Glaubenszeugen

9.4. Dietrich Bonhoeffer

Bonhoeffer

Dietrich Bonhoeffer
1906-1945

Auch wenn Dietrich Bonhoeffer kein Katholik war, möchte ich ihn hier doch als Beispiel eines vorbildlichen christlichen Lebens vorstellen. Sein Lebenszeugnis für den christlichen Glauben wird von Christen aller Konfessionen in besonderer Weise gerühmt. Er war einer der führenden Kräfte der "Bekennenden Kirche", die sich von Anfang an gegen die Nazi-Herrschaft in Deutschland gestellt hat. Schon 1933 warnt der damals 26-jährige in einem Rundfunkvortrag vor einem falschen Führertum und stellt sich als erster Theologe gegen den Boykott jüdischer Geschäfte.
Er hat es stets abgelehnt, zu seiner eigenen Sicherheit im Ausland zu bleiben und wollte bei seinem Volk und bei den Brüdern und Schwestern der Bekennenden Kirche sein. Nur so meinte er, glaubwürdig bleiben zu können. 1939 nimmt er Verbindung mit einer Gruppe des aktiven Widerstandes auf. In ihrer Mitte gewinnt auch Bonhoeffer immer mehr die Überzeugung, dass nur nach einer Beseitigung Hitlers der Frieden und gerechte Zustände wiederhergestellt werden können. 1940 wird über ihn ein Rede- und Schreibverbot verhängt.
Im Januar 1943 verlobt sich Bonhoeffer, im April wird er verhaftet und ins Wehrmachtsgefängnis Berlin-Tegel eingeliefert. Dort entsteht sein bekanntestes Buch "Widerstand und Ergebung". Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 sinkt auch Bonhoeffers Hoffnung auf eine Wende, ein Aktenfund beweist seine Teilnahme am Widerstand. Seine Haftbedingungen werden verschärft. Nach mehreren Verlegungen wird er im KZ Flossenbürg in der Oberpfalz auf persönlichen Befehl Hitlers nach einem nächtlichem Standgericht am 9. April 1945 hingerichtet.

Ein neuer Morgen - Aus einer Predigt von Dietrich Bonhoeffer

Jeder neue Morgen ist ein neuer Anfang unseres Lebens. Er ist lang genug, um Gott zu finden oder zu verlieren, um Glauben zu halten oder in Sünde und Schande zu fallen.
Wie die alte Sonne doch täglich neu aufgeht, so ist auch die ewige Barmherzigkeit Gottes alle Morgen neu. Die alte Treue Gottes allmorgendlich neu zu fassen, mitten in einem Leben mit Gott täglich ein neues Leben mit ihm beginnen zu dürfen, das ist das Geschenk, das Gott uns mit jedem Morgen macht.
In der Heiligen Schrift ist der Morgen eine Zeit voller Wunder. In der Frühe gehen die Frauen zum Grab und finden Jesus auferstanden. Im Morgengrauen finden die Jünger den Auferstandenen am Ufer des Sees Tiberias (Joh. 21,4).
In die ersten Augenblicke des neuen Tages gehören nicht eigene Pläne und Sorgen, auch nicht der Übereifer der Arbeit, sondern Gottes befreiende Gnade, Gottes segnende Nähe. Bevor das Ohr die unzähligen Stimmen des Tages vernimmt, soll es in der Frühe die Stimme des Schöpfers und Erlösers hören. Die Stille des ersten Morgens hat Gott für sich selbst bereitet. Ihm soll sie gehören.
Für stille Gebetszeit und gemeinsame Andacht muss der Morgen eine Stunde hergeben. Das ist wahrhaftig keine vergeudete Zeit. Wie könnten wir anders gerüstet den Aufgaben, Nöten und Versuchungen des Tages entgegengehen?
Die stille Gebetszeit braucht jeder Christ. Es ist ratsam, der stillen Gebetszeit ein Wort Gottes zugrunde zu legen. Das gibt dem Gebet Inhalt, festen Grund und Zuversicht. Vom Wort Gottes ausgehend beten wir alles, was das Wort uns lehrt, bringen wir den kommenden Tag vor Gott und reinigen unsere Gedanken und Vorsätze vor ihm, beten wir vor allem um die volle Gemeinschaft Jesu Christi mit uns.
Wir wollen nicht vergessen, für uns selbst zu beten, dann aber liegt vor uns das weite Feld der Fürbitte. Hier weitet sich der Blick. Er sieht nahe und ferne Menschen und Dinge, um sie der Gnade Gottes zu befehlen. Keiner, der uns um unsere Fürbitte gebeten hat, darf fehlen.
Nun hat Gott in dem Schweigen des Morgens sein Wort geredet, nun haben wir mit ihm und mit der Gemeinde der Christen Gemeinschaft gefunden. Sollten wir nun nicht zuversichtlich an das Tagewerk gehen?
Bonhoeffer
Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir sie brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.
Je ausschließlicher wir Christus als den Herrn bekennen, desto mehr enthüllt sich die Weite seines Herrschaftsbereiches. Die Welt gehört zu Christus und nur in Christus ist sie, was sie ist. Sie braucht darum nichts geringeres als Christus selbst. Alles wäre verdorben, wollte man Christus für die Kirche aufbewahren, während man der Welt nur irgendein, vielleicht christliches, Gesetz gönnt. Seit Gott in Christus Fleisch wurde und in die Welt einging, ist es uns verboten, zwei Räume, zwei Wirklichkeiten zu behaupten: Es gibt nur diese eine Welt.
Gott liebt den Menschen. Gott liebt die Welt. Nicht einen idealen Menschen, sondern den Menschen wie er ist, nicht eine Idealwelt, sondern die wirkliche Welt. (Dietrich Bonhoeffer)
Du stehst vor dem Angesicht Gottes, Gottes Gnade waltet über dir, du stehst aber zum Andern in der Welt, musst handeln und wirken, so sei bei deinem Handeln eingedenk, dass du unter Gottes Augen handelst, dass er seinen Willen hat, den er getan haben will. (Dietrich Bonhoeffer)