Österliche Bußzeit

2.Fastensonntag B

Erste Lesung

Gen 22,1-2.9-18

In jenen Tagen stellte Gott Abraham auf die Probe. Er sprach zu ihm: Abraham! Er antwortete: Hier bin ich.
Gott sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, Isaak, geh in das Land Morija, und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne, als Brandopfer dar.
Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte, baute Abraham den Altar und schichtete das Holz auf. Schon streckte Abraham seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel her zu: Abraham, Abraham! Er antwortete: Hier bin ich.
Jener sprach: Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus, und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest; du hast mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten.
Als Abraham aufschaute, sah er: Ein Widder hatte sich hinter ihm mit den Hörnern im Gestrüpp verfangen. Abraham ging hin, nahm den Widder und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar.
Der Engel des Herrn rief Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu und sprach: Ich habe bei mir geschworen - Spruch des Herrn: Weil du das getan hast und deinen einzigen Sohn mir nicht vorenthalten hast, will ich dir Segen schenken in Fülle und deine Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und den Sand am Meeresstrand. Deine Nachkommen sollen das Tor ihrer Feinde einnehmen. Segnen sollen sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde, weil du auf meine Stimme gehört hast.

Zweite Lesung

Röm 8,31b-34

Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns? Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?
Wer kann die Auserwählten Gottes anklagen? Gott ist es, der gerecht macht.
Wer kann sie verurteilen? Christus Jesus, der gestorben ist, mehr noch: der auferweckt worden ist, sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein.

Evangelium

Mk 9,2-10

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein.
Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.
Da erschien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose, und sie redeten mit Jesus.
Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen.
Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.
Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemand mehr bei sich außer Jesus.
Während sie den Berg hinabstiegen, verbot er ihnen, irgendjemand zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. Dieses Wort beschäftigte sie, und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.
Römer 8

Ist Gott für uns - wer ist dann gegen uns? (Röm 8,31)

Diese Worte des Paulus, die wir in der heutigen Lesung hören, sind eine Fanfare der Zuversicht, des Vertrauens auf einen Gott, der die Menschen unbeschreiblich liebt. Wer an diesen Gott glaubt, wer sich auf ihn einlässt, sich auf ihn verlässt, ihm sein Leben anvertraut, dem kann nichts schaden. Das Leben mit diesem Gott wird zwar kein einfaches Leben, aber ein erfülltes Leben sein.
Zeichen der Hingabe an Gott sind für mich die geöffneten Hände, die ich diesem Gott entgegenstrecke. Nicht so sehr die gefalteten Hände. Wer seine Hände faltet und Gott entgegenstreckt, der bittet ihn um etwas, ja fordert vielleicht sogar von Gott etwas ein. Darin sehe ich einen gewissen Zwang, wenn ich Gott bestürme, um etwas Bestimmtes zu erhalten.
Die geöffneten Hände sind für mich ein Zeichen der Zuversicht. Ich vertraue mich Gott an, weil ich weiß, dass das, was er mir schenkt, besser für mich ist, als das, was ich selbst erhalten möchte. Ich will Gott nicht in eine bestimmte Richtung lenken, sondern lasse mich von ihm leiten, wohin er will, bin bereit für die Überraschungen, die er mir schickt.
Um zu dieser Zuversicht zu gelangen, muss ein Mensch erfahren haben, dass es diesen Gott wirklich gibt. Drei Jünger haben diese Erfahrung auf dem Berg der Verklärung gemacht, Paulus wurde diese Erfahrung in seinem Erlebnis auf dem Weg nach Damaskus zuteil. Wenn wir aber zweifeln, wenn wir uns fragen, ob dieser Gott vielleicht doch nur ein Produkt menschlicher Phantasie ist, werden wir nicht zu dieser Zuversicht fähig sein.
Gott ist. Gott existiert. Wer das wirklich ohne Zweifel glaubt, wird mit diesem Glauben nach Jesu Wort Berge versetzen können. Wenn ich jetzt diesen Glauben noch nicht habe, so möchte ich dennoch die Sehnsucht haben, diesen Glauben zu erlangen, die Erfahrung zu machen, dass Gott wirklich existiert, dass er kein Produkt menschlicher Phantasie ist, sondern dass Mensch und Welt die Schöpfung dieses Gottes sind.

