Die Heiligen

1.2. Brigida von Kildare

Brigida von Kildare

Brigida von Kildare
um 451-525
Äbtissin
Nationalheilige Irlands

Brigida von Kildare

Wer heute an Irland denkt, dem kommen Bilder von der grünen Insel, von einsamen Bergen, Tälern und Seen, Bilder von der zerklüfteten Küste, an der ein rauer Wind vom Atlantik weht. Bis heute gilt Irland als ein mystisches Land. Als die Römer im Jahr 43 Britannien eroberten, brachten sie ihre städtische Kultur dorthin, die dem Land neue Errungenschaften der Zivilisation brachten. Der Norden, das heutige Schottland, und Irland aber blieben davon unberührt, so dass in diesen abgelegenen und schwer zugänglichen Gebieten die Kultur der Kelten mit ihren alten Bräuchen weiter bestehen konnte.
Während der römische Teil Britanniens schon früh mit dem Christentum in Berührung kam und sich dort eine mit Rom verbundene Kirchenstruktur herausbildete, kam das Christentum wohl erst im 4. Jahrhundert nach Irland. Zunächst waren es christliche Gefangene, die irische Piraten in der immer schwächer von Rom geschützten Provinz Britannien erbeutet hatten. So kam auch der Heilige Patrick (ca. 390-463), der große Missionar und Nationalheilige Irlands, das erste Mal mit dieser Insel in Berührung. Nach seiner Flucht aus der Gefangenschaft kehrte er im Jahr 432 als Bischof nach Irland zurück.
Die Entwicklung der irischen Kirche weist in ihrer Anfangszeit viele Besonderheiten auf, vor allem, weil sie unabhängig von Rom entstanden ist. Nach dem Abzug der Römischen Truppen Anfang des 5. Jahrhunderts war Britannien auf sich allein gestellt. Mit der Eroberung durch die Angeln und Sachsen zerfielen die alten Strukturen und mit ihnen auch die Kirchenstruktur weitgehend.
In Irland und Schottland waren es vor allem die Klöster, in denen der christliche Glaube wuchs und sich ausbreitete. Die Missionierung Irlands und Schottlands ging nicht wie sonst so oft mit einem Wandel der Kultur einher, sondern das Christentum übernahm viele der alten Bräuche und heiligen Städten und deutete sie christlich um, bewahrte aber den spirituellen Kern, der in ihnen steckte. Die Mönche lösten die Druiden ab und von den Klöstern aus verwurzelte sich der christliche Glaube in den Herzen der Menschen.

Die Heilige Brigida, zusammen mit Patrick und Columban eine der drei großen Nationalheiligen Irlands, wurde um das Jahr 450 bei Dundalk (an der Ostküste Irlands zwischen Dublin und Belfast gelegen) geboren. Ihr Vater Dubtach war ein keltischer Adliger, ihre Mutter Brocca eine seiner Dienerinnen. Dubtachs Frau soll Brocca und Brigida an die Familie eines Druiden verkauft haben, wo Brigida der Legende nach von einer besonderen Kuh mit roten Ohren genährt worden ist.
Schon früh war Brigida von Jesus Christus begeistert. Das kluge und hübsche Mädchen weigerte sich, zu heiraten, wollte ein christliches Leben führen und verließ im Alter von 14 Jahren das Elternhaus. Auch wenn es nicht eindeutig belegt ist, so spricht doch vieles dafür, dass die Heilige Brigida von Patrick getauft wurde und die beiden Heiligen eine enge Freundschaft verband. Patrick spricht in seiner Confessio über "eine gesegnete Irin, von edler Abstammung, überaus schön, eben erwachsen, die ich getauft habe." Auch wenn Patrick keinen Namen erwähnt, spricht doch vieles dafür, hier an Brigida zu denken.
Um das Jahr 490 ließ sich Brigida in Kildare nieder, wo sie vom König ein Grundstück geschenkt bekommen hatte, und gründete dort ein Kloster. Der Ort, der bereits seit alter Zeit heilig war, Kildare, bedeutet zu Deutsch "Kirche bei der Eiche". Es sollte das erste Frauenkloster Irlands sein. Kildare war als Doppelkloster angelegt, in dem Mönche und Nonnen räumlich voneinander getrennt gemeinsam lebten. Brigida leitete als Äbtissin das Gesamtkloster und stand über dem Abt des Männerklosters. Kildare blühte und von dort kam es bald zu weiteren Gründungen. Über Brigida aber sammelten sich immer mehr Berichte von Wundern, die sie gewirkt haben soll. Erst im 7. Jahrhundert, über 100 Jahre nach ihrem Tod, wurden diese schriftlich festgehalten.
Bekannt ist das geflochtene Kreuz der Heiligen Brigida. Mit ihm soll sie ihrem heidnischen Vater auf dem Sterbebett das Christentum erklärt und ihn so bekehrt haben. Von seinem Ursprung her stammt die Form dieses Kreuzes von einem Sonnensymbol aus der vorchristlichen Zeit, wie in Brigida vieles aus der uralten keltischen Tradition mit dem Christentum verschmilzt. Allein schon ihr Name weist auf eine große keltische Gottheit hin und ihr Fest am 1. Februar fällt auf den Termin eines alten keltischen Frühlingsfestes, liegt aber auch einen Tag vor dem christlichen Fest Mariä Lichtmess. So wurde aus christlicher Sicht Brigida selbst mehr und mehr in die Nähe der Gottesmutter gerückt manchmal gar als "Maria der Gälen" bezeichnet und viele beten bis heute vertrauensvoll:

Ich bin unter dem Schutze der Gottesmutter Maria und meine geliebte Gefährtin ist Brigida.

Die Heilige Brigida hat so vieles vom alten keltischen Lichtbrauch bewahrt. Das Brigidenfeuer setzte einen alten Brauch fort und erlosch erst im Jahr 1220. In all dem wird deutlich, wie Jesus Christus, das wahre Licht, das Licht des alten Glaubens überstrahlt. Neben dem Licht ist es vor allem die Sorge um das Heil der Menschen und das Wohl der für sie zum Überleben wichtigen Nutztiere, die in den Legenden immer wieder zum Ausdruck kommt. Ein altes Lied, das ihr zugeschrieben wird, macht deutlich, wie die Iren sich das Fest des Glaubens vorstellen. Hier wurde nicht mit Wein gefeiert, den man im hohen Norden außerhalb der Römischen Einflusssphäre nicht kannte, sondern mit Bier:

Ich möchte einen großen See von Bier haben
für den König der Könige,
ich möchte die ganze Familie des Himmels
daraus trinken sehen in alle Ewigkeit.

Ich möchte die Männer des Himmels
in meinem Haus zu Gast haben;
große Fässer des Friedens
möchte ich ihnen anbieten.

Ich möchte austeilen
aus den Gefäßen der Liebe;
ich möchte Krüge der Gnade haben
für die ganze Gemeinschaft.

Ich möchte die drei Marien sehen,
die glorreichen, allseits bekannten;
ich möchte das Volk des Himmels da haben
von allen Ecken und Enden.