Die Heiligen

5.6. Winfrid Bonifatius

Bonifatius

Bonifatius
Apostel der Deutschen
um 675-754
Bischof
Glaubensbote
Märtyrer

Bonifatius

Kindheit und Klosterjahre

Bonifatius, der Apostel Germaniens, stammt aus England. Um das Jahr 675 wurde er wahrscheinlich in der Nähe von Exeter im Südwesten Englands geboren. Sein Taufname lautet Wynfreth (Winfrid). Das ist ein typischer altenglischer Name, bestehend aus den beiden Wörtern wyn = Friede und freth = Freude.
Seine Eltern, die vermutlich dem niederen Adel großbäuerlicher Grundbesitzer angehörten, gaben Winfrid im Alter von sieben Jahren zur Erziehung in das Kloster Exeter in Devonshire. Die Lebensbeschreibung des Heiligen weiß zu berichten, dass Winfrid schon als Kind "mehr über Himmlisches als über Gegenwärtiges" nachdachte und voll Eifer danach trachtete, "sich dem Dienst Gottes zu weihen".
Neben dem geistlichen Leben im Kloster widmete sich Winfrid eifrig dem Studium. Bald schon konnte die bescheidene Bibliothek des Klosters Exeter seinen Wissensdurst nicht mehr stillen. So wechselt Winfrid mit Erlaubnis seines Abtes in das Kloster Nursling. Hier fand er Raum zur Entfaltung seiner Fähigkeiten und "bestätigte seinen gottergebenen Dienst, sein anhaltendes arbeitsvolles Wachen und seinen Fleiß im Lesen des göttlichen Wortes in so gewaltig eindringender Forschung, dass er endlich in hoher geistlicher Bildung glänzte."
Ein Schwerpunkt seiner Studien war die Heilige Schrift. Bald war er soweit fortgeschritten, dass er andere lehren konnte. In seiner Zeit in Nursling hat Winfrid mehrere Lehrbücher zu unterschiedlichen wissenschaftlichen Themen verfasst. Er sah im Studium keinen Selbstzweck. Alle Bildung sollte letztlich zu Christus führen, wie er in einem Schreiben deutlich macht:

"Du sollst wissen, dass du die einzelnen Bestimmungen des Alten und Neuen Testamentes dann in der den Kirchensatzungen entsprechenden Weise verstanden hast, wenn du in der Mitte mit geistigen Augen betrachtend den Christus am Kreuz erblicken kannst, der das Bauwerk der Begierde zerstört und den Tempel der gütigen Liebe erbaut."

Um das Jahr 705 wurde Winfrid zum Priester geweiht. Bald wurden sowohl weltliche als auch geistliche Würdenträger auf den begabten Mönch aufmerksam und er wurde mit kirchenpolitischen Aufgaben betraut, die über den engeren Umkreis seines Klosters hinausreichten. Winfrid hatte eine Laufbahn eingeschlagen, auf der er sicher bald zum Bischof einer bedeutenden Diözese Englands geworden wäre. Doch sein Sinn stand nach etwas anderem. Er wollte in die Ferne ziehen und den Heiden den Namen Jesu Christi verkünden.
Im Jahr 716, im Alter von etwa 40 Jahren, tat Winfrid einen ungewöhnlichen Schritt. Er verließ sein Kloster und schiffte sich nach Doristat am Niederrhein ein, um bei den Friesen zu missionieren. Doch widrige Umstände veranlassten ihn zu einer baldigen Rückkehr nach England. Dort wählten ihn die Mönche von Nursling zum Abt ihres Klosters. Doch schon im nächsten Jahr bricht Winfrid wieder auf und sollte nie mehr in seine alte Heimat zurückkehren.