Herr, mein Gott,
lass mich Deine Gegenwart erfahren.
Lass mich erkennen,
dass Du da bist,
dass Du lebst,
dass Du nicht das Produkt
der Phantasie des Menschen bist,
sondern dass Du
unser Schöpfer bist.
Ich will mich Dir ganz schenken,
mein Leben
ganz in Deine Hände legen.
Nimm mich Herr,
und mache mit mir
was Du willst.
Herr, denn ich weiß,
so wie Du es willst,
so ist es gut für mich
und weil du für mich bist
vermag nichts und niemand
gegen mich zu sein.
Lass mich stets leben
in dieser Zuversicht,
in der Gewissheit,
dass Du lebst
und mich liebst.
Amen.
Verklärung des Herrn

Die Verklärung Jesu (Mk 9)

Nur seine drei engsten Vertrauten, Petrus, Jakobus und Johannes, nimmt Jesus diesmal mit auf den Berg. Sie werden Zeugen eines einmaligen Ereignisses. Es ist eine einmalige Erfahrung göttlicher Nähe, die den drei Aposteln gewährt wird und Jesus tut gut daran, ihnen zu verbieten, davon zu sprechen. Ein Ereignis wie dieses lässt sich nicht in Worte fassen. Die Verklärung Jesu wird nur verständlich im Licht der Auferstehung. Gottes Macht ist stärker als der Tod. Sein himmlisches Licht strahlt mitten in der Welt, nur unsere Augen würden es nicht ertragen, in dieses Licht zu blicken.
Jesus verwandelt sich vor den Augen der drei Jünger in eine leuchtende Lichtgestalt. Dem Evangelisten fehlen die Worte, den Glanz dieses Lichtes zu beschreiben, denn es ist ein Licht, das nicht von dieser Welt ist, das himmlische Licht, dessen Glanz alles irdische Leuchten überstrahlt. Die drei Apostel dürfen Jesus sehen, wie er ist. Sie haben für einen Moment jene Gottesschau, die den Gerechten erst für die kommende Welt vorbehalten ist. Sie dürfen sehen, worin das Sehnen aller Menschen seine Erfüllung findet.
Dazu erscheinen noch Mose und Elija, die großen Vertreter des Jüdischen Volkes und sprechen mit Jesus. Die Jünger sind durch diese Erscheinung verwirrt. Der Einfall des Petrus, Hütten zu bauen, unterstützt die Deutung einiger Exegeten, dass die Verklärung Jesu am letzten Tag des Laubhüttenfestes stattgefunden hat. Dieses Fest soll an die Zeit der Wüstenwanderung erinnern, als Israel nicht in festen Häusern wohnte. Es ist Brauch, während des Laubhüttenfestes in selbstgebauten Hütten (Sukkot) zu wohnen, durch deren Dach aus Zweigen man die Sterne in der Nacht sehen kann. In einem übertragenen Sinn sind diese Laubhütten nicht nur als ein Gedächtnis an den Schutz Gottes beim Auszug aus der Wüste zu sehen, sondern sie weisen auch hin auf die göttlichen Zelte, in denen die Gerechten der kommenden Weltzeit wohnen werden.
In der Verklärung Jesu wird diese neue Welt Gottes schon auf Erden Wirklichkeit. Die drei Apostel bekommen einen Geschmack davon, wie es sein wird, die Gegenwart Gottes ewig zu kosten. Daher verwundert es nicht, dass Petrus dieses Erlebnis festhalten möchte. Gott soll für immer unter den Menschen seine Herrlichkeit zeigen. Doch dafür ist die Zeit noch nicht da. Noch gilt es, sich auf Erden zu mühen, bevor das selige Schauen im Himmel Wirklichkeit wird. Daher verwandelt sich Jesus auch wieder in seine irdische Gestalt zurück. Doch vorher wird der Vater aus dem Himmel zu den Aposteln sprechen.
Die Wolke kündigt eine Gotteserscheinung an, aus der Wolke gibt Gott Vater den Aposteln einen Auftrag. Sie sollen Jesus als den geliebten Sohn Gottes erkennen und auf ihn hören. Im Hören auf Jesu Wort ereignet sich das Bleiben Gottes auf Erden. Auch wenn das Ereignis der Verklärung nun vorbei ist und die drei Apostel plötzlich nur noch Jesus sehen, haben sie doch den Schlüssel dafür erhalten, wie sie das Wohnen Gottes auf Erden, das ihnen als den einzigen Auserwählten sichtbar gezeigt wurde, in verborgener Weise zur dauerhaften Wirklichkeit werden lassen können. Das ist auch die Botschaft an alle Gläubigen. Im Hören auf Jesu Wort bleibt Gott auf Erden gegenwärtig.

