immer mehr in Armut und Abhängigkeit. Die Reichen verstanden es, sich durch ungerechte Machenschaften immer mehr zu bereichern.
Gott wird in den Reichsheiligtümern, allen voran Bet-El, mit einem pompösen Kult verehrt. Doch feiert die Oberschicht nicht einfach nur sich selbst durch diesen Kult? Die staatlich angestellten Hofpropheten tun ihr übriges dazu, daß man sich im Recht und ob seines Reichtums in besonderem Maße als von Gott auserwählt wähnt.
Da tritt der Prophet Amos als Störenfried auf.

Sucht das Gute, dann werdet ihr leben!

Aber wir leben doch und das nicht schlecht. Und überhaupt: was will dieser Fremde aus dem Südreich Juda hier bei uns? Er soll doch wieder nach Hause gehen.
Doch Amos bleibt. Er weiß sich von Gott als Prophet berufen. Er hat seine Heimat, seine Herde und seine Maulbeerfeigen verlassen. Er folgt dem Auftrag Gottes: "Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel!" Er ist frei und braucht in seinen Reden auf niemand Rücksicht zu nehmen. Er gehört nicht zu den Hofpropheten, die nur gefällige Sprüche sprechen dürfen, weil sie sonst um ihr Einkommen fürchten müssten.
Er verkündet den Ruf Gottes nach Gerechtigkeit. Gott verabscheut die pompösen Gottesdienste, die fetten Opfer und den Lärm der Lieder, weil er nicht mit dem Leben zusammengeht. Es nützt nichts, auf der einen Seite Gottesdienst zu feiern und dann hinauszugehen und Unrecht zu begehen. Leben und Gottesdienst müssen in Einklang zueinander stehen. Das Unrecht macht das Land kaputt. Mag es auch Reichtum bringen, am Ende bringt es den Tod. Nur die Gerechtigkeit bringt Leben. Sucht das Gute, dann werdet ihr leben!
Wenige Jahre nach seinem Auftreten wird das Nordreich von den Assyrern erobert und verschwindet für immer von der Landkarte.