Bonifatius

Missionar und Kirchenreformer

Im Herbst 718 machte sich Winfrid auf den Weg nach Rom. Er hatte erkannt, dass seine Missionsarbeit ohne die offizielle Unterstützung der römischen Kirche und die Zusammenarbeit mit den weltlichen Machthabern scheitern musste. In Rom sicherte er sich die Unterstützung von Papst Gregor II. Damit legte er das Fundament für das spätere historische Bündnis zwischen dem karolingischen König- und Kaisertum und den Päpsten. Am 15. Mai 719 beauftragte ihn der Papst ausdrücklich mit der Heidenmission. Nach üblichem Brauch erhielt er den Namen des römischen Kalenderheiligen des vorangegangenen Tages. Dies war der Märtyrer Bonifatius von Tarsos, der noch heute als einer der Eisheiligen bekannt ist.
Bonifatius, wie er sich seitdem nannte, wandte sich den Ländern Hessen und Thüringen zu, die unter fränkischer Herrschaft standen. Mit offizieller Erlaubnis Roms ausgestattet und unter dem Schutz des Frankenreiches war seine Missionsarbeit nun erfolgreich. Zusammen mit Willibrord wandte sich Bonifatius auch wieder den Friesen zu, doch blieben Hessen und Thüringen die Zentren seines Wirkens in dieser Zeit. Das Kloster Amöneburg sollte zur Keimzelle einer intensiven Christianisierung der Bevölkerung werden.
Bonifatius fehlte es aber an Macht, um sich gegenüber kirchlichen und weltlichen Größen zu behaupten und gegen deren Widerstand die notwendigen Reformen durchzusetzen. Daher reiste Bonifatius erneut nach Rom, wo er im Jahr 722 zum Missionsbischof ohne festen Sitz geweiht wurde. Das Bischofsamt verlieh seinen Entscheidungen nun eine größere Wirkung. Zudem stellte ihm Karl Martell einen Schutzbrief aus. So kehre Bonifatius nach Hessen und Thüringen zurück, wo er weiter missionierte und eine zukunftsfähige Kirchenstruktur schuf.

Die unter fränkischer Herrschaft stehenden Stämme waren zwar formal Christen, doch war der raschen Taufe oft keine tiefergehende christliche Unterweisung gefolgt, so dass alte heidnische Bräuche im Volk weiterhin gepflegt wurden. Hier setzte Bonifatius an. Zunächst sollte durch eine Reform des Klerus die kirchliche Führungsschicht auf einen romtreuen Kurs gebracht werden und die Einhaltung kirchlicher Vorschriften garantiert werden. Sodann sollte das Volk unterwiesen und von der Nichtigkeit der heidnischen Bräuche überzeugt werden.
Hier waren es nicht allein Worte, die überzeugten. Da Volk verlangte sichtbare Zeichen der Stärke des Christengottes. Eine äußerst wirksame Aktion war die bis heute bekannte Fällung der Donar-Eiche bei Geismar. Vor den Augen einer großen Menschenmenge fällte Bonifatius den gewaltigen Baum, der ein Zeichen für die Größe des Gottes Donar war, und baute mit dessen Holz eine Kirche. Indem er diese Kirche dem hl. Petrus weihte, machte er den engen Bezug zur Kirche in Rom deutlich. An der Stelle der Peterskirche steht heute der Fritzlaer Dom.

Bonifatius

Im Jahr 732 wurde Bonifatius von Papst Gregor III. zum Erzbischof ernannt und von seiner dritten Romreise im Jahr 737/38 kehrte er als päpstlicher Legat für Germanien zurück. Mit diesen Vollmachten ausgestattet, machte sich Bonifatius an die Neuordnung der kirchlichen Strukturen in Bayern und Mitteldeutschland. Das Concilium Germanicum im Jahre 742, das die Kirche Germaniens zu einem Metropolitanverband unter dem Erzbischof Bonifatius zusammenschloss, kann sicherlich als machtvoller Höhepunkt des Wirkens des Heiligen gesehen werden.
Ein sicher für Bonifatius persönlich sehr wichtiges Ereignis war die Schenkung eines Gutes an der Fulda durch Karlmann. Hier gründete Bonifatius im Jahr 744 das Kloster Fulda, das zu seinem persönlichen Lieblingsort werden sollte und zugleich zu einem Zentrum kirchlicher Reform und Bildung. Hier wird der Heilige auch sein Grab finden und bis heute tritt hier jedes Jahr die Deutsche Bischofskonferenz zusammen.
Je mehr Bonifatius in der großen Politik tätig war, desto mehr Feinde machte er sich. Denn nicht alle teilten die strengen Forderungen für ein geistliches Leben, die Bonifatius selbst befolgte und durch seine Reform im Klerus durchsetzten möchte. Hier geht es auch um finanzielle und machtpolitische Interessen, für die Bonifatius kein Auge hatte. Mehr und mehr wurde er von den Mächtigen ins Abseits geschoben. Im Jahr 746 scheitern Pläne, Bonifatius das Erzbistum Köln zu übertragen, statt dessen erhält er das weit weniger bedeutsame Bistum Mainz.