Die Erfahrung vollkommener Liebe gehört der Zukunft an: wenn wir auf ewig in der Schau Gottes leben. Hier auf der Erde bemühen wir uns darum, zumindest ein wenig davon zu erlangen und uns seiner Gegenwart in uns bewusst zu werden. Sich auf diese Entdeckungsreise und Suche zu machen, verlangt immer wieder eine Bekehrung des Herzens. Wir können versuchen, auf Gottes Stimme zu hören, die uns ruft.
Suchen wir also Gottes Spuren: in der Schöpfung, in der Heiligen Schrift, in Jesus Christus; vielleicht bekommen wir eine Ahnung von ihm und hören den Nachhall seiner Stimme. Tief im Herzen werden wir beginnen, seine Gegenwart wahrzunehmen, wenn wir den Blick auf ihn richten und die Sehnsucht nach ihm wachhalten.
Vater, lehre uns, deine Gegenwart zu erkennen und öffne unser Herz für deine Stimme.
(Basil Hume)

Oft erfahren wir Gott als unscheinbar und fern, bekommen kein deutliches Zeichen für seine Gegenwart. Wenn wir ihn brauchen, scheint er manchmal gar nicht da zu sein.
Gott, wo bist du? - Der laute Schrei so vieler Generationen - verhallt er ungehört?
Im Leben Jesu wird Gottes Macht erkennbar. In der Verklärung verdichtet sich diese Erfahrung. Jesus erscheint in überirdisches Licht gekleidet und gewährt einen Blick auf seine himmlische Herrlichkeit.
Die Verklärung ist ein Vorauszeichen für die Macht Gottes, die sich in der Auferweckung Jesu zeigen wird.
Die Apostel sahen Gottes Macht bereits in den Wundertaten Jesu. Nun erfahren sie, dass Jesus mehr ist als ein Wunderheiler. Die Stimme des Vaters sagt deutlich: Jesus ist Gottes geliebter Sohn.
Gott - wo bist du?
Auch wenn uns diese Frage oft drückend und qualvoll erscheint, Gott ist da, mitten unter uns. Er wirkt auch heute seine Wunder. Auch wenn die Welt uns in Bedrängnis bringt, Gott ist größer und er wird stets Sieger sein. Wenn wir auf seiner Seite sind, dann brauchen wir uns niemals zu fürchten.

Weitere Texte zur Verklärung des Herrn finden Sie an den Fastensonntagen der Lesejahre A und C und auf der Seite zum Fest der Verklärung des Herrn am 6. August.

