Die Heiligen

23.1. Heinrich Seuse

Hl. Heinrich Seuse

Heinrich Seuse
um 1295 - 1366
Ordenspriester
Mystiker

Hl. Heinrich Seuse

Heinrich Seuse (Suso) trat bereits mit dreizehn Jahren 1308/10 ins Dominikanerkloster in Konstanz ein. Während seines Studiums lernte er in Köln Meister Eckehard kennen, der ihn stark geprägt hat. Da das Denken Meister Eckehards in der Kirche sehr umstritten war, geriet auch Heinrich Seuse zeitweise in Häresieverdacht.
Seuse war geprägt von starker Askese, die uns heute meist unverständlich erscheint. Durch eiserne Bußhemden und Geißelung fügte er sich Schmerzen zu. Bekannt ist, dass er das Christus-Monogramm IHS aus Liebe zum Namen Jesus mit blutigem Briffel auf seine Brust geritzt hat.
Mit etwa 40 Jahren aber erfährt sein geistliches Leben eine Wende und er erkennt, dass es nicht Gottes Wille ist, dass der Mensch sich selbst Leiden zufügt. Seuse gibt sein einsiedlerisches Klosterleben auf und widmet sich einer aktiven Missions- und Seelsorgetätigkeit vor allem in der Rheingegend, im Elsaß und in der Schweiz.

Als Seelsorger und Prediger zeichnete er sich durch sein äußerst einfühlsames Wesen aus. Mit dieser Begnadung ausgestattet, gelang es Heinrich Seuse sogar hartnäckige Sünder zum Glauben an Gott zu führen. Zudem war er als Büßer und Prediger den Menschen seiner Zeit ein Wegweiser zu Gott. Er war von großer Weisheit sowie Umsicht geprägt und zeichnete sich durch ein enormes Feingespür für die Belange der Menschen aus.
Seit 1347/48 bis zu seinem Tod lebte er im Ulmer Konvent seines Ordens. Von ihm sind uns mehrere lateinische und deutsche Werke überliefert. Am bekanntesten ist sein "Büchlein der Ewigen Weisheit". 1831 wurde er von Papst Gregor XVI. selig gesprochen.

Hl. Heinrich Seuse
Zu jeder Zeit sollst du vor allem nach Herzensreinheit streben. Du sollst dein Herz mit aller Sorgfalt von alldem, was seine Freiheit behindern könnte, lösen und von jeder Sache, welche die Möglichkeit an sich hat, dass man sich an sie bindet und an ihr festhält.
"Vor allem anderen soll dein hauptsächliches Bestreben immer darin bestehen, deine Seele fortwährend in der Betrachtung des Göttlichen emporgerichtet zu haben, damit dein Geist immer den göttlichen Dingen und Gott anhängt und, indem er die irdische Vergänglichkeit zurücklässt, fortwährend zu Höherem hinaufgetragen wird.
Alles, was davon abweicht, mag es auch noch so großartig erscheinen, wie die Kasteiung des Körpers, das Fasten, die Nachtwachen und ähnliche Tugendübungen, ist als zweitrangig und geringer zu werten und nur insofern förderlich, als es zur Herzensreinheit beiträgt. ...
Keiner kann fortwährend dieser Betrachtung hingegeben sein, aber du sollst wissen, worauf hin du dein Bemühen gerichtet haben sollst und auf welches Ziel hin du das Schauen deiner Seele immer zurückzurufen hast. ... Häufiges Einüben erzeugt gewöhnlich eine entsprechende innere Haltung.
Daher geschieht es oft, dass das, wozu der Mensch sich zu Beginn vielleicht mit einiger Gewalt und Schwierigkeit zwingen musste, später leicht ins Werk gesetzt wird und schließlich sogar mit großer Freude, sofern er vom Begonnenen nicht ablässt."