Die Heiligen

12.3. Symeon d. N. Theol.

Symeon der Neue Theologe

Symeon der Neue Theologe
949-1022
Mönch, Mystiker

In der Zeit um das Jahr 1000 erlebte das Byzantinische Reich mit seiner Hauptstadt Konstantinopel seine letzte große Blüte. Erfolgreich konnte es sich gegen die Araber verteidigen, die im 7. Jahrhundert große Teile des Reiches erobert hatten und seitdem immer wieder Versuche unternahmen, auch die Hauptstadt und den Rest des Reiches einzunehmen. Noch konnte Byzanz Kleinasien halten und für kurze Zeit sogar Gebiete in Syrien zurückgewinnen. Auch gegen die Slawen, die das Reich vom Balkan her bedrängten, konnte sich Byzanz erfolgreich wehren. Die Heirat einer Schwester des byzantinischen Kaisers mit dem Kiewer Großfürsten legte den Grundstein dafür, dass sich der orthodoxe Glaube allmählich auf dem Gebiet der heutigen Staaten Ukraine, Weißrussland und Russland ausbreiten konnte. Auch im Westen war der Einfluss von Byzanz spürbar. Theophanu, eine Nichte des byzantinischen Kaisers, hatte als Gemahlin des Kaisers Otto II. großen Einfluss auf die Politik des römisch-deutschen Reiches und die vielen Künstler, Architekten und Kunsthandwerker, die ihr aus Konstantinopel folgten, brachten die byzantinische Kultur in den Westen.
Auch in religiöser Hinsicht gab es in dieser Zeit einen Höhepunkt, der sich in der Person Symeons des Neuen Theologen deutlich zeigt. Welche Hochschätzung er im orthodoxen Christentum hat zeigt sich darin, dass den Ehrennamen "Theologe" außer ihm nur der Evangelist Johannes und Gregor von Nazianz tragen. Dies macht zugleich deutlich, dass der Osten einen ganz anderen Begriff von Theologie hat als der Westen. Orthodoxe Theologie ist nicht in erster Linie das Studium von Glaubensdogmen, sondern die Erfahrung des Christusgeheimnisses. So zeigt sich die Theologie Symeons vor allem in mystischen Erfahrungen, die in seinen Hymnen ihren Ausdruck finden.
Symeon wurde im Jahr 949 in Galatea in Kleinasien geboren und stammte aus einer vornehmen Familie der Provinz. Da seine Eltern ihm eine gute Laufbahn ermöglichen wollten, schickten sie ihn schon bald zum Studium nach Konstantinopel. Symeon aber war nicht an einer weltlichen Karriere im Dienst es Kaisers interessiert. Seine schon in frühen Jahren einsetzenden mystischen Erfahrungen ließen ihn nach einem geistlichen Lehrer suchen, der ihn auf dem Weg der Gottsuche begleiten konnte. Diesen fand er in Symeon dem Frommen, einem Mönch des Studiosklosters in Konstantinopel. Dieser empfahl ihm besonders das Studium der Schriften des hl. Markus des Asketen, der unter anderem das Herzensgebet ("Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner!") und die Erforschung des Gewissens lehrt.
Obwohl Symeon sich immer tiefer auf den Weg der Gottesbegegnung begab, blieb er zunächst weiterhin in seiner weltlichen Umgebung und trat erst im Alter von 27 Jahren in das Studioskloster ein. Dort jedoch fand er keine gute Aufnahme unter den Mitbrüdern, denen seine mystischen Erfahrungen und die besondere Nähe zu seinem Lehrer Symeon suspekt waren. Er übersiedelte daher in das Kloster des hl. Mamas, ein relativ kleines und heruntergekommenes Kloster in Konstantinopel, das durch das Wirken des Heiligen in neuem Glanz erstrahlte. Im Jahr 980, im Alter von 30 Jahren, wurde Symeon der Vorsteher ("Hegumenos") dieses Klosters.
25 Jahre lebte und wirkte Symeon als Vorsteher des Klosters und vertiefte sich intensiv in die Suche nach der geistlichen Vereinigung mit Christus. Nicht von allen wurden seine Lehren anerkannt und zeitweise wurde Symeon sogar aus Konstantinopel verbannt, wurde aber bald darauf vom Patriarchen Sergios II. vollständig rehabilitiert. Im Jahr 1005 ließ er sich im Kloster der Heiligen Marina nieder, wo er einen Großteil seiner Werke schrieb. Er starb am 12. März 1022. Nach seinem Tod sammelte sein Schüler Niketas Stethatos die Schriften Symeons und veröffentlichte diese ebenso wie eine Beschreibung seines Lebens.