Die Heiligen

4.4. Isidor von Sevilla

Isidor

Isidor von Sevilla
560-636
Bischof
Kirchenlehrer

Es war eine turbulente Zeit, in der Isidor lebte. Das römische Weltreich war zerbrochen, neue Völker übernahmen die Herrschaft. Und doch gab es vor allem in den Städten noch Gebildete, die das Wissen der alten Zeit in sich trugen. Das Wissen der Antike, die Lehren der heidnischen und christlichen Gelehrten, für die kommenden Zeiten zu bewahren, war ein Anliegen von enormer Wichtigkeit. Isidor von Sevilla war einer der großen Gelehrten seiner Zeit. Seine Bücher halfen, den Schatz der Tradition menschlicher Gelehrsamkeit für die kommenden Zeiten zu bewahren.
Die Bücher Isidors wurden zu Grundlagenwerken des frühen Mittelalters und er ist auch für uns heute noch von Bedeutung. 1722 wurde er zum Kirchenlehrer erhoben. Manche bezeichnen ihn als letzten Kirchenvater der alten Zeit. Er ist der Patron Spaniens, des Internet, der Programmierer, Computerbenutzer und Studenten.

Geburt und Erziehung

Isidor wurde 560 geboren. Seine Familie hatte ihre Wurzeln im römischen Adel, doch wegen der Wirren der Zeit war man auf die iberische Halbinsel nach Sevilla umgesiedelt. Die Eltern Isidors sind früh verstorben. Sein Bruder Leander sorgte für seine Erziehung und Isidor kam schon früh in ein Kloster.

Leander war Erzbischof von Sevilla und eng mit Papst Gregor dem Großen befreundet. Er erwarb sich große Verdienste bei der Bekehrung der auf die iberische Halbinsel eindringenden arianischen Westgoten zum katholischen Glauben.
Weil ihm die Erziehung zu hart erschien, floh Isidor aus dem Kloster und vor der strengen Hand des Bruders. Doch bald kam er zur Einsicht, dass nur eine solch strenge Erziehung zu größerer Reife führen kann. Bei der Betrachtung eines Steins, der durch Wassertropfen geformt wurde, kam ihm folgender Gedanke:

"Wenn dieser harte Stein durch stetes Fallen der Wassertropfen weich und durchlöchert wird, um wie viel mehr kann ich unter dem Beistand Gottes Kenntnisse erlangen, wenn ich nur täglich einen kleinen Schritt in denselben vorwärts tue."

Abt und Erzbischof

Diese Kenntnisse hat Isidor sich dann auch im Laufe seines Lebens auf umfassende Weise angeeignet. Bald kehrte er ins Kloster zurück und Leander hat ihn zum Priester geweiht. Mit 30 Jahren wurde Isidor Abt des Benediktinerklosters von Sevilla. Dessen Bibliothek gehörte zu den bedeutendsten der damaligen Zeit. Nach dem Tod seines Bruders wurde er im Jahr 600 gegen seinen Willen unter freudigen Zurufen des Volks zum Erzbischof von Sevilla erwählt.
Isidor legte besonderen Wert auf die Ausbildung des Klerus, er errichtete Bibliotheken und bemühte sich um die Einheit und die Bewahrung der Kirche in Spanien. Er führte das Werk seines Bruders, die Bekehrung der arianischen Westgoten zum katholischen Glauben, fort.
Von Isidor stammt die bis heute gebräuchliche Bezeichnung "Messe" für die Eucharistiefeier, die vom lateinischen "Missio" = Sendung abgeleitet ist.
Große Bedeutung hatte Isidor auf dem Konzil von Toledo im Jahr 633.
Verstorben ist er nach einem erfüllten Leben im Jahr 636.

Zu seinen Werken

Der hl. Isidor schreibt:

Durch Gebete werden wir gereinigt, durch die Lesung der Hl. Schrift unterrichtet. Beides ist gut, wenn es zugleich möglich ist, anderenfalls ist Beten besser als Lesen.
Wer immer bei Gott sein will, muss viel beten und viel in der Hl. Schrift lesen. Wenn wir beten, sprechen wir mit Gott, wenn wir lesen, spricht Gott zu uns.

Wichtig ist die Verbindung von Kontemplation und Aktion im Leben, wie es Jesus getan hat:

Jesus, der Erlöser, bot uns das Vorbild des aktiven Lebens, wenn er sich tagsüber dem Wirken von Zeichen und Wundern in der Stadt hingab, aber er zeigte das kontemplative Leben, wenn er sich auf den Berg zurückzog und dort im Gebet die Nacht verbrachte.
Deshalb widme sich der Diener Gottes in Nachahmung Christi der Kontemplation, ohne dem aktiven Leben zu entsagen. Sich anders zu verhalten, wäre nicht recht. Denn wie man Gott mit der Kontemplation lieben muss, so muss man den Nächsten mit dem Handeln lieben.
Es ist also unmöglich, ohne das gleichzeitige Vorhandensein der einen und der anderen Lebensform zu leben, noch ist es möglich zu lieben, wenn man nicht die Erfahrung sowohl der einen wie der anderen macht.

Zu den wichtigsten Schriften Isidors gehören die "Etymologiae", in denen er das gesamte weltliche und religiöse Wissen seiner Zeit in 20 Bänden zusammenfasst. In seiner Chronica Majora schreibt er die Geschichte der Welt von der Schöpfung bis zum Jahr 615.
Theologisch von Bedeutung ist vor allem sein dreibändiges Sentenzenwerk, das als erstes Kompendium der römischen Kirche für Dogmatik und Moral gilt.
Kontemplation und Aktion, Gebet und Studium standen bei Isidor in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Dazu schreibt Papst Benedikt XVI.:

Ich meine, dass dies die Synthese eines Lebens ist, das die Kontemplation Gottes, den Dialog mit Gott im Gebet und in der Lesung der Heiligen Schrift wie auch das Handeln im Dienst der menschlichen Gemeinschaft und des Nächsten sucht. Diese Synthese ist die Lehre, die der große Bischof von Sevilla uns Christen heute hinterlässt, die wir dazu berufen sind, zu Beginn eines neuen Jahrtausends von Christus Zeugnis zu geben.