Bonifatius

Alter und Tod

Bonifatius hatte mit seiner umfangreichen Tätigkeit einen entscheidenden Beitrag zur engen Anbindung der Kirche des Frankenreiches an Rom geleistet. Was er vorbereitet hatte, entwickelte eine Eigendynamik, die letzten Endes Bonifatius immer mehr an den Rand treten ließ. Sicher war seine strenge und geradlinige Art bei den Mächtigen nicht immer gern gesehen. Sie verbanden mit dem Werk, das Bonifatius vorbereitet hatte, ihre eigenen Interessen. Bonifatius geriet zunehmend ins politische Abseits. Als im Jahr 754 mit Stephan II. zum ersten Mal ein Papst über die Alpen in das Frankenreich reiste, war Bonifatius nicht zur Stelle, um ihm zu begegnen und der große Kirchenmann war nicht anwesend, als Stephan II. im Juli 754 Pippin in St. Denis zum König der Franken salbte.
Bonifatius begab sich zu jener Zeit auf eine andere Reise, die zu seiner letzten werden sollte. Bereits Mitte des Jahres 753 war er von Mainz den Rhein hinauf nach Utrecht gereist und im Frühjahr 754 nach Dokkum gezogen. An dem Ort, an dem er knapp 50 Jahre zuvor sein Wirken auf dem Festland begonnen hatte, sollte er dieses auch beschließen.
Am Osterfest waren in Dokkum etliche Friesen getauft worden. Am Pfingsttag sollte die feierliche Firmung stattfinden, die Bonifatius selbst halten wollte. Sicher hat man zur würdigen Feier dieses Tages etliche Kostbarkeiten und Köstlichkeiten herbeigeschafft. Es war wohl eine Räuberbande, die von diesen Schätzen gehört hat und die Gelegenheit zu reicher Beute nutzen wollte. In der Morgendämmerung drang die bewaffnete Meute in das Lager des Bonifatius ein. Als seine Begleiter sich verteidigen wollten, gebot ihnen Bonifatius, keine Gewalt anzuwenden, sondern lieber bereitwillig das Martyrium zu erdulden.

"Der wütende Haufen der Heiden stürzte mit Schwertern und voller Kriegsausrüstung über sie her und machte die Leiber der Heiligen nieder in heilbringendem Morde."

Es heißt, dass Bonifatius schützend eine Evangelienhandschrift über sein Haupt gehalten habe. Bis heute ist dieser Codex im Fuldaer Domschatz zu besichtigen. Von der Hand der Räuber starben Bonifatius und seine Begleiter. Die Nachricht davon verbreitete sich rasch. Bereits zwei Jahre später wurde Bonifatius in seiner englischen Heimat zum Landespatron erhoben und auch an den Orten seines Wirkens im Frankenreich wurde er bald hoch verehrt. Die 819 über dem Grab der Heiligen errichtete neue Fuldaer Klosterkirche galt damals als die größte Kirche nördlich der Alpen. Der Titel "Apostel der Deutschen", den Bonifatius später erhalten hat, zeugt bis heute von seiner großen Bedeutung für die Kirche in unserem Land.

Apostel du, von Gott gesandt,
Sankt Bonifatius:
du gabst dein Blut für unser Land,
nimm unsern Dankesgruß.
Dich schreckte nicht der Heiden
Wut, nicht alter Götzen Macht;
du hast, erfüllt von Glaubensmut,
uns Christi Licht gebracht.