Die Bindung Isaaks

Ein unmögliches Opfer (Gen 22)

Die Bindung Isaaks - eine spannende und zugleich für viele unverständliche Erzählung. Was ist das für ein Gott, der einen Menschen bis aufs Äußerste erprobt und dabei sogar das Opfer des eigenen Sohnes verlangt?
Abraham vertraut diesem Gott. Sein Sohn Isaak war ein Geschenk Gottes an ihn. Er hat sich sehr lange nach einem Sohn gesehnt. Erst als es schon aussichtslos erschien und er und seine Frau Sarah nach natürlichen Maßstäben zu alt waren, um Kinder zu bekommen, wurde ihnen Isaak geboren. Dieser war ihr ein und alles, der Stammhalter, die Hoffnung auf die Erfüllung der Verheißung Gottes, in der Gott Abraham versprochen hat, dass seine Nachkommen zahlreich sein werden wie der Sand am Meer und die Sterne am Himmel.
Doch nicht nur für Abraham war Isaak ein Geschenk, sondern für alle Weltzeit. Durch Abrahams Sohn sollte die Verheißung des Segens Gottes für alle Völker in Erfüllung gehen. Isaak ist Träger der Verheißung Gottes und als solcher Werkzeug göttlicher Macht und der Verfügbarkeit Abrahams entzogen. Abraham kommt es zu, seinen Sohn aufzuziehen und zu lieben, doch Gott ist es, der durch ihn wirkt.
Vielleicht ist es gerade dies, was Gott dem Abraham zeigen will, als er von ihm verlangt, seinen Sohn zu opfern. Gott prüft, ob er die Macht Gottes anerkennt und sich dessen bewusst ist, dass nicht er selbst es ist, der seine Nachkommen der Weltzeit hinterlässt, sondern dass diese Nachkommen, auf denen die Erwählung Gottes ruht, unter Gottes Segen stehen.
So tut Abraham das, was ihm unbegreiflich erscheint und er hofft bis zuletzt, dass Gott das Unbegreifliche erklären wird. Er ist davon überzeugt, dass Gott, wenn er eine Verheißung gibt, auch die Macht hat, diese zu erfüllen. Und so geschieht es. Als Gott den Glauben Abrahams sieht, greift er ein und verhindert das schreckliche Opfer, das er nie gewollt hat.

Nur der Götze will die Gabe, das Kind, das Tier - den geschlachteten Isaak. Gott aber will den Geber - und die Gabe nur, wenn sich in ihr der Geber gibt, sein ganzes Selbst, sein ganzes Herz. Und das ist mehr als Fleisch und Blut auf Schlachtaltären. Sich selber verlassend, im bloßen Verlaß auf Gottes Wort, verzichtend auf alle im Leben Isaaks liegende Gewähr der verheißenen Vaterschaft, errang Abraham die Gewährung: Ich segne dich und mehre deinen Samen wie die Sterne des Himmels und der Sand am Ufer des Meeres. (Fridolin Stier)

Abrahams Glaube hat sich als stark erwiesen und so kann Gott durch ihn seine Verheißung erfüllen. Weil Abraham nicht auf seine eigene Macht und Überlegung vertraut, sondern sich ganz in Gottes Hände gegeben hat, kann durch ihn Gottes Segen wirksam werden für alle Weltzeit.

Mein Herr und mein Gott,
wenn ich auf Abraham schaue,
so erkenne ich, wie schwach
und klein mein Glaube ist.
Ich vertraue noch viel zu sehr
auf mich selbst
und denke, dass allein meine
Überlegungen die richtigen sind.
Immer wieder will ich meine
eigenen Wünsche und Pläne
verwirklichen und achte nicht
darauf, was du von mir willst.
Ich mühe mich ab
und komme doch nicht ans Ziel.
Herr, öffne du mein Herz
und lass mich immer mehr
danach streben, dass ich
voller Glauben und Vertrauen
mich ganz deinem Willen übergebe,
denn wer sich hingibt,
der empfängt
und wer sich selbst vergisst,
der findet.
Deine Wille, Herr,
ist unser Glück und
deine Macht bewirkt den Segen.