Die Heiligen

19.5. Hl. Alkuin

Alkuin

Alkuin
um 735-804
Gelehrter
Diakon
Abt in Tours

Alkuin wurde um das Jahr 735 als Sohn einer Angelsächsischen Adelsfamilie in der Nähe der Stadt York im Königreich Northumbria geboren. Im Alter von sieben Jahren wurde der Junge der Kathedralschule von York zur Erziehung übergeben. Diese war damals eine der berühmtesten Bildungsstätten in Europa. Alkuin zeichnete sich durch seine Gelehrsamkeit aus. Nach seinen Studien wurde er selbst zum Lehrer und im Jahr 766 Nachfolger des Erzbischofs Elbert in der Leitung der Schule.
Im Jahr 781 reiste Alkuin nach Rom. Auf der Rückreise kam es in Parma zu der für ihn folgenschweren Begegnung mit dem Frankenkönig Karl dem Großen. Karl war bestrebt, Kultur und Bildung, die nach dem Niedergang des Römischen Reiches einen Tiefpunkt erreicht hatten, wieder zu neuer Blüte zu verhelfen. In dem Gelehrten Alkuin sah er einen Meister, der dieser Aufgabe gewachsen war.
Karl der Große holte Alkuin an seinen prächtigen Hof in Aachen. Seine Heimat sollte Alkuin nur noch kurz wieder sehen. Alkuin wurde Leiter der Hofschule in Aachen und zum Vater der „Karolingischen Renaissance”. Er schuf dort ein Netzwerk der Gelehrten Europas und sammelte alle Schriften zur christlich-lateinischen Bildung, die er finden konnte. An der Hofschule studierte die gesamte Elite des Frankenreiches, unter ihnen auch Rhabanus Maurus und die Söhne Karls des Großen. Alkuin wurde zum Ratgeber Karls des Großen sowohl in theologischen als auch in politischen Fragen.
Alkuin lag besonders daran, dass die christlich-antiken Texte fehlerfrei überliefert wurden. Durch den Vergleich von Handschriften wurden Fehler behoben, die in Folge ungenauen Abschreibens entstanden waren. Auch der Text der Heiligen Schrift wurde korrigiert. Die unter Alkuin bereinigte Form der Vulgata des Hieronymus wurde zum verbindlichen Text für das gesamte Mittelalter. Die Urform dieses Textes wurde in der Alkuinbibel niedergeschrieben, einer prächtigen Handschrift, die Alkuin Karl dem Großen anlässlich seiner Kaiserkrönung im Jahr 800 übergeben hat. Das Erstexemplar dieser Schrift ist leider verloren gegangen.
Die umfangreiche Schreibtätigkeit unter Alkuin verlangte nach einer neuen praktischeren Form der Schrift. Unter Alkuins Leitung entstand die „karolingische Minuskel”. Diese war vom 9. bis zum 12. Jahrhundert die meistverwendete Buch- und Urkundenschrift des Abendlandes und war sozusagen die Vorläuferin unserer heutigen Kleinbuchstaben.
Alkuin sammelte nicht nur altes Wissen, er verfasste selbst neue literarische Werke, die größtenteils aus seiner Lehrtätigkeit an der Hofschule heraus entstanden sind. Zu ihnen gehören „De orthographia“ (Über das genaue und sorgfältige Schreiben als Grundlage aller geistigen Arbeit), Lehrbücher für Grammatik, Rhetorik und Dialektik („De grammatica", „Dialogus de rhetorica et virtutibus“ und „De dialectica"), dogmatische Schriften (darunter sein Hauptwerk "De fide sanctae et individuae trinitatis"), liturgische Schriften, Heiligenviten, Bibelkommentare und Gedichte. Große Bedeutung haben auch seine Briefwechsel mit Karl dem Großen und anderen Persönlichkeiten seiner Zeit.
Alkuin war nie Mönch oder Priester, er besaß nur den Weihegrad eines Diakons. Dennoch übertrug ihm Karl der Große die Leitung mehrerer Klöster. Im Jahr 796 wurde er Abt von St. Martin in Tours. Unter ihm erblühte die dortige Kathedralschule und stieg zu einer der bedeutendsten Schulen des Abendlandes auf. Von dort aus schrieb Alkuin an Karl:

Eurem Willen und Wunsch entsprechend arbeite ich jetzt unter dem Dach des heiligen Martin daran, die einen mit dem Honig der Heiligen Schrift zu laben und die anderen mit dem klaren, alten Wein der Wissenschaft des Altertums zu tränken; manche nähre ich mit den Früchten grammatikalischer Feinheiten, und wieder andere unterweise ich in der Wissenschaft von den Sternen, die wir vom Dach irgendeines Gebäudes aus beobachten. Im Morgen meines Lebens, in den blühenden Jahren des Lebens säte ich in Britannien. Und jetzt, an meinem Lebensabend, wo das Blut in meinen Adern abkühlt, höre ich nicht auf, im Frankenreich zu säen. Mein Wunsch geht dahin, dass beide Saaten aufgehen.

Alkuin starb im Jahr 804 in Tours. Sein Wirken hatte großen Einfluss auf die Nachwelt. Seine Werke sind bis heute erhalten.

Gebete des Hl. Alkuin
Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner.
Erleuchte du meine Augen,
dass ich den Weg zu dir finde.
Mach du meine Schritte fest,
dass ich vom Weg nicht abirre.
Öffne du meinen Mund,
dass ich von dir spreche.
Du willst, dass ich meine Mitmenschen liebe.
Lass mich ihnen diene,
dass sie ihr Heil finden
und in deine Herrlichkeit gelangen.

Ewiges Licht, erleuchte unsere Herzen,
ewige Güte, erlöse uns vom Übel.
Ewige Macht, sei du unsere Hilfe.
Ewige Erbarmung, habe Nachsicht mit